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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1903
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- Deutsch
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5704 Nichtamtlicher Teil. ^ 168, 23. Juli 1903 Zeitschriften vielfach durch Gesellschaften und Körperschaften in sehr erheblichem Maße materiell unterstützt wird. Sollte Deutschland, was ich bis zum Beweis des Gegenteils nicht annehme, auf diesem Gebiet wirklich hier und da teurer sein, so darf man außerdem nicht vergessen, wie bei uns eine Fachzeitschrift die andre jagt. Nun zu dem Satz, den mir Professor Paulsen irrtümlich in den Mund gelegt hat: es sei nachweisbar unrichtig, daß die Preise der wissenschaftlichen Literatur Deutschlands in den letzten Jahrzehnten gestiegen seien. Diesen Satz gebe ich in seiner Allgemeinheit vollständig preis; hätte ich ihn geschrieben, so müßte man mit Recht den Kopf darüber schütteln. Denn wie kann ich der von dem geehrten Ver fasser als allein beweisend angesehenen Vergleichung der Bücherpreise wissenschaftlicher Literatur etwa von 1839, 1869, 1899 einen beweisenden Wert beilegen, wenn ich gerade betont habe, daß der heutige Verlagsbuchhandel, einem Rat Professor Paulsens vorgreifend, seit Jahren die Preise in ganz andrer Weise als früher differenziert, und wenn ich als Fachmann weiß, daß ein Bogen »Normal format« je nach Schwierigkeit und Engigkeit des Satzes, der Höhe der Auflage, des Honorars und des Setzerlohns usw. 1 Pfennig oder 50 Pfennig und mehr kosten kann. Aber ich will der Erörterung dieses Satzes, obwohl ich sein Vater nicht bin, nicht aus dem Weg gehen. Ich halte mich nicht dabei auf, daß der Jurist, der Philologe, der Theologe in Gestalt von Textausgaben und ähnlichem Handwerkszeug heute so billige Preise genießt, wie man sie vor Jahrzehnten nicht gekannt hat, dagegen gebe ich glatt zu, daß die Preise vieler, nicht aller Handbücher und noch mehr vieler Monographien und Zeitschriften heute erheblich höher sind als vor Jahrzehnten. Ist daran wohl nur der Verleger oder gar der Sortimenter schuld? Will etwa der deutsche Verleger, wie es nach Professor Paulsen den Anschein hat, durchaus lieber kleine Auflagen teuer als große billig ver kaufen? Ich bin erstaunt, daß der Herr Verfasser bei seiner Klage über das »Fortschreiten der Bücherverteuerung« nur ganz sn pnssnnt der enormen Steigerung der Herstellungskosten gedenkt, die doch niemandem entgehen kann, der irgendwie mit diesen Dingen zu tun hat. Nur drei Posten sind für die Bücherproduktion im Laufe der Jahre günstiger ge worden: Papier, Illustration, Einband, soweit er in Massen hergestellt werden kann. Jedoch sind die Ansprüche des Publikums hinsichtlich dieser Dinge berechtigter Weise so ge wachsen, daß auch hier eine Ersparnis vielfach garnicht ein- tritt. Dagegen sind, von andern ganz abgesehen, die Haupt posten: Setzer- und Druckerlöhne und Honorare, ganz ge waltig gestiegen, der Ethiker Paulsen wird aber sicher nicht wünschen, daß der Verleger diese Posten zu Gunsten des Publikums drücken soll, während die Lebenshaltung der Ar beiter wie der Höhergebildeten entsprechend teurer geworden ist. Vor zwanzig Jahren wurde der erste gemeinschaftliche Tarif zwischen Druckern und Setzern vereinbart. In dieser Zeit ist das »Minimum« der Löhne um 15 Prozent gestiegen, dazu kommen aber noch die Lokalzuschläge, sowie die extra hohen Zuschläge für komplizierte Satzarbeiten, so daß die durchschnittliche Verteuerung des Drucks, wobei wir die gleichzeitige Verkürzung der Arbeitszeit ganz aus dem Spiele lassen wollen, mindestens 25 Prozent allein für die letzten zwanzig Jahre beträgt. Für komplizierten Druck, wie er sich bei wissenschaftlichen Werken viel findet, wäre dieser Satz von 25 Prozent wesentlich zu knapp gerechnet, wie jeder Sachverständige zugeben muß. Dafür, daß seit 20 Jahren die Verfasserhonorare im Durchschnitt mindestens ebenso ge stiegen sind, brauche ich einem Gelehrten gegenüber, der