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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1902
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- 1902-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1902
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- Deutsch
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6834 Nichtamtlicher Teil. ^ 202, 1. September 1902. dem Berufe der Buchhändler warnt. Da der Aufsatz auf Nichteingeweihte leicht den Eindruck machen könnte, als ob's im Buchhandel für dessen Angestellte wirklich so schlecht bestellt wäre, anderseits für tiefer Blickende sich unschwer er kennen läßt, daß die Unterzeichner des Artikels zweifelsohne nicht lediglich aus Philanthropie vor neuer Konkurrenz warnen, so sei es mir gestattet, in dieser Angelegenheit einige Worte zur Aufklärung des Publikums zu sagen, freilich unter An lehnung an die süddeutschen, speziell Stuttgarter Ver hältnisse. Was in jenem Artikel wahr ist, soll keineswegs be schönigt werden; doch ist es Pflicht, Uebertreibungen ent gegenzutreten. Die physischen Anforderungen sind im Buchhandel an die Lehrlinge und Gehilfen nicht er heblicher als in jedem Warengeschäft, vermutlich sogar geringer; eher könnte man jenes von den geistigen An forderungen sagen. Was die Arbeitszeit betrifft, so treffen jene Angaben für die süddeutschen, beziehungsweise Stutt garter Verhältnisse mit geringer Ausnahme überhaupt nicht zu. Richtig ist es allerdings, daß in Mittel- und Nord deutschland die Arbeitszeit während der Saison etwas länger dauert; das ist aber in den Warengeschäften um kein Haar besser. Richtig ist ferner, daß die Gehaltsverhältnisse nicht gerade günstig sind; aber auch hier ist im Buchhandel ein großer Unterschied zu machen zwischen Verlag, Sortimenst und Antiquariat. Das buchhändlerische Detailgeschäft, das Sortiment, das eben nicht gerade auf Rosen gebettet ist, kann freilich keine großen Gehälter bezahlen, doch finden sich in allen größeren Geschäften, genau wie in andern Branchen, geringer und besser bezahlte Posten. Ungleich besser sind die Verhältnisse im Verlag, und wir hier in Stuttgart mit seinen vielen bedeutenden Verlagshandlungen haben eine ganze Reihe Angestellter in guten Positionen, Gehilfen, welche jahrelang ihren Posten bei guter Bezahlung innehaben. Ebenso ge stalten sich die Verhältnisse weit besser im lukrativeren Anti quariat, wo die individuelle Begabung mehr in den Vorder grund tritt. Richtig ist es, daß wenig vorgebildete Leute für den Buchhandel nicht taugen, was sich aus der ganzen Art des Geschäfts von selbst ergiebt. Ob die buchhändlerischen Beschäftigungen eine festere Gesundheit erfordern als die anderer Branchen, mag dahin gestellt bleiben. Wer Anlagen zur Lungenkrankheit hat, wird auch in einem Teppich- oder Gardinengeschäft nicht gesund bleiben, und wer nervös ist, könnte auch nicht Bankier oder Eisenbahnbeamter werden. Was die »Lehr- lingszüchterei« betrifft, so kann z. B. hier in Stuttgart seit Jahren gar keine Rede davon sein; wahr dagegen ist, daß in einigen Leipziger und Berliner Handlungen das Lehrlings- und Volontärwesen stark überhand genommen hatte, was sich ans dem Zudrange nach der Metropole des Buchhandels erklären läßt. Das sind aber nur Ausnahms fälle. Richtig ist ferner, daß der sogenannte wissenschaftliche Buchhandel sich weniger für Mädchen eignet, aus Gründen, die hier nicht näher erörtert zu werden brauchen. Gleich wohl können Damen im Buchhandel ebenso und bei gleichen Aussichten wie in andern Geschäften für Bureauarbeiten verwendet werden; Beweis hierfür die seit Jahren zu nehmende Anzahl der auf buchhändlerischen Bureaux be schäftigten Damen. Alles in allem kann vom Buchhandel gesagt werden, daß die ökonomische Lage seiner Angestellten weder besser noch schlechter ist als in Hunderten von anderen Branchen, und daß tüchtige Gehilfen immer eine besser dotierte Stelle finden werden als solche, welche nur arbeiten, um ihr Pen sum zu vollenden. Anders aber sind die Aussichten derer, die beabsichtigen, sich einmal zu etablieren. Hier sind die Verhältnisse infolge der Eigenartigkeit des Geschäftes, namentlich beim Sortiment, keine glänzenden, worüber ein andermal mehr! K. L. Kleine Mitteilungen. Gabelsberger-Stenographen-Tag in Berlin. (Vergl. Nr. 198 d. Bl.) — Die vom Dresdner Stenographen-Tage be schlossene Systemrevision, die vom System-Prttfungs-Ausschusse vor gelegt wurde, ist