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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1902
- Sprache
- Deutsch
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213, 13. September 1S02. Nichtamtlicher Teil. 7237 den Hamburger Herren bestrittene Notlage der Buchhandlungs gehilfen, die in den großen Städten eben auch schon im weitern Publikum bekannt geworden ist. In den kleineren Städten giebt es jedoch eine große Anzahl von Buchhandlungen, die ausschließlich mit Lehrlingen arbeiten und alljährlich eine beträchtliche Zahl von zudem meist ungenügend ausgebildeten jungen Gehilfen in die >LLelt senden. Maßgebend ist doch für das Bedürfnis eines Be rufs schließlich nicht die Anzahl der Lehrlinge, die gesucht werden, sondern die Zahl der Gehilfen, die in demselben beschäftigt werden können; und da ist es denn bezeichnend, daß die Stellenlosigkeit im Buchhandel wohl noch nie so groß gewesen ist, wie gerade jetzt. Die Verwaltung unserer Kasse für Stellenlose giebt uns die beste Gelegenheit, hier praktische Erfahrungen zu sammeln, und hat uns Beweise geliefert, daß auch Gehilfen, deren Tüchtigkeit durch lang jährige Stellungen in ersten Häusern zweifellos erwiesen ist, oft längere Zeit keine Stellung finden konnten. So lange solche Zu stände herrschen, werden wir es stets als unser gutes Recht und unsere Pflicht ansehen, vor dem Eintritt in den Buchhandel zu warnen. Wenn schließlich der Buchhändler-Verein schreibt, daß unsere Mitglieder sich nicht scheuten, Abschreckungsbriefe mit unwahren Behauptungen zu schreiben, so müssen wir unserseits diese Behauptung mit aller Entschiedenheit so lange als unwahr zurück weisen, bis die Herren dieselbe bewiesen haben. Thatsächlich unrichtig ist es auch, daß im Buchhandel weniger weibliche Angestellte beschäftigt werden als in andern kauf männischen Gewerben; eine Stichprobe nach unfern Erhebungen ergab, daß z. B. 102 Firmen 3S3 Gehilfen und 136 weibliche Angestellte beschäftigen, ein Prozentsatz, den man sicher doch als einen recht? hohen bezeichnen muß. Die Behauptung, daß die jungen Mädchen tüchtiger seien als manche Gehilfen, mag in einzelnen Fällen wohl zutreffen; in dieser Allgemeinheit bleibt sie ebenso unbewiesen, wie alle andern Behauptungen des Hamburg- Altonaer Buchhändler-Vereins. Auf die Schlußsätze der Entgegnung näher einzugehen, darauf verzichten wir. Es genügt uns in dem Vorstehenden nachgewiesen zu haben, wie haltlos die Behauptungen der Herren sind, und wir überlassen es dem Urteile der Leser, zu entscheiden, wessen Darstellung richtiger ist: die mit allgemeinen Redewendungen arbeitende und vor völlig grundlosen Verdächtigungen nicht zurück schreckende des Vorstandes des Hamburg-Altonaer Buchhändler- Vereins, oder unsere sachliche, auf statistische Grundlagen gestützte Darstellung. Der Centralvorstand der Allgemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungs-Gehülfen. Hamburger Nachrichten v. 30. August 1902. Zur Berufswahl. Auf die langatmige zweite Einsendung des Centralvorstandes der Allgemeinen Vereinigung deutscher Buchhandlungs-Gehilfen in Berlin möchten wir noch kurz erwidern. Zunächst bemerken wir, daß wir in unsrer ersten Entgegnung vorweg ausgesprochen hatten, die von dem Centralvorstand behaupteten Mißstände träfen für Hamburg nicht zu. Dies erschien uns wichtig, weil der Centralvorstand mit seiner Veröffentlichung in einer Hamburger Zeitung doch offenbar den Eindruck erzielen wollte, als ob die angeblichen Mißstände in Hamburg besonders zu Hause wären. Auf die zweite Einsendung nunmehr eingehend, stellen wir fest, daß der C.-V. jetzt eine zehn- bis elsstündige Arbeitszeit als auch sonst im Handelsgewerbe üblich zugiebt, während die erste Einsendung dies als etwas nur dem Buchhandel Eigentümliches hinzustellen suchte. Dafür sagt der C.-V. jetzt, die meisten hiesigen Sortimentsbuchhandlungen hielten ihre Geschäfte bis 9 Uhr abends offen, in andern Städten pflegte das nur bis 8 Uhr zu sein. Das ist für den Winter richtig, dafür fängt man aber in andern Städten auch eine Stunde früher an. Diese Verschiebungen von Anfang und Schluß entsprechen den Lebensgewohnheiten in den betr. Städten. Die Behauptung über die regelmäßige wochen lang« fünfzehnstündige Arbeitszeit in Leipzig, Berlin und auch in kleinern Städten ist mutmaßlich auf eine Verwechselung von Arbeitszeit und Geschäftszeit zurückzuführen, welche Zeiten durch aus nicht identisch sind. Daß in den Leipziger Kommissions geschäften, die am ehesten mit den kaufmännischen Speditions geschäften zu vergleichen sind, um Weihnacht und Ostern lange gearbeitet werden muß, ist uns längst bekannt. Dafür werden jedoch den Angestellten besondere Entschädigungen gezahlt, nach Mitteilungen von Kommissionären nämlich 14 Monatssaläre. Uebrigens giebt es nicht nur im Buchhandel, sondern in allen Geschäftszweigen Zeilen, die besondere Anforderungen an Arbeits kraft und -Freudigkeit stellen. Der C.