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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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8790 Nichtamtlicher Teil. ^ 104, Mai 1902. arbeiter, und heiße Sie herzlich in unserer Mitte willkommen als die Vertreter der vielen Tausende Ihrer Kollegen, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus in hingebender Arbeit mit uns jahraus, jahrein im Dienste der Litteratur, der Geisteswissen schaften thätig sind. »Meine Herren! Von welcher Bedeutung Ihre Thätigkeit für unfern Beruf ist, wird Einem so recht klar, wenn man sich die Frage vorlegt, was würde aus dem Buchhandel werden ohne eine tüchtige, gebildete Gehilfenschaft (sehr wahr!), die sich der hohen Mission unseres Standes bewußt ist? Natürlich sind unter den zahlreichen Buchhandlungen, die heute existieren, etliche, die nicht nach den idealen Grundsätzen eines Friedrich Perthes geleitet werden. Wer wird sich darüber bei der heutigen Konkurrenz wundern? Das scheint mir aber doch keinem Zweifel zu unter liegen, daß ein Buchhandel im guten Sinne nur da blühen und gedeihen kann, wo er sich bewußt ist, ein wichtiger Kulturfaktor zu sein. Eine Buchhandlung, Verlag wie Sortiment, soll eine Pflanzstätte der Bildung, des geistigen Fortschrittes sein. Das kann aber nicht allein durch den Inhaber des Geschäfts geschehen; er bedarf treuer, gleichgesinnter Mitarbeiter, die ihm helfen, den Samen auszustreuen, die Bäumchen zu pflanzen und zu pflegen, daß sie wachsen, Schatten spenden und gute Frucht tragen. -Meine Herren! In einer auf solche Ziele gerichteten gemein samen Arbeit kann es nicht anders sein, als daß wir einander nahe treten, einander achten und schätzen lernen, daß wir inne werden, was für Interessengemeinschaften wir haben, und daß das Wohl und Wehe des Einen auch das Ergehen des Andern beeinflusse. »Meine Herren! Viele von Ihnen wissen, wie schwer ein großer Teil des Buchhandels um seine Existenz ringt und was für Anstrengungen seit Jahrzehnten gemacht werden, um seine Lage zu bessern. Wir dürfen hoffen, daß diese Bemühungen nicht anz vergebliche sein werden. Durch die in den letzten Tagen ier und in Berlin gefaßten Beschlüsse, denen andere folgen werden, ist eine Gesundung angebahnt, die hoffentlich dem Gesamtbuch handel, also auch Ihnen, zu gute kommen wird. -Auch Sie, meine Herren, sind in erfreulicher Weise bemüht, an Ihrem Teile mitzuarbeiten an der Hebung unseres Standes. Ihre segensreichen, auf Selbsthilfe gegründeten Kranken- und Sterbe-Kassen sind hochachtbare Zeugnisse Ihres Gemeinsinns, Ihrer werkthätigen Nächstenliebe; und auch Ihre auf eine bessere Bildung des jungen Nachwuchses gerichteten Bestrebungen scheinen nach den gestrigen Mitteilungen des Lehrlings-Ausschusses bald einen ersten Erfolg zeitigen zu sollen, dem sich hoffentlich weitere anschließen werden. -So, meine Herren, wird auf vielen Gebieten emsig gearbeitet, um die Lage des Buchhandels wirtschaftlich und ideell zu ver bessern. Behalten wir dabei im Auge, daß ein Gedeihen nicht nur seinen Angehörigen, sondern mittelbar auch dem ganzen Volke, ja, der Menschheit zu gute kommt. Nur ein in allen Teilen ge sunder, lebenskräftiger Buchhandel ist imstande, freudig und er folgreich mitzuwirken an der Ausbreitung der Litteraturschätze bis in die fernsten Gegenden unseres Erdballs. -Das giebt uns ein Recht und den Mut, unsere Ziele hoch zu stecken. Versprechen wir uns, nicht zu erlahmen und in diesem Geiste miteinander weiter zu arbeiten. Wir zählen auf Sie, meine Herren, wie Sie auf uns zählen können. -Ich bitte Sie, meine verehrten Herren Kollegen, Ihr Glas zu erheben und mit mir zu trinken auf das Wohl unserer treuen Mitarbeiter in allen Zweigen des Buchhandels. Sie leben hoch!« (Lehaftes Bravo!) Den Dank der Gehilfenschaft erstattete der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfen-Verbandes, Herr Paul Hempel mit einem lebhaft aufgenommenen Hoch auf die Prinzipale: -Hochgeehrte Festversammlung!