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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 54, 7. März 1902. Nichtamtlicher Teil. 2055 »Ansichtskarten«, »Meisterwerke« mit pikanten Titeln <zu deren Empfehlung die Bemerkung »nicht für Backfische« und ähnliches herhallen muß!) oder seichteste Unterhaltungs- litteratur, in Massenauflagen von 15 000, ja 70 000 Exem plaren oder 500 000 Bänden*) u. s. f., daneben Werke der Dichter Ebers, Wolfs, Dahn, Spielhagen, Ganghofer u. s. f. — sie werden allenfalls noch außer Jugendschristen und Kochbüchern fest gekauft. Den Verlegern solcher Artikel kann aber die Organisation des Buchhandels ganz gleich sein im Gegenteil, wenn vielleicht tüchtige Verkäufer aus der Konfektions- oder Kolonialwarenbranche obige »Waren« zu verkaufen hätten, würde vielleicht noch mehr verkauft; denn diese verstehen das Verkaufen oft besser als Buchhandlungs gehilfen und Buchhändler! Handelte es sich auch nur um oben aufgeführte Litteratur, das Aufhören des Sortiments wäre zu verschmerzen! Wir brauchen ein leistungsfähiges Sortiment, nicht um Ansichtskarten, Litteratur oben erwähnter Art oder gar Schundliteratur zu vertreiben, sondern um auf Grund von Beurteilung Bücher empfehlen und vorschlagen zu können, um bibliographisch-wissenschaftlich orientierende Auskunft geben zu können. Wir brauchen allerdings dazu auch nicht die Ueberfülle von kleinen und kleinsten Handlungen, die Schreibutensilien und alles mögliche mit führen! Kann der Verleger erst wieder damit rechnen, daß die guten Sortiments handlungen feine Neuerscheinungen wirklich vertreiben — mit Freuden wird er die Zahl derer verringern, mit denen er heute (sei es auch nur bar!) in Verkehr treten muß. Und führt dann nicht jeder Krämer Bücher, und kann erste dann auch nicht ohne weiteres besorgen, dann gewöhnt sich auch das Publi kum wieder an die wirklich den Namen verdienenden Sortiments- buchhandlunger- und diese können dann auch wieder mit Brot artikeln ihr Geschäft machen, das ihnen heutzutage mehr und mehr verloren geht! Nicht etwa nur durch Gewährung von Rabatt sind große Sortimente das geworden, was sie sind, sondern durch ein großes Lager, durch ein ausgezeichnetes, wissenschaftlich orien tiertes Bedienen und ähnliches. In einem als allererstes anzusehenden Geschäfte Berlins passierte es mir z. B., daß ich privatim vergeblich nach Homer, Teubner'sche Textausgabe, fragte! Soll ich als Privatmann eine solche Handlung noch weiter beehren, nur weil sie zum Börsenverein gehört? Es sind meines Erachtens weniger die paar Prozente mehr, die die Kunden den Schleuderern zuführen, als viel eher ein gutes Lager und promptes Bedienen! Drum gilt es eben auch im Buchhandel: Eintreten in die Konkurrenz und durch besseres Lager, durch besseres Bedienen den Schleuderern das Feld nehmen! Weniger des Rabatts wegen wird so viel von Berlin und Leipzig bestellt, als in der *) Einen Punkt möchte ich dabei noch berühren: nicht nur direkt durch feine Berbreitung kann solche Litteratur schädlich wirken, sondern auch indirekt durch die Hinderung des Absatzes von besserer. Hier aber hätte gerade der Sortiments buchhandel seine große und schöne Aufgabe — allerdings auch, ich gebe es zu, schwere Aufgabe, denn er muß sich zum Teil gegen das Publikum mit seinen irregeleiteten Wünschen und gegen eine zum Teil recht unwürdige Presse stellen! Aber auch das Publikum läßt sich erziehen; und wenn vielleicht auch nicht jeder Bücherkäufer sich dankbar für abratende Worte zeigt, ein Teil wird dankbar sein, und das Vertrauen dieses Teils wiegt dann gar manches auf. Zwar heißt es dann wohl auch einmal 50 oder mehr deshalb nicht zu verdienen — aber dies mag der Sinn des so oft falsch angewandten Satzes sein: -Das Buch ist keine Ware»; als -Ware- müßte das Buch eben um jeden Preis verkauft werden, wenn etwas daran verdient wird, als -Buch- aber nicht!! Hier bei sich, in der falschen Auf fassung seiner Stellung und seiner Aufgabe, suche aber auch das Sortiment die Schuld, daß der Absatz so zurück geht — die Bücherkäufer müssen ja mißtrauisch sein gegen derartig sich gebende Sortimenter! naturgemäßen Annahme, daß dort an den Centralstcllen alles vorrätig ist und schneller besorgt wird, während der Provinzler nicht nur mehr Zeit braucht, sondern sogar noch in vielen Fällen für direkte Verschreibung das Porto mit in Anrechnung bringt! Woher kommen denn immer mehr bedeutende Firmen auf, die fast nur Barbezüge zu machen brauchen, allerdings Barbezüge, die meistens belangreicher sind als viele ä cond.