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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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7538 Nichtamtlicher Teil. 221, 23 September 1902. Lager halten, wie wir, und darum außer stände sein, Bestellungen bei Eingang auszuführen, wie es verlangt wird. -Sie haben von uns umgehende Rückäußerung verlangt, und wir sind diesem Verlangen trotz knapper Zeit und in ausführ licher Weise nachgekommen. -Jetzt erwarten wir von Ihnen umgehende Rücknahme Ihres Drohbriefs vom 3l. Mai und die unbedingte Ver sicherung, daß Sie fortan Ihrer Verpflichtung, uns im vollen Alleinvertriebe Ihrer Bilder in Nord-Amerika zu stützen und zu fördern, Nachkommen werden.- Das ist fürwahr ein langer Brief, der wohl auch manchen unangenehm berühren wird. Als des Verlegers Brief ankam, sagte einer meiner Ge hilfen: »Einfach ignorieren!« Das ist's auch, was ich mit vielen Briefen thun muß, besonders, weil ich mit der Zeit sehr beschränkt bin. Hier schien mir aber, als ob ein neuer Geschäftsleiter mit dem, was sein Vorgänger gethan hatte, nicht vertraut wäre. Daher hielt ich es in beiderseitigem Interesse für ge boten, daß ich ihm die Verhältnisse ausführlich darstellte. Da mir während der Geschäftsstunden gar keine Zeit dazu bleibt, so mußte ich mehrere Abende in meinem Zimmerchen im Pfahlbau am Meeresstrande, wo ich wieder auf zehn Wochen mein Nachtquartier aufgeschlagen hatte, auf die Zu sammenstellung meines Schreibens verwenden, was allerdings nicht angenehm war. Das Resultat zeigt aber, daß ich nicht ohne Vorteil für beide Seiten so viel von meiner freien Zeit geopfert habe. Der Verleger ist nämlich mit meiner gerechten Forderung vollständig einverstanden. Es ist anzuerkennen, daß er dies sofort per Kabel meldete und dadurch verhinderte, daß ich die betreffenden Schulbilder bei einer bevorstehenden Ver anlassung zu gunsten anderer ignorierte, gerade so wie ich fort und fort Bücher und anderes ans diesem oder jenem Grunde fallen lasse, nicht mehr empfehle und auch nicht mehr in meinen Katalogen aufführe. Es ist bekanntlich nicht verboten, »auf den Busch zu klopfen«; manchmal hilft's etwas, und aus diesem Grunde ist es praktisch. Freilich läuft man auch Gefahr, daß Wespen oder sonstiges Getier aus dem Busche kommt, un erwartet, unangenehm. — Wie es Herrn 8. nicht leid thut, sondern er sich freut, daß er durch seine auf falscher Voraussetzung basierende Be merkung mir Anlaß zu einer ausführlichen Berichtigung ge geben hat, die er im Interesse der ganzen deutschen Verleger schaft willkommen heißt, so ist es auch hier der Fall: ohne die betreffende Provokation würde ich keine Veranlassung gehabt haben, meine Darstellung zu geben, die ohne Zweifel für viele Neues bietet und praktisch verwertbar ist. Daß ich meinen Brief hier abdrucke, geschieht auch, weil ich im Anschlüsse an meine früheren »Plaudereien« allen Lesern des Börsenblattes Nachweisen will, wie schwer der Vertrieb deutscher Litteraturerzeugnisse in Nord-Amerika ist. Dazu kommt, daß in vielen Fällen der deutsche Verleger aus Unkenntnis unklug und kurzsichtig gegen sein Interesse handelt, während er das Seinige dazu beitragen sollte, um zu verhüten, daß seine ohne sein Zuthun, aber mit viel Mühe und Kosten eingeführten Artikel aus dem Felde geschlagen werden Solches Verdrängen geschieht hauptsächlich durch die amerikanische Konkurrenz in Schaffung und Verbreitung von Artikeln, die zweckentsprechender, schöner, billiger sind, als die importierten. Was anderswo im Auslande nicht in gleichem Grade der Fall ist, geschieht in Nord-Amerika, d. h. rastlos geht das Vorwärtsstreben der amerikanischen Verleger und Fabrikanten, um vom Auslande unabhängig zu werden. Wie im Maschinenwesen und in andern Zweigen amerikanische Fabrikate