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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-28
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1902
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- Deutsch
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^ 251. 28. Oktober 1902. Nichtamtlicher Teil. 8745 lichungen der Akademie: r Llisesllsvss Lsroliosasis sä illLrsmslltalli soisotisruw«. Papen führt auf diesen Bänden den stolzen Titel »lliblispols rsZiub st Loc.iststis privilsgistus«. Aber der tönende Titel hatte geringe materielle Unterlage. Der Gründer der Akademie. König Friedrich I., war 171 : gestorben, und der haushälterische Friedrich Wilhelm I. hatte wenig Sinn für kostspielige Förderung der Wissen schaften. Zwar verzeichnet der Leipziger Meßkatalog aus den Jahren 1701 bis 1720 insgesamt 119 Werke und neue Auflagen Papenschen Verlages; danach aber zwangen Geld nöte Papen zur Einstellung seiner Unternehmungen. 1723 verkaufte er die Buchhandlung an Ambrosius Haude. Ambrosius Haude, geboren 1690 in dem damals böhmischen Schweidnitz, hatte eine vorzügliche Bildung empfangen. Er war, wie der gelehrte Rektor Miller, einer seiner Autoren, von ihm sagte, ein »vir prssolsrus st sä littsrss juvslläss vstusr. Die lateinische und französische Sprache beherrschte er. Seine große geistige Begabung, wohlgebildete Umgangsformen, kaufmännischer Unterneh mungsgeist und reiche Geldmittel gaben ihm Unabhängig keit und befähigten ihn zu sehr erfolgreicher Geschäfts führung, trotz mancher Schwierigkeiten und Gefahren, die der harte und abgeneigte Sinn des um Preußens Größe hoch verdienten Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. ihm bereitete. Verklärend auf die Zeit seiner Geschäftsleitung und auf die ganze Geschichte der alten Handlung fällt die Erinnerung an die Jugendzeit von Preußens großem König Friedrich II. In dem langen und leidvollen geheimen Kampfe des Kron prinzen gegen Erziehungsmaßnahmen des strengen Vaters steht Ambrosius Haude als treuer, nie um Kampfmittel ver legener, unerschrockener Bundesgenosse auf der Seite des fürstlichen Jünglings, der seinerseits ihm rückhaltlos ver traute und später als König durch reiche Beweise seiner Gunst sich dankbar erwiesen hat. Bei der bekannten Schroffheit und Rücksichtslosigkeit des Königs gehörte allerdings Mut dazu, unter den Fenstern des Schlosses, wo Haude an der »Schloßfreiheit« (dem Schloß dicht gegenüber) seinen Buchladen im eignen Hause betrieb, dem Kronprinzen eine geheime Privatbibliothek einzurichten, nachdem Haude schon früher die im Schlosse selbst entdeckten und auf Befehl des Königs verkauften Bücherbestände des Kronprinzen angekauft und diesem einzeln zurückgeliefert hatte. Nach dem Fluchtversuch des Kronprinzen (1730), der dem getreuen Katte das Leben kostete, wurde auch die kronprinzliche Privatbibliothek bei Haude entdeckt und ver kauft, diesmal auf ausdrücklichen Befehl aber ganz insgeheim und zwar in Amsterdam. Sie bestand aus mehreren Tausend Bänden. War Haude bei diesen Entdeckungen gnädig davon gekommen, so hatte er doch sonst schwer unter dem Uebel- wollen des Königs zu leiden, der kein Verständnis für Geld ausgaben zu Wissenschaftszwecken hatte und dessen Stiefkind die königliche Bibliothekskasse war. vr Weidling weiß aus dieser Zeit manches böse Erlebnis Haudes mit königlichen »Resolvirungsn« zu erzählen, die uns bei allem Mitgefühl mit dem Betroffenen durch ihre Unbefangenheit erheitern. Ungeachtet dieser Sorgen scheint der Haudesche Geschäfts betrieb doch auch unter Friedrich Wilhelms Regiment bedeutend gewesen zu sein Die Verlagsthätigkeit brachte in den 16 Jahren bis 1739 198 Werke hervor. Viel bedeutender freilich entwickelte sich der Verlag nach dem 31. Mai 1740, dem Tage der Thronbesteigung Friedrichs II. In den 8 Jahren bis 1748, dem Todesjahr Haudes, gingen nicht weniger als 166 Werke aus Haudes Verlag hervor, darunter manches gewichtige, bändereiche