- -Der Vorredner, Herr Francke-Bern, hatte die Freundlichkeit, mit Worten des Dankes auch der Gehilfenschaft des deutschen Buchhandels zu gedenken, und als Vertreter des Allgemeinen Deutschen Vuchhandlungs-Gehilfen-Verbandes, der einen großen Teil der Gehilfenschaft umfaßt, halte ich es für meine Pflicht, darauf zu erwidern. -Meine Herren! Gewiß ist es dankbar anzuerkennen, daß man sich in Prinzipalskreisen immer mehr und mehr dessen bewußt wird, daß ein arbeitsfreudiger und leistungsfähiger Gehilfenstand zum Gedeihen eines jeden Geschäftes unbedingt erforderlich ist, und daß der treuen Mitarbeiterschaft, ihrem Können entsprechend, die jenigen Bedingungen gewährleistet werden, die unerläßlich sind zur freien Entfaltung der Arbeitskraft und einer standesgemäßen Existenz. -Mögen deshalb die wohlgemeinten Worte des Herrn Francke überall Eingang finden und Wandel schaffen im beiderseitigen Interesse. -Meine Herren! Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen, für das Wohlwollen, das den Humanitären Anstalten des Gehilfenverbandes von seiten unserer verehrten Herren Chefs bisher entgegengebracht worden ist, herzlich zu danken und Sie zu bitten, unsere Bestrebungen auch in Zukunft thatkräftig zu unterstützen. Gilt es doch nicht nur den Kranken und Invaliden, sondern auch den Hinterbliebenen in Zeiten der Not und der Trübsal eine Stütze und ein Retter zu sein! In welcher Weise der Verband seinen Verpflichtungen nachkommt, mögen Sie daraus entnehmen, daß er während seines dreißigjährigen Bestehens bereits über 800OM Mark an Unterstützungen gewährt hat! -Ich schließe meine Worte, indem ich mich an die anwesenden Herren Gehilfen wende mit der Bitte, Ihre Gläser zu erheben und mit mir einzustimmen: Unsere verehrte Prinzipalität lebe hock! hoch! hoch!« Als gewandter und erfolgreicher Dichter trat Herr Prager-Berlin mit einem Talent hervor, das vielen seiner zahlreichen Freunde im Buchhandel bisher nicht bekannt war. Der Mann des scharfen Verstandes, als der er wenige Tage zuvor in der Delegierten-Versammlung mit Recht angesprochen worden war, zeigte damit, daß es ihm auch an gemütvoller Empfindung nicht mangle, und die beifällige Aufnahme, die er mit seinem Loblied auf die Damen fand, bezeugte, daß er auch nach dieser Richtung die Beachtung der zahllosen Mitbewerber verdient. -Seh' ich mich um in diesem hehren Kreise, So fällt mein Blick auf manche holde Maid. Ob ich die Frau'n, ob mehr die Jungfrauen preise, Macht meinem Pegasus Beschwerlichkeit. Seh' ich zuerst der Frauen Antlitz glänzen, Mein' ich, daß höchstes Lob den Frau'n gebührt; Seh' ich der Mägdlein Augen frisch wie Lenzen, Wert»' zu der Jungfrau Preise ich geführt. — Doch wozu rechten, wozu klauben, Wem Siegespreis im holden Kampf gebührt? Laßt mich an jedes Weibes Reize glauben, Da nur das Weib die'karge Welt uns ziert! Ob Frau, ob Jungfrau, jed' an ihrer Stelle, Sind uns des Erdendaseins Hochgenuß, Und jedes Mannes höchste Freudenquelle Ist von geliebtem Mund ein süßer Kuß. Drum hebt die Becher, reicht die Hände, Und wollet alle euch am Rus erbau'n: Von unsres Lebens Anfang bis zum Ende Ein Hoch den Jungfrau'n, Hoch den Frau'n!» Der Spruch fand, wie bemerkt, freundliche Aufnahme und begeisterte die Versammlung zur Anstimmung eines all gemeinen Gesanges zum Lobe der Frauen, dessen Text im Programm vorgedruckt war und in den oberen Regionen hoffentlich befriedigt hat. Die Palme des Abends gebührte den Darstellern der beiden lustigen Schwänke: »Das Buchhändler-Lehrbuch« und »Der große Brockhaus«, vor allen aber deren geist vollem Dichter, einem liebenswürdigen Leipziger Kollegen. In bescheidener Zurückhaltung hat sich der Herr Verfasser nicht genannt; wir halten uns daher nicht befugt, ihn hier bekannt zu geben, obwohl er am Schluffe von den Darstellern wider Willen hervorgezogen und dem jubelnden Beifall der Versammlung in psisoos preisgegeben wurde. Das erste der beiden Stücke war ein witziges Zwie gespräch zwischen Mephisto, als Faust verkleidet, und dem Schüler, frei nach der Schülerscene in Goethes Faust gedichtet vom »Rattenfänger von Hameln«. Der Schüler holt sich von seinem anscheinend wohlwollenden Berater Auskunft über die Elemente des buchhändlerischen Wissens in den verschiedenen Zweigen dieses Gewerbes, und der sachkundige Leser wird sich denken können, daß die Belehrung des teuflischen Grau barts bei weitem unbefangener ausfällt, als sie je einem buchhändlerischen Lehrbuch entnommen werden könnte. Die Fragen des Jünglings geben ihm reichlich Gelegen heit zu Ratschlägen vom resignierten Standpunkte des viel-
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