immer weiter Anerkennung und Absatz finden, so ist auch in allem, was die graphischen Künste betrifft, ein großer Fortschritt zu verzeichnen. Die Ueberlegenheit des Auslandes hört nach und nach auf. »Bessere Bedingungen sind unmöglich« sagen deutsche Verleger gewöhnlich, wenn sie darum angegangen werden. Das ist aber in den meisten Fällen nicht stichhaltig. Da man die Verhältnisse in Nord-Amerika, die anders sind, als im übrigen Auslande, nicht kennt, so werden vielmehr die hiesigen Buchhändler gerade so wie jeder andere in Deutsch land behandelt, der unsere Kosten nicht hat, nichts davon weiß. Ja, in Anbetracht des Umstandes, daß für amerikanische Lehr- und Bildungsanstalten größere Summen geschenkt werden, nennt man die amerikanischen Buchhändler »un verschämt«, wenn sie einen besseren Rabatt als 25 Prozent, erbitten, während aus derselben Stadt nach Amerika an Bibliotheken, Aerzte u. s w mit 20 und gar mit 25 Prozent geliefert wird. Naturgemäß und infolge der in meinem früheren. Artikel geschiiderten, nach und nach veränderten Zustände lohnt es in der Regel nicht mehr, daß ein deutsch-amerikanischer Buchhändler für deutsche Verlagsartikel besondere An strengungen macht Ich glaube indes, annehmen zu dürfen, daß im Lichte gegenwärtiger Darstellung etliche deutsche Verleger es fortan in ihrem Interesse finden werden, den hiesigen Buchhändler zu unterstützen und zu schützen, bezw. ihm entgegenzukommen. In den neununddreißig Jahren meiner Selbständigkeit habe ich leider unzählige Fälle erlebt, wo ich ebenfalls be handelt worden bin wie der Mohr, der seine Schuldigkeit gethan hat. Es ist aber meistens still abgemacht, ist mir gar kein Wort gesagt worden. Die Ausgaben, die ich für Einführung eines Artikels aufgewandt hatte — ich erinnere mich nicht, daß jemals ein deutscher Verleger einen, wenn auch noch so geringen Teil derselben getragen — waren ver loren; mir blieben aber der Aerger und die teuren Laden hüter. Ist's darum zu verwundern, daß ich vorsichtig geworden bin und von Jahr zu Jahr weniger von meinem Gelde für deutsche Verleger, d. h. für Bekanntmachung ihrer Artikel aufgewandt, vielmehr mich genötigt gesehen habe, manche Firmen zu ignorieren? Wahrlich, wenn ich mit nur der Hälfte meiner siebenund- vierzigjährigen Erfahrung in Amerika jetzt nochmals anzufangen hätte — ich würde meine Energie u. s. w. nicht auf den Handel mit deutschen Büchern in Amerika verwenden! Es ist lediglich ein Beweis von eingefleischter Vorliebe für den deutschen Buchhandel, daß ich ihn weiter betreibe, statt ihn »an den Nagel zu hängen«. Spezialitäten wie z. B. Linguistik, Technologie, Theater und verschiedene andre Sachen, die ich so gut wie allein führe, bringen mir noch eine anständige Anzahl Käufer, aber verhältnismäßig doch nicht genug. Da ist Fabrikation und Lieferung von Kindergarten-Material sowie anderes, was sich besser lohnt. Angenehmer ist auch der kaufmännische Verkehr mit meinen mexikanischen Geschäftsfreunden. Einige derselben berichten mir, daß jetzt nicht weniger als vier Konkurrenten sich gegenseitig überbieten, so daß sie ohne Nutzen, ja viel mehr mit Verlust arbeiten. Einige dortige Kaufleute sind auf ihre Verlockungen eingegangen und werden zu ihrem Aerger bald einsehen, wie unklug sie gehandelt haben. Die andern sind nicht so kurzsichtig gewesen, sich bereden zu lassen, sondern sagen — und schreiben es auch —: »Nun erst recht an Steiger schicken, der hat uns immer die beste Ab rechnung gegeben, uns immer am besten behandelt, er wird's auch in Zukunft so thun«. So verfahren die sonst miß trauischen mexikanischen Großkaufleute, eingewanderte Spanier; sie sind loyal. Es giebt welche darunter, die schon mit zehn oder mehr andern Kommissionshäusern in New Jork ge-
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