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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1903
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- Deutsch
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167, 22. Juli 1903. Nichtamtlicher Teil. 5681 Herren, es gibt keine Schlangen in Irland«. Denn der Berichterstatter schreibt: »Ich bin beauftragt, zu berichten, daß die Zahl der Drucke in Kurg im Jahre 1895 sich auf Null beläuft.« Nach der Null von Kurg kommt Berar mit 17, Assam mit 18, Nagpur mit 63, Birma mit 68 und Maisur mit 148 Drucken. Maisur ist ein einheimischer Staat von 4 Millionen Einwohnern und ist nach Baroda der am weitesten vorangeschrittene. Berar, Assam, Nagpur und Birma sind die jüngsten unter den englischen Provinzen und stehen in mancher Beziehung, namentlich im Schulwesen, weit hinter den andern zurück. Von den fünf Hauptprovinzen hatte Madras eine Gesamtzahl von 925, der Pnnjab von 1304, Allahabad von 1354, Bombay von 1421 und Bengalen von 2689 Büchern und Zeitschriften aufzuweisen. Bengalen behauptet demnach den ersten Platz. Wird jedoch das Verhältnis der Einwohner zahl berücksichtigt, dann gehört die Palme unstreitig Bombay, das den 70 Millionen Bengalens nur 20 entgegenzustellen hat; und der Punjab gleichfalls mit 20 Millionen kommt an zweiter Stelle, Bengalen an dritter, Allahabad mit 47 Mil lionen an vierter, und Madras mit 35 Millionen steht zu unterst. Vergleicht man aber die Resultate von 1895 mit denen des vorhergehenden Jahres, so erfährt die Rangordnung aber mals eine Umgestaltung. Während nämlich Madras eine Zunahme um 38, der Punjab um 335 und Bengalen um 791 verzeichnet«, mußte Allahabad eine Abnahme um 19 und Bombay um 400 konstatieren. Bombay fällt somit auf den letzten Platz herunter, und der Punjab rückt an die Spitze mit einer relativen Mehrleistung von 34o/g, und Ben galen behauptet den zweiten Platz mit einem Zuwachs von 29v/g. Daß im Drucken in verschiedenen Jahren ein Mehr oder Weniger eintritt, ist natürlich, und es wäre zu ver wundern, wenn die Auf- und Abbewegung nicht stattfände. So findet denn auch der Bericht von Bombay die Minder leistung der Provinz um 22Pg gar nicht auffällig und hält es für unnötig, einen Grund anzugeben. Nicht so der Be richterstatter des Punjab. Nach diesem erklärt sich die ver mehrte Schreibseligkeit seiner Provinz aus dem Umstand, daß das Jahr 1895 ein viel gesunderes war als das vor hergehende. In Summa: Britisch-Jndien hat im Jahre 1895 nicht weniger als 8017 Bücher, periodische Schriften und Zeitungen ans Licht gefördert. Für solche, die die Indier für unzivilisierte und wilde Leute ansehen, muß dies eine nicht geringe Überraschung sein. Es ist in der Tat unglaublich und doch wahr! Aber man darf daraus nicht den Schluß ziehen, daß die Bevölkerung Indiens sich sonderlich auf das Lesen versteht. Obwohl der Elementarunterricht immer weitere Bevölkerungskreise ergreift und ein gewaltiger Fort schritt unverkennbar ist, so können doch nach dem Census von 1891 von 100 Männern nur 10 und von 100 Weibern nur eins lesen. Das lesende Publikum Indiens ist darum verhältnismäßig sehr gering, und man muß staunen, wie die Verleger den nötigen Absatz für so viele Bücher und Zeitungen finden. Es wäre in dieser Hinsicht sehr lehrreich, wenn die Be richte wenigstens die Summe der Exemplare der gedruckten Bücher und die Zahl der Abonnenten für periodische Bücher angäben. Leider ist dies nur im Bericht von Bengalen, und auch da nur in Betreff der Bücher geschehen. Nach diesem betrugen die Auflagen von Michern in englischer Sprache 690 477 Exemplare, und von den Büchern in den indischen Sprachen 3 149 589. Die einheimische Volksliteratur steht also in Bengalen noch in hoher Blüte. Die Teilung der Drucke in Bücher und periodische Bcrienblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Schriften ist im Bericht von Allahabad unterlassen. Der Punjab hatte 117 periodische Schriften, angefangen von den Jahresberichten und Kalendern bis zu den täglich erscheinen den Zeitungen; Madras hatte deren 174, Bombay 535 und Bengalen 718. Man sieht daraus, daß die Zeitungsliteratur in den beiden letztgenannten Provinzen am meisten blüht. Ein Blick in die Berichte genügt, um zu zeigen, daß die Wirkungen der babylonischen Sprachverwirrung sich in Indien ganz besonders geltend machen. Das Land spricht in über hundert verschiedenen Zungen; der Bericht von 1895 ist recht geeignet, die Hauptsprachen hervorzuheben. Die ein flußreichste ist die Sprache der Eroberer, das Englische. Von den 8017 Büchern und Zeitschriften waren 1044 in dieser Sprache gedruckt; das Englische erscheint überdies in einer großen Zahl von Zwei- und Dreisprachenbüchern. Die wichtigeren Zeitungen und gelehrteren Werke bedienen sich des Englischen. Sein Gebrauch dehnt sich von Jahr zu Jahr mehr aus, kein gebildeter Eingeborener kann es entbehren. Von den einheimischen Sprachen hatte das Bengali, das von etwa 40 Millionen gesprochen wird, 1330 literarische Erzeugnisse. Auf das Bengali folgt Hindustani, die Sprache von 25 Millionen Mohammedanern, die lingua kranoa für ganz Indien und die gewöhnliche Verkehrssprache zwischen Europäern und nicht englisch sprechenden Eingebornen. Dieses konnte 1236 Druckprodukte aufweiseu. Eine unerwartet hohe Zahl, wenn man bedenkt, daß die Mohammedaner im Schul wesen am weitesten zurück sind und sehr wenig von der Schreibsucht zu leiden haben. An dritter Stelle erscheint das Hindi, eine Sprache, die vorherrscht in Allahabad, im westlichen Bengalen und in Zentral-Jndien und von ungefähr 80 Millionen gesprochen wird. In dieser Sprache erschienen 622 Drucke. Nach langem Zwischenraum folgte die Gujaratisprache mit 264*), die Telugusprache mit 223, die Marathisprache mit 204, die Tamilsprache mit 202 und die Uriyasprache mit 113 Produkten. Die andern Sprachen blieben unter 100. Unter ihnen wollen wir der Kuriosität halber den Brijdialekt und das Mondari erwähnen mit je einer Leistung. Unter den klassischen Sprachen steht, wie zu erwarten, das Sanskrit obenan; 226 größere und kleinere Werke ver ließen die Presse in diesem Gewände der alten Brahminen. Ihm folgte das Persische mit 128 und das Arabische mit 81 Büchern. Das Latein war vertreten durch eine Gram matik in Bengalen und eine katholische Pastoralzeitung in Bombay. Die ehrwürdige Zendsprache und das Pahlavi hatten je ein Geisteskind. Soviel über die Quantität. Und nun die Qualität! Indien ist kein Land großer Gelehrsamkeit. Es fehlt den Eingeborenen an Gründlichkeit, an kritischem Scharfsinn und an Originalität, Mängel, die im Charakter liegen. Zu diesen gesellen sich äußere ungünstige Umstände. Talentvolle Eingeborene, die die Universitätsstudien mit Glanz absol vierten, entbehren vielfach der Mittel, um sich weiter auszu bilden und ganz der Wissenschaft obzuliegen; sie sind arm, müssen sich mit untergeordneten Posten im Lehramt be gnügen und recht haushälterisch sein mit ihrem geringen Einkommen. Man klagt in Indien oft, daß die Universi täten jährlich Tausende auszeichnen, und daß trotzdem wenig Solides zu Tage gefördert wird. Aber die Schuld liegt nicht allein im National - Charakter und in der Ungründlichkeit der Universitätsstudien, sondern auch in den äußerst miß- *) Unter diesen in der Präsidentschaft Bombay in Gujarati- Sprache gedruckten 264 Werken waren wenig Originalwerke. Die poetischen Werke, Originaldrucke und Übersetzungen zusammen, be liefen sich auf 77; nach dem Urteil des offiziellen Berichterstatters waren die meisten ohne besonder» Wert. 754
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