auf dem Berliner Tage mit 3128 gegen 1216 Stimmen angenommen worden, hat also mehr als die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit erhalten. Nun hat allerdings die Minderheit erklärt, bei der alten Schriftform bleiben zu wollen. Die erwähnte Minderheit hat ihren Stützpunkt in Oesterreich, wo sich drei Viertel der Bundesmitglieder gegen die Systemvorlage erklärt haben. Eine geringe Opposition befindet sich in Bayern, und eine sehr geringe in Sachsen und Thüringen. Von 1733 Vereinen, die dem Bunde angehören, haben bisher nur vier ihren Austritt aus dem Bunde schriftlich erklärt. Die beschlossenen Systemänderungen sind übrigens nicht so einschneidend, daß von einem Umlernen ernstlich die Rede sein könnte. Jeder, der das System kennt, wird auch künftig alles lesen können, ebenso wie jeder Systemgenosse der Jetztzeit die Schrift lesen kann, die Gabelsberger vor mehr als fünfzig Jahren hinterlassen hat, obwohl diese doch in den Dres dener Beschlüssen von 1857 und in den Wiener Anträgen von 1895 Abänderungen erfahren hat. Personalnachrichten. Professor Rudolf von Alt. — Der ausgezeichnete Land schafts- und Architekturmaler Professor Rudolf von Alt in Wien konnte am 28. August seinen neunzigsten Geburtstag feiern. Alt hat namentlich in der Aquarellmalerei Vorzügliches geleistet. Wandernd, schauend und schaffend hat er seit 1830 eine ungeheure Menge von Landschafts- und Architekturbildern ge schaffen aus Wien und Oberösterreich, aus Prag, Venedig, Mailand, Rom, Neapel, Palermo u. a.; das ganze Italien hat er durchwandert und in prächtigen Bildern und Bildchen wieder gegeben. Mit demselben künstlerischen Erfolge durchwanderte er das Salzkammergut, Bayern, Böhmen, Mähren, Polen, Ungarn, die Krim, Dalmatien und andre Länder. In fünfundsiebzig Jahren unermüdlicher KUnstlerarbeit hat er einen großen Schatz gediegener Werke geschaffen, die ihren Schöpfer zu einem der hervorragendsten Meister auf seinem Schaffensgebiete erheben. Zum Gedächtnis Karl Simrocks. — Am 28. August waren hundert Jahre dahingegangen seit dem Geburtstage Karl Simrocks, des deutschen Sprachforschers und Dichters, der am 28. August 1802 in Bonn als Sohn eines Musikalienhändlers geboren wurde. Er studierte zuerst die Rechte, empfing aber durch A. W. Schlegel und Arndt Anregungen, die ihn der deutschen Geschichte und Dichtung zusührten. 1822 wandte er sich völlig der altdeutschen Forschung zu. Karl Lachmann war sein hauptsäch licher Lehrer, gleichgesinnte Männer, wie Hoffmann von Fallers leben und Wilhelm Wackernagel, waren seine Freunde. In Berlin erschien 1827 sein erstes großes Werk, die Uebersetzung des -Nibelungenliedes-. Dieser folgte 1830 die Uebersetzung des -Armen Heinrich- von Hartmann von Aue. Von weiteren Uebersetzungen schloffen sich an: -Zwanzig Lieder von den Nibelungen-, — die -Gedichte Walthers von der Vogelweide-, — -Parcival und Titurel- von Wolfram von Eschenbach, — -Reineke Fuchs-, — -Der gute Gerhard von Köln- von Rudolf von Ems, — -Die Edda-, — -Tristan und Isolde- von Gottfried von Straßburg, — -Heliand-, — -Beowulf-, — -Der Wartburgkrieg-, — -Lieder der Minnesinger-, — -Freidanks Bescheidenheit-, — -Loher und Maller-, — Sebastian Brants -Narrenschiff-. — Von andern seiner Werke seien er wähnt: -Die Quellen des Shakespeare-, — -Italienische Novellen-, — -Deutsche Volksbücher-, — das -Puppenspiel vom Doktor Faust-, — -Heldenbuch-, — -Kleines Heldenbuch-, — das -Amelungen- lied-, — -Rheinsagen-, — -Bertha die Spinnerin-, — »Le genden-, — -Gedichte-, — -Deutsche Kriegslieder-. Einer andern Gattung gehören die folgenden Werke an: -Handbuch der deutschen Mythologie-, — -Altdeutsches Lesebuch-, — -Alt deutsches Lesebuch in neudeutscher Sprache-, — das -Malerische und romantische Rheinland-, Weiter sind zu nennen: -Die deutschen Sprichwörter-, — »Deutsches Kinderbuch-, — -Die geschichtlichen deutschen Sagen-, — -Die deutschen Volkslieder-, — -Deutsche Sionsharfe-, — -Die Nibelungenstrophe und ihr Ursprung-, — -Deutsches Rätselbuch-, — -Deutsche Weihnachts lieder«, — -Lieder vom deutschen Vaterland aus alter Zeit-, — -Deutsche Märchen-. Von Uebersetzungen seien noch folgende nachgetragen: Shakespeares -Macbeth-, — eine Reihe andrer Shakespearedramen in der Dingelstedtischen Shakespeare-Ausgabe, — Shakespeares -Gedichte-, — Tegnsrs -Frithjofsage-. — Karl Simrock starb am 18. Juli 1876 in Bonn.
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