Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19021015
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190210154
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19021015
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-15
- Monat1902-10
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8308 Nichtamtlicher Teil. 240, 15. Oktober 1S02. Nichtaintli Dürer als Buchhändler. Von Fritz Treufreund. An der Wiege unsers größten deutschen Künstlers stand der bedeutendste Buchhändler seiner Zeit. Anthoni Koberger hat Albrecht Dürer aus der Taufe gehoben, und die Beziehungen beider haben bis zu des erstern Tode sort- gedauert, sa cs ist wahrscheinlich, daß sie auf den äußern Lebensgaug des Künstlers bestimmend eiugewirkt haben. Dürer war nicht nur Kunstmaler, er war auch Verleger, Drucker und im heutigen Sinne Sortimenter. Einzig mit dieser Seite seiner Thätigkeit werden wir es in den folgen den Zeilen zu thun haben. Aus Dürers Selbstbiographie wissen wir, daß er, nach dem er das Goldschmiedehandwerk gelernt hatte, auf seinen Wunsch zu einem Maler in die Lehre gegeben wurde, und zwar zu Michael Wohlgemuth, dessen Werkstätte weit über Nürnbergs Grenzen berühmt war. Vielleicht hat auf die Wahl gerade dieses Meisters als Lehrherrn auch Koberger Einfluß genommen. Daß beide in Beziehungen standen, ist sicher, lagen doch schon ihre Häuser in unmittelbarer Nähe, übrigens auch in der von Dürers Vaterhaus. Wohlgemuth dürfte auch damals schon für Koberger gearbeitet haben, werden ihm doch die Holzschnitte zur Apokalypse in Ko- bergers deutscher Bibel von 1483 zugeschrieben, und wohl mit um so größerm Recht, als damals für Nürnberg eine andre Werkstätte, die derartiges hätte liefern können, gar nicht in Betracht kommt. Dürer ist während seiner Lehrzeit mit der Technik der vervielfältigenden Künste, also damals des Holzschnitts und Kupferstichs, vertraut geworden; an den großen Unternehmungen illustrativer Art, die die Wohlgemuth-Pleydenwurffsche Werkstätte bald berühmt machen sollten, nämlich den Holzschnitten zum Schatzbehalter und zu Schedels Chronik hatte er allerdings nicht teil, diese fallen in eine Zeit, in der Dürer Nürnberg bereits verlassen hatte, um auf Wanderschaft zu gehen. Seine Wanderjahre dauerten von 1490—94. In diese Zeit gehört Dürers erste be glaubigte Arbeit für die Buchillustration, nämlich der Holz schnitt S- Hieronymus für die Ausgabe der Briefe dieses Kirchenvaters, die Nicolaus Kesler 1492 in Basel ver anstaltete. Dürfen wir einer sehr ansprechenden Vermutung Daniel Burckhardts Glauben schenken, so hätte sich Dürer in diesen Jahren länger in Basel aufgehalten, vielleicht em pfohlen durch Koberger, dessen Beziehungen zu den Baseler Verlegern und Druckern, wie Amerbach, Petri, Rusch u. a., ihm ja sehr förderlich sein mußten. Burckhardt schreibt Dürer die Illustrationen zu mehreren andern Baseler Drucken jener Zeit zu, wie zu Furiers Ritter von Thurn 1493, zu desselben Bonaventura, von den 4 Übungen des gemüths, zu Bergmanns Narrenschiff von 1494 u. a. m. Indessen, Burckhardt hat lebhaften Widerspruch gefunden, und man kann daher bislang von dieser Baseler Thätigkeit Dürers nur hypothetisch sprechen. Bei seiner Rückkehr nach Nürnberg trat Dürer als Geselle wieder in die Wohlgemuthsche Werkstatt ein, in der er drei Jahre arbeitete Zwei Flugblätter kennen wir aus dieser Zeit, deren Holzschnitte Dürer zugeschrieben werden, nämlich das Flugblatt über die Syphilis 1496, für den friesischen Arzt Dietrich Ulsenius ausgeführt, und jenes für Sebald Schreyer und Conrad Celtes zu einer Ode des letztem über den H. Sebald, den Patron Nürnbergs. 1497 machte Dürer sich selbständig, wohl mit dem Gelde seiner Frau, die ihm 200 Gulden (nach heutigem Wert etwa 5000 zugebracht hatte Eben in jenem Jahre nahm er als gewerbliche Schutzmarke seines Verlages das berühmte cher Teil. Monogramm an, und nun ließ er in rascher Folge jene großen cyklischen Darstellungen erscheinen, die seinen Ruhm in kürzester Zeit in weite Fernen trugen. Diese Bilderbücher sind das bedeutendste, was er auf religiösem Gebiete über haupt geschaffen hat, und bis auf den heutigen Tag die be redtesten Zeugen seiner Größe. Seine Gemälde sind nicht zahlreich, zum Teil schlecht erhalten und übermalt, auf uns gekommen, seine Holzschnitte und Stiche aber von unvergäng licher Schönheit 1498 erschien nach längerer Vorbereitung — kennen wir doch einen Entwurf schou aus dem Jahre 1495 — zum ersten Male die Apokalypse, zugleich in zwei Ausgaben, eine lateinisch, eine deutsch, der Text der letztem, samt der Vorrede, der Kobergerschen Bibel von 1483 (der sogenannten neunten deutschen) entnommen. Die Offenbarung Johannis mit ihren Mysterien und ihrer geheimnisvollen bilderreichen Sprache ist von jeher ein Buch gewesen, mit dem Gelehrte wie Laien sich gleich gern beschäftigten, und ihre Auslegung durch bildliche Interpretation war ein Lieblingsvorwurf mittelalterlicher Kunst, dessen sich auch die reproduzierenden Künste sofort nach ihrem Erwachen bemächtigten Von keinem Blockbuch kennen wir so viele verschiedene Ausgaben wie von der Apokalypse, und da diese doch alle in einem verhältnismäßig kleinen Zeitraum erschienen, beweisen sie, wie stark das Bedürfnis des Publikums dafür war. Es muß daher eine gute Spekulation Dürers genannt werden, daß er seinen Verlag mit einer solchen Publikation eröffnete; überhaupt sagt man nicht zu viel, wenn man behauptet, daß Dürers künstlerische Thätigkeit ganz wesentlich durch die Rücksicht auf sein »Geschäft« bestimmt wurde. Seine Miß geburten, seltsame Tiere u. dergl darstellende Blätter, erklären wir uns am einfachsten durch die Rücksicht auf die Absatz fähigkeit seiner Ware, ebenso die Heiligenbilder als einen stets begehrten Artikel. Welch ein Abstand aber zwischen Dürers »Ware« und der seiner Vorgänger! Wenn man nur Dürers Apokalypse mit dem Blockbuch vergleicht, — welch ein Unterschied! Dort die roheste Technik, die des Kolorits nicht entraten kann, um schließlich doch nur in unbeholfenster Weise zu einem ganz kindlichen Ausdruck zu gelangen, hier der Holzschnitt mit einem Schritt auf eine Höhe gehoben, die ihn sofort den höchsten künstlerischen Zwecken dienstbar macht. Dürer muß auch eine eigene, wenn auch nur kleine Buchdruckerei besessen haben, da beide Ausgaben der Offen barung einen Vermerk tragen, der dafür spricht; die deutsche: »Gedruckt zu Nürnbergs durch Albrecht Dürer maler«. Diese Presse dürfen wir wohl anfänglich in Dürers Vatechause: unter der Vesten am Eck der obern Schmidgasse, später in Dürers eignem Hause am Thiergärtner Thor, dem heutigen Dürer-Hause suchen. Zum Vertrieb seines Verlages dürfte sich wohl Dürer der glänzenden Verbindungen seines Paten Koberger bedient haben. Eine kleine Urkunde aus dem Jahre 1500 ist uns erhalten, in der Dürer einen Kolporteur Namens Jacob Arnolt unter Zeugenschaft Anthoni Kobergers engagiert. Außer fremden Kolporteuren waren aber auch Dürers Frau und Mutter im Vertriebe thätig. Wir wissen aus seinen Briefen an Pirckheymer, daß er sie ermahnen läßt, doch ja auf dem Heiligtumsfest feilhalten zu lassen. Seine Frau besucht auch die Frankfurter Messe, und seine eignen großen Reisen nach Venedig und den Niederlanden qualifizieren sich ganz wesentlich als Geschäftsreisen. Ein mal beklagt sich Dürer, daß ihm ein Kolporteur in Rom gestorben sei und er dadurch Ware und Geld eingebüßt habe. Auch Kommissions-Artikel führt er; denn wir erfahren aus seinem Tagebuch, daß er auf der niederländischen Reise Blätter von Hans Schäufelein
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder