Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820222
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188202223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820222
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-22
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tügUch^- *Bis^srüh 9 Uhr ein- Börsciiülatt für den Beiträge für da- Börsenblatt sind an die Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum de« BörsenvereinS der Deutschr» Buchhändler. ^7 44. Leipzig, Mittwoch den 22. Februar. — 1882. Nichtamtlicher Theil. Die Verbreitung der Typographie und des Buchhandels zu Ausgang des Mittelalters.*) „Auf keine Erfindung oder Geistessrucht können wir Deutsche so stolz sein als auf die des Bücherdruckes**), die uns zu neuen geistigen Trägern der Lehren des Christenthums, aller *) Wir entnehmen den vorstehenden Artikel, wozu dem Herrn Verfasser manche neue Quellen zu Gebote standen, mit gefälliger Er- laubniß der Verlagshandlung, Janssen's „Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters", l.Bd. 7. Ausl. (Freiburg im Br. 1881, Herder). D. Red. **) van der Linde's gelehrtes Werk über Gutenberg (Stuttgart 1878, Spemann) legt die Geschichte der neuen Erfindung klar und beseitigt unzählige Jrrlhümer, Märchen und Fälschungen der darüber früher er schienenen Schriften. Johann Gensfleisch zu Gutenberg aus Mainz hat nicht so fast die Druckkunst, als vielmehr die Typographie erfunden, die Bildung gegossener Lettern (Buchstaben). Jahrhunderte vor Gutenberg war schon die Kunst bekannt, Gestalten, Bilder, Schrift zeichen u. s. w. vermittelst gewisser Formen und Farben durch Drücken auf andere Körper zu übertragen. ,,Schriftstempel aus dem Allerthum werden in unseren Museen aufbewahrt. Niemand brauchte mehr auf den Gedanken zu kommen, daß man Buchstaben, folglich auch Wörter, Zeilen, Sätze, ganze Blattseiten, ebenso gut wie andere Bilder ein- drücken und abdrucken kann." Der chinesische Holztafel- und Buchdruck geht bis ins zehnte Jahrhundert hinauf; die Europäer er hielten wahrscheinlich durch die Mongolen, welche im dreizehnten Jahr hundert China eroberten und bald nachher Osteuropa überschwemmten, die Kenntniß des Tafeldruckes, d. h. der Xylographie. Um 1400 ver breitete sich diese über Deutschland bis nach Flandern. „Daß^der Ur sprung so vieler im Mittelalter austauchenden Neuerungen (Pulver, Leinenpapier, Zeugdruck, Holzdruck, erweiterte asiatische Schachspiele) im Dunkel liegt, hat wohl darin seinen Grund, daß sie nicht selbständig in Europa auftraten, sondern durch Mongolen und Araber vermittelt worden sind." Der erste datirte Holzschnitt ist aus dem Jahre 1423. Man druckte aber nicht bloß mit Holztaseln, sondern schnitt die Bilder auch in Metall. Ein Blatt aus einem Cyklus von gestochenen Passions- bildern hat das Datum 1446. Ein herrlicher Kupferstich des Meisters P. trägt die Jahreszahl 1451. „In der Thal, das Drucken brauchte im fünfzehnten Jahrhundert Niemand mehr zu erfinden." Die ,,Pyld schnytzer, Beeldefchniders (Bildhauer), Plaetsnyders" (Graveure) bildeten mit den Druckern (Briefdruckern, Kartendruckern) oder Prentern (im Englischen heißt der Buchdrucker noch immer Printer, das gedruckte Bild print), Briefmalern und verwandten Arbeitern eine eigene Zunft; in Nördlingen z. B. schon 1428, in Ulm 1441. — Bei der Erfindung Gutenberg's kam es (neben einem vervollkommneten Druckverfahren) auf die Beweglichkeit der Buchstaben allein nicht an (schon im römi fchen Alterthum hatte man bewegliche Buchstaben, vergl. v. d. Linde S. 118-120), sondern auf die zweckmäßigste Herstellung der metallenen, nach einem bestimmten Größenverhältniß gegossenen Typen. Die Buchstaben wurden zunächst einzeln (als Stempel, Letterform, Patrize, Punze) erhaben geschnitten, dann (als Matrize, Mutterform, nioule) vertieft eingefchlagen und in beliebiger Zahl in der Matrize (als Typen, Drucklettern) gegossen. Es handelte sich um die Erfindung dieses Letter ngusfes, und diese Erfindung ist Gutenberg's welthistorische That (vergl. S. 122 — 132). Neben der Beweglichkeit des Einzelbuch- stabens und seiner Wiederverwendung in verschiedenen Wörtern war zum Neunuudvierzigster Jahrgang. göttlichen und irdischen Wissenschaft und dadurch zu Wohlthätern der ganzen Menschheit erhoben hat. Welch ein anderes Leben regt sich jetzt in allen Elasten des Volkes, und wer wollte nicht dankbar der ersten Begründer und Förderer dieser Kunst ge denken, auch wenn er sie nicht, wie dies bei uns und unseren Lehrern der Fall, persönlich gekannt und mit ihnen verkehrt hat."*) „Die in Mainz erfundene Bnchdruckerkunst ist die Kunst der Künste, die Wissenschaft der Wissenschaften, durch deren rasche Ausbreitung die Welt mit einem herrlichen, bisher ver borgenen Schatze von Wissen und Weisheit bereichert und er leuchtet worden ist. Eine unendliche Zahl von Büchern, welche ehemals in Athen oder Paris oder an anderen Universitäten und in Bibliotheken nur ganz wenigen Studirenden bekannt waren, werden durch diese Kunst jetzt bei allen Stämmen, Völkern und Nationen und in jeder Sprache verbreitet." „Wie viele Gebete und unzählige Innigkeiten werden ge schöpft aus den gedruckten Büchern; wie viele köstliche und selige Ermahnungen geschehen in den Predigten." „Auch was großer Buchdruck die Herstellung der Buchstaben in großen Mengen nöthig, wie sie nicht durch den kostspieligen Schnitt eines jeden einzelnen Buchstabens, sondern nnr durch den Guß aus einer einmal geschnittenen Form in gehöriger Menge, strenger Gleichheit und Billigkeit statthaben konnte. Worauf der Erfinder selbst den Nachdruck legte, sagt er in der erhabenen Unterschrift des Ontdolieou vom Jahre 1460. „Unter dem Beistände des Höchsten, auf dessen Wink die Zungen der Kinder beredt werden und der oft den Kleinen offenbart, was er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch »Oa-tkolieon« im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1460, in der guten Stadt Mainz (angehörig der ruhmreichen deutschen Nation, welche die Gnade Gottes mit einem so hohen Geistes lichte und freiem Gnadengeschenke den übrigen Völkern der Erde vorzn- ziehen und zu verherrlichen für würdig gehalten hat), nicht vermittelst des Rohres, Griffels oder der Feder, sondern durch der Patronen (Patrizenj und der Formen sMatrizenj bewundernswerthe Znsammen- stimmung, Ebenmaß und Abmessung (rnira. pa.trona.rurn torrna-ruluciue ooneorcliu, proportione et, rnoclulo) gedruckt und vollendet worden." „Deshalb werde Dir", fügt er hinzu, „heiliger Vater, dem Sohne sammt dem heiligen Geiste, dem Herrn, dem Dreieinigen, Lob und Ehre dar gebracht. Lobe mit Lob in diesem Buche die katholische Kirche und höre nicht auf zu loben die gütige Maria. Gott sei gedankt." S. 16 u. 54. *) Sagt Jacob Wimpheling in Vs arte irnpressoria. kol. 2. Diese uns im Jahre 1864 durch die Güte des Dominicanergenerals Jandel in 8t. Llariu sopra. Minerva in Rom zugänglich gewordene cnltur- geschichtlich interessante Abhandlung über die geistigen Zustände wurde von Wimpheling im Jahre 1507 für einen nicht genannten römischen Cardinal abgcfaßt. Weil sie mit einer Lobrede auf die Buchdruckerkunst beginnt und deren Verbreitung über Europa bespricht, so hat eine spätere Hand ihr den Titel: De arte irnpressoria gegeben. Sie enthält neun undzwanzig Pergamentblätter in Quart und ist ebenso schön, vielleicht von derselben Hand, geschrieben, wie der von Wimpheling für den Erz bischof Albrecht von Brandenburg angefertigte Ueberblick über die Mainzer Geschichte, der sich auf der Schloßbibliothek in Aschaffenburg befindet. 116
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite