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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1903
- Sprache
- Deutsch
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Zss 82, 9. April 1903. Nichtamtlicher Teil 2871 bald wieder eingingen. Jans Absicht war einen großen Verein bayerischer Arzte zu gründen, und diese Idee wurde vom Münchener- Verein ausgenommen. Auf seine Einladung trat im Oktober 1848 in München ein Kongreß zusammen, der einen »ständigen Aus schuß« als Mittelpunkt der bestehenden Kreisuereine und als Beauf tragten des Kongresses einsetzte. Aus der Wirksamkeit dieses ständigen Ausschusses ist u. a. auch die »Münchener Medizinische Wochenschrift« hervorgegangen. Auf Anregung des Or. Aloys Martin in München nahm der Ausschuß an der Jahreswende 1852/53 die Gründung eines neuen Organs in die Hand, das im März 1853 erscheinen sollte und dessen Crscheinungstermin nur durch eine Verzögerung der an die Regierung gerichteten Gesuche bis zum Anfang nächsten Jahrs verschoben wurde. Als Gründungstermin, der auch der diesjährigen Jubiläumsfeier zu Grunde gelegt wurde, hat man den März 1853 angenommen, in welchem Monat ja tatsächlich das Erscheinen und der Plan des Blatts fest beschlossen worden war. Zur Aufnahme in das Blatt sollten gelangen alle neu erscheinenden Medizinalgesetze und Verordnungen, Original mitteilungen über Statistik aus medizinischen Gesichtspunkten, über Kranken-, Irren- und Siechenanstalteii, über Sterblichkeit, Epidemien u. s. w., ebenso Originalartikel über die Verhältnisse und die Stellung der Ärzte, über öffentliche Gesundheitspflege u. s. w. Der Ausschuß trat an das Ministerium des Innern mit der Bitte heran, die geplante Zeitschrift zu unterstützen und die Gerichtsärztc zum Abonnement zu verpflichten. Erfüllte die Regierung auch nicht alle Wünsche, so wurde schließlich doch eine Summe von 500 Gulden bewilligt. Ebenso wurden die Kreisvereine zur Mit arbeit und Unterstützung aufgefordert. Gleichzeitig fragte der Ausschuß bei neun der bedeutendsten Verleger Bayerns wegen der Übernahme des Verlags an. Die Bedingungen waren in der Hauptsache folgende: Das Blatt bleibt Eigentum des ständigen Ausschusses; jährliche Kündigung mit Anmeldung drei Monate vorher; Preis des Jahrgangs 4 Gulden bei portofreier Zusendung; 18 Freiexemplare für den Ausschuß und Leistung eines Honorars für den Redakteur. Der Vertrag kam mit Christian Kaiser in München zum Abschluß. Dieser verpflichtete sich zu einem Re dakteur-Gehalt von jährlich 400 Gulden (bei 500 Auflage --- 600 Gulden), ferner dazu, das Blatt in Großoktav zu acht Seiten mit lateinischen Lettern verschiedner Größe (bei möglichst spärlichem Eindruck von Tabellen) in 52 wöchentlichen Nummern mit Titel und Inhaltsverzeichnis herzustellen und zwanzig Freiexemplare zu liefern. Vereinbart wurde ferner vierteljährliche Kündigung vom dritten Jahre an. So erschien mit dem Datum des 7. Januar 1854 die uns in Faksimiledruck vorliegende Nummer des Blattes als »Ärzt liches Intelligenz-Blatt. Organ für Bayerns staatliche und öffentliche Heilkunde. Herausgegeben vom stän digen Ausschüsse bayerischer Ärzte--. Ein »Prospectus« eröffnete den Inhalt; als Redakteure zeichnen: -die 1)r. Or. Öttinger und Aloys Martin«; gedruckt ist die Nummer »von I. Deschler in der Vorstadt Au». Indessen nicht alle Kreisvereine waren mit diesem Vorgehen einverstanden; doch müssen wir uns versagen, auf die Gründe näher einzugehen. Nur der Kuriosität halber sei hier erwähnt, daß es in einer Zuschrift aus Unterfranken heißt: »Der Plan des Blattes ist zu weitgehend, der Umfang zu bedeutend. Es kann nicht halten, was es verspricht! Der Preis von 4 Fl. ist zu hoch . . . .» Der Staat müsse das Blatt den Ärzten entweder gratis geben, oder die Kreisvereine müßten erheb liche Sublevationen vom Staat bekommen ... u. s. w.... Dieses Schreiben trägt die Unterschrift des nachmals berühmt gewordnen Rudolf Virchow! Trotz einer im allgemeinen freudigen Aufnahme hatte das Blatt mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sic milderten sich in etwas, als es 1857 den Amtsärzten zur Pflicht gemacht wurde das »Intelligenz-Blatt- aus Regiemitteln zu halten. Wurde ihm damit auch ein offiziöser Charakter verliehen, so ist es offenbar auch dann noch ohne nennenswerten Ertrag geblieben, denn der Verlag ging 1863 »aus unbekannten Ursachen« an die I. I. Lent- nersche Buchhandlung (E. Stahl) über und 1869 an Jo' Anton Finsterlin. Im Jahre 1886 wurde das Intelligenz- Blatt in »Münchener Medizinische Wochenschrift« umgetauft und vier Jahre später übernahm sie I. F. Lehmann's Verlag Der Preis war bereits 1855 auf sechs, 1862 auf acht Gulden, dem größern Umfang entsprechend, erhöht worden; 1874 folgte eine Erhöhung auf vierzehn, 1886 auf zwanzig und 1895 auf vier undzwanzig Mark. Im Jahr 1871 erschien die Verordnung der bayerischen Re gierung über die Bildung der Ärztekammern und ärztlichen Be zirksvereinc, mit deren Ausführung die bisherige, aus der frei willigen Vereinstätigkeit der Ärzte erwachsene Standesvertretung durch Krcisvereine und den ständigen Ausschuß aufgehoben war. Lösten sich nun die Kreisvereine fast sämtlich auf, so blieb der Ausschuß bestehen, dessen Tätigkeit sich übrigens keineswegs allein auf das Intelligenz-Blatt erstreckt hatte, sondern auch auf die tat kräftige Mitarbeit an der Verbesserung des öffentlichen Medizinal wesens, sowie auf die Gründung und Förderung ärztlicher Hilfs kassen. Gewiß lag es nun, unter den neuen Verhältnissen, sehr- nahe, das Intelligenz-Blatt in irgend einer Form zum Amts-Blatt des erweiterten Ober-Medizinal-Ausschusses und der ärztlichen Bezirksoereine zu erklären. Es wurden auch Stimmen dafür laut, der Minister des Innern legte es dem Ober-Medizinal-Äusschuß nahe, das Blatt zu übernehmen; aber die Verhandlungen zogen ich hin und scheiterten schließlich ganz. Ebenso endigten ähnliche Verhandlungen des Ärztlichen Vereins zu München mit dem Ans chuß im November 1874 ohne Ergebnis. Die Gründe dafür lagen in der Befürchtung, sich finanzielle Lasten aufzuüürden, deren Trag weite man nicht kannte, weiter in der Unzufriedenheit mit der Redaktionsführung gerade dieser Jahre, nicht zuletzt aber in der tarken Betonung des Eigentumsrechts des ständigen Ausschusses, Ms dieser auf ein Rcchtsgutachten stützte. -Aus dem momentanen Mißerfolg aber erwuchs das Glück des Blattes!