seit Jahrzehnten Schriftsteller ist und mit Schriftstellern verkehrt, wohl kein Wort zu verlieren, wobei ich, wohlgemerkt, nicht verlange, daß er einen Dithyrambus über die heute gezahlten Honorare anstimme oder auch nur sie von seinem Stand punkt aus in allen Fällen oder auch nur im Durchschnitt als normal erkläre. Ausdrücklich spreche ich nur von einer Erhöhung des Durchschnittshonorars. Denn der Schriftsetzer verlangt und erhält vom Verleger denselben Lohn, mag der Verleger auch sicher voraussehen, daß das von ihm gesetzte Werk ein Verlustgeschäft ist, während für die Honorierung des Gelehrten und Schriftstellers die Absatzfähigkeit seiner Werke, bezw. deren Schätzung durch den Verleger den Maß stab bildet. Selbstverständlich muß die Steigerung der Satzkosten namentlich da am stärksten für die Preisbemessung ins Ge wicht fallen, wo sich, wie bei wissenschaftlichen Monographien, diese Kosten naturgemäß auf eine kleine Anzahl von Exem plaren verteilen, und deshalb ist es nicht erstaunlich, daß die Verleger gerade solche Bücher heute oft wesentlich teurer an setzen müssen als früher. Bei der schönen und überhaupt der populäreren Literatur ist das Absatzgebiet ungemein dehnbar; auch fallen bei ihr sowohl der größern Auflagen wie des ein fachem Satzes wegen die Satzpreissteigerungen weniger ins Gewicht. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen ist das Gebiet mehr oder weniger begrenzt, bei wissenschaftlichen Handbüchern kann es in manchen Fällen sich lohnen, trotz stark gestiegener Herstellungskosten, die Preise nicht oder nur wenig zu steigern; aber die Grenzen sind auch da deutlich erkennbar, und was im Einzelfall sich bewähren mag, gilt nicht mehr, so bald es die Regel wird. Z. B.: Wenn sämtliche Verleger- gangbarer Lehrbücher der Zoologie plötzlich die Preise dieser um die Hälfte oder ein Drittel ermäßigten, was übrigens im allgemeinen nur bei entgegenkommendem Verhalten der Honorarberechtigten möglich sein würde, so würde gewiß eine Anzahl Exemplare dieser Lehrbücher mehr gekauft werden, aber zweifellos nicht so viel mehr, daß die Mehrheit der Verleger vor schweren Verlusten bewahrt bliebe. Denn es gibt eine feste und ziemlich enge Maximalgrenze für die Interessenten eines Lehrbuchs der Zoologie, während diese Grenze bei populärer Literatur ungeheuren Schwan kungen unterliegt. Hinsichtlich der wissenschaftlichen Zeit schriften, über deren Preise besonders viel geklagt wird, ver gegenwärtige man sich, wie auf der einen Seite für diese die Produktionskosten absolut (Setzerlöhne rc.) und relativ (höhere Ansprüche bezüglich der Abbildungen, mannigfaltigerer Typen rc.) gestiegen sind, und wie auf der andern Seite die in Deutschland besonders große Vermehrung der Zeitschriften das Absatzgebiet vermindert. Es ist eine wohl auch iu Ge lehrtenkreisen nicht ganz unbekannte Tatsache, daß eine sehr große Anzahl von Zeitschriften nur mit Opfern der Verleger gehalten wird, und daß auf keinem Gebiet die regelmäßigen Lohnsteigerungen der Setzer weniger abwälzbar sind als auf dem der Zeitschriften, deren Preise nicht leicht geändert wer den können. Professor Paulsen beruft sich für die Steigerung der Bücherpreise auf die bekannten Zahlen von Roquette. Diesen erkenne ich ihren beweisenden Wert für die Notwendigkeit der Steigerung der Bibliotheken-Etats zu, für unsre Streit frage beweisen sie wenig oder nichts. Was bedeutet das: die Preise von dreißig herausgegriffenen Zeitschriften sind seit 1869 auf das Dreifache gestiegen, wenn ich nicht vergleiche, was leisteten diese Blätter damals und was leisten sie jetzt? Ferner: Der Durchschnittspreis der einzelnen Werke soll nach derselben Quelle um ein Drittel höher sein, und Paulsen glaubt, daß diese Steigerung nicht einer durch schnittlichen Umfangssteigerung entspreche, da seit 1870 die Zahl der wohlfeilen Sammlungen und der sozialdemokratischen Broschüren wohl auch relativ gestiegen sei. Demgegenüber
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