Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030210
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190302109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030210
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-10
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1130 Nichtamtlicher Teil. ^5 33, 11. Februar 1903. erdrückend wirkt, gelangt hier znm Ausdruck. Die schwere Stimmung der Zeit gelaugt weiter namentlich in der nun auftretenden Barvckkunst zur Erscheinung, die es darauf ab sieht, in der Betonung des Körperlichen Kraft, in der starken Bewegung den Gefühlsüberschwang der Zeit zu zeigen. Das Eindringen des Malerischen, wie es bereits in Architektur und Plastik in Erscheinung trat, macht sich nun auch im Ornament und Buchgewerbe bemerkbar. Dies kenn zeichnen besonders die Ornamente der deutschen Druckwerke des beginnenden sechzehnten Jahrhunderts. In den reich ver zierten Schriftcharakteren tritt dann die Freude am Schnörkel, an phantastischen Linien, die mit der Form an sich nichts zu tun haben, vielmehr nur als ein Spiel der Phantasie anzusehen sind, hervor. Der gotische Geist verschwindet, und die Fraktur entwickelt sich. Als besondres Beispiel der neu sich entfaltenden Schriftgattung ist der »Teuerdank« anzusehen. Eine besondre Pflege hat diese Schriftart ver mutlich in der Kanzlei des Kaisers gefunden, der eine Vor liebe für schöne Buchausstattung hatte. Erst von da aus mag diese dann weiter ins Volk gedrungen sein. Eine Zeit lang scheint es, als ob das italienische Wesen in der deutschen Kunst Aufnahme fände; jedoch wenn auch die deutschen Künstler Anregung in italienischen Schöpfungen gefunden haben, so hat doch eine völlige Umbildung des deutschen Stils nicht stattgefunden. Denn während das italienische Barock bei allen malerischen Zutaten vor allem plastisches Wesen wahrt, macht sich im deutschen Barock eine geradezu eigensinnige Freude am Schnörkel, die sich in zahllosen Biegungen der Fläche und in Windungen ornamentaler Einzelheiten äußert, geltend. Zu einer derartigen Formensprache würde eine ruhige Antiqua nicht passen; daher erhält denn auch die Schrift einen immer bewegteren Zuschnitt. Man kann die Beobachtung machen, daß im weitern Verlauf die Dekoration zur Zutat wird. Die Architekturen aus jener Zeit, wie das z. B. der Zwinger in Dresden kenntlich macht, zeigen den üppigen Schmuck auf die organischen Formen des tektonischen Ge rüstes aufgelegt, nicht aus ihnen entwickelt. Die strenge Gliederung, wie sie in Italien noch festgehalten wurde, war nicht mehr vorhanden. In der nun folgenden weitern Ent wicklung des Stils macht sich ein Umschwung zum Zierlichen bemerkbar. An Stelle der schweren, überladenen ornamen talen Beigaben macht sich ein leichtes Rahmenwerk bemerk bar, das mit ganz leichtem Schmuck übersponnen wird: die Zeit des Rokoko ist gekommen. Die ganze Ausschmückung — in Architektur sowohl wie in der Buchausstattung — er hält einen Zug zum Festlichen und Heitern, bis schließlich ein nüchterner und frostiger Klassizismus den Beschluß jener Entwicklung bildet. — Reicher Beifall folgte den inhaltvolleu Ausführungen des Herrn Vortragenden. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Internationaler Historiker-Kongreß in Rom. — Zu dein internationalen Historiker-Kongreß in Rom haben sich bisher etwa 70 Institute und über 1000 persönliche Teilnehmer angemeldet. 600 von ihnen sind Italiener. Aus Deutschland sind 76, aus Frankreich 62, aus Österreich-Ungarn 52, aus England 22, aus Rußland 15 Anmeldungen erfolgt. Auch außereuropäische Staaten werden auf dem Kongreß vertreten sein, darunter China und Ägypten, die Vereinigten Staaten und einige südamerikanische Republiken. Personalnachrichten. Ordensverleihungen. — Der »Deutsche Reichsanzeiger Und Königlich Preußische Staatsanzeiger» Nr. 32 vom 6. Februar 1903 verlautbart die hier schon mitgeteilte Verleihung des Roten Adlerordens vierter Klasse Lurch Seine Majestät den König an den Verlagsbuchhändler Herrn Ernst Vollert (in Firma Weid- mannsche Buchhandlung) in Berlin und des Königlichen Kronen ordens vierter Klasse an den Verlagsbuchhändler Herrn Arthur Georgi in Berlin-Schöneberg (in Firma Paul Parey-Berlin). j- Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann. — Am 6. Februar ist in Dresden hochbetagt der Literarhistoriker und Goethe-Forscher Geheime Rat a. D. Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann gestorben. Er war am 5. März 1817 in Marienberg geboren, studierte in Heidelberg und Leipzig die Rechte und trat darauf in den sächsischen Staatsdienst ein, wo er in hohen Ämtern des Eisenbahnwesens tätig war. 1887 trat er in den Ruhestand. Von seinen Schriften seien hier folgende genannt: Sängerjugend, — l)r. Goethe in Weimar, — Goethe und Leipzig, — Zu Goethes Gedichten, — Goethes Briefe an Eichstädt, — Goethes Aufsätze zur Literatur, — Goethe und Dresden, — Goethes Tages- und Jahreshefte, — Goethes amtliche und ge sellschaftliche Vorträge, — Goethe und das sächsische Erzgebirge, — Goethe-Forschungen, — Goethe-Forschungen, Neue Folge, — Goethes Briefwechsel mit Rochlitz. — Auch an der Bearbeitung der Hempelschen und der Weimarer Goethe-Ausgabe hat der Ver storbene reichen Anteil. 1865 verlieh ihm die philosophische Fakultät der Universität Leipzig die Doktorwürde. ff Moritz Rüth in Budapest. — In Nr. 32 d. Bl. haben wir den am 5. d. M. erfolgten Tod des bedeutenden Budapester Buchhändlers Herrn Moritz Rüth gemeldet. Aus dem »Pester Lloyd« tragen wir folgende Würdigung seines Lebens- und Be rufsgangs hiermit nach: Moritz Rath wurde im Jahr 1829 in Szeged geboren, wo sein Vater, der Gutsbesitzer war, wohnte. Nach Erledigung des Gymnasiums trat er in die Handelsabteilung des Wiener Polytechnikums ein, um sich dort die zum Buchhandel nötigen Kenntnisse anzueignen. Im Jahr 1846 begann er seine Laufbahn in der Geibel'schen Buchhandlung, wo er bis 1848 verblieb. Im Dezember 1848 kam er, vor Windischgrätz flüchtend, zum Heere Görgey's, dem er bis Vilägos folgte. Hier gelang es ihm, auf die nahe väterliche Besitzung zu entfliehen. Nach Beendigung der Revolution trat er wieder in üie Geibel'sche Buchhandlung ein und kam durch kleinere literarische Arbeiten mit den Pester Schriftsteller kreisen in Berührung. Nach mehrjähriger Tätigkeit in verschiedenen ausländischen Buchhandlungen kam er 1855 wieder in die Heimat zurück, um in Pest eine Buchhandlung zu eröffnen; aber es dauerte mehrere Jahre, bis er endlich (1858) die Konzession erhielt und sich etablieren konnte. Die Rüthsche Buchhandlung ward bald zum Sammelort der politischen Berühmtheiten der Hauptstadt: Deal, Eötvös und die heimgetehrten Emigranten gaben sich hier Rendezvous. Die Verkagstätigkeit Rüths stand Jahre hindurch ohnegleichen da; besondres Verdienst erwarb er sich durch die Herausgabe der ungarischen Klassiker. Cr war splendid in der Aus stattung seiner Ausgaben wie im Bezahlen glänzender Schriftsteller- Honorare. Seine Editionen umfassen mehrere Tausend Bände. Bei den Ausstellungen in Wien (1873) und Budapest (1885) erhielt er allerhöchste Anerkennungen und bei der Millenniums-Ausstellung die größte Auszeichnung, die Millenniums-Medaille. Von seiner Opferwilligkeit zeugen die einen Wert von weit über 100 000 Gulden repräsentierenden Bücher, die er zu kulturellen Zwecken an Schulen, Vereine rc. gespendet hat. Im Jahr 1861 wurde Rüth in die hauptstädtische Repräsentanz ge wählt. Die Wiederherstellung der Konstitution stellte an die Arbeitskraft Rüths besonders große Anforderungen; er be sorgte die Herausgabe der ersten Honvsd - Reglements, der militär-schriftstellerischen Werke Waldstättens, Forinyüks, Kranitz' und Bulyovßkys; der Justizminister betraute ihn mit der Herausgabe der nun so populär gewordenen Gesetzessammlungen. Auch die ungarische Literatur hatte an Rüth einen opferwilligen Förderer. Von seinen vielen Veröffentlichungen erwähnen wir die Prachtwerke: -Die Balladen Johann Aranys--, »Das Nibelungen lied- in der Übersetzung Karl Szüß', -Sämmtliche Gedichte Koloman Toths«. -Die Reisen des Grasen Samuel Teleki», -Gesammelte Werke des Barons Josef Eötvös«, die große illustrierte Shakespeare- Ausgabe», einige Hundert Bände des »Csalüdi Könyvtür-, die »Gedichte Paul Gyulais«, »Michael Tompa«, »Gesammelte Werke Franz Toldys«, die von Paul Gyulai redigierte »Budapesti Szemle«, die historischen Werke Michael Horvüths: »Fünfund zwanzig Jahre aus der Geschichte Ungarns« und »Die Geschichte des ungarischen Freiheitskampfes 1848—1849« u. v. a. In der Leitung der Buchhandlung tritt durch das Ableben Moriz Rüths keine Veränderung ein, da infolge der Krankheit des Verstorbnen die Buchhandlung schon seit längerer Zeit von dem Mitinhaber der Firma, Herr S. Gabos, selbständig ge leitet worden ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder