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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1903
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- 1903-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1903
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^ 180, 6. August 1903. Nichtamtlicher Teil. 6017 Die hervorragende Bedeutung Kölns als Druckerstadt im fünfzehnten Jahrhundert ist schon durch manche Publi kationen hervorgehoben worden; aber an einer genauen Be stimmung und Beschreibung sämtlicher Kölner Inkunabeln, an einer Gesamtbibliographie der Erzeugnisse Kölner Pressen hat es bisher noch gefehlt. Die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde hat deshalb zu Anfang der 1890er Jahre den Bibliothekar vr. Ernst Voullisme in Bonn (jetzt Berlin) mit einer solchen Arbeit betraut, die nun nach Über windung zahlreicher Hindernisse erschienen ist.*) Das Werk beschreibt nicht weniger als 1273 Kölner Drucke, die bis zum 1. Januar 1501 bei 29 Druckern er schienen sind. Von einer chronologischen Ordnung ist ab gesehen worden, vielmehr folgen sich die Drucke alphabetisch nach den Verfassern. Einer Beschreibung der ersten Blätter und Wiedergabe des Textanfangs folgt der genaue Abdruck des Schlusses, sodann Angaben über Blattzahl, event. Signete, Zeilenzahl, Typencharakter, Vorkommen von Beschreibungen und Nachweis bekannter Exemplare. In einer vorausgeschickten, 93 Seiten starken Einleitung werden Nachrichten über die Drucker gegeben, worauf eine Übersicht über die Kölner Druckereien in chronologischer Reihenfolge und ein 38 Seiten umfassender Verlagskatalog der Kölner Druckereien folgen. Unter den Kölnern Druckern finden sich bekanntlich mehrere, die die Buchtechnik fortentwickelt haben. Arnold Therhoernen gilt als der erste, der gedruckte Blattzahlen angewandt hat, und zwar finden sie sich zuerst in den 2 Ausgaben von Werner Rolevincks 8srwo äs prsEotgUons bsstas L1s,riss virginis aus dem Jahre 1470. In dem einzig bekannten Exemplar der einen Ausgabe, das die Stadt bibliothek zu Köln besitzt, befinden sich die arabischen Blatt zahlen am Rande neben der 14. Zeile. Ein andrer Kölner, Johann Koelhoff der Ältere, hat die gedruckten Signa turen in die Praxis des Buchdrucks eingeführt, d. h. die Bezeichnung der einzelnen Bogen durch einen Buchstaben und eine Zahl, damit der Buchbinder die Reihenfolge der Bogen leicht feststellen kann. Diese Einführung ist freilich nicht allzu schwerwiegend; denn eine Erfindung ist es nicht ge wesen. Schon mehrere Jahrhunderte vor Erfindung der Buchdruckerkunst war das Hilfsmittel der Signaturen be kannt. Der Engländer W. Blades hat eine Reihe von Handschriften vom dreizehnten Jahrhundert ab und auch Drucke bekannt gegeben, die geschriebene oder nachträglich mit einem Stempel hinzugefügte Signaturen enthalten. Indes scheint das von Koelhoff 1472 gedruckte, 308 Blätter starke Nidersche Werk ?rg,sosptorinw äivinks lsgis ssn sxpoütio äs- oslogi das erste Buch zu sein, das die Signaturen mit den Bogen gedruckt aufweist. Voullisme macht darauf aufmerksam, daß dieser Koel hoff unter seinen gleichzeitigen Kölner Berufsgenossen eine ganz einzige Stellung einnimmt. »Während alle diese, soweit sie ihre Tätigkeit in den siebziger Jahren begonnen haben, schon aus der Größe und Form ihrer Typen als Kölner oder wenigstens niederrheinische Meister erkennbar sind, zeigt gleich die erste sicher nachweisbare Leistung Koelhoffs eine technische Vollendung und ein Schriftenmaterial sowohl hin sichtlich der Form wie der Größe der Buchstaben, das, wenn wir zufällig keine unterschriebenen Drucke von ihm besäßen, es uns unmöglich machen würde, ihn als Kölner, ja über haupt als deutschen Drucker anzuerkennen. Solche Typen kannte man in Deutschland im Jahre 1472 noch nicht; nur in Italien, in Venedig kann ihre Heimat sein. Hier war es den aus dem Geburtslands der Buchdruckerkunst eingewander *) Ernst Voullisme, der Buchdruck Kölns bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts (Gesellschaft für rhein. Geschichtskunde XXlV). OXXXIV u. 543 S. Bonn, Hermann Behrendt. 