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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1903
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- 1903-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1903
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6016 Nichtamtlicher Teil. ^ 180. 6. August 1903. Nichtamtlicher Teil. Kölns Inkunabeln. Am 23. August 1499 erschien bei Johannes Koelhoff (Sohn) in Köln ein Meisterwerk der Druckkunst: »Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen«, ein Buch, das Leo Baer das Ereignis des Jahres 1499 auf dem Gebiete der Historienillustration nennt*), reich illustriert, im Umfang von 366 Blättern in Folio. Der Verfasser, wahrscheinlich der Geistliche Johann Stumpf aus Rheinbach, liefert darin in der im Mittelalter üblichen kompilatorischen Manier ein im niederdeutschen Dialekt abgefaßtes »Zeitbuch von den Geschichten der vergangenen Jahre in deutschen Landen und insbesondere der heiligen Stadt Köln und ihrer Bischöfe«. Bekannt und berühmt ist das Werk jedoch hauptsächlich durch sein ebenso langes wie konfuses Kapitel »Von der Buch druckerkunst« geworden, in dem Wahres und Falsches zu lieblichem Durcheinander sich mischt. Nachdem der Verfasser, den übrigens kein Geringerer als Niebuhr »einen der hellsten Geister und wahrhaftesten Herzen« bezeichnet, Gutenberg als den Erfinder der Kunst genannt hat, fährt er fort: »Item ist die vorgenannte Kunst zu allererst nach Köln gekommen, danach nach Straßburg und danach nach Venedig. Den Be ginn und Fortgang der Kunst hat mir erzählt der ehrsame Meister Ulrich Zell von Hanau, Buchdrucker zu Köln noch zu der Zeit anno 1499, durch den die Kunst nach Köln gekommen ist.« Auf eine sehr wesentliche Frage gibt unser Anonymus aber keine Antwort, nämlich in welchem Jahre der ehrsame Meister Zell nach Köln gekommen ist und angefangen hat, seine Kunst hier auszuüben. Neuere Forschungen haben es sehr wahrscheinlich gemacht, daß Köln unter den Drucker städten nicht, wie die Kölner Chronik behauptet, die zweite, sondern die fünfte, höchstens die vierte Stelle einzunehmen berechtigt ist. Bamberg kann mit der 3 6 zeitigen Bibel des Albrecht Pfister, Straßburg mit der lateinischen Bibel von 1460 des Joh. Mentel Anspruch auf den Vorrang vor Köln erheben. Wahrscheinlich muß es auch noch hinter der ersten italienischen Stadt mit der Buchdruckerkunst, Subiaco, zurücktreten, wohin bekanntlich die Deutschen Konrad Sweyn- heim und Arnold Pannartz die schwarze Kunst gebracht haben. Von ihnen kennt man einen Donatdruck aus dem Ende des Jahres 1464, während man über den Beginn der Presse Zells in Köln auf Vermutungen angewiesen ist. Denn nicht allein hat dieser Mann dem Verfasser der Kölner Chronik das Jahr seiner Ankunft in Köln ver heimlicht, sondern er hat auch die Rücksichtslosigkeit gegen die Forschung gehabt, verschiedene Drucke ohne Jahr heraus zugeben. Früher hat man freilich geglaubt, die Frage leicht lösen zu können. Es liegt nämlich ein undatierter Druck Zells vor, der die Bulle rstraotationum des Papstes Pius II. wiedergibt. Sie ist an den Rektor und die Universität Köln gerichtet und vom 26. April 1463 datiert. Man folgerte daraus, daß die Drucklegung doch wohl sofort nach Ankunft in Köln geschehen sei. Dieser Schluß ist jedoch deshalb nicht zwingend, weil die Bulle, die übrigens mit einer Schrift desselben Papstes aus 1444 zusammengedruckt ist, nicht nur ephemere Bedeutung hat, insofern der Papst darin frühere Jrrtümer, »was er Verdammliches gesagt, geschrieben und getan« widerruft. Nun stammt der erste datierte Druck Zells, in dem sich dieser auch als Mainzer Kleriker genannt hat, aus 1466; es ist das zehn Blatt starke Büchlein: *) Die illustrierten Historienbücher des fünfzehnten Jahr hunderts, Straßburg 1903. S- 189, Oür^sostomus super psalrno guingunASSÜuo über priwus (Chrysostomus' Erklärungen des 50. Psalms 1. Buch), aus dessen Schlußschrift Merlo das Merkchen als den Erstlings druck Zells vermutet,*) weil der Drucker seinen Dank für die Vollendung des Büchleins in bewegten Worten zum Ausdruck bringt. Von dem Merkchen sind noch fünf Exemplare bekannt; nach dem in der Kölner Stadtbibliothek befindlichen ist vor einigen Jahren ein Faksimile erschienen. Seitdem hierdurch der Druck allgemein bekannt geworden ist, hält man all gemein die Type, mit der er hergestellt ist, für die älteste der Zellschen. Der Forscher E. Gordon Duff hat schon 1893, vor Erscheinen des Faksimiles, diese Type als die erste erkannt**) und man setzt heute dem Chrysostomus nur mehr eine Ausgabe des Oiosro äs oküoüs voran, die man um das Jahr 1465 datiert und die demnach als erstes Kölner Druckwerk zu betrachten wäre. Wie eben bemerkt wurde, nennt sich Zell in seinem Chrysostomus Klerikus. Man hat darüber gestritten, ob er sich hiermit als Geistlichen oder nur als Schönschreiber hat bezeichnen wollen. Dieselbe Frage hat sich bei Schösser er hoben und ist für ihn von Franz Falk***) dahin beantwortet worden, daß man mit der Bezeichnung olsrisus denjenigen belegt habe, der durch die Tonsur in den klerikalen Stand eingetreten sei, d. h. mit dem Empfang der vier niederen Weihen. Bei Schösser sowohl wie bei Zell hätte, auch wenn sie in diesem Sinne Kleriker gewesen wären, ihre spätere Eheschließung nichts Auffallendes. Der Frankfurter Stadt archivar vr. G. L. Kriegh hat aber auch noch eine andre Definition mitgeteilt. Er sagt-s): »Nicht in Bezug auf die Unterrichtsgegenstände, wohl aber in Hinsicht auf das Lehr ziel vertrat eine mittelalterliche Stiftsschule die Stelle unsrer Gymnasien. Sie bereitete die jungen Leute auf die Uni versität oder, wie man im Mittelalter die letztere nannte, für das Studium vor, wurde aber zugleich von solchen be sucht, die die Notariats- und Stadtschreibergeschäfte zun: Lebensberuf gewählt hatten, sowie von den Söhnen vor nehmer Leute, die, ohne die Universität zu beziehen, eine höhere Bildung erhalten sollten. Die Mehrzahl ihrer Schüler bestand jedoch aus den zum geistlichen Stand bestimmten jungen Leuten, und für diese allein waren sie ursprünglich geschaffen worden. Deshalb wurden alle ihre Zöglinge auch olsrioi genannt, woraus dann die heutige Bedeutung des französischen Worts olsrv entstanden ist. Auch auf diese Weise konnten also Schösser und Zell zu den Bezeichnungen olsriei gekommen sein. Dem ersten Werke Zells folgte nun eine überaus rege Druckertätigkeit in Köln. Die Lage der Stadt, als Knoten punkt großer Handelsverkehrsstraßen, hatte sie schon seit mehreren Jahrhunderten zum Mittelpunkt des Handels zwischen Griechenland, Ungarn, dem östlichen Deutschland und den Niederlanden, Nordfrankreich, England und selbst Dänemark gemacht; das wissenschaftliche Leben stand hier, dank einer von mehreren Tausend Studenten besuchten Universität, in Blüte, und groß war das Ansehen und der Reichtum der Bürger. Kaum konnte es einen größern Anziehungspunkt für die neue, vielversprechende Mainzer Kunst geben als Köln, und in der Tat wächst die Zahl der hier tätigen Pressen in der Folge erstaunlich. *) Merlo, Ulrich Zell, bearb. von Or. O. Zaretzky. Köln 1900. S. 8. **) llaftv printsä boolrs. London 1893. S. 49. ***) Im Centralbl. f. Bibliothekswesen. 19. Jahrg. 11. H. S. 547. f) Deutsches Bürgertum im Mittelalter. Neue Folge. Frank furt a. M. 1871. S. 116.
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