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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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sich genug anführen, namentlich aus den Orten, an denen eine Erweiterung oder Neugründung einer großen Bibliothek erfolgt ist. Deshalb, so sehr auch der Buchhandel den Wert und die Bedeutung der Bibliotheken anerkennen muß, so sehr muß er sich auch davor hüten, diesen Wert zu über schätzen und zu vergessen, daß dem Buchhandel durch Biblio theken inehr geschadet als genützt wird. Ein weiteres Mo ment, das von vielen Buchhändlern nicht recht erkannt und gewürdigt wird, wie sich gerade in letzter Zeit auch gezeigt hat, ist die immer wieder nötige Feststellung der Tat sache, daß alle öffentlichen Bibliotheken Einrichtungen sind, die znm Wohle des Bürgers und Steuerzahlers aus den Mitteln und Abgaben des Steuerzahlers unter halten und überhaupt ermöglicht werden. Das vergessen namentlich auch die Herren Bibliothekare gar zu leicht und gerade auf dem letzten Kongreß hat man manchmal den Ein druck bekommen, als ob die Herren »Verwalter« ihrer eignen Privatsammlungen und nicht Staatsbeamte wären, die dem Staat und Volk ihre Stellung verdanken und daher in erster Linie dem Gemeinwohl zu dienen haben. Wie können die Herren von Repressalien sprechen, die sie gegen die widerspenstigen Buchhändler zur Anwendung bringen wollen? Der Buchhändler ist doch ebenso Steuerzahler und Bürger wie jeder andere im Besitz der bürgerlichen Ehren rechte befindliche Staatsangehörige und hat demgemäß die selben Rechte, wenn es sich um die Benutzung öffentlicher Einrichtungen handelt, wie dies die Bibliotheken sind. Auch die vielfach vertretene Ansicht, daß der Buchhandel den größten Nutzen aus der Benutzung der Bibliotheksschätze ziehe, ist völlig falsch. Wie viele Schriftsteller gibt es, die nur durch die ihnen zu Gebote stehenden Bibliotheken ihrem Beruf Nachkommen und dadurch ihren Lebensunterhalt verdienen können. Und ferner wie viele wissenschaftliche Resultate ver danken wir ausschließlich der Möglichkeit, durch Benutzung der Literatur alles Nötige und Wissenswerte zusammen bringen zu können? Es nimmt also der Buchhandel keines wegs die Bibliotheken mehr in Anspruch, als viele andere Berufszweige auch, wohl aber haben die Bibliotheken oft und viel Veranlassung, die Hilfe des Buchhandels in Anspruch zu nehmen bei Komplettierung vergriffener Werke, bei der Be schaffung kleiner Defekte rc. Und aus diesem Grunde schon sollte das Verhältnis zwischen Bibliothekaren und Buch händlern ein auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhendes sein und die Herren Bibliothekare sollten es ver meiden, dem Buchhändler gegenüber den Höhergestellten spielen zu wollen, wie dies vielfach noch vorkommt. Wenn die Herren ihre Tatkraft nach der Richtung hin entfalten würden, daß sie ihren Vorgesetzten Behörden den doch sicher leicht zu erbringenden Nachweis führen würden, in welchem unrichtigen Verhältnisse die jetzige Dotierung der Bibliotheken gegenüber der immer mehr anschwellenden Lite ratur und den: vergrößerten Lesebedürfnisse steht, so wäre dies eine weitaus richtigere Auffassung ihrer Pflichten, als wenn sie durch Verlangen von Pflichtexemplaren zur Grün dung einer Centralbibliothek, die ihnen allerdings neue Stellen bringt, den Ausgleich zwischen Budget und Bedürfnis Her stellen wollen. Auch ein weiterer Mißstand sei hier zur Sprache ge bracht: die vielfach recht einseitige Vorbildung der Biblio thekare. Gewöhnlich gehen die Herren ans den Reihen der Theologen oder Alt-Philologen hervor und da ist es ja nur naturgemäß, wenn sie gerade die ihnen naheliegenden Lite raturgebiete mit Vorliebe in den Bibliotheken pflegen und den andern Wissenschaften vorziehen. Wenn man auf einer großen Bibliothek alle theologischen und philologischen Zeit schriften bis zur kleinsten hinab findet, dabei aber vergeblich z. B. nach dem Zoologischen Anzeiger oder dem Botanischen Centralblatt fragt, so ist damit der Beweis erbracht, daß die Leiter solcher Anstalten nicht in dem Maße ihrer Aufgabe gerecht werden, wie dies der Charakter einer öffentlichen, alle Wissenszweige umfassenden Bibliothek verlangt. Ich weiß wohl, daß es manchem Theologen Seitenstiche gibt, wenn er die Werke eines Darwin, Wallace, Weismann rc. rc. nicht nur aufbewahren, sondern auch noch ausleihen und dadurch verbreiten helfen soll, und ich begreife es gut, wenn solche Herren nach den naturwissenschaftlichen Regalen mit einer ge wissen Scheu blicken, ob nicht eines Tages doch ein Pferde fuß zwischen jenen Werken Zum Vorschein komme. Aber derartige Empfindungen persönlicher Art müssen auch bei den Bibliothekaren wie bei jedem Statsbeamten zurücktreten. Die Herren mögen sich den Begründer der Straßburger Biblio thek Prof. Barack zum Muster nehmen, der von der ersten Zeit an einen Hauptwert darauf legte, daß in seiner Biblio thek gleichmäßig alle Wissenszweige gepflegt und berücksichtigt werden, eine Auffassung, die mit dazu geführt hat, daß die Straßburger Bibliothek zu den besten Instituten Europas zählt. Zum Schluß noch eins: ich kann nicht glauben, daß diejenigen meiner Kollegen, die im Interesse der Biblio theken so sehr gegen die Geheimhaltung unsrer Zeitung tätig waren, die oben erwähnten Tatsachen nicht gekannt und ge nügend gewürdigt haben sollen Ich kann ferner nicht glauben, daß ihnen wirklich jedes Verständnis dafür abgehen soll, wie unkaufmännisch es ist, der Kundschaft die internsten und intimsten Geschäftsgeheimnisse offen preis zu geben. Wohl kann ich es verstehen, wenn die Herren persönliche Beziehungen zu einzelnen Bibliothekaren haben, teils in der Stellung als Verleger gegenüber einem Bibliothekar als Autor, teils in andern Verhältnissen. Dann aber wäre es meines Erachtens doch besser, wenn die betreffenden Kollegen dies offen und deutlich bekennen würden, es würde ihnen sicher niemand daraus einen Vorwurf machen. Die Gründe aber, welche bisher für die Freigabe des Börsenblatts vor gebracht wurden, sind so fadenscheinig, daß ich ihnen Ueber- zeugungskraft mit dem besten Willen nicht zuerkennen kann. April 1903. Erwin Nägele. Jubiläum der »Münchener Medizinischen Wochenschrift«. Das fünfzigjährige Jubiläum der »Münchener Medizinischen Wochenschrift-- wurde im vorigen Monat (vergl. Börsenbl. Nr. 58) unter zahlreicher Beteiligung der Ärzte Münchens, von Professoren der Medizin der Münchener und aus wärtiger Universitäten und Vertretern der bayerischen Regierung festlich begangen. Zu dieser Gelegenheit hat der Verleger dieses weitverbreiteten Fachblattes Herr Julius Lehmann in Firma I. F. Lehmann's Verlag in München, den Teilnehmern eine schön ausgestattete «Festschrift zum SOjährigeu Stiftungsfest der Münchener Medizinischen Wochenschrift« gewidmet, auf die wir etwas näher einzugehen versprachen. Ihren Hauptinhalt bildet die Festrede des Medizinalrats vr. Merkel-Nürnberg, die in großen Zügen den Werdegang der Zeitschrift schildert und, weil damit aufs engste verknüpft, gleichzeitig eine übersichtliche Darstellung der Entwicklung des ärztlichen Vereinswcsens im Königreich Bayern gibt. Als erster Vorläufer der Jubilarin ist das im Jahre 1840 gegründete »Medizinische Korrespondenzblatt bayerischer Ärzte« zu nennen. Es erschien wöchentlich bei Ferdinand Enke in Er langen und wurde von vr. Eichhorn in Herzogenaurach redigiert. Nachdem es seit 1848 nur noch in zwangloser Folge erschienen war, wurde es 1850 infolge ungenügender Unterstützung vom Ver leger und Redakteur ganz aufgegeben. Das Blatt war eine Frucht der namentlich in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts immer mehr erstarkenden Bestrebungen, das ärztliche Standesbewußtsein zu heben und ein Organ zur allseitigen Ver tretung der Interessen der Ärzte und ihres Berufs zu schaffen. Derselben Bewegung verdankten die »Medizinisch poli tischen Blätter« des Fürstlich Wallersteinschen Hofrats Dr. Fried rich von Jan in Nürnberg ihr Entstehen, die im Selbstverläge 1848 erschienen, jedoch hauptsächlich infolge zu stark persönlicher Färbung
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