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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1902-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1902
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- Deutsch
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2350 Nichtamtlicher Teil. 62, 17. März 1902. werken nur ein verhältnismäßig kurzes Dasein beschicken, und wenn einst die Werke unserer zeitgenössischen Autoren längst zu Staub und Moder zerfallen sind, dann wird man der Bibliophilie und dem Sammeleifer Dank wissen, kommen den Jahrhunderten die heilige Flamme des Geistes in der ursprünglichsten Gestalt übermittelt zu haben. Daß Exemplare mit eigenhändig geschriebenen Wid mungen des Autors oder solche mit Anmerkungen von der Hand des Verfassers versehen, mit Exlibris rc., noch ganz besonderer Wertschätzung sich erfreuen, brauchte wohl eigent lich nicht besonders erwähnt zu werden. Nach den seltenen Original-Ausgaben der Werke Victor Hugos sind die illustrierten und Prachtausgaben zu nenneu, in denen zuweilen die hervorragendsten Künstler ihr Bestes geliefert haben, um das Ganze zu einem bleibenden nationalen Kunstwerk zu gestalten. Ohne eine vollständige Bibliographie geben zu wollen, sei zunächst, um in chronologischer Reihen folge vorzugehen, in erster Linie die mit elf Zeichnungen von Louis Boulanger, Alfred und Tony Johannot, Raffet, Rogier und Rouargues geschmückte, bei Eugen Renduel in Paris er schienene Ausgabe von »klotrs-Oams äs 1H8« genannt, die übrigens in Liebhaberkreisen nicht so sehr geschätzt ist wie die folgende im Jahre 1844 von Bsthume und Pion gedruckte und bei Perrotin L Garnier frdres erschienene Ausgabe, die erste wirklich hübsch illustrierte Ausgabe eines Victor Hugoschen Werkes, an dem die hauptsächlichsten zeitgenössischen Künstler, wie E. de Beaumout, L. Boulanger, Johannot, Meissonier, Rogueplan, Sreinheil u. a. mitgearbeitet haben; sie enthält 21 Zeichnungen in Stahlstich, 34 in Holzschnitt, von denen ein zelne, wie »lls 6lopin Mouillstou« von Löcurieux und »lloui8 XI L Is Lastillsr von Meissonier noch besonderer Er wähnung bedürfen, da es Kunstwerke ersten Ranges sind. Das Werk erschien in 67 Lieferungen L 30 Cts. und er reichte bei den letzten Auktionen Preise bis zu 660 Frcs. Da das Buch übrigens einen großen Erfolg hatte, veranstaltete man mehrere Nachdrucke, die begreiflicherweise nicht so geschätzt sind. Nichtsdestoweniger tauchte unter letzteren vor einiger Zeit ein Exemplar auf starkem Velinpapier auf, von dessen Existenz niemand etwas wußte, da ein solches niemals an gezeigt war, und zwar befand es sich im Besitze des be kannten Bibliophilen und Kritikers Jules Janin und wurde auf der Auktion Janin natürlicherweise stark umworben. War es Zufall oder Ironie des Schicksals, daß gerade I. Janin, einer der schärfsten Gegner Victor Hugos, sich im Besitze dieses »sxswplairs uniqus« befand? Jedenfalls ent behrte der Vorfall seiner Zeit nicht einer gewissen Komik. Längere Zeit nach 1844 ist keine wesentliche Veröffent lichung Victor Hugoscher Werke zu verzeichnen, da sich der Dichter, entmutigt durch den Mißerfolg seiner »6urA§ravs8«, eine Zeit lang vom Schrifttum ab- und mehr dem politischen Leben zugewandt hatte. Erst im Jahre 1873/74 erschien die von Leopold Flameng und Daniel Vierge illustrierte Aus gabe von »l'^vuss tsrribls«; besonderen Erfolg jedoch hatte erst wieder die im Jahre 1875 von der llibrairis kolo her ausgegebene, von Daniel Vierge illustrierte Ausgabe von »1'bomws qui rit«; im darauf folgenden Jahre erschienen rls8 travaülsurs äs la wsr«, ebenfalls von D. Vierge illustriert, wovon hundert Exemplare auf farbigem Velinpapier und einige auf Chinapapier von Liebhabern sehr gesucht sind. Wir kommen mit dem Jahre 1816 zur besten volkstüm lichen illustrierten Ausgabe: Victor Hugo-Gesamtausgabe, angefangen von der »lübrairis äu Victor lluZo Ulv8tr6 (LuZsus lluZusch« und fortgesetzt von Monaque. Sie umfaßt mehr als 1400 Lieferungen L 10 Cts. und besteht aus 