Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1902

7156 Nichtamtlicher Teil. ^ 211, 11. September 1902. fabrik Westigerbach, Inhaber Wilhelm Westhalle in Westig i. W.; Vorster L Co.. Inhaber Th. Steinwender in Hagen-Delstern und Zellstofffabrik Wildshausen in Wildshausen i. W. als Kollektivaussteller. Ein Geschäftszweig des Buchgewerbes ist in verhältnis mäßig starker Zahl vertreten: die Geschäftsbücherfabrikation. Neun Firmen (Fr. Aug. Aretz in Rheydt, Fritz Eilers jun. in Bielefeld, Wilhelm von Lohr in M.-Gladbach, Friedrich Müller Söhne in Elberfeld, A. Riffarth in M.-Gladbach, August Schmidtmann in Barmen, Gebr Tönnes in Düssel dorf, Weiß <L Zimmer in M.-Gladbach und F. Kloth mann in Kettwig) haben ausgestellt. Durchgängig sind die zur Schau gebrachten Gegenstände technisch gut hergestellt, einzelne Bücher sogar vortrefflich, fa zum Teil auch mit gutem Geschmack angefertigt. Eine eingehendere Besichtigung der Ausstellungsgegenstände war leider nicht möglich, da der allergrößte Teil der Geschäftsbücher in Glasschränken unter gebracht und deren Oeffnen nicht zu erreichen war. Jos. Thum, Großbuchbinderei in Kevelaer, hat eine reiche Auswahl Gebet- und Gesangbücher ausgestellt, und zwar von den einfachsten bis zu den feinsten Einbänden mit Leder schnitt. Im Durchschnitt ist die Ausstattung und Ausführung eine gute, mitunter sogar eine sehr gute zu nennen; aber viele Bände konnten mir in ihrer Ausführung, vor allem in der Dekoration und Farbenzusammenstellung, nicht Zusagen. M. van den Wyenbergh in Kevelaer hat Gebetbücher, Ge sangbücher und Gebet- und Gesangbücher ausgelegt, die in dem üblichen Stil gehalten sind, aber den Eindruck sorgfältiger und guter Arbeitsweise machen. August Martin in Ruhrort a/Rh. bringt in dem Pavillon der Düsseldorfer Handelskammer ein Reisealbum in Leder und Halbfranzbänden, über die besonderes nicht zu sagen ist, ebenso auch nicht über die von Karl Martini in Brühl bei Köln in Halle III ausgestellten Arbeiten. Eine ganz hervorragende, vornehm-feine und geschlossene Ausstellung hat der Verein für Bucharbeit in Krefeld ver anstaltet. Schade, daß diese künstlerisch ausgestattete Koje in einer Ecke liegt, an der sicher die meisten Ausstellungs besucher, selbst wenn sie Interessenten sind, achtlos vorüber gehen werden. Diese Sammelausstellung hätte entschieden einen besseren Platz verdient, denn sie bildet nach meiner Ansicht einen Glanzpunkt der buchgewerblichen Gruppe und zeigt zugleich, daß das gemeinsame Wirken von Kunst und Technik dem Buchgewerbe nur zum Vorteil gereicht und zu dessen künstlerischer Weiterentwickelung beiträgt. Alle die jenigen, die gern gegen die Mitwirkung der Künstler im Buchgewerbe sprechen, können in der Koje des Vereins für Bucharbeit in Krefeld den Beweis finden, daß ihre An schauung unhaltbar ist. Allerdings muß der Künstler oder Kunstverständige es verstehen und auch den Willen haben, auf die Eigenarten der Technik einzugehen. Die Koje des Vereins für Bucharbeit zeigt aber auch, daß die Unter ordnung in ein gemeinsames Ganzes und die dadurch ge botene räumliche Beschränkung in der Auswahl und der Auslage der Gegenstände stets dem Einzelnen zu gute kommt Mcht die Masse der ausgestellten Gegenstände, sondern deren Güte spricht für die Leistungsfähigkeit der Aussteller. Im ganzen beteiligen sich an der Sammelausstellung des Ver eins für Bucharbeit neun Firmen, die ich nachstehend kurz erwähnen will. C. Busch-du Fallois Söhne, graphische Kunstanstalt, stellt vorzügliche Accidenzarbeiten in ge schmackvoll moderner Ausstattung zur Schau. Titelblätter, Büchermarken, Speisenkarten und Jllustrationsdrucke er gänzen in würdiger Weise die Auslage. Heinrich de Fries, Atelier für Lederschnitt und Bucharbeit, bringt eine Anzahl Bucheinbände in Lederschnitt- und