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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1903
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- 1903-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1903
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- Deutsch
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^ 26. 2. Februar 1903. Nichtamtlicher Teil. S05 er durch längere Jahre oft und gern gesehener Gast in Leipzig, und viele freundschaftliche Beziehungen entspannen sich zwischen dem kardialen österreichischen Vertreter und den deutschen Kollegen. Auch in kaufmännischen Vereinen ent faltete er seine Tätigkeit, und selbst die schon ernstlich an ihn herantretende Krankheit konnte ihn nicht hindern, seinen Pflichten als Mitglied der Steuerkommission nachzukommen. Trotz seines lebhaften Naturells und seines energischen, bisweilen sogar hitzigen Charakters war Gutmütigkeit der Grundzug seines Wesens und ganz besonders schätzte er gemütvollen, freundschaftlichen Verkehr. Nichts war ihm lieber als Gastfreundschaft — im weitesten Sinne und in herzlichster Form — zu üben, und glücklich fühlte er sich, wenn er in seinem Heim in Wien oder auf seinem Landsitz in St. Veit einen Kreis fröhlicher Menschen um sich und die Seinen geschart sah: mochten es liebe Freunde und Verwandte oder seine nähern Berufsgenossen sein oder waren es die Mitglieder des »Symposion«, welcher Verbindung er als alter Herr angehörte, die er zeitweilig bei sich vereinte und an deren jugendlich fröhlichem Treiben er sich erquickte. Ein glückliches, inniges Familienleben verschönte seine Häuslichkeit, und mit Freude und Stolz erfüllte ihn die geistige Entwicklung seiner hochbegabten einzigen Tochter. Seit Jahren schon machten sich leise Anzeichen einer Magenerkrankung geltend und vor Jahresfrist versuchten die Ärzte dem bedrohlichen Fortschreiten des Übels durch eine Operation Einhalt zu tun. Der Erfolg war ein glänzender — leider nur von allzu kurzer Dauer. Nach langem und schmerzvollem Krankenlager brachte ihm der Tod Erlösung von seinen Leiden. Am Sonntag den 25. v. M. haben wir ihn zur letzten Ruhe gebettet. Groß war die Zahl der Freunde uud Kollegen, die seiner Einsegnung beiwohnten und ihm das letzte Geleit gaben. Draußen auf dem poetisch schöngelegenen Friedhofe von St. Veit angesichts der im prächtigsten Winterglanz leuchtenden Berge wurde seine irdische Hülle der Erde an vertraut. Ein Vertreter der Burschenschaft »Symposion« und der Vorsitzende des Vereins der österreichisch-ungarischen Buch händler widmeten am offenen Grab dem Verstorbnen warme Worte der Anerkennung. — Friede seiner Asche! -o- Stil und Ornament unter besonderer Berücksichtigung des Buchgewerbes. Wie bereits seit mehreren Jahren, so hat auch in diesem Winter der Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins wieder eine Reihe von Vorträgen veranstaltet, deren ersten Herr 1)r. R. Kautzsch, Direktor des Deutschen Buchgewerbe museums, am 27. v. M. über das Thema »Stil und Ornament unter besonderer Berücksichtigung des Buchgewerbes« hielt, ein Thema, welches Herr vr. Kautzsch noch in zwei weiteren Vor trägen behandeln wird. In seiner Einleitung wies der Herr- Vortragende zunächst darauf hin, daß es nicht in seiner Absicht liegen könne, eine umfassende und tiefgreifende Schilderung von Ornament und Stil in dem knappen Rahmen einiger Vorträge zu geben, auch nicht das Entstehen der einzelnen Stile eingehend darzulegen, vielmehr wolle er an der Hand einiger Beispiele der ältern Stile, deren Wesen abgeschlossen vor uns liege, versuchen, zu zeigen, was vielleicht aus ihrem Charakter für die Praxis zu gewinnen sei. Fast könne es den Anschein erwecken, als ob dies Beginnen angesichts des heutigen Kanrpfgeschreis nach einem neuen Stil kein zeit gemäßes sei, jedoch hoffe er, daß es ihm gelingen werde, mit Hilfe des Anschauungsmaterials darzuthun, wie viel wir noch immer den alten Stilen entnehmen können. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Das eine sei zweifellos, daß es auch unsre Auf gabe sei, in das Wesen jedes Stils einzudringen. Nur wenn wir gelernt hätten, im Stil nicht eine Summe zufällig zu sammen gekommener Eigenheiten zu sehen, sondern ein ge schlossenes, notwendig so gewordenes Wesen, würden wir vor stilistischen Mißgriffen sicher sein. Mit Hilfe trefflich ausgeführter Lichtbilder ging der Herr Vortragende zunächst auf das Wesen der antiken Stile ein und zeigte an einem dorischen Tempel, dessen Cella von einer glänzenden Säulenreihe umgeben ist, wie in diesen Säulen das Stützen und Tragen symbolisch veranschaulicht werde. In der Form der Säulen sei auch eine Analogie zu dem mensch lichen Körper zu erblicken. Bei der nachfolgenden Betrachtung der Statue eines jugendlichen Mannes hob Redner hervor, wenn es der Antike gelungen sei, in ihren Kunstwerken ein so wundersames Menschheitsideal zu schaffen, so sei der Grund dafür in der damals herrschenden Anschauung zu suchen, daß der Mensch nicht nur ein Kind, sondern auch der Herr der Erde sei und daß seine volle Ausbildung höchstes Ziel alles Strebens bleibe. Die Grundzüge des in der Architektur und Plastik zu Tage tretenden Wesens macht sich auch im Orna ment geltend. Die Anfänge der griechischen Orna mentik lassen erkennen, daß jedes Muster ein in sich beruhigtes Wesen trage: die einzelnen Systeme lassen sich entweder in ein Quadrat oder in einen Kreis einschließen; erst später treten dann auch noch Blattmotive hinzu, die eine lebhaftere Betonung, leichtern Schwung zeigen. Der Charakter der plastischen oder streng tektonischen Form des Ornaments wird erst in der römischen Kunst, die mehr malerisches Wesen anstrebt, verwischt, jedoch auch hier waltet immer noch ein beruhigtes Gleichmaß vor. Daß diese schönheitstrunkene Kultur zu Grunde gehen mußte, als das Christentum austrat, ist wohl verständlich. Die heidnische Lebensanschauung mußte der christlichen weichen. Die Völker, die an die Stelle der alten traten, besaßen noch nicht gleich das Vermögen, ihr Empfinden in eine entsprechende künstlerische Form zu bringen. Dies zeigt sich deutlich auch in den Schriftcharakteren. Der nächste selbst ständige Stil macht sich in den romanischen Bauformen geltend, zu dem der Redner als Beispiel Wiedergaben des Innern der Kirche zu Quedlinburg bot. Die Unterschiede zwischen der mittelalterlichen und antiken Bauweise kenn zeichnen sich in dem Verschwinden der Analogien zum menschlichen Körper. Die Schwellung des Säulenschafts ist verschwunden, und an die Stelle der gleichförmigen Säulen reihe tritt die Gliederung der Säulengruppen durch Ein fügung des Pfeilers. Durch diese Veränderung tritt das neue Element des Rhythmus auf. In den über den Säulenreihen aufstrebenden glatten Wandflächen macht sich die Freude an der ungegliederten Masse geltend. Dies Streben nach Massen wirkung äußert sich auch in der Außenarchitektur. Eine un gebrochene Volkskraft spricht sich in diesen, besonders das Material zur Geltung bringenden, nicht dekorierten Stein massen aus. Die veränderte Lebensanschauung, die den Menschen mehr zum Entsagen denn zum Herrschen bestimmte, ließ die Gestalt des menschlichen Körpers erst in unvoll kommener künstlerischer Form erscheinen, und erst gegen das Ende der romanischen Periode tritt wieder das Gefühl für Körperschönheit hervor. Minnesänger und Rittertum tragen das ihrige zur Verherrlichung des Menschen bei. Ornament und Schrift zeigen sich im Charakter eines wieder kehrenden gleichmäßigen Rhythmus. Im Ornament herrscht das Band- und Flechtwerk vor, an den Initialen macht sich ein vollsaftiges Blattornament geltend. In der Gotik gelangt dann das Bestreben zu Tage, die Massen aufzulösen, die Säulen und Pfeiler in 120
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