25 Börsenblatt für den deutschen Bnchlsandel. 70. Jahrgang. ten Druckern schneller gelungen, die ihr noch anhaftenden Unvollkommenheiten zu überwinden und besonders die groben und noch allzu sehr an die Mönchsschrist erinnernden Schriftgrade durch kleinere, also Papier sparende Typen zu verdrängen. Es ist das Verdienst Fräulein Pellechets (der ausgezeichneten, vor einigen Jahren verstorbenen Pariser Jnkunabelnkennerinj, zuerst auf dieses Verwandschaftsver- hältnis der Typen Koelhoffs mit denen unserer frühzeitigen in Italien tätigen Drucker hingewiesen zu haben.« Mit Recht weist aber Voullisme ihre Ansicht zurück, daß der Ursprung der italienischen Typen in Köln, statt umgekehrt die Herkunft der Koelhoffschen Type in Venedig zu suchen 'ei. Koelhoff war ein Lübecker, und seine Vaterstadt, da mals auf dem Höhepunkt ihrer glänzenden Entwicklung an gelangt, unterhielt einen lebhaften überseeischen Handel, der Koelhoff sehr wohl nach Venedig hat bringen können. Das 'chon erwähnte Werk des Johannes Nider war das erste Erzeugnis der Koelhoffschen Presse, und auch deren spätere bis zum Jahr 1479 eingeftihrten Typen haben noch durch aus die Form der italienischen, die erst um die Mitte der achtziger Jahre verschwindet. Koelhoff ist Ende 1492 oder Anfang 1493 gestorben; von seinen zwei Söhnen übernahm derjenige, der ebenfalls den Vornamen Johannes führte und bis dahin ein Vieh- und Viktualiengeschäft betrieben zu haben scheint, 1493 die Druckerei, ohne indessen seine Handelsgeschäfte aufzugeben, mit denen er noch in den nächsten Jahren die Behörden beschäftigte. Diese Zwiespältigkeit in seiner Tätigkeit ist wohl auch der Grund, daß die Zahl seiner Drucke nicht groß ist; dagegen sind sie von hervorragendem Interesse in folge des Umstands, daß viele den niederrheinischen Dialekt aufweisen. »Außer einer Anzahl von Einblattdrucken,« sagt Voullisme, »die in amtlichem Aufträge hergestellte Verord nungen usw. enthalten, besitzen wir von ihm die Heiligen legenden (Passten) der Barbara, Katharina und Margarethe, eine Marienklage« usw., sowie neben der schon oben ge nannten berühmten Kölner Chronik auch noch ein zweites Geschichtswerk: »Wierstraats Historie van der Stat Nuys« (Neuß). Was die Passion betrifft, so zeigen sie als Titel bilder alle dieselbe Frauengestalt, an deren Seite sich ein Baum befindet. An diesem lehnen der betreffenden Heiligen Attribute, welche in dem Holzstock ausgewechselt werden konnten, ein Verfahren, das bei den geringen Ansprüchen, die man damals an die Individualität der Illustrationen stellte, nichts Auffälliges hatte. Auf eine handschriftliche Notiz im Kölner Stadtarchiv geht eine Nachricht zurück, nach welchem das Erscheinen der Kölner Chronik für den Verfasser und Drucker unangenehme Folgen gehabt hat. In der Tat ist sie von einem in da maliger Zeit nicht ungefährlichen Freimut in der Beurteilung besonders geistlicher Verhältnisse, sodaß sie noch im Jahre 1612 vom Kölner Rat als ein »unwert fabulos unnd öffentlich verrufen gedicht« genannt wird. Nach jener Notiz also soll der Verfasser nach Frankreich entflohen und der Drucker mit Gefangenschaft bestraft worden sein. Die Richtigkeit dieser Nachricht bestreitet Voullisme, indem er darauf hinweist, daß die Presse Koelhoffs auch noch nach dem Erscheinungsjahr der Chronik mindestens einen amtlichen Auftrag erhalten hat, indem 1501 die im Auftrag des Kölner Rats hergestellte Einladung zum Schießspiel durch Koelhoff gedruckt wurde. Voullisme findet es nun wenig glaublich, daß die Stadt obrigkeit einem wegen Preßvergehens vorbestraften Mann noch weitre Aufträge zugeführt haben sollte. Daß dieser Schluß zwingend ist, wird man wohl nicht behaupten können; denn warum sollte man einem Drucker nach Er ledigung eines Prozeßverfahrens, von dessen Ausgang wir 799
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