Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1902

90? 6 Fertige Bücher. ^ 258, 6. November 1902. Verlag von Smil 6trauss in Sonn. Soeben erschien: Die welträthsel Gemeinverständliche 5tudien über Monistische Philosophie von vr. plnlos., l>r. msä., Or. zur., vr. seisut., Professor an der Universität Jena. unveränderte Zustage (Sechzehntes und siebenzehntes Tausend). Mit einem Bildnisse des Verfassers in Lichtdruck VIII und §75 Seiten gr. 8°. ——— Preis geheftet 8 Mark, elegant gebunden 9 Mark. ->- Seit seinem Erscheine» im Herbste Z899 hat das Iverk, mit welchem der Verfasser in großen Zügen seine Weltanschauung, das Ergebnis der Gedankenarbeit seines Lebens allen ehrlich die Wahrheit Suchenden darbietet, die gebildete Welt in Atem gehalten. Zahllose Beurteilungen in zustimmcndem und absprechendem Sinne erschienen in Zeitungen und Zeitschriften. Ls hat eine umfangreiche Litteratur von Broschüren und Büchern hervorgerufen. Die ,,We>träthsel" waren und sind noch das Thema von Vorlesungen auf Universitäten und vor freien Versammlungen. Uebersetzungen erschienen in Amerika, England, Frankreich, Italien, Spanien, Holland, Schweden u. s. w. und das Wunder hat sich ereignet, daß ein gewiß nicht zur leichten Lektüre gehöriges und nicht billiges Buch in Deutschland in kurzer Zeit eine Verbreitung von über sechzehntausend Exemplaren finden konnte. Es ist also nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß jeder gebildete Deutsche, der an der Gedankenentwickelnng der Gegenwart teil nimmt, Haeckels ,,welträlhsel zu lesen und kennen zu lernen gezwungen ist". sperre Lüricher Leitung Z8ZY Nr. 325/26. Zwei größere Artikel v. Prof. Lonr. Keller: Aus zwei Gründen müßten ihn auch seine Gegner achten: Erstlich hat er den Kampf ehrlich ausgenommen und dabei in seinem Leben niemals nach oben geschielt, um einige gnädige Blicke zu erhaschen, und zweitens machte er als reich begabte Natur nicht bloß bei andern geistige Anleihen, sondern vertiefte sich fast ein halbes Jahrhundert in harte, erfolgreiche Forscherarbeit, um von seinem Spezialfach aus sich zu einer neuen Weltanschauung durchzuringeu. Das sind ethische Momente, die man hervorheben muß, um diesen Autor ohne Voreingenommenheit zu beurteilen. — In den „Welt- räthseln", wenn inan sie unbefangen liest und von nebensächlichen Dingen absieht, wird man im Grunde genommen nur das ehrlich ausgesprochen finden, was heute jeder Naturforscher mit freiem Blick denkt und verteidigt, sofern ihn nicht Gpportunitätsgründe davon abhalten. — — Wie die früheren Schriften zeichnen sich auch die „Welträthsel" durch einen geradezu glänzenden Stil ans. Für den Autor von 65 Jahren ist die Darstcllungsweise so jugendlich frisch, daß es wohl nur Redeblume ist, wenn Haeckel gleichsam Abschied nimmt und seine Lebensaufgabe als abgeschlossen bezeichnet. Ls ist dies der einzige Punkt, in dem der Schreiber dieser Zeilen den Verfasser nicht ernst nehmen kann. Das Buch ist zunächst ein Vorstoß gegen die momentane Reaktion in Deutschland und wird dort mit gemischten Gefühlen aufgenommen werden, eine spätere Zeit wird dem Werke noch eine lebhafte Beachtung entgegenbringen. Momentan wird Haeckel neben Beifall damit in manchen Kreisen einen schweren Zorn erregen. Bezugsbedingungen 250/0 in Rechnung, gegen bar 7/6. Verlag von Smil 6trauss in Sonn. Nach den eingelaufenen Bestellungen habe ich versandt: Die Tchöpkerkratt der DbAntstte (I?ima§ina1ion crealrice) Eine Stuclie von Hk. Kibol Mitglied der Foaäsmis krauyuiss und Professor an der Universität Paris — Autorisierte deutsche Ausgabe von Merner Mecklenburg n 262 5eiten Gktav » Preis geh. 5 Mark, elegant geb. 6 Mark. Dcr Verfasser gilt als Pfadfinder auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Psychologie nicht nur in seinem vaterlande, sondern in der gesamten wissenschaftlichen Welt. In dieser neuen feinsinnigen Untersuchung bringt er das Programm seiner Forschcrarbcit bezüglich der seelischen Erscheinungen zum logischen Abschluß. Er sucht die schöpferische Phantasie in den tiefsten Schichten unseres Wesens, in den verborgen dahin dämmernden Schichten, in denen sich das geheimnisvolle, für uns selbst rätselhafte Walten unserer Perlonlicdkeil an Trieben und Leidenschaften kundgiebt und gewinnt in scharfsinniger Kombination dabei die persönliche Gleichung clcs Incliviciuurns. Zwischen den von außen kommenden Reizen uncl cler Willensreaktion im weitesten Sinne des Wortes, welche als Handlung oder Phantasieschöpfung den empfangenen Energieimpuls an die Außenwelt zurückerstattet, liegt eine Umschaltestation: «lag Inclivicluurn — ein Nichts oder eine Welt! Während aber der Sprachgebrauch in unwissenschaftlicher Beschränkung die schöpferische Phantasie nur auf künstlerischem oder allenfalls noch auf wissenschaftlich-technischem Gebiete gelten läßt, bezeichnet leibst als große Schöpfer und Erfinder Mle, deren vorstellungslauf wesentlich neue Bahnen einschlägt. Er sieht ihr walten in allen Erscheinungsformen des menschlichen Lebens: In der kaufmännischen Spekulation in dem strategischen Entwurf, in dem politischen Plan u. s. w. nicht minder als in Kunst und Wissenschaft. Ls ist ein Genuß, der subtilen Arbeit des geistreichen Franzosen als Leser zu folgen, wie er mit souveräner Beherrschung des wissen schaftlichen Stoffes, in künstlerischer Handhabung eines klaren, durchsichtigen Stiles, die Bahn seiner Forschung mit Sicherheit ihrem Ziele entgegen durchschreitet. Die deutsche Uebersetzung ist tadellos und wird dem (Originale in allen Punkten gerecht. Bezugsbedingungen: 25°/<, in Rechnung. Gegen bar 7/6. Nachbezüge bitte ich thunlichst fest zu machen, da der Vorrat nicht mehr groß. Die Verlagsbuchhandlung von Smil Slrauss in Kann.