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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19021007
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-Denn den dortigen Verhältnissen entsprechend, ist es mir von Bekannten — welche z. B. in den Welt-Exporthäusern von .... dort als Einkäufer fungieren — geraten, nur gegen 1000 tz Minimum dort Stellung zu nehmen. -Falls Sie mir daher für später nicht einen wesentlich Hähern Gehalt in Aussicht stellen können, müßte ich sehr bedauern. Ihnen nicht dienen zu können, da ich mich bei Annahme obiger Be dingungen nur verschlechtern würde. -Mich Ihnen nochmals empfehlend, zeichne ich ... .- Mit diesem Briefe hat unsre Korrespondenz ein Ende gefunden. Ich bin auch ohne diesen Mann, der »Geschäfts führer« sein wollte, fertig geworden, und zwar ohne Zweifel besser, als mit ihm; er würde vermutlich bald entlassen worden sein. Er muß gedacht haben, daß mein Geschäft ein kleines Ding sei, ohne ordentliche Organisation, wo er mit seiner Erfahrung Ordnung zu schaffen habe. Anscheinend hatte er keine Idee davon, daß damals ungefähr 25 Ge hilfen in den verschiedenen Abteilungen arbeiteten, und zwar so, daß nahezu alles wie am Schnürchen ging. Er wäre in die eine Abteilung als vierter oder fünfter gekommen — aber nicht als erster. Vor ein paar Jahren hat er ein kleines, aber vielseitiges Geschäft übernommen und kann darin Lehrlingen An weisungen in Accuratesse geben — oder auch nicht. Ich möchte keinen jungen Mann seiner Erziehung anvertrauen. Aus der Stadt, in der er jetzt thätig ist, stammen viele Kaufleute, die hier etabliert sind. Er wird häufig mit Leuten Zusammenkommen, denen er ungefähr folgendes sagen kann: »Ja, ich wollte auch einmal hinüber gehen. Der Steiger in New Jork wußte aber eine erste Kraft, wie ich bin, nicht zu schätzen; es kam ihm mehr darauf an, daß ich meine Buchstaben so mache, wie der verrückte Mensch sie haben will. Auch wollte er mir nicht 1000 Dollar als Minimum zahlen. Da habe ich ihn sitzen lassen. Ja: bleibe im Lande und nähre dich redlich!« Im Juni 1901 erhielt ich von dem zwanzigjährigen Sohn und Lehrling eines kleinen Buch-, Kunst- und Musikalien händlers ein Schreiben, so ungeschickt abgefaßt — obwohl natürlich unter den Augen des Vaters geschrieben —, daß ich im Interesse des jungen Mannes ihm in unzweideutiger Weise zu erwidern mich veranlaßt sah. Ich schrieb: -In Beantwortung Ihrer Zuschrift vom 1. d. M. teilen wir Ihnen mit, daß Sie nicht die geringste Aussicht haben, bei uns eine Stellung zu erhalten. Ihre Handschrift, Grammatik, Inter punktion, Stil, Geschick im Briefschreiben u. s. w. sind so unver zeihlich mangelhaft, daß wir nicht verstehen, wie irgend jemand damit zufrieden sein kann, am wenigsten in einer Universitäts stadt. Sie müssen noch sehr viel lernen.- Dies schrieb ich nicht bloß auch, sondern besonders um des Vaters willen, der für die Vernachlässigung der Ausbildung seines Sohnes und Lehrlings verantwortlich war bezw. ist. Der erwartete Effekt blieb nicht aus. Bald kam ein vom Vater aufgesetzter und vom Sohne abgeschriebener Brief mit verschiednen schönen Ausdrücken. Seiner Unter schrift hatte der Sohn den Geschäftsstempel seines Vaters beigedrückt und handschriftlich hinzugefügt: »Universttäts- buchhandlung«. Der Vater, anstatt meine Absicht zu merken und sich im Hintergründe zu halten, hatte noch einige Zeilen beigefügt mit dem Schlüsse: »Ich bin seit 33 Jahren Buch händler, aber eine solche Taktlosigkeit ist mir bislang nicht vorgekommen.« Ich nahm nun, da im »Offiziellen Adreßbuch« nichts davon bemerkt ist, Veranlassung, den Vater zu ersuchen, mir »nachzuweisen, mit welchem Rechte Ihr Lehrling und Sohn Ihr Geschäft »Universitätsbuchhandlung« nennt und dadurch, unwillkürlich, sich noch mehr kompromittiert« .... Darauf erwiderte der Vater: »Mein Sohn weis (!) genau, daß ich nicht Uni versitätsbuchhändler bin Auf eine einfache An frage meines Sohnes hin haben Sie garnicht das Recht, in einer solchen beleidigenden Weise zu antworten; bei uns würden Sie einfach daraufhin verklagt« In einem andern Schriftstücke stellte er in Aussicht, mein Vorgehen im »Börsenblatt« zu veröffentlichen. So gebärdet sich ein Mann, der nicht Mitglied des Börsenvereins ist und auch nicht aus der Kreditliste der Verleger steht. Was der Sohn gleichzeitig schrieb, war einfach kindisch samt seiner Angabe, daß er das Examen zum Einjährig- Freiwilligen-Dienste gemacht habe, srZo — gebildet sei Während meine derzeitigen Gehilfen zum größern Teil Buchhändler sind — davon drei, die länger als dreißig Jahre bei mir arbeiten —, habe ich doch auch aus Nicht- buchhäudlern mir sehr wertvolle Mitarbeiter herangezogen. Dagegen finde ich in der Liste der frühem Angestellten, daß ich fünfzehn oder mehr deutschgelernte Buchhandlungs gehilfen, von denen ich mir natürlich in jedem Falle s. Z. viel versprochen hatte, aus diesem oder jenem Grunde habe entlassen müssen. Diese sind anscheinend nicht mehr im Buchhandel; ich erinnere mich, daß drei oder vier sich später wieder gezeigt haben — in sehr reduziertem Zustande. Ich denke, es existieren mehr als zweihundert in Amerika, die in Deutschland in einer Buchhandlung gelernt haben und dann als Gehilfe buchhändlerisch thätig gewesen sind, bis sie sich veranlaßt sahen, auszuwandern. So einer, der in fünf deutschen Buchhandlungen ge wesen war, und von dem ich auch wertvolle Leistungen er wartete, ist im Juni 1900 7'/, Tage bei mir gewesen. Die erste Woche habe ich über seine ungenügende Arbeit ein Auge zugedrückt. Da das aber nicht besser wurde, er auch z. B. schrieb: »Das neue Testament« — »Bismark« —- »Friedrich der große« — »Lesen Sie bitte die Anzeige« u. s. w., so sagte ich ihm in Gegenwart des ihm Vorgesetzten Gehilfen, auf dessen Monita er nicht gehört hatte, daß ich solche Arbeit nicht dulde und er sorgfältiger arbeiten müsse, um mich zu frieden zu stellen. Nach der Mittagspause kam er nicht wieder; die Post brachte mir aber eine noch an seinem Pulte bei mir geschriebene Meldung von ihm, daß er ausgetreten sei, weil er »nicht gewohnt sei, daß man so zu ihm spräche, wie ich mir's erlaubt hätte.« Ich glaube das wohl. Draußen lassen die Prinzipale vieles durchgehen, was bei mir Entlassung des betreffenden Gehilien zur Folge haben würde. Dagegen haben meine Kunden weniger über Jrrtümer zu klagen, als anderwärts Vorkommen. So habe ich vor nicht langer Zeit einem Geschäftsfreunde schreiben müssen: »Sehen Sie Sich die Preßkopie der mir gesandten Papiere an, und Sie werden Sich wohl auch ärgern, wie etwas Derartiges aus Ihrem Hause gehen durfte. Werden denn die jungen Leute bei Ihnen nicht kontrolliert? Sieht Niemand darauf, daß Jeder orthographisch richtig schreibt? Wie kann man dulden, daß Einer einen Punkt nach Kardinalzahlen und diese dadurch zu Ordnungs zahlen macht? .... Sehen Sie mal Steigers Buch, Seite 325 -9 und Seite 376, Zeile 1—6 von unten.« Hat nun dieser Geschäftsfreund etwa zurückgeschrieben: »Sie —, mit Ihrem Schulmeistern können Sie mir gewogen bleiben. Gehen Sie zu einem andern!«? Mit Nichten! Umgehend meldete er, wie leid es ihm thue, daß ich berechtigten Anlaß zur Unzufriedenheit hätte, und versicherte, daß er Wandel schaffen werde. Daß er für meinen, wenn auch unangenehmen Brief dankt, ist ehrlich gemeint Das ist ein Mann, der bei seinem großen Geschäft sich auf »Erste Gehilfen« verläßt, die aber selbst »fünfe gerade« sein lassen, selbst nicht ganz sattelfest sind und sich daher wohl hüten, den ihnen untergebenen Volontären und
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