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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-02-06
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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30, 6. Februar 1903. Nichtamtlicher Teil. 1033 LvanAsIwtorum« zusammengebunden worden. Da aber das Papier, wie in allen Blockbüchern, nur auf einer Seite be druckt ist, so ist doch der ganze Bildercyklus erhalten. Das Alter dieses Drucks wird durch mehrere schriftliche Ausführungen am Schluß und durch Verbesserungen im Text von der Hand des St. Galler Mönchs Gallus Kemly annähernd bestimmt, da dessen Tod um das Jahr 1477 festgestellt werden konnte. Weiter findet sich auf einer Seite an einem Säulenknauf ein Zeichen als Hausmarke des Zeichners oder des Tylographen, das ebenfalls auf dem 1439 -gedruckten Kalender des Johannes von Gmünd vorkommt. Wenngleich nun Schreiber in beiden Blattdrucken, dem Kalender sowohl wie dem Sibyllenbuch, den niederländischen Typus erkennt, so deutet der deutsche Text in dem erstem doch unzweifelhaft auf einen deutschen Holzschneider hin, und da das erwähnte Zeichen das Sibyllenbuch an den Kalender kettet, so muß auch dieser in Deutschland gedruckt worden sein. Es kann sich demnach nur um Nachschnitte nach ver lornen niederländischen Originalen handeln. So schließt Schreiber, ohne freilich den Schluß für den Kalender offen auszusprechen; aber nach seinen Ausführungen bleibt kein andrer Schluß übrig. Das Original zu dem Sibyllenbuch setzt Schreiber vor den Druck des Lpeoulnw sslvsliouis, der spätestens 1471 stattgefunden hat, also um 1468—70; die Kopie, die sich in St. Gallen erhalten hat, glaubt er mit fast völliger Sicher heit in die Zeit zwischen 1470 und 1475 setzen zu können. In anbetracht dessen, daß das Werk jedenfalls vor 1477 hergestellt worden ist, braucht man keinen großen Wert auf die Nachschnitthypothese Schreibers zu siegen, die viel leicht Widerspruch erfahren könnte. Die für die Kunstgeschichte sehr interessante Nachbildung der 24 Seiten des St. Galler Sibyllenbuchs zeigt zwölf weise Frauen, nennt deren Namen, bringt Angaben über ihr Alter und die Zeit ihres Wirkens. Während sich dieser Text oberhalb des Sibyllenbildes oder auf einem Spruchband befindet, hat die betreffende Weissagung selbst unterhalb der Figur ihren Platz gefunden. Jede der Seherinnen hält ein Symbol in der Hand: eine Fackel, die die Welt erhellt, ein Schwert, das auf den bethlehemitischen Kindermord hinweist, eine Dornenkrone u. s. w. Auf der gegenüberliegenden, wage recht in zwei Hälften geteilten Seite findet sich dann oben die entsprechende Szene aus dem Leben Christi von der Ver kündigung bis zur Auferstehung, unten ein Prophet und ein Evangelist mit Spruchbändern. Der Text ist lateinisch. Aus der Darstellung geht hervor, daß die Sibyllen übrigens nicht als alte Weiber gedacht waren, denn die übergroße Mehr zahl ist in verhältnismäßig jugendlichem Alter zwischen achtzehn und dreißig Jahren aufgeführt. Nur die helles- pontische soll fünfzig Jahre gezählt haben, und von der prhygischen wird gesagt, daß sie bejahrt gewesen sei. Der Sibyllencyklus, wie er hier wiedergegeben ist, hat seine größte Verbreitung in Frankreich gefunden. Auch typo graphische Ausgaben sind davon vorhanden. Schreiber glaubt aus ihnen schließen zu können, daß diese Form der Prophe zeiungen nicht für ein eigentlich literarisches Werk bestimmt war, sondern daß es sich ursprünglich um den Entwurf für einen Gemäldecyklus gehandelt habe, der irgendwo gemalt werden sollte und bei dem die Prophezeiungen entweder als Unterschriften oder auf fliegenden Bändern innerhalb der Bilder selbst angebracht werden sollten. In den typo graphischen Ausgaben finden sich nämlich im Text auch aus führliche Angaben über die Kleidung der Sibyllen, woraus Schreiber die Bezugnahme auf ein Gemälde klar zu erkennen glaubt. Überhaupt findet sich in feiner Einleitung zu der Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Reproduktion noch mancher interessante Fingerzeig, so daß das Unternehmen des Interesses von Kunsthistorikern und Bücher freunden sicher sein kann. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. — In der am Donnerstag, den 22. r>. M. abgehaltenen Sitzung der phnsikalisch - mathematischen Klasse der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin las Professor Schwarz über Be stimmung aller derjenigen Minimalflächen, die eine Schar reeller Kurven zweiten Grades enthalten. Der Vortragende ist zu dem Ergebnis gelangt, daß außer der Ebene, der gradlinigen Schrauben fläche mit Richtungsebene, den Minimalflächen, die eine Schar von Parabeln, und denjenigen, die eine Schar von Kreisen enthalten, keine Minimalfläche eine Schar reeller Kurven ersten oder zweiten Grades enthält. — Professor Vogel legte eine Abhandlung der Professoren Hartmann und Ur. G. Eberhard über das Auftreten von Funkenlinien in Bogenspektren vor. Die Verfasser haben auf dem Astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam Untersuchungen über Metallspektra angestellt mit besonoerer Beachtung der für die Astrophysik wichtigen Spektra von Magnesium und Silicium, und sind zu dem Resultat gelangt, daß es unzulässig ist, einzelne Linien als charakteristisch für das Funken- bezw. Bogenspcktrum hinzustellen und aus deren Auftreten Schlüsse über die Temperatur der betreffenden Leuchtoorgänge (auch in Sternatmosphären) zu ziehen. Professor Klein legte vor: l>r. I. Romberg, Geologisch- petrographische Studien in den Gebieten von Predazzo und Monzoni UI. Neue Beobachtungen über die Eruptivgesteine dieser Gebiete, ihre Altersbeziehungen (es wurden Einschlüsse eines alten Granits im Melaphyr aufgefunden), sowie noch unbekannte Typen wurden mitgeteilt. — Professor Müller aus Breslau überreichte sein Werk: Die graphische Statik der Baukonstruktionen. 3. Auflage. Band II, Abteilung I, und das korrespondierende Mitglied Professor Wiesner übersandte die zweite Auflage seines Werks »Die Rohstoffe des Pflanzenreichs«. Band I, II. In der an demselben Tage abgehaltenen Sitzung der philo sophisch-historischen Klasse sprach Professor Schmoller über: »Organe für Einigung und Schiedssprüche in Arbeitsstreitig keiten--. Er zeigte, daß der Grundsatz des modernen Rechts, der Arbeitsvertrag sei Gegenstand freier individueller Übereinkunft, war in den ersten zwei Dritteln des 19. Jahrhunderts zur Be- eitigung des ältern Arbeitsrechts naturgemäß aufgestellt, doch in der neuern Zeit nicht ausgereicht habe. Immer dringlicher seien übereinstimmende Verträge in ganzen Industrien geworden und durch Vereinbarung und Schiedsgerichte herbeigeführt worden. Die Untersuchung der Bedingungen, unter denen das gelingen könne, war der Gegenstand des Vortrags. — Professor von Wila- mowitz-Moellendorff legte eine Mitteilung von Herrn Professor M. Fränkel in Berlin vor über Beiträge zur griechischen Epi graphik aus Handschriften. In dem durch die Zuvorkommenheit der Pariser Nationalbibliothek übersandten Kodex, der die hand schriftlichen Scheden Fourmonts enthält, haben sich mehrere un bekannte Inschriften andrer Provenienz vorgefunden, darunter eine wichtige kyrenäische Urkunde, anscheinend augusteischer Zeit. Grillparzer-Vortrag. — Anläßlich der Wiederkehr von Gr illparzers Geburtstag (15. Januar) uno Sterbetag (21.Januar) fanden vor kurzem in Wien seitens einiger Schriftsteller und Rezitatoren Vorlesungen statt, die sich mit dem Leben und den Werken des größten österreichischen Dichters beschäftigten. Über eine dieser Vorlesungen, die unser Berufskollege Herr Friedrich Schiller (in Firma Moritz Perles) dort unter dem Titel »Humor und Satire bei Grillparzer» im Wiener Volkshochschulverein »Volksheim» gehalten und im »Wiener Volksbildungsverein« wiederholt hat, geht uns folgender Bericht zu: Nach einleitenden Bemerkungen über den Begriff »Heimatkunst« und Nachweisungen, daß die größten deutsch-österreichischen Dichter des vergangenen Jahrhunderts, wie Raimund, der Klassiker der Volksbühne, Bauernfeld, der fruchtbare Lustspieldichter, und Grill parzer, der Tragiker, Heimatkunst geübt haben, meinte der Vor tragende, man solle sich Grillparzer nicht stets als den alten ver grämten und verbitterten Hofrat vorstellen, der er in den letzten Jahrzehnten seines langen Lebens gewesen ist. Man solle nicht vergessen, daß Mutter Natur ihm eine reiche Dosis Humor mit auf den Weg gegeben und daß er manche seiner dramatischen Gestalten mit Witz und Laune beseelt hatte. So den frohgelaunten und wagemutigen Naukleros (in »Des Meeres und der Liebe Wellen»), den Handelsmann Jsaac (in der »Jüdin von Toledo«), den Haman (in »Esther«), Nicht zu übersehen sind seine Lust spiele aus der Jugendzeit (»Die Schreibfeder«, »Wer ist schuldig?«) und seine Mitarbeit an Bauernfelds »Bekenntnissen», deren dritter Akt aus Grillparzers Feder geflossen ist. Alle diese 138
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