- Bestellnngen zusammengenommen? Es werden eben direkt Angebote, direkt Propaganda gemacht und darauf direkte Bestellungen erzielt und ausgeführt! Der Sortimentsbetrieb, wie er sich heute eingebürgert hat, ist mehr oder weniger ein Unding. Als Bestellannahme könnte er sich wenigstens die große Ladenmiete sparen und dafür direkte Reklame und Offerten machen. Die Erfolge der sich immer zahlreicher aufthuenden Versandbuchhand lungen und der sich immer mehr einbürgernde direkte Bezug vom Verleger sprechen die deutlichste Sprache dafür, wohin die Entwickelung geht und daß das Sortiment seine Aufgabe nicht mehr oder nur schlecht erfüllt! Denn fürwahr, in den meisten Fällen wird der Bücherkäufer das Gesuchte bei dem ortsansässigen Händler nicht vorrätig finden und schneller zum Ziele kommen durch direkte Bestellung! Ich möchte hier aber noch einen wesentlichen, meines Erachtens bisher nicht genügend hervorgekehrten Punkt betonen, den Unterschied in der Stellung der verschiedenen Verlagskategorien zum Sortiment. Gewiß braucht der Verleger von belletristischer, Tages-, Reise- rc. Litteratur, zum Teil auch von Geschenklitteratur ein weit ausgedehntes Heer von Zwischenhändlern Denn seine Artikel werden zum großen Teil durch Vorlage, auf Empfehlung gekauft. Je mehr Handlungen daher diese Artikel vorrätig halten, also ausstellen und vorlegen können, umsomehr ist die Möglichkeit des Absatzes gegeben. Diese Verleger könnten also ein Sortiment, wie es heute ist, ge brauchen und Interesse daran haben, dasselbe für sich zu gewinnen, für ihre Artikel zu erwärmen. Wie bereits gesagt, glaube ich allerdings, auch für diesen Zweig ist das Sorti ment von keiner solchen Wichtigkeit, denn es bleibt sich für diese »Ware«, wenn ich so sagen darf, gleich, ob der Zwischen handel durch Buchhändler oder sonst welche Geschäfte be trieben wird. Das Wesentliche muß in diesem Falle sein, daß es gute Verkäufer sind, die man ja aber oft in anderen Branchen eher und besser als im Buchhandel findet. Anders liegt es für den wissenschaftlichen Verlag. Die wissenschaftliche Litteratur findet wohl nur in Ausnahme fällen Absatz durch Vorlage oder durch Empfehlung des Zwischenhändlers; — der an sich gute Ansichtsvertrieb ist ja heute arg in Mißkredit gekommen, wohl nicht zum wenigsten durch ein wildes Drauflosversenden, das sich auch der gut mütigste Mensch schließlich verbittet Wer wissenschaftliche Litteratur braucht, kauft sie auf Kritiken oder auf Empfeh lung von Fachgenossen hin. Für solche Litteratur bietet also das Sortiment in seiner heutigen Gestalt und Aus dehnung durchaus nicht das benötigte und wünschenswerte Vertricbsmittel, im Gegenteil, durch die Zersplitterung wirkt es hinderlich. Was sollen die über 5500 Sortimentshandlungen im deutschen Buchhandel? Zu welchem Zweck sollen diese noch geschützt werden? Wenn statt der 5500 vielleicht 500 (oder 250) den Vertrieb, d. h. den wirklichen, interessierten Vertrieb über nähmen, so wäre dem wissenschaftlichen Buchhandel damit weitaus besser gedient. Dann könnte der umständliche, Kräfte zersplitternde Verkehr mit so und so vielen Bestell annahmen wegfallen, dann könnte ein sorgfältig nach den Bedürfnissen der Handlungen verteilter ä. cond.-Versand statt finden, während heute der Wert einer großen Anzahl von ä cond. - Verschreibungen sehr fraglicher Natur ist. (Im Gegensatz zu den Belletristik-Verlegern kann der wiffenschaft- 274*
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