98, 30. April 1902. Fertige Bücher. 3587 Verlag von Georg Heinrich Meyer, Leipzig und Berlin ^. 46 Die Freude am Licht Roman in 2 Bänden von Wilhelm Fischer in Graz. —— geh. Mk. k,—, 2 Bde. geh. M. 8.— —— Ich kann das Buch zur Zeit leider nur noch fest liefern. Die Nachfrage wächst von Tag zu Tag und sie wird zu Pfingsten, wo ich die mannigfachen und sämtlich überaus günstigen Besprechungen zusammenstelle und durch Beilagen zu einigen gelesenen Tageszeitungen verbreiten werde, ganz besonders rege sein. Dazu kommt, daß die „Freude am Licht" auch ein echtes Pfingstbuch ist. An den lichten Gestalten der beiden Haupthelden, die die Reinheit ihres äußeren und innern Daseins in ruhiger Lebensfreude ans Sonnenlicht stellen, werden feinsinnige Leser gewiß überall Behagen und Freude finden. Die Kritik hat „Die Freude am Licht" mehrfach mit Frenssens Meisterroman »Jörn Uhl" verglichen und schreibt u. A. „Nicht leicht lassen sich zwei dichterische Produkte denken, die so von Grund aus einander entgegengesetzt sind als diese beiden Werke, und dennoch ist ihnen beiden etwas wertvolles gemeinsam: der tiefe Ernst ihrer Lebensanschauung und der ergreifende Kampf um lichtvolle und sittlich erhabene Ideale. Beide preisen und erheben das Hohelied der Arbeit, jener festen zielbewußten Arbeit, die sich selber läuternd dient und veredelt, indem sie sich in den Dienst pflichtgemäßer Werkthätigkeit stellt, so den Boden bereitend, wo die Eindrücke des Schönen, Wahren und Guten Wurzel zu schlagen ver mögen." — Der Gegensätze sind freilich so große wie die der heimatlichen Landschaft der beiden Poeten: der grünen Steiermark und des meerumschlungenen Schleswig-Holstein. Diese Gegensätze kommen auch mehrfach noch zum Ausdruck: Scheint beispielsweise bei Frenssen Wilhelm Raabe und Theodor Storm Pate gestanden zu haben, so bei Fischer Gottfried Keller und Stifter, wobei aber Fischer gleich Frenssen echte tiefe eigene Töne anschlägt und auch „Die Freude am Licht" reich ist an ursprünglichem, originellem, poetischem Gehalt. In Graz hat eine einzige Firma über 100 Exemplare bereits bezogen. Ich hoffe zuversichtlich, daß Wilhelm Fischer in Graz, wenn sein Name erst etwas bekannt wird, auch in Deutsch land Freunde findet. Heinrich Hart schreibt in Velhagcn L Klaflng's Monatsheften: Litterarisch erinnert der Österreicher Fischer zum Teil an die alten Romantiker, zum Teil an die neueren Schweizer, insbesondere Gottfried Keller. Aber er ist doch eine Eigenart für sich, die in mehr als einer Hinsicht, nach der ideellen, rein menschlichen Seite sowohl wie nach der künstlerischen in gewissem Sinne etwas Bezauberndes hat. Allerdings bietet der Dichter mehr dem Herzen, dem Empfinden, als dem Geiste. Die Handlung hat mehrfach einen fast märchenhaften Zug, und doch gestaltet sie sich im großen Ganzen sehr schlicht und einfach. Ein Junge, der von Vater und Mutter nichts weiß, wachst in engsten Verhältnissen auf, aber freudig und tapfer ist er von Jugend auf. Schon früh entwickelt sich in ihm die Sehnsucht, überall der Stärkste zu sein; Stärke ist ihm gleichbedeutend mit Glück. Das Leben lehrt ihn dann, daß nicht nur in äußeren Kraftleistungen, sondern auch in Selbstüberwindung und Hingabe an die anderen sich Heroismus bethätigen kann. Das Leben und noch mehr das Weib, das er liebt, ein Weib, so licht und lieblich, wie eine jener Madonnen, die Fra Angelico im Kloster z» Fiesole gemalt hat. Mit beneidenswerter Ruhe verwendet Fischer hier und da die ältesten und verbrauchtesten Motive. So stellt es sich heraus, daß Zenz, der Held, einem alten Grafengeschlecht entstammt, freilich als ein „illegitim" Geborener. Aber Fischer benutzt das Motiv nicht um äußerer Effekte willen, es giebt ihm nur den Anlaß zu einer Episode, die wie auf den Ton einer alten, zart und wehmütig klingenden Romanze gestimmt ist. Da ich wie gesagt z. Z. nur noch fest liefern kann, erbiete ich mich, ausnahmsweise — falls jetzt bestellt — bis Pfingsten Lagerexemplare geh. und gebunden mit glatt 40»/g zu liefern. Georg Heinrich Meyer. 474* Leipzig und Berlin 8>V. 46.