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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1902
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- Deutsch
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der orthographischen Konferenz rc.). Im selben Jahre er schien auch noch von: Gymnasialdirektor Lattmann eine Bro schüre: »Die Regeln der neuen Orthographie vom Stand punkte der Schulpraxis aus betrachtet« in Göttingen bei Vandenhoeck L Ruprecht. In mancher Hinsicht war diese Orthographie noch radikaler als ihre Nachfolgerinnen, da sie bereits das h als Dehnzeichen abschaffte (Lerer, verfelen, rüren, betont, fülte, Han, Sensucht u. s. w.). Sonst zeigt sie alle Ähnlichkeiten mit neueren Systemen, z. B. das bloße t statt th, die Verbalendung -ieren, sowie das ss statt ß nach kurzem Vokal, das später in Oesterreich zur Durchführung kam. Dagegen war das c noch bevorzugt. Trotzdem aber mehrere Regierungen schon im voraus erklärt halten, sich Preußen bei seinem Vorgehen in dieser Sache anzuschließen, verlief die Bewegung doch vollkommen im Sande. Die im Druck herausgegebenen Verhandlungen wurden zwar vielfach von der Presse besprochen, aber keine der Regierungen machte Miene, den zu tage geförderten Er gebnissen praktische Anerkennung zu verschaffen. Nur einzelne Private richteten sich darnach. Da dieser Zustand der Un sicherheit aber vor allem mit den Verhältnissen der Schule unverträglich war, entschlossen sich darauf einige Schul verwaltungen zu erneutem Vorgehen. In Oesterreich wurde 1879 (9. August) die Herstellung eines Orthographiebuches für die Volksschulen angeordnet, in Bayern am 21. September desselben Jahres sogar schon die Einführung eines solchen verfügt. Hier galt nunmehr auch die unvermeidliche Bestim mung, daß neue Lehrbücher für den deutschen Sprachunter richt in Zukunft nur dann zugelassen werden könnten, wenn sie in der vorgeschriebenen Orthographie gedruckt seien. Zu gleich berichtete der bayerische Staatsminister dies an die zu ständige Stelle nach Berlin und gab dabei dem Wunsche nach einer einheitlichen Rechtschreibung für alle deutschen Schulen Ausdruck. Freilich bestanden im einzelnen noch manche Unterschiede zwischen diesen bayerischen Vorschriften und denen des damals in Berlin gültigen Regelbuches, aber am Ende beruhten beide doch auf den gleichen Grundlagen, zumal Raumer bei Ausarbeitung seines Entwurfs diesem Berliner Entwürfe in weitestem Maße gefolgt war, während jene bayerischen, im ganzen nur präziser gefaßten Vorschriften wiederum auf Räumers Entwurf basierten. Ehe aber noch von jenen Absichten der bayerischen Re gierung etwas an die Oeffentlichkeit gedrungen war, versuchte man auch im privaten Kreise zur Schaffung einer einheitlichen Orthographie zu gelangen, und zwar war es die Leipziger Firma Breitkvpf L Härtel, die mit ihrem von Professor Daniel Sanders verfaßten »Orthographischen Hilfsbuch« im Jahre 1879 an die deutschen Buchdruckereien herantrat und ihnen empfahl, die hier dargebotene Rechtschreibung anzunehmen. Nach kurzer Zeit hatten sich etwa 400 Druckereien oder Verlagsbuchhandlungen, darunter sehr bedeutende, dafür er klärt, bei ihren Arbeiten die Orthographie dieses Hilfsbuchs zur Anwendung zu bringen. Darauf wurde das Buch dem Gesamtpublikum in einer neuen, aber gegen die erste nur ganz wenig veränderten Ausgabe vorgelegt. Gar manche zeitgemäße Schreibungen der späteren »neuen« Orthographie treten in dem Sandersschen »Hilfsbuche« bereits auf. Der Beifall, den dieses Buch fand, ist jedoch vor allem daraus zu erklären, daß man im Druckgewerbe sehnlichst nach einem festen Anhalt suchte, um dem viele Unkosten verursachenden Vielerlei in der Rechtschreibung ein Ende zu bereiten. Von der andern Seite betrachtet, stellte sich das Sanderssche Buch hingegen geradezu als ein Hemmnis der schon im besten Gange befindlichen reformutorischen Arbeit der Unter richtsverwaltungen dar. Einem Antrag der Verlagsfirma au den preußischen Unterrichtsminister, anzuordnen, daß