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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1902
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- Ausgabe
- Band
- 1902-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1902
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- Deutsch
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240, 15. Oktober 1S02. Nichtamtlicher Teil. 8309 und Hans Baldung Grien bei sich hatte, um damit zu handeln. Aus diesem wichtigen Tagebuch wissen wir ferner, daß er changierte. Er tauscht einmal des Lucas von Leyden ganzes Werk ein, ein andermal giebt er Auftrag, Marc Antons Stiche gegen seine eignen Blätter einzutauschen. Auch über seine Preise orientieren uns diese Aufzeichnungen. Er vermerkt, daß Sebald Fischer zu Antwerpen ihm abgekauft habe: 16 Exemplare der Kleinen Passion zu 4 Gulden, 32 große Bücher für 8 Gulden (die »großen« Bücher sind die Offenbarung, das Marienleben und die große Passion, von denen also das Exemplar Gulden kostete-, 6 gestochene Passionen zu 3 Gulden. 2 Ries und 4 Buch von Schäufeleins Kunstblättern giebt er für 3 Gulden. Anton Tücher kaufte 1515 drei Hieronymus im Gehaus und vier Exemplare der Melancholie für Iftz Gulden Zum Ver gleich für den Wert des Geldes führen wir an, daß man damals 50 Gulden als ausreichend zum Jahresunterhalt eines Bürgers ansah, und daß beispielsweise Dürer auf seiner Reise 10 Pfennig für ein gebratenes Huhn zahlte und zu Emmerich am Rhein eine »köstliche« Mahlzeit für 3 Pfennig hielt. Viel Verdruß dürfte ihm der Nachdruck bereitet haben, giebt doch sogar Vasari als Motiv für Dürers berühmte Reise nach Venedig 1506 au, daß er beabsichtigt habe, gegen Marc Anton bei der Signorie einen Nachdrucksprozeß an hängig zu machen. Das ist nun wenig wahrscheinlich, be weist aber doch, wie bekannt Nachdruck und Nachbildung von Dürers Werken waren. Bereits 1502 erschien zu Straßburg eine oolltrelLsov der Offenbarung mit deutschem Text, die Hieronymus Greff veranstaltete, eine Ausgabe, die wunder licherweise vor einigen Jahren in Facsimile reproduziert worden ist. Der Rat seiner Vaterstadt Nürnberg hatte ihn beständig gegen Nachdruck in Schutz zu nehmen. So erfahren wir, daß 1512 in Nürnberg selbst ein fremder Krämer Blätter feilhielt, die Dürers gefälschtes Monogramm trugen. In den großen Publikationen aus dem Jahre 1511, zu denen wir sofort kommen werden, veröffentlichte Dürer selbst eine geharnischte Warnung an die Nachdrucker: »Usn8 tu insiäls- tor« u. s. w., in der er sich auf ein kaiserliches Privileg gegen den Nachdruck beruft; dieses selbst aber ist nicht bekannt. Sehr glänzend gestalteten sich Dürers Verhältnisse an fänglich nicht, denn noch zu der Reise nach Venedig mußte er sich von Pirckheymer das Geld borgen. Diese Reise aber bedeutete eine Wendung zum Bessern, denn er konnte nach der Rückkehr seine Schulden tilgen, eine Hypothek löschen u. a. m. In einem Briefe an Jacob Heller in Frankfurt aus dieser Zeit beklagt er sich darüber, daß er an den Gemälden, die er verfertige, Geld zusetze, während er in derselben Zeit mit seinen Stichen, also in seinem Verlage, weit mehr ver dienen könne. (Schluß folgt.) Ausstellung moderner Karikaturen in der Kunsthalle Beyer L Sohn in Leipzig. Wenn Rabelais sagt: »lös rirs sst 1s propi-s äs 1'bomrue«, so l at er damit dem Menschen das Recht zuerkennen wollen, zu allem, was ihn umgiebt und in Beziehungen zu ihm steht, auch lachend Stellung zu nehmen, selbst die ernstesten Dinge und Vorkommnisse von der humoristischen Seite an zusehen. So sind denn im Laufe der Zeit die Vertreter der bildenden Kunst den Dichtern und Schriftstellern gefolgt und haben der Anschauung gehuldigt, daß das Lächerliche tötet. In der bildenden Kunst hat die Karikatur die Stelle einzunehmen, die die Satire in der Kunst des Wortes vertritt, und ihre Aufgabe, in der Rolle der Opposition aufzutreten, hat sie ebenso erfüllt wie jene. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, korrigierend einzugreifen, Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. slahraana. wo sich etwas Unmögliches zeigt, sie stellt die Reaktion des gesunden Menschenverstandes gegen alles Willkür liche dar. Auf diese Weise wird sie gleichzeitig auch immer ein untrügliches Merkmal der Kultur eines Volkes sein. Obwohl ihr Zweck eigentlich kein künstlerischer ist, hat sich doch auch die Karikatur gelegentlich zur Höhe reiner Kunst aufschwingen können, ja, wir können die Beobachtung machen, daß die Karikatur, unterstützt von immer reicheren technischen Ausdrucksmitteln, im neunzehnten Jahrhundert sich auch das Gebiet echter Kunst erobert hat und sogar zu Großthaten darin gelangt ist. Ihrer künstlerischen Tendenz nach neigt die Karikatur zur Graphik. Sie will möglichst rasch darstellen und drastisch wirken, denn in ihrem Wesen ist es begründet, daß sie an Geschehnisse des Augenblicks anknüpft. Keine Kunst kann dieser Besonderheit besser dienen als die zeichnende, und so sehen wir denn in der Neuzeit die Karikatur Hand in Hand mit den graphischen Künsten sich immer weiter entfalten. Die jetzt in der Kunsthalle von Beyer L Sohn in Leipzig veranstaltete Ausstellung moderner Karikaturen zeigt, eine wie stattliche Reihe geistvoller Humoristen wir auf dem Gebiet der bildenden Kunst in Deutschland haben. Der Nachwuchs, der den beiden Großmeistern der Karikatur, Oberländer und Busch (die leider nicht ver treten sind), gefolgt ist, weist zweifellos hervorragende Kräfte in seinen Reihen auf. Hinsichtlich der Treffsicherheit in der Charakteristik und der künstlerischen Anschauung steht Th. Th. Heine obenan. Er verfügt über eine Formensprache, die stets das Wesentliche der Darstellung mit den ein fachsten Mitteln und wenigsten Linien zu prägnantem Aus druck zu bringen weiß, wozu sich noch ein ungewöhnliches Farbengefühl gesellt, und das großzügige Stilgefühl, das aus seinen Kompositionen spricht, verleiht diesen einen geradezu monumentalen Charakter. Neben ihm, als haupt sächlichste Mitarbeiter des »Simplicissimus«, sind besonders Eduard Thöny, der Schilderer des Militarismus, sowie Bruno Paul und Rudolf Wilkc als Darsteller des Bürgertums und Arbeiterstandes zu nennen. Als ein fein sinniger Beobachter und decenter Schilderer der eleganten und Halbwelt tritt F. von Reznizek auf. F. Haß läßt hinter seinen scharf saftrisch pointierten Darstellungen den ernsten Denker erkennen. Außer dem »Simplicissimus« hat auch die »Jugend« einer ganzen Anzahl bedeu tender Talente eine künstlerisch-saftrische Thäftgkeit bieten können. M. Feldbauer, W. Georgi, M. Eichler, Münzer und Schmidhammer haben sich besonders als Mitarbeiter der letztgenannten Zeitschrift hervorgethan. Zu den Zeichnern der politischen Blätter, wie »Kladderadatsch« und »Wespen«, sowie andrer Journale, gehören F. Jüttner, W. Schulz, Ernst Heilmann, Emil Stern, H. Stockmann, H. Vogeler, Slevogt, Walter Caspari, Paul Rieth, Schriebe!, Hofer, Kubinyi u. a. Von Ausländern sind die Franzosen am besten ver treten. Ist H. P. Dillon mit seinen meisterhaften Litho graphien mehr als feiner Humorist, denn als drastischer Karikaturist anzusehen, so interessieren seine Arbeiten auch in dieser Umgebung wegen ihres hohen künstlerischen Werts. Dasselbe gilt von dem geistvollen Holzschneider F. Vallotton. Ganz im Geist der Satire erscheint dagegen H. G. Jbels mit seinen Bühnentypen, sowie F. Bac, Lftandre, Caran d'Ache, Lantrec, de Feure. Diesen schließen sich mit mehr oder minder scharfen Schilderungen A. Hellö, Steinle, Cardona, Robida, Gouffs und Maurice Bisig au. Unter den Engländern treten E. Farniloc, I. A. Shepheard, R. Coldecott, Harry Furniß und Aubrey Beardsley hervor. Von Belgiern hat sich nur Th. von Hoytema beteiligt. Daß 1093^
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