-V. liebt cs jedoch, die Arbeit im Buchhandel ähnlich der darzustellen, unter der einst Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. die Kinder Israel in Aegypten zu seufzen hatten, wie nachzulesen ist 2. Mose 1, 11 bis 14 und 2, 23. So schlimm ist es nicht. Die Lehrlingsarbeiten im Buchhandel sind, wie wohl überall, zunächst Ordnungs- und andere mechanische Arbeiten. Wenn der C.-V. das Tagelöhner-Arbeit nennt, so überlassen wir ihm diese geschmackvolle Bezeichnung. Wer jedoch diese Arbeiten nicht im Tagelöhner-Geiste auffaßt und thut, dem sind sie heilsame Schu lung zur künftigen selbständigen Arbeit, wie auch der General einst als Avantageur den Rock des Musketiers getragen und dessen Dienst gethan hat. Die Freiheit des Studenten, der zu Hause und im Hörsaal arbeiten kann oder nicht, hat der Lehrling nicht und soll sie nicht haben. Bezüglich der Gehaltsoerhältnisse hatte der C.-V. in seiner ersten Einsendung von Monatsgehältern von 40, 60, 75, 80 ^ gesprochen. Für Hamburg läßt er diese Sätze jetzt fallen, behauptet jedoch, statistisches Material dafür zu haben, daß 60 Prozent aller hiesigen Gehilfenstellen mit 90—100 dotiert wären. Die Richtig keit dieser Angabe mag dahingestellt bleiben, sie würde ohnehin nichts beweisen, da man nichts erfährt über die fehlenden 40 Pro zent. Keinenfalls jedoch hat der C.-V. eine genaue und umfassende Statistik, ebensowenig, wie wir sie haben. Welchen Zweck haben nun die einseitigen und unzuverlässigen Angaben des C.-V.? Ebenso steht es mit dem statistischen Material über weibliche An gestellte. Wenn wir Stichproben machen wollten, würden wir genau entgegengesetzte Zahlen zusammenbringen. Aber was soll damit überhaupt bewiesen werden? Der C.-V. behauptet ferner, die Stellenlosigkeit der Gehilfen im Buchhandel sei nie so groß gewesen wie jetzt. Demgegenüber wäre es doch merkwürdig, daß bei ausgeschriebenen Gehilfenstellen Bewerbungen nur spärlich eingehen, wo früher Dutzende gleich am ersten Tage zuströmten. Diese Thatsache ist auch in den vom C.-V. angezogenen Arbeiten des Lehrlingsausschusses festgestellt worden. Es ist nicht selten, daß gute und brauchbare Gehilfen telegraphisch engagiert werden, wogegen selbst Gehilfen ohne Empfehlungen, weil man sie mit dem besten Willen nicht empfehlen kann, doch noch Stellen finden. Die Stellenlosen, welche die Unter stützungskasse des C.-V. umlagern, werden kaum Freunde der Arbeit sein. Vielleicht sind sie durch den Geist, welcher die jüngsten Aus lassungen des C.-V. beseelt, in Feindschaft zur Arbeit geraten. Nun noch eines: Der C.-V. weist mit Entschiedenheit als un wahr zurück, daß Mitglieder der Vereinigung Abschreckungsbriese mit unwahren Behauptungen an Eltern und Vormünder ge schrieben hätten. Da müssen wir hier an den Fall Lohmann er innern. Herr Lohmann schrieb solche Briefe, inhaltlich überein stimmend mit dem, was jetzt der C.-V. veröffentlicht. Aber er fügte noch hinzu, wenn bei solchen Zuständen und Aussichten wenigstens noch die Ausbildung der Lehrlinge eine sorgfältige und gewissenhafte wäre, das sei jedoch leider nur in ganz verschwin dend wenigen Ausnahmen der Fall! Damals hat der C.-V. diese Aeußerung nicht ausdrücklich zu der seinen gemacht; will er jetzt etwa für diese grobe Schmähung des deutschen Buchhandels öffentlich den Beweis der Wahrheit antrcten? — Genug der Auseinandersetzung mit dem Central-Vorstand der Allgemeinen Vereinigung deutscher Vuchhandlungsgehilfen. Er meinte, unsere Taktik bedauern zu müssen, die uns unbequeme Wahrheiten dadurch zu diskreditieren suche, daß wir ihn in den Ruf sozialdemokratischer Tendenz zu bringen suchten, während wir das Gegenteil ganz genau wüßten. Nun, -Wahrheiten- haben wir in den Auslassungen des C.-V. überhaupt nicht gefunden. Ueber die Tendenzen des C.-V. im einzelnen wissen wir nichts, haben auch keine Veranlassung uns darum zu kümmern. Das aber wissen wir, daß, wenn jemand unter der Ueberschrift »Zur Berufs wahl- keinen einzigen positiven Rat giebt, sondern in gehässiger Weise unrichtige Angaben macht, Einzelerscheinungen generalisiert, Zustände, wie sie überall existieren, als ausschließlich in einem be stimmten Erwerbszweig vorkommend darstellt: daß dann der Ver gleich mit der sozialdemokratischen Parole, bei Streiks Zuzug fernhalten durchaus gerechtfertigt ist. Hamburg, den 29. August 1902. Der Vorstand des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins. Otto Meißner jr., Justus Pape, I. Vorsitzender. I. Schriftführer. Kleine Mitteilungen. Postaufträge. — In der Ausschußsitzung der Handelskammer zu Posen vom 14. August wurde, wie dem Leipziger Tageblatt witgeteilt wird, folgendes berichtet: Bei der Einführung der Post aufträge sei die Handhabung derselben derart gewesen, daß, sofern bei der ersten Vorweisung die Zahlung nicht erfolgte, sie nach 952
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