Punzarbeit, die nach künstlerischen Entwürfen technisch vorzüglich aus geführt sind. Die I. B. Klein'sche Buchdruckerei, M. Buscher, zeigt sehr gut ausgestattete Kataloge, Broschüren, Drucksachen für Handel und Gewerbe, Wertpapiere u. s. w, die alle das Gepräge guten Geschmacks, künstlerischer Gestaltung und sauberer Ausführung tragen. Heinrich Halfmann, Buch- und Steindruckerei, bringt sorgfältig ausgeführte merkantile litho graphische Arbeiten nach künstlerischen Entwürfen, ausgezeich nete Besuchskarten, sowie prächtige Originallithographien. Die Firma C. A. Hohn's Söhne legt gut ausgestattete Bücher und Drucksachen zur Schau, die zum Teil als mustergiltig zu be zeichnen sind. Kramer L Baum bringen Broschüren und Kataloge in künstlerischer Ausstattung und Anlage, sowie in trefflicher Ausführung Maas L Jungvogel zeigen sehr gute Schriften, Filetten und Zierstücke für Hand- und Preßver goldung — Treffliche Bucheinbände mit einfacher aber vor züglicher Dekoration, die das Material (Leder) zur Wirkung kommen läßt, sind von Wilhelm Peiler und Emil Weiter Nachfolger (Inhaber H. Schaeffer) ausgestellt. — Alles in allem genommen ist diese Sammelausstellung eine ganz aus gezeichnete; die in ihr ausgelegten Gegenstände gehören zu den besten der buchgewerblichen Abteilung. Der Vollständig keit halber will ich noch erwähnen, daß die Koje aus hell dunklem Holze nach einem Entwürfe von Professor Peter Behrens in Darmstadt von der Möbelfabrik Gerhard Ruyter in Krefeld ausgeführt ist. Gebr. Schlegtendal, Graphische Kunstanstalt in Barmen, zeigt Plakate moderner Art, die aber meines Erachtens nicht viel über den Durchschnitt hervorragen. Dem Laienpublikum zeigt die Firma die Entstehung einer Chromolithographie durch die Farbenfolge eines zwölffarbigen Bildes in Einzel drucken. Schafstein's Verlag für neudeutsche Kinderkunst in Köln war zur Zeit meiner Anwesenheit mit einem leeren Tisch vertreten. Auf eine Anfrage bei einem Aufsichtsbeamten erfuhr ich, daß die Bücher neu ausgelegt werden müßten, da die ersten zu viel betrachtet worden seien. Ein besseres Zeugnis für den Wert der Bücher, die zudem noch an einem abgelegenen Platze ausliegen, kann es wohl nicht geben. Ich nehme an, daß die »abwesenden Bücher« wohl Brausewetters Knecht Ruprecht, Kreidolfs Blumenmärchen und Schlafende Bäume, sowie Dehmels Fitze-Butze waren, die erst vor kurzem auch im Börsenblatt anerkennend erwähnt worden sind. I. C. Hans in Frankfurt a/M. hat drei Rasterplatten für Autotypie ausgestellt, die durch angebrachte Lupen be trachtet werden können. Die ungemein genau und sauber ausgeführten Platten werden jeden Fachmann interessieren, vor allem der Universal-Drehraster mit Präzisionseinstellung für alle Winkel. Dieser Raster besteht nur aus einer Strich lage, die bei Mehrfarbendruckaufnahmen bei jeder Farbe in einen besonderen Winkel gestellt wird. Einen recht ungünstigen Platz hat leider die ganz hervor ragende Ausstellung der Firma Brend'amour, Simhart L Co. in Düsseldorf und München erhalten. Die Wandfläche, an der die prächtigen einfarbigen Autotypien, Duplex autotypien, Drei- und Vierfarbendrucke untergebracht sind, ist so schlecht beleuchtet, daß die Schönheiten der vorzüglichen Arbeiten auf photomechanischem Gebiete nicht zur vollen Geltung kommen können. — — So bin ich nun durch die Halle III (Polygraphische Ge werbe) gewandert und wieder am Haupteingang angelangt, an dessen rechter Seite noch eine Koje liegt, die besonderer Erwähnung bedarf. Es ist der hübsch ausgestattete, mit Gegenständen reich gefüllte Ausstellungsraum der graphischen Kunstanstalt Peter Luhn in Barmen, deren Ar beiten sich durch einen ganz eigenen Stil und einen besonde ren Geschmack auszeichnen. Dieser Stil ist so entschieden ausgeprägt, daß die Drucksachen von Peter Luhn in