35 Bänden; die berühmtesten Künstler haben es nicht verschmäht, an der Ausstattung dieser Ausgabe mitzuwirken; es seien unter ihnen nur Namen wie I. P. Laurens, Rochegrosse, Jules Garnier, Albert Maignan, Henri Martin, Leopold Flameng, Tony Robert-Fleury und Victor Hugo selbst genannt. Im Jahre 1880 begann die sogenannte »Läitiou ä6L- uitive« oder »ns varistur« in 48 Bänden L 7 Frcs. 50 Cts. zugleich im Verlage von Hetze! und von Quantin zu erscheinen. Hiervon wurden hundert Vorzugsexemplare auf holländischem Papier gedruckt, wovon jedes Exemplar 1920 Frcs. kostete. Die Firma Hsbert hat hundert Zeichnungen von Franyois Flameng als Illustrationen zu dieser an und für sich nicht illustrierten »Läitiou äölloitivs« apart in den Handel gebracht; der Preis dieser Jllustrationen-Serie schwankt zwischen 150 und 1400 Frcs., je nachdem es sich um ein Exemplar auf gewöhnlichem Papier oder um ein solches aus Extrapapier, um mehr oder weniger seltene »Lprsuvs8 ä'arti8ts8« oder um »sprsuvs8 avant la lsttrs« handelt. Bald nach der Feier des achtzigsten Geburtstages des Dichters kam mau auf die Idee, ihm zu Ehren eine Pracht ausgabe seiner Werke ohne gleichen zu veranstalten. Diese sollte außerdem zur bevorstehenden Pariser Weltausstellung vom Jahre 1889 als ein unvergleichliches Mvnumentalwerk französischer Litteratur, Kunst und Industrie Verwendung finden und zur Ausstellung gelangen. Lemonnyer L Richard brachten im Jahre 1885 dieses ungeheure Unternehmen, das im 19. Jahrhundert nicht seinesgleichen hat, zur Ausführung. Victor Hugo stand sich dabei selbst wohl am besten; er verstand cs, seine Interessen zu wahren, und ließ sich von vornherein durch Vertrag 3500 Frcs. pro Band Honorar, für das ganze Werk 150 500 Frcs. garantieren. Der Gesamtkosten-Voranschlag für das große Unternehmen betrug 2 500 000 Frcs., wovon von vornherein 1 r/z Millionen für die Illustrationen, der Rest für Truck und Papier sowie für die Buchbinderarbeiten rc. bestimmt war. Um die Fertigstellung des Werkes zu sichern, bildete sich eine große Gesellschaft; doch mußten der Verleger Lemonnyer und der Drucker Richard im Jahre 1886 bereits von ihren An sprüchen zurücktreten, und Testard übernahm die Weiter führung; er konnte im Jahre 1895 glücklich den letzten Band herausgeben. Es mögen noch einige interessante Details über die Ausgabe hier folgen: Jeder der umfangreichen Bände wiegt durchschnittlich 3 Kilo, alle 43 Bände, aus denen das Werk besteht, somit rund 130 Kilo; da die Auflage 3500 Exemplare betrug, so ergiebt sich ein Gesamtgewicht von 455 000 Kilo Papier oder etwa 80 Waggonladnngen. Der große Erfolg zu Beginn des Erscheinens nahm nach und nach ganz wesentlich ab, da das allgemeine Interesse für die lange Dauer nicht ausreichte. Ein Exemplar der gewöhnlichen Ausgabe kostete übrigens 1290 Frcs., während der Preis für die Luxusausgabe auf Japanpapier mit »3 stat8 äs xravurse bor8 tsits« 6450 Frcs. betrug. Die Bibliophilen schwärmen im allgemeinen nicht für derartige ungeheure Publikationen, sie sind daher auch nicht gerade versessen auf diese voluminöse Gesamtausgabe der Werke Victor Hugos; nur sieben Bände daraus, der zwei Bände umfassende, von Luc. Olivier Merson illustrierte Roman »Xotrs-Varns äs ?ari8« und der fünfbändige, von Janniot illustrierte »Is8 Ni8örabls8« fanden trotz des unbequemen großen Quartformats Gnade vor ihren Augen, weil es in der That Kunstwerke allerersten Ranges sind. Das Eigentums recht dieser illustrierten Gesamtausgabe, der sogenannten »Läition nationale« der Victor Hugoschen Werke, ging durch Kauf an Bernoux, Cumin L Masson in Lyon-Paris über. Genannte Firma ließ zur Pariser Weltausstellung 1900 ein Exemplar in Prachtband binden und stellte es zu dem enormen Preise von 100 000 Frcs., wohl dem höchsten Preise, der je für ein modernes Werk gefordert worden ist, Liebhabern zur Verfügung. Der Einband selbst ist von dem berühmten Buchbinder Charles Meunier hergestellt und aufs reichste
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