Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1902

9064 Nichtamtlicher Teil. .V 259, 6, November 1902. -Von Jugend auf der Kunst aufs innigste zugethan und als langjähriger Protektor der Königlichen Museen um die Entwicklung derselben hochverdient, hat der hochselige Herr in treuer Gemein schaft mit Seiner feinsinnigen und kunstgeübten Gattin auf die Fortbildung der deutschen Kunst und des Kunstgewerbes einen segensreichen Einfluß ausgeübt und Sich — selbst in der Zeit schwerer Heimsuchung — mit warmem Herzen die Förderung der Interessen der Künstlerschaft angelegen sein lassen. So ge währte es Ihm eine besondre Freude, daß es Ihm während Seiner durch ein tragisches Geschick nur allzukurz bemessenen Re gierungszeit vergönnt war, den seit Jahrzehnten schwebenden Verhandlungen über den Neubau der Akademie ein Ziel zu setzen, indem Er diesen Platz für den Bau der Hochschulen bestimmte und die Ausarbeitung des Projekts befahl. -Als Prodektor der Akademie beglückwünsche Ich Sie zu der heutigen Errungenschaft. Zugleich zolle ich gern Meine Anerken- - nung den hervorragenden Leistungen, welche der Unterricht an den! beiden Hochschulen unter der ausgezeichneten Leitung ihrer lang jährigen, verdienstvollen Direktoren bisher gezeitigt hat. Wie Ich es aber als eine der vornehmsten Pflichten des Herrschers ansehe, in seinen Landen die den Menschen veredelnde Kunst zu fördern und auf deren gesunde Entwicklung sein Augenmerk zu richten, und wie Ich während Meiner bisherigen Regierung stets darauf bedacht gewesen bin, dieser Pflicht gerecht zu werden, so kann Ich auch die jetzige Gelegenheit nicht vorübcrgehen lassen, ohne an Lehrer wie Schüler die ernste Mahnung zu richten, in enger Anlehnung an die unerreichbaren klassischen Vorbilder und in treuer Nachfolge der zahlreichen großen Meister aller spätem Jahrhunderte, welche der Kunst sich geweiht und sie fort entwickelt haben, sowie insbesondre derjenigen Meister, welche an der Akademie gelehrt oder ihre Ausbildung erhalten haben, die Ideale der Kunst in den durch Ueberlieferung und die unwandel baren Gesetze der Schönheit, Harmonie und Aesthetik gewiesenen Bahnen zu hüten und zu pflegen. Seien Sie Sich allezeit der großen Kulturmission bewußt, welche die vonGott begnadetenJünger und Träger der Kunst zu erfüllen haben: durch ihre Arbeit das Volk in allen seinen Schichten aus dem Getriebe des alltäglichen Lebens zu den Höhen der Kunst zu erheben und das den germanischen Stämmen besonders eigne Schönheitsgefühl und den Sinn für das Edle zu hegen und zu stärken. — Von solchem Geist getragen, werden die beiden Hochschulen — das erwarte und vertraue Ich — ihren großen Aufgaben gerecht werden und dem Vaterland zur Zierde und zum Segen gereichen.- Preise an Künstler. — Seine Majestät der König von Preußen hat aus Anlaß der diesjährigen Großen Berliner Kunst ausstellung folgende Auszeichnungen zu verleihen geruht: die große goldne Medaille für Kunst dem Maler Professor Arthur Kampf in Berlin, dem Bildhauer Professor Wilhelm von Rümann in München; die kleine goldne Medaille für Kunst dem Bildhauer Pietro Canonica in Turin, dem Maler Alexander Koester in Clausen in Tirol, dem Maler Hermann Hartwich in München, dem Architekten Hans Grässel in München, dem Bildhauer Jules Lagae in Brüssel, dem Maler Otto Heinrich Engel in Berlin, dem Maler Karl Böhme m Capri. Königliches Kupferstich-Kabinett zu Berlin. — Das Kupserstichkabinett der Königlichen Museen zu Berlin ist vom 4. November ab dem Besuch des Publikums wieder wie gewöhnlich geöffnet, nachdem der Umbau beendigt ist. Gleichzeitig wird ebenda eine Ausstellung von Zeichnungen italienischer Meister vornehmlich des 15. und 16. Jahrhunderts eröffnet. Diese Zeichnungen vilden einen Teil der vom Kupserstichkabinett vor kurzem erworbnen großen, an 4000 Blätter zählenden Sammlung des Herrn Adolph von Beckerath in Berlin. Die mit großer Sachkenntnis in langen Jahren zusammcngebrachte Sammlung hat ihre Hauptstärke in den Zeichnungen italienischer Meister des 15. und 16. und nieder ländischer Maler des 17. Jahrhunderts. In Fachkreisen überall wohlbekannt, ist sie als Privatsammlung nicht nur in Deutsch land, sondern überhaupt eine der hervorragendsten gewesen. Weit gehendes patriotisches Entgegenkommen ihres frühern Besitzers hat dem Museum die Erwerbung ermöglicht. Die Ausstellung bleibt den Winter über geöffnet. Andre Teile der Beckerathschen Sammlung werden späterhin zur Ausstellung kommen. Album des Grasen Tolstoi. — Die Verlagsbuchhandlung der Gesellschaft M. O. Wolfs in St. Petersburg und Moskau unternimmt die Herausgabe eines neuen großen künstlerischen Werks unter dem