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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 106, 9. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 3711 Diese kleinen, und kleinsten Sortimenter, denen es so schlecht geht, werden Sie zur Messe in Leipzig selten vertreten finden, denn einmal fehlt ihnen das Reisegeld, zum andern genieren sie sich, ihrem Kommissionär, dessen Barkonto- Kredit sie einzig und allein bisher über Wasser hielt, unter die Augen zu treten. Von dieser Art Sortimenter können Sie in Leipzig Klagen aus dem angezognen Grund garnicht hören. Der Stamm Sortimenter, der in Leipzig klagt, be steht aus solchen Kollegen, denen man nachsagt, daß sie gute, lukrative Geschäfte in Händen haben. Mir sind Kollegen bekannt, die so hohe Umsätze erzielen, daß der kleine Sortimenter ehrfurchtsvoll davor den Hut zieht; fragt man nun die glücklichen Besitzer in vertraulicher Stunde um ihren Reingewinn, so erhält man von offnen Charakteren zum großen Teil solche Antworten, daß man den ehrfurchts voll gezognen Hut schleunigst wieder aufsetzt. Es ist also entschieden schlimm, sehr schlimm im Sortiment. Daß in den letzten Jahren eine kleine Besserung eingetreten ist, geben wir alle gern zu, daß uns aber damit geholfen sei, müssen wir entschieden verneinen. Wenn nun immer wieder aus den verschiedensten Gegenden unsers lieben Vaterlands neue Vorschläge aus der Mitte der Sortimenter auftauchen, ihre Lage zu ver bessern, so ist dies nur anzuerkennen, denn ein großer Teil der Sortimenter hat die Flinte bereits ins Korn geworfen und ergiebt sich stumpf in sein Schicksal. Nun darf aber der Verlag nicht ohne weitres über solche Vorschläge den Stab brechen, weil sie geeignet scheinen, das gute Einvernehmen zwischen Verlag und Sortiment zu stören; mindestens sollte er sich ohne Voreingenommenheit gegen den Antrag erst durch die Diskussion zu überzeugen suchen, daß er es mit Leuten zu tun hat, die ihr eignes Wohl fördern wollen, soweit dies ohne Schaden für den Nachbar zu erreichen ist. Den Antrag vr. Lehmann halte ich für einen weitern Baustein, herbeigetragen zur Besserung der Lage des Sortiments. In diesem Sinn habe auch ich ihn mit unterschrieben, ohne mich genau an den Wortlaut binden zu wollen. Wenn alle Kollegen so dächten wie Herr Seippel, so dürfte der Antrag vr. Lehmann überhaupt nicht zur sachlichen Erwägung kommen; er dürfte nicht ein mal ausgesprochen werden, und in Leipzig wäre man der Meinung, dem Provinzial-Sortiment sei durch die Maß nahmen der letzten Zeit nun geholfen, es sei »satt«. Wir Sortimenter erkennen sicher ohne Ausnahme die Unter stützung, die uns der Verlag in letzter Zeit — vielleicht nicht ohne eignes Interesse — angedeihen ließ, voll und ganz an. Wäre uns aber endgiltig geholfen, so würden nicht immer wieder von den verschiedensten Seiten neue Vorschläge zur Besserung unsrer Lage austauchen. Leider fehlt uns ein tüchtiger Generalstab, eine Deutsche Sortimenterkammer, die geeignet wäre, die Vorstöße der einzelnen Offiziere im Sortiment zu prüfen und zu klären; so aber müssen wir Sortimenter alle getrennt kämpfen, und wenn es in Leipzig zur Abstimmung kommt, so fallen wir vereint durch, weil uns gerade die bedrängten Sortimenter- kollegeu aus den eingangs erwähnten Gründen nicht unter stützen können. Wir dürfen aber kaum das Wort »Sorti menterkammer« oder »Sortimenterbund« aussprechen, ohne nicht sofort beim Verlag als Leute bezeichnet zu werden, die um jeden Preis gegen den Verlag anstürmen wollen. Ich gehöre nicht zu denjenigen heißblütigen Sortimentern, die einen Sortimenterbund unter diesen Gesichtspunkten wünschen, wohl aber zu denen, die eine reine Sortimenter-Vereinigung anstreben, die gleich den festgefügten Verlegervereinen