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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1903
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- Deutsch
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94, 25. April 1903. Nichtamtlicher Teil. 3273 Auf Grund dieser Erklärung beschloß die Kommission ohne roeitre Debatte zu beantragen: Der Reichstag wolle beschließen: die Petition II. Nr. 98100 des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, betreffend Heranziehung weitrer Staaten zur Berner Über einkunft für den Schutz der Werke der Literatur und Kunst, dem Herrn Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. Hans Thoma-Ausstellung bei Del Vrrchio in Leipzig. Nach langem Harren, bitterm Verkennen und drückenden Entbehrungen ist nun für Hans Thoma die Zeit der be deutenden Erfolge eingetreten. Begann man seit dem Jahre 1890, infolge einer Ausstellung von 36 Gemälden Thoma's in München, seinen Namen in weitern Kreisen zu schätzen, so hat doch auch das Eintreten Henry Thodes für den Künstler viel mit dazu beigetragen ihm immer mehr und mehr die Wege zu ebnen. Als Thode den Meister zum erstenmal in seinem Frankfurter Heim besuchte, erzählte er, daß Thoma damals in seinem Atelier ein mächtiges Regal zu stehen hatte, in dem unzählige Bilder, wie Bücher aneinander gereiht, standen, die ihm nun der Künstler zur Ansicht brachte, wenigstens zum Teil, denn nachdem er einige dreißig gesehen, mußte er: »Genug« ausrufen, so überwältigt war er von diesem Reichthum innern und äußern Lebens. Jedes Bild in andrer Behandlung gehalten, mit jeder Behandlung eine neue Stimmung ausgedrückt und jede Stimmung aus einem andern Stoff heraus geboren. Und da stand dieser ungeheure Reichtum in Schränken und Regalen und Staf felten; und kaum ein Mensch wußte davon, fast niemand hatte Interesse dafür. — Aber stärker als alle Gefühle der Wehmut hierüber war doch das Gefühl des Glücks: hier ist das Ersehnte, da ist sie wieder — die deutsche Kunst! Und ruhig, ohne eine Spur der Verbitterung, teilte der Meister mit, daß er das alles hier aufstapeln müsse, denn die Ausstellungen schickten ihm seit Jahren alle Bilder zurück! Auf die Frage: »Und trotzdem arbeiten Sie immer rastlos weiter?« erwiderte Thoma: »Ich muß.« Ja, er gehört in Wahrheit zu jenen, die wirklich müssen, die schaffen müssen, um ihrem Denken und Em pfinden Ausdruck zu geben. Und dann erzählte er von seinem Leben: »Zu Bernau, in einem kleinen Bauernhause, hoch oben im Schwarzwald, bin ich geboren, am 2. Oktober 1839. Meine ersten künstlerischen Regungen bekundete ich durch Bemalen von allerlei Hausgerät, auch durch einige Porträts. Dadurch wurde unser Amtmann auf mich auf merksam und ermöglichte meine Aufnahme in die Kunst schule zu Karlsruhe. Dort arbeitete ich bis 1868 und fand namentlich an Schirmer einen mich freundlich fördernden Lehrer. Aber bald schon zeigte es sich, daß meine Art der Naturanschauung und ihrer künstlerischen Verdeutlichung unter dem Zwange einer eignen Anlage stand, sodaß mein Schaffen bald von dem andrer und namentlich vom Schulmäßig-Her- kömmlichen abwich. So entstand der beste und größte Teil meiner frühsten Kunst in den langen Sommerferien, wo ich in Bernau immer wieder unmittelbar vor die Natur trat. Aber niemand wollte etwas davon wissen. So dachte ich: es muß doch irgendwo in Deutschland für solche Natur unmittelbarkeit jemand Sinn haben, und wandte mich nach Düsseldorf. Aber dort herrschten dieselben Verhältnisse. Anders in Paris, wohin ich nun zog. Hier traf ich namentlich in den -Werken der Landschaftsmaler von Fontainebleau und besonders Courbets etwas, das meinen Anschauungen mehr entsprach. Namentlich aber trat ich im Louvre zum ersten- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. mal vor Werke großen Stils, bei denen die Technik nur als Mittel zum Zweck erschien. Bald siedelte ich dann doch wieder nach Deutschland zurück, zunächst nach München, von da 1877 nach Frankfurt a. M.« Wundersam ist es, daß er in dieser Zeit des Spezia listentums, in der wir leben, so geworden ist, wie er wurde; denn ihn interessiert der Mensch im gleichen Maß wie die Landschaft, das Tier sowohl wie die Pflanze, nichts erscheint ihm zu klein oder unwürdig, das er nicht für seine Dar stellung geeignet hielte. Und so schildert er denn alles mit gleicher Liebe: Alttestamentarisches und Christliches, Märchen und deutsche Heldensage, Geschichtliches und Mythologisches; und mit wie lebendigem Blick betrachtet er die ihn um gebende Welt, mit wie warmem Gefühl gibt er sie wieder, wie weiß er das Seelische aus dem einfachsten Naturmotiv herauszulösen! Bei der Fülle der Erscheinungen, wie er sie bietet, müssen wir uns versagen, hier in dem knappen Raum einer Besprechung auf einzelnes einzugehen. Nicht unerwähnt lassen dürfen wir aber seine fruchtbringende und volkstüm liche Thätigkeit als Graphiker, von der uns die bei Del Vecchio veranstaltete Ausstellung ein so umfassendes Bild bietet, wie es bisher nirgend gezeigt worden ist. Die 138 Blatt zählende Kollektion enthält nicht allein alle bis jetzt erschienenen Steinzeichnungen, Algraphien und Radierungen von Thoma's Hand, sondern auch Abdrucke derjenigen Ori ginal-Lithographien, die erst im Herbst dieses Jahres er scheinen werden, wie auch eine Anzahl korrigierter und über malter Drucke, deren öffentliche Ausstellung der Firma Breit kopf L Härtel in Leipzig zu danken ist. So bedeutend der Teil ist, den das graphische Schaffen in Thoma's Kunst ein nimmt, so ist doch nicht zu verkennen, daß er noch immer nicht die ihm gebührende Würdigung in den breiten Schich ten des Publikums gefunden hat; man braucht aber die Hoff nung nicht aufzugeben, daß auch der Zeitpunkt eintreten wird, wo die graphischen Arbeiten Thomas als wirkliche Volkskunst Aufnahme finden werden. Es wäre schlecht be stellt um unser nationales Kunstempfinden, wenn das Ver ständnis für diese Schöpfungen ausbliebe. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. Blitz-Telcphon-Buch. (Nachdruck verboten.) — Vom Landgericht Frankfurt a. M. ist am 9. Ok tober v. I. der Kaufmann Harry Fuld zu 300 Geldstrafe ver urteilt worden. Die Firma König L Co. in Köln hat sich das Wort »Blitz« als Warenzeichen in die Patentrolle eintragen lassen und einige Arten Drucksachen dafür angegeben. Mit dem (frei- csprochnen) Mitangeklagten Lehn er gründete Fuld einen »Blitz- uchverlag», um zunächst Blitz-Telephon-Bücher für Breslau und Leipzig herauszugeben. Es kam aber nur zur Herausgabe von Prospekten, in denen zum Inserieren in jenen Büchern aufgefor dert wurde. Das Gericht hat angenommen, daß Fuld nicht be rechtigt war, das Wort Blitz zu benutzen. — Auf die Revision Fulds, die von Rechtsanwalt Lenzmann vertreten wurde, hob am 23. d. M. das Reichsgericht das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Kunsthistorisches Institut in Florenz. — In Florenz fand am 8. April die diesjährige Vorstandssitzung des Vereins zur Erhaltung des Kunsthistorischcn Instituts statt, das vor einigen Jahren behufs Förderung der kunstgeschichtlichen Forschung an diesem Zentralpunkt der Renaissance begründet worden ist und seit vorigem Jahr auch die Unterstützung des Deutschen Reichs gefunden hat. Teilgenommen haben die Herren Freiherr von Stumm, der als Vorsitzender die Sitzung leitete, der Direktor des Instituts Professor Brockhaus, Graf Lanckoronski und Prinz Franz von Liechtenstein aus Wien, F. v. Marcuard in Florenz, Geheim rat von Seidlitz aus Dresden, Gcheimrat Thode aus Heidelberg und der bayrische Gesandte in Wien Freiherr von Tücher. Die Versammlung konnte zum ersten Male in den neuen Räumen, Viale Principessa Margherita 19, tagen, wo ein Arbeitssaal die Bibliothek und Tausende von Photographien ausgenommen hat. Sehr erfreulich war es, das Anwachsen dieser Sammlungen, 436
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