Unternehmen. Diese vollen acht Jahre hindurch hatte Ambrosius Haude das Glück, unter der Sonne der königlichen Gunst am neu erweckten Leben RNvspEatt 8pp 8p,Een RiEanbel. ky Habrnim». Berlins fördernden und genießenden Anteil zu nehmen. Schon einen Monat nach dem Thronwechsel, am 30. Juni 1740, erschien in seinem Verlage die erste Nummer der »Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten-Sachen«, der spätern sogenannten Spenerschen Zeitung, die neben der auf das Ursprungsjahr 1704 zurückreichenden »Vossischen Zeitung« bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eine der beiden maßgebenden Zeitungen Berlins gewesen ist. Der Volksmund bezeichnet die beiden Blätter gemütlich-vertraulich als »Onkel Spener« und »Tante Voß«. Der König selbst gehörte zu ihren gelegentlichen Mitarbeitern und sorgte dafür, daß sie in ihrer Berichterstattung möglichst gefördert, in ihrer Bewegungsfreiheit nicht unnötig »gsvirst« wurden. Ambrosius Haude war in glücklicher, kinderloser Ehe mit Susanne Eleonore Spener, einer Tochter des bekannten Propstes Philipp Jakob Spener, vermählt, die er am 2. De zember 1723 heimgeführt hatte. Wenige Monate vor dem silbernen Ehejubiläum, am 17. Mai 1748, im Alter von 58 Jahren, rief ihn der Tod vorzeitig ab. Seinem arbeits reichen Leben war der Erfolg nicht versagt geblieben; für die Geschichte seines Hauses darf er, unbeschadet der Ver dienste andrer, als der bedeutendste in der Reihe von dessen Leitern in Anspruch genommen werden. Von äußern Merkzeichen aus der Zeit seines Besitzes sei hier noch der mehrfache Wechsel der Geschäftsräume er wähnt. Für die Berliner Kollegen wird es Interesse haben. Nur kurze Zeit nach der Geschäftsübernahme betrieb Haude die Buchhandlung noch im frühem Papenschen Laden im alten Berlin, an der Spandauer Straße, Ecke der Nagelgasse, im Hause des Generals von Bardeleben. Schon 1724 zog die Handlung wieder nach Cölln zurück in das Rückersche Haus ueben der Spenerschen Apotheke »An der Schleuse«, von da nach wenigen Jahren in das stattliche Haus des Kammer-Rats Rost gegenüber dem Königlichen Schloß an der -Freiheit«, an deren Stelle sich jetzt das stolze National denkmal für Kaiser Wilhelm I. erhebt. Dieses Haus, das von Friedrich Nicolai in seiner Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam als besonders schön hervorgehoben wird, erwarb Haude als Eigentum. Es hat bis zur Niederlegung der Häuserreihe vor etwa zehn Jahren gestanden und trug seit 1801 die Hausnummer 9. Dort befanden sich die Geschäftsräume noch viele Jahre lang unter dem jüngern Spener (1772—1826), bis dieser sie nach der Straße »Hinter dem Gießhause« Nr. 1 verlegte. (Später dann, und besonders in neuerer Zeit, trat häufigerer Umzug ein: nach Lennöstraße 3, Behrenstraße 12, Bernburger Straße 30, Dessauer Straße Nr. 34s, Nr. 14 und, jetzt, Nr. 2.) Eine Gedächtnistafel an Ambrosius Haude findet sich im Herzen des alten Berlin an der Ostfront der Nicolaikirche, auf deren jetzt eingeebnetem alten Kirchhof Haude bestattet ist. Sie trägt die Inschrift: »Ambrosius Haude, geboren zu Schweidnitz am 4t«' April 1690, gestorben den 17'°" Mai 1748, als König!, und der Academie der Wissenschaften Buch händler in Berlin«. Den Besitz dev Buchhandlung und der Zeitung über nahmen nach Haudes Ableben dessen Witwe Susanne Eleonore Haude in Teilhaberschaft mit ihrem Bruder Johann Carl Spener (dem ältern). Spener war schon seit 1739 privilegierter Buchhändler in Berlin und mit seinem Schwager Haude eng befreundet. Beide hatten sich gelegentlich zu größern Verlagsunteruehmungen vereinigt, die unter der Beiden Namen erschienen. Seit Spener 1748 seine eigne Handlung der Haudeschen zugesührt und mit dieser vereinigt hat, lautet die Firma Haude L Spener. Nach Johann Carl Speners Tode, 1756, vereinigten sich die beiden Witwen Haude und Spener zur Weiterführung der Handlung. Die Witwe Haude starb aber schon 1762, 1151
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