und der Deutschen Verlegerkammer maßvoll, unabhängig nach jeder Seite hin, ihre Ansprüche zu vertreten bereit ist. Wenn diese Organisation zu stände käme, so dürfte sie geeignet sein die Wünsche ihrer Mitglieder in sich aufzunehmen, sie durch Diskussion innerhalb des eignen Hauses zu klären und sie erst dann an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn Ecken und Schärfen abgeschliffen sind, die das gute Einvernehmen mit den andern Organisationen im Buchhandel stören könnten. Leider haben wir Sortimenter ein eignes Haus nicht und müssen uns gegenseitig im Börsenblatt angreifen, zur Freude unsrer Gegner. Wie stramm dagegen die Verlegervereine ihre Interessen wahren, habe ich aus der Praxis an mir selber erfahren. Als ich vor Jahren einsah, daß ich bei der heutigen Lage des Sortiments mit diesem allein keine Lorbeern ernten könnte, wandte ich mich nebenbei dem Verlag zu und habe meine Ansprüche angemessen befriedigende Erfolge erzielt. Ich bat nun um Aufnahme in den allgemeinen Deutschen Verlegervereiu, da mir die Mitgliedschaft so viele Vorteile für diese Abteilung meines Geschäfts zu bieten schien, daß ich sie für notwendig erachtete. Ich wurde abgewiesen, weil ich gleichzeitig ein Sortiment besaß, dessen Umsätze die meines Verlags überstiegen. Ich wartete weitre drei Jahre und brachte es inzwischen dahin, daß das Umsatzverhältnis ein umgekehrtes wurde. Ich wandte mich vor kurzer Zeit wieder zur Aufnahme an den Vorstand obigen Vereins unter ziffer mäßiger Angabe meiner Geschäftsumsätze, damit der vor drei Jahren angeführte Grund nicht abermalige Abweisung notwendig machte. Die Antwort lautete: »Die Verleger vereine beabsichtigen, in den diesjährigen Kantate-Versamm lungen dahin schlüssig zu werden, künftig nur reine Ver leger als Mitglieder aufzunehmen.« Kommt dieser Be schluß zu stände, so wird mein Gesuch ein zweites Mal zurückgewiesen. Fazit: einem Sortimenter, der die Misere seines Standes einsieht und der sich daraus zu retten sucht, wird der Eintritt in eine andre Organisation des Buch handels, obgleich er seit Jahren Börsenvereinsmitglied ist, reinweg abgeschnitten, es sei denn, er sägt den Ast auf dem er sitzt, vorzeitig ab, um dann vielleicht im mühevollen Lebenskampf zu erliegen. Ja, meine verehrten Herren Kollegen vom Verlag, Ihr Beschluß dürfte, wenn er diese Woche zu stände kommt, kaum geeignet sein das gute Einvernehmen zwischen Verlag und Sortiment zu fördern. Sie würden sich vom Sortiment dadurch hermetisch ab- schließeu und dürften doch in Ihren Reihen so manchen hervorragenden Kollegen haben, dessen Verlag erst aus dem Sortiment hervorgegangen ist. Mir scheint, daß es auf Verleger- wie Sortimenterseite nötig ist, warnende Stimmen zu hören, und wer wäre wohl geeigneter, den Vermittler zwischen beiden zu machen, als solche Sortimenter, die »Buchverleger« sind und die Sie, verehrte Kollegen vom Verlag, künftig aus Ihren Reihen, ganz ausschließen wollen! Die deutsche Verlegerkammer bitte ich, die Kundgebungen der letzten Zeit aus dem Sortiment dessen bedrängter Lage zuzuschreiben und nicht zu glauben, daß mit solchen Vor schlägen beabsichtigt wird, das gute Einvernehmen der beiden Brüder Verlag und Sortiment zu stören. Lissa i. P. Friedrich Ebbecke. Korporation der Wiener- Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. Auszug aus dem Protokoll der XVI. ordentlichen Korporations-Versammlung vom Mittwoch den 22. April 1903, 10 Uhr vormittags. (Schluß aus Nr. 102 d. Vl.) (Nach der Österr.-ungar. Buchhandler-Correspondenz.) Zit dem Bericht ergreift Herr Wilhelm Müller das Wort und erinnert, daß die Korporationsmitglieder zum erstenmal zusammenkämen seit jenem Attentat auf den öster- 494*
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