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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1903
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- 1903-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1903
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6018 Nichtamtlicher Teil. ^ 180, 6. August 1903. gar keine genauere Kenntnis haben, überhaupt nicht mehr beschäftigen? Der Standpunkt Voullismes in der vielerörterten Frage nach dem Drucker der Kölnischen Bilderbibel ist der, daß er sie dem Quentell zuschreibt. Sie ist mit Typen gedruckt, die später in Quentellschen Werken miederkehren, und galt deshalb für von diesem herrührend, bis 1836 Heinrich Lempertz die Behauptung aufstellte, das große Werk sei nicht aus der Offizin des Heinrich Quentell hervorgegangen, sondern von Nikolaus Götz gedruckt worden. In Schlettstadt geboren, hatte dieser Mann das Gold schmiedehandmerk erlernt, und seine Anwesenheit in Mainz ist für die Jahre 1460 und 1461 durch zwei Urkunden bezeugt. Es ist zweifelhaft, ob er hier oder bei Mentelin in Straß burg, mit dem er die Bevorzugung der Antiquaversalien ge mein hat, als Drucker ausgebildet worden ist. Im Jahre 1470 ließ er sich bei der Kölner Universität immatrikulieren. Sein erstes datiertes und mit seinem Namen versehenes Werk, die msäitations8 vitas Üs8n Obri.8tl von Ludolphus de Saxonia ist laut Schlußschrift am 30. April 1474 vollendet worden. Nur kurze Zeit hat Götz in Köln gedruckt; wie lange, läßt sich genau nicht feststellen. Sein letztes Werk, auf dem er sich als Drucker nennt, ist die um diese Zeit oft gedruckte Weltchronik: ks,8oionln8 tsmpornm omns8 aoti- qnormn orovioL8 somplsotsn8 des gelehrten Karthäusermönchs Werner Rolevinck, die die Jahreszahl 1478*) trägt. Inter essant ist, daß die erste von Götz gedruckte Ausgabe dieses Werkes, die 1474 erschien, das erste Buch ist, das Seiten zahlen aufweist. Bisher hatte man (seit Therhoernen) nur die Blätter gezählt. Auch ist es das Zweitälteste, in Köln entstandene Buch mit übrigens sehr primitiven Holzschnitten. Heinrich Quentell tritt mit 4 umfangreichen Drucken im Jahre 1479 auf den Plan, von denen einer ebenso ein Rätsel ist, wie das Rosenthalsche Missale mit seinen 2 gleichzeitig gedruckten Ausgaben. Von der mmma äs oa8ibn8 oon8sisntias des Astesanus gibt es nämlich 3 Ausgaben, von denen zwei 57zeilig, eine 56zeilig sind und die 516, 508 bezw. 502 Seiten umfassen, alle aber laut Schlußschrift am 31. August 1479 vollendet worden sind. Wie ist nun der Tatbestand bezüglich der Kölner Bibel, d. h. was wissen wir von ihr gewiß? Sie muß nach dem Jahr 1477 gedruckt worden sein; denn, wie W. Walther**) nachgewiesen hat, ist bei der Abfassung des Textes außer der Augsburger von 1475 auch die datierte Delfter Bibel aus 1477 benutzt worden. Sie muß aber auch älter sein als aus 1483, weil in diesem Jahre die Kobergersche Bibel, die die Holzschnitte der Kölner Bibel enthält, laut Schlußschrift vollendet worden ist. Ferner muß sie vor 1479 hergestellt worden sein, weil ihre Randleisten, und zwar in abgenutzter Form in Büchern wiederkehren, die 1479 (Astesanus) und 1480 aus Quentells Offizin hervor gegangen sind. Daß die Bibel mit Typen gedruckt ist, mit denen später in Quentells Offizin gearbeitet worden ist, wurde schon gesagt. Was hindert uns also, Quentell als Drucker zu be zeichnen, wie das auch der Pfarrer I. Niesert***) 1825 tat? Sie wäre dann vermutlich das erste Werk dieses Druckers. Zunächst ist die ganze Druckerpraxis in dem Bibelwerk anders als in den spätem Quentellschen Werken und stimmt mit derjenigen der Götzschen Drucke überein. Im besondern weisen sämtliche Quentellschen Drucke, so folgert Heinrich Lempertz, der zuerst den Götz für den Drucker hielt, Signa *) Bei Voullisme S. 450 steht 1474 statt 1478. **) Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. Braun schweig 1889 Sp. 655. ***) Litterärische Nachricht über die erste zu Köln gedruckte niederdeutsche Bibel. Coesfeld 1875 S. 16 u. folg. turen auf, die Bibel dagegen nicht; ebenso fehlen sie den Götzschen Drucken. Im Jahre 1475 habe Götz ferner mehrere Werke geliefert: bis zn dem 1478 erschienenen ku8oioulu8 tsmpomm sei aber kein datierter Druck mehr von ihm bekannt. Dieses kleine Werk habe aber seine Pressen keine drei Jahre beschäftigen können. »Könnte er nicht,« so folgert Lempertz, »in dieser Zeit den Druck der Bibelauflagen besorgt haben?« Die Behauptung Lempertz', daß zwischen den Werken aus 1475 und 1478 kein Druck Götzens mehr bekannt sei, ist inzwischen von der Forschung richtig gestellt worden, indem noch ein datierter Druck von 1476 im selben Umfang (72 Blätter) wie der Fasciculus festgestellt worden ist. Dieser kann natürlich auch nicht den alleinigen Gegenstand der Tätig keit des Druckers für mehrere Jahre darstellen. Indes, mögen einige der Behauptungen Lempertz' inzwischen — im Verlauf von fast siebzig Jahren! — vor der gewaltig fortgeschrittenen Forschung heute als irrig sich erwiesen haben, so hat man doch noch nicht das Recht, über einen so verdienten, kenntnis reichen und scharfsinnigen Forscher wie Lempertz in einer Weise zu urteilen, wie es von Voulliöme geschieht. Dieser scheut sich nicht, einem verstorbenen, durch und durch ehren werten Manne zu unterschieben, er habe mit Argumenten gearbeitet, die teilweise »sogar verzweifelte Ähnlichkeit mit Taschenspielerkunststückchen« hätten! Und womit wird diese ehrenrührige Unterstellung begründet? Man höre: »Erst findet er sLempertzj, daß die Typen (des Götz)*) ähnlich (!), „doch nicht so rein geschnitten" sind, wie die der Bibel; dann, daß „ebenfalls (!) Format usw. gleich (!) ist"«. Ist es denn so schwer, das „ebenfalls" auf den allgemeinen Gedanken gang, auf die Zusammenstellung der Argumente zu beziehen, statt unlautere Motive anzunehmen? Lernpertz wendet sich in seiner Abhandlung gegen die Ansicht des Pfarrers Niesert, der aus dem Fehlen der Signaturen den Schluß gezogen hatte, daß die Bibel vor 1472, dem Jahre, in dem zum ersten Male Signaturen auf- treten, zu setzen sei. Der Schluß ist nach dem damaligen Stand der Forschung nicht verwunderlich, gleichwohl aber irrig, da auch noch spätem datierten Werken die Signaturen fehlen. Lempertz führte dagegen aus, daß, wenn die Bibel vor 1472 gedruckt worden sei, Quentell nicht in Frage kommen könne; denn er sei vor 1479 nicht als Drucker auf getreten, und man könne nicht annehmen, daß seine Presse so lange nach 1472 untätig geblieben sei. Lempertz suchte nun nach einem andern Drucker und glaubte ihn in Götz zu finden. Es ist sehr billig, heute von der Höhe der Forschung, an der man selbst unschuldig ist, den Über legenen zu spielen und einen frühem Forscher als dreisten Dummkopf hinzustellen. Wie man aber in dem Satz: »Im Jahre 1475 lieferte Götz mehrere Werke, hingegen können wir bis 1478 . . . keines mit Jahreszahl aufweisen«, den Voullisme mit einem »Sehr richtig« quittiert, ein Taschen spielerkunststück wittern kann, ist vollends unbegreiflich. Die Frage Voullidmes »Müssen es denn Werke mit Jahreszahl sein?« könnte man mit demselben Recht ein Taschenspieler kunststück nennen! Es ist bisher unter ehrlichen Forschern nicht üblich gewesen, Jrrtümer, besonders aber solcher Forscher, denen der Tod den Mund zur Abwehr geschlossen hat, in solcher Weise anzugreifen, und es ist auch nicht zu wünschen, daß solche Sitten Eingang finden. Hat aber gerade Voullisme das Recht, in der Frage der Kölner Bibel in solcher Weise aufzutreten? Hat seine Arbeit diese Frage auch nur um Haaresbreite gefördert? Mit Nichten! Sein Einwand, daß Götz die Auslagen für die Herstellung der Bibeln nicht habe machen können, ist Georg Gerlach *) Die runden Klammern stammen von Voulliöme.
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