die Schul- Börsenblatt siir den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. bischer fürderhin in dieser Orthographie zu drucken feien, konnte diese Regierung aber auch aus dem Grunde nicht ent- gegenkommen, weil bereits in Bayern eine amtliche Verfügung über die dort mit Rücksicht auf Preußen aufgestellte Recht schreibung erlassen worden war; dies gab aber hinwiederum den Anstoß, daß nun in kürzester Zeit auch für Preußen ein Regelbuch ausgearbeitet wurde, das nach dem Aufträge des Unterrichtsministeriums in möglichster Uebereinstimmnng mit der bayerischen Orthographie stehen sollte. Dieses preußische Regelbuch kam im Januar 1880 heraus und ist hinlänglich bekannt. Sonderbarerweise wurde nun dieses Vorgehen des Ministers von Puttkamer — der aber selbst für die Einzel heiten der zu Tage geförderten Rechtschreibung gar nicht ver antwortlich zu machen ist — vielseitig angefeindet. Die Presse ging voran, das urteilslose Publikum folgte nach. Und so war eine Sache, die sich fast als notwendig aufdrang und seit drei Jahrzehnten entwickelt hatte, in Mißkredit geraten, ohne es zu verdienen. Das war um so schlimmer, als die für die Schulen vorgeschriebene Orthographie endlich für den amtlichen Verkehr ganz verboten wurde. Trotzdem hat sich diese sog. neue Orthographie verbreitet weit über den Kreis hinaus, für den sie ursprünglich bestimint war. Daraus läßt sich schließen, daß, um mit den Worten Wilmanns' zu reden, »die Unterrichtsoerwaltungen in Bayern und Preußen nicht nur ein wirklich vorhandenes Bedürfnis richtig erkannt hatten, sondern auch, daß ihre Maßnahmen im ganzen nicht ungeeignet gewesen sind, dieses Bedürfnis zu befriedigen«. Die übrigen deutschen Staaten haben sich Preußen ange schlossen, und wenn auch Mecklenburg, Sachsen, Baden und Württemberg für ihre Schulen eigene Regelbücher Heraus gaben, so weichen diese im ganzen doch nur wenig von denen jener beiden großen Schwesterstaateu ab. Das größte Ver dienst um die allgemeine Ausbreitung und Befestigung der neuen Orthographie hat sich bekanntlich Gymnasial direktor vr. Konrad Duden in Hersfeld (früher in Schleiz) erworben, namentlich mit seinem im Bibliographischen In stitut in Leipzig erschienenen »Vollständigen Orthographischen Wörterbuch«, das der neuen Rechtschreibung am meisten zur Einführung verhalf. Auch in Oesterreich war inzwischen die Orthographie frage zu einem annehmbaren Abschlüsse gekommen. Um dem Wunsche nach einer einheitlichen Orthographie im Schulunterrichte zu entsprechen, hatte, wie bereits oben erwähnt, das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht im Jahre 1879 »Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung« herausgegeben. Dieses Büchlein, zunächst für die Volks- und Bürgerschulen, dann für die Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungs-Anstalten bestimmt, dient seitdem auch den Mittelschulen als Richtschnur. Das k. k. Reichs- Kriegsministerium hat nun dieselbe Rechtschreibung im Jahre 1882 für Militär - ErziehungS- und Bildungs- Anstalten angenommen. Für die Militärzwecke machte sich jedoch eine veränderte Ausgabe des Büchleins not wendig, die auch als »Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung, zugleich verdeutschendes Fremd wörterbuch zum Gebrauche in den k. k. Militär - Erziehungs und Bildungs-Anstalten« erschien; im Spätsommer 18»7 wurde das Büchlein bereits in 5. Auflage herausgegeben. Durch Erlaß des k. k. Reichs-Kriegsministeriums Abtei lung 6, Nr. 2588 von 1897 ist diese Rechtschreibung auch für den schriftlichen Dien st verkehr der Behörden, Kommandos, Truppen und Anstalten des Heeres maßgebend. Wie wir unfern Duden gefunden haben, so fand Oester reich seinen Philipp Brunner, einen städtischen Lehrer in Wien, der für das Volk ein »Ausführliches orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache nach der vom k. k. Mini sterium für Kultus und Unterricht für die österreichischen 261
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