Titel -Album des Grafen L. N. Tolstoi». Dieses Album soll enthalten: sämtliche Porrraits des berühmten russischen Schriftstellers von seiner Jugend an bis zur gegen wärtigen Zeit, Portraits seiner Ahnen, seiner Angehörigen und derjenigen Personen, die auf ihn Einfluß ausgeübt haben, ferner Familiengruppen und litterarische Vereine, in denen Leo Tolstoi thätig gewesen ist, photographische Aufnahmen von Ortschaften, die mit dem Namen des Schriftstellers verknüpft sind, Leo Tolstoi in Skulptur und Malerei, Büsten, Medaillen und Gravüren, Auto graphen und Karikaturen, Portraits der Biographen, Kritiker und Uebersetzer des Grafen Tolstoi, Gegenstände, die an ihn er innern, Bücherschmuck der Tolstoischen Werke u. s. w. Unter jedem Bild soll ein erklärender Text abgedruckt werden. Sämtliche Seiten des Albums, das in großem Format erscheinen soll, werden mit Aussprüchen des Grafen Tolstoi versehen sein. Das Material für dieses Album lieferten die großen Sammlungen von Portraits und Kupferstichen der Gesellschaft M. O. Wolfs, die Sammlungen des Herrn Direktors Ludwig Wolfs, Sammlungen mehrerer Privat personen, Sammlungen der kaiserlichen russischen Bibliothek, der Bibliothek der Akademie der Künste in St. Petersburg u. a. m. Neue Bücher, Kataloge re. für Buchhändler. Ossolliellts äsr llünäsr Europas ausssr Osuisolllanä. Latalog XXV äss 8üääsutsollsn Antiquariats in Nüvollsn. 8". 99 8. 2444 kirn. Das Orossllsr^ogtum Lacksn nnä äis lillsinxkaln. Uagsrlratalog 465 von losspll Laor L 6 o. in li'ravlrkurt a/N. 8". 618. 1105 kirn. Ivtsrsssants üüollsr ans allsn Osllistso cios IVisssvs. 4ntiqnariats- Xatalog Hr. 4 von Oll. XünLi-I-oollsr, önollllanclinng unci visssnsellaktliollss Antiquariat in Lsrn. 8". 34 8. 1045 kirn. Personalnachrichten. Eugene Müntz. — Am 30. Oktober d. I. ist in Paris der bekannte Kunstschriflsteller Eugene Müntz gestorben. Er war mit hohen Ehren bekleidet, gehörte dem Institut äs Xranos als Mitglied an, war Vizepräsident der äeaäömis äss insoriptions, Ritter der Ehrenlegion und erfreute sich auch im Auslande allgemeinen Ansehens. Er war 1845 in Sulz im Elsaß geboren, ist also nur 57 Jahre alt geworden. Seine Studien machte er in Paris. 1876 wurde er Bibliothekar an der sisols äss llsaux-arts in Paris, 1880 Konservator der Bibliothek, der Archive und des Museums. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften von wissenschaft licher Bedeutung. Wir nennen davon: llss arts a 1a oour äss kapss xsuäant !s XV. st ls XVI. sisols (3 Bände. Von der Xeaäsmis äss llsaux-arts preisgekrönt), — liistoirs gsnsrals äss Vapisssriss; lapisssriss italisnnss, — kapllasl, sa vis, son osuvrs et son tsinps, — kiosrolls intorno ao lavori arollsolosstoi äi Oiaooino Oriwaläi, — Muäss sur l'llistoirs äss arts ä Roms psnäant 1s mozwn-ags; Lonikaos VIII st Oiotto, — lla Vapisssris, — Donatsllo, — lla Rsuaissanos sn Italis st sn Ikranos ä l'spoqus äs Ollarlss VIII., — lla Lillliotllsqus äu Vatioan au XV. sisols, — llss antiquitss äs la vills äs Roms au XIV., XV. st XVI. sidolss, — liistoirs äs 1'art psnäant la Rsnaissavas (4 Bände), — Vapisssriss, llroäsriss st äsntsllss, — I-ss prsourssurs äs la kisnaissauos, — I-ss oollsotions äss iVIeäiois, — l-ss llistorisns st Iss oritiquss äs Rapllasl, — Ütuclss sur l'llistoirs äs la psinturs st äs l'ioonograpllis. — In Verbindung nnt ausländischen Gelehrten gab er seit 1882 unter dem Gesamttitel -Lillliotllsqus intsroationals äs l'art» eine Samm lung von wertvollen kunstwiffenschastlichen Abhandlungen heraus, zu denen er selber viel beigesteuert hat. (Sprechsaal.) Zeitmrgs - Buchhandel. Mit dem Näherkommen des Weihnachtsfestes beginnen auch bei den Zeitungsunternehmungen wieder Verleger-Angebote von Büchern zur Verwendung als Zsitungsprämie sich einzustellcn. Ein solches Angebot, das an ein großes Blatt gerichtet worden ist, liegt uns vor. Die Buchdruckerei und Verlagsanstalt Hartkops L Torlep in Wald-Solingen teilt der Expedition der betreffenden Zeitung mit, daß sie von dem zu Weihnachten vorigen Jahres in ihrem Verlage erschienenen Buch: -Der Heldenkampf der Buren und die Geschichte Süd- Afrikas-, von Paul Groningen, eine neue, gänzlich umgearbeitete, stark vermehrte, die Ereignisse bis zum Friedensschiuß behandelnde Auslage erscheinen läßt, auf deren Ausstattung sie die größte Sorgfalt verwendet hat. Die neue Auflage ist ca. 400 Seiten stark und kostet elegant gebunden, anstatt des Ladenpreises von 5 -als Prämie- nur 2 80 ^ Nettobezugspreis für die Zeitungsexpedition 1 F7 70 H. Lieferung des Bedarfs der Zeitung in Kommission. Abrechnung (Zahlung der verkauften, Rückgabe der unverkauften Exemplare) bis 15. Januar 1903. Red.