« Der ständige Ausschuß, der sich seit 1852 stets selbst ergänzt hatte, bildete sich unter Zuwahl neuer Mitglieder als »Herausgeber-Kollegium- neu und unter der verdienstvollen Führung des Ober-Medizinalrats vr. Bollinger begann für das Intelligenz-Blatt eine neue Periode reicr Entfaltung und kraftvollen Vorwürtsstrebens. Waren auch die finanziellen Verhältnisse der Wochenschrift bis 1890 noch ungünstig, so haben sie sich seitdem in so glänzender Weise ge hoben, daß bis jetzt aus den Erträgnissen zu verschiednen wohltätigen und ehrenden Standeszwecken durch das Herausgeber- Kollegium insgesamt 47000 beigesteuert werden konnten. Zwei sauber ausgeführtc Autotypien gereichen der Festschrift zu besonderer Zierde. Die erste zeigt die Büste des Vorsitzenden des Kollegiums Bollinger, die zweite die Bildnisse sämtlicher Mit glieder; es mögen hier nur die bekannteren davon genannt sein, ivie Curschmann-Leipzig, von Leube-Würzburg, Penzoldt-Erlangen und von Winckel-München. Ein Anhang geschichtlicher Notizen bringt das vollständige Verzeichnis der Herausgeber, der Redakteure, der Verleger, der Abonnementspreise und Anzeigengebühren seit Bestehen der Wochenschrift, sowie ein Verzeichnis der Stiftungen und der Vereine und Gesellschaften, deren amtliches Organ sie ist. Weiter finden wir eine Übersicht ihrer gegenwärtigen Verbreitung, nach Ländern und größern Städten geordnet. Die Bewegung der Auflage der Wochenschrift seit 1884 ist auf einer Tafel graphisch dargestellt, die besonderes Interesse erregt. Die Auflage schwankte bis 1884 zwischen 500 und 1000, erhob sich bis 1887 aus 1800, worauf ein kleiner Rückschlag folgte, von dem sie sich bis 1890 langsam erholte. Von hier an überschritt sie in steil auf steigender Linie bis 1895 die Höhe von 3000, bis 1900 die von 6000, um 1903 bei 9000 anzugelangen. Damit hat sie die höchste Auflage der medizinischen Zeitschriften des deutschen Sprachgebiets erreicht. Den Schluß bilden drei Tafeln graphisch dargestellter Vergleiche der gegenwärtigen Auflagenhöhe der fünf größten deutschen medizinischen Wochenschriften, ihres Umfangs und end lich der Auflage und des Umfangs zugleich. Auf die Erfolge der Zeitschrift dürfen der Redakteur und das Herausgeberkollegium mit Recht stolz sein, aber ebenso zweifellos hat sich auch der jetzige Verleger um die Zeitschrift hervorragende Verdienste erworben, — daß er sein Verlagskind init Liebe und Aufmerksamkeit pflegt, beweist auch die schmucke Festschrift mit ihrer schönen und gediegnen Ausstattung. Kleine Mitteilungen. Ein gefährliches Feuilleton. Entscheidung des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) — Bemerkenswerte Erör terungen veranlaßte ein Prozeß, der am 7. April den 2. Strafsenat des Reichsgerichts beschäftigte. Angeklagt der Verbreitung einer- unzüchtigen Schrift waren der Redakteur des Feuilletons der »Welt am Montag«, Max Ludwig in Berlin, und der Or. msck. Huldschiner in Hamburg. Nachdem das Landgericht I in Berlin beide freigesprochen hatte, hob das Reichsgericht auf die Revision des Staatsanwalts das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht II zurück (vergl. Börsenbl. 1902, Nr. 157). Dieses erkannte jedoch am 21. Oktober v. I. ebenfalls auf Freisprechung. Die Revision des Staatsanwalts gegen dieses Urteil kam am 7. d. M. zur Verhandlung. Es handelte sich um eine kleine Erzählung des Angeklagten H., die unter dem Titel »Der Mörder« in der »Welt am Montag« erschienen war. Es wird darin erzählt, daß der Steuereinnehmer Grau nach dem Essen aus die Straße geht, um eine Dirne zu suchen. Er findet eine und geht mit ihr. Ms er die ärmliche Wohnung wieder verlassen hat, erscheint plötzlich der frühere Liebhaber und ermordet das Mädchen. Grau kommt nach einiger Zeit zurück, weil er seine Manschetten vergessen hat, und sinkt an der Leiche des Mädchens nieder, wo er als Mörder verhaftet wird. Wegen 380*
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