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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1902
- Sprache
- Deutsch
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221, 23. September 1S02. Nichtamtlicher Teil 7539 arbeitet haben; überall fanden sie etwas auszusetzen und gaben die Verbindung auf. Mit mir ausschließlich arbeiten sie aber seit ein, zwei, drei Jahren, haben endlich einen ge funden, mit dem sie zufrieden sind. Warum ich auch hier von diesem neuen Zweige meiner Thätigkeit spreche? Nun, dieser ist dem Buchhandel insofern verwandt, als er auf das in diesem erworbene Kapital, vor allem aber auf die Reputation basiert ist, die ich mir darin gemacht habe. Wenn ich auch gern mit Freunden beim Mittagsmahle oder aus sonstiger Veranlassung beisammen bin, so ist doch von mir weder jetzt noch zu irgend einer Zeit gesagt worden: tEr ist ein jovialer Kerl« oder dergleichen. Darum hat man sich auch nicht sonderlich bemüht, mich als Mitglied von Klubs von »Lebemännern« zu gewinnen, und ich habe solche auch nicht gesucht, habe trotzdem froh mein Leben genossen. Dagegen hat das Urteil andrer über mich ge lautet, wie z B.: »Steiger ist ein fleißiger und pünktlicher Mann, ist ein zuverlässiger, gewissenhafter Geschäftsmann« u. s. w. Die Leute hier, auf deren Hochachtung mir ankommt, ziehen Urteile der letzteren Art vor. Darum haben mehrere Freunde und auch Fremde mir vor ungefähr dreißig Jahren zum Ausbauen meines Geschäfts große Summen geliehen, ohne die ich nicht hätte vorangehen können; darum auch sind mir später verantwortungsvolle Aemter übertragen worden. Solche Urteile bezw. solche Reputation hat mir auch die Geschäftsfreunde am Golfe von Mexiko zugeführt, nach dem sie Veranlassung gehabt, mit ihren bisherigen Geschäfts freunden in New Dark abzubrechen. Und wie ich fertig geworden bin, ohne während der neununddreißig Jahre meiner Selbständigkeit auch nur einen Verleger in Deutschland zu besuchen, oder hier im Lande eine Geschäftsreise zu machen, so ist's beinahe auch mit meinen mexikanischen Geschäftsfreunden. Mein Schwieger sohn macht im Winter eine Rundreise bei ihnen, und das genügt für ein oder auch zwei Jahre. Andere Kommissions häuser haben jahrein, jahraus einen oder auch zwei Reisende dort unten — mit großen Kosten I — und erhalten trotzdem nicht so viele Konsignationen wie ich »Ja, was für Geschäfte machen Sie denn mit Mexiko?« — so höre ich fragen. Nun, ich verkaufe mexikanische Produkte, die die Kauf leute an mich konsignieren, und dafür bezahle ich ihre Tratten, meistens schon vorher. Oder ich schicke auf ihre Bestellung solche Sachen, die zum Lebensunterhalte gebraucht werden, oder Maschinen und dergleichen, was hier billiger oder besser ist als in Europa. Von den mir zugeschickten Waren nenne ich zunächst Alligatorhäute, von denen ich jetzt zweimal so viele erhalte, wie alle anderen Kommissionshäuser zusammen Um mich nicht von dem Hauptabnehmer dieser Roh waren dominieren zu lassen, beteiligte ich mich vor drei Jahren an einer Gerberei, die inzwischen in meinen alleinigen Besitz gekommen und vergrößert worden ist. Unter der Be aufsichtigung meines Schwiegersohnes wird ein so gutes Fabrikat geliefert, daß es schon im voraus engagiert ist, und selbstverständlich fordern — und erhalten — wir für alles fertige Leder höhere Preise als andere Gerber. Zwei andre Artikel sind trockene Rindshäute und Reh selle, von denen ungefähr zwölf Kaufleute mir so viel schicken, wie sie aufkaufen können, d. h. mehr, als alle die andern hiesigen Kommissionshäuser zusammen erhalten. Dann sind Mahagoni- und Cedernstämme, Blau- und Gelbholz, wovon große Quantitäten kommen. Ferner Roh gummi, Chicle (roher Kaugummi), Kaffee, Reiherfedern u. s. w. Mit den Abnehmern dieser Artikel gut stehend, bin ich imstande diese in der Regel schneller zu verkaufen und prompter Abrechnung darüber zu geben, als es andern Kommissionshäusern möglich ist. Und wenn diese auch niedrigere Kommissionsgebühr berechnen als ich: die Mexikaner haben die Erfahrung gemacht, daß es »fauler Zauber« ist, mit geringerem Profit arbeiten zu wollen. Kurz, man be zahlt mir lieber mehr Kommission und steht sich doch besser dabei. Daher wächst dieser Zweig meiner Thätigkeit und macht mir beinahe mehr Freude als der Vertrieb deutscher Bücher und Zeitschriften. Er läuft auch stark ins Geld, d. h. was ein kleiner Buchhändler so nennt. Um mit ein paar Zahlen zu reden, will ich erwähnen, daß die Fracht so mancher der wöchent lichen Sendungen an mich mehr als 2000 K betragen hat. Es hat eine Zeit gegeben, wo ich für eigene und für anderer Rechnung Chicle im Werte von mehr als 80 000 H hier gehabt; z. Z. halte ich nur noch für ungefähr 25 000 K, so wie Reiherfedern für Damenhüte im Werte von ungefähr 12 000 K u. s. w. Vorige Woche habe ich für mehr als 9300 K Rindshäute verkauft, und der Dampfer am Samstag brachte wieder 5200 H Wert von diesem Artikel für mich, dagegen keine Sendungen von Laguna und Frontera für die andern Kommissionshäuser. Es hat auch eine Zeit gegeben, da ich meinen Korrespondenten mehr als 105 000 K vor geschossen hatte, meistens gegen Deckung in Waren, teilweise aber auch ohne Deckung. Und selbstverständlich ist, daß der Profit hin und wieder durch Verluste von Tausenden reduziert wird. Darauf muß jeder Geschäftsmann gefaßt sein, und auch ich gräme mich nicht deswegen. Es bleibt immerhin noch ein hübscher Ueberschuß. Wer will mir also verdenken, daß ich den Buchhandel, der viel Mühe und Aerger verursacht und doch nur mäßigen Profil läßt, nicht mehr ausschließlich betreibe? Sehr viel ernstes Streben und sehr viel Geld hat es mich gekostet, um die Reputation zu erlangen, deren ich mich erfreue, und ich halte es für meine Pflicht, diese auszunutzen, so lange ich wirken kann. Das erklärt meine fortgesetzte Aufmerksamkeit auf das Geschäft. Es kommt mir nicht auf das »Geld machen« an; ich will aber doch mal zeigen, daß einer bis in sein hohes Alter mindestens so viel leisten kann wie viele Leute, die kaum halb so alt sind wie ich. Drüben giebt es fleißige und gewissenhafte Geschäftsleute in Amerika aber auch! Da in Nord-Amerika, einschließlich Canada und Mexiko, nicht genug für mich als Buchhändler zu thun ist, so suche ich anderswo anzuknüpfen. So z. B., um Kundschaft in Central- und Süd-Amerika heranzuziehen, mit der in spanischer Sprache verkehrt werden würde, gab ich ein Kinder gartenbuch auf Spanisch heraus — wie alle andern Bücher auch von Platten gedruckt Auch versah ich den 1050 Posten enthaltenen Index des Katalogs meines Kindergarten- Materials mit spanischer Uebersetzung. Den Katalog mit solchem englisch-spanischen Index, Cirkular, Probeseiten des spanischen Buches u. a. versandte ich an ungefähr 1100 Adressen von Buchhändlern u. a im spanischen Amerika. Diese Manipulation verursachte mir Kosten im Betrage von ungefähr 700 H. Das Resultat ist bisher ziemlich unbedeutend gewesen; ein Händler bezieht fortan mein Fabrikat an Stelle des Pariser Kindergarten-Materials; ein andrer Händler — in einer kleineren Stadt in Süd-Amerika — bestellte so viel, daß ich stutzig wurde und ihm gar nichts schickte Da unten in Süd-Amerika kann man nicht leicht Schulden eintreiben. Und nun ist der bestellungslustige Mann so naiv, andre Verleger an mich zu verweisen, um seine Kreditfähigkeit zu erfragen. Er denkt, Steigers Name klingt so gut, daß er ihn nur zu nennen brauche und man 9S0'
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