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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1903
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- 1903-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1903
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180, 6, August 1903. Nichtamtlicher Teil. 6019 ohne Zitat nachempfunden.*) Die Urkunde, wonach Götz für Quentell gedruckt hat, die wichtigste, die in der ganzen An gelegenheit vorliegt, ist von O. Zaretzky durch mühsame Durchsicht eines Teils der Kölner Schreinsbücher aufgefunden worden; Zaretzky, den Voullisme gleichwohl unter denjenigen nicht aufführt, die »mit gutem Erfolge ihr Interesse dem Studium des ältesten Kölner Buchdrucks zugewendet« haben, hat für seine »Nachrichten über die Kölner Drucker« in Heitz' Kölner Büchermarken sich die Mühe der teilweisen Durch forschung der Schreinsbücher nicht verdrießen lassen. Voullisme hat das nicht für nötig erachtet, trotzdem er fast zehn Jahre Zeit hatte für seine Arbeit; auch er hat Fehler gemacht**) und Drucke übersehen, ohne daß man ihn in grober Weise zur Rechenschaft ziehen wird. Nun wohl! Obschon Lempertz' Gründe nach der geschmack vollen Ausdrucksweise Voullismes so nichtssagend sind, »daß man sich wundert, nicht auch die Beobachtung zu finden, daß bei beiden Druckern das Papier weiß und die Druckerschwärze schwarz ist«, hat doch Lempertz, wie es scheint, ein feines Gefühl gehabt, daß bei diesem Bibeldruck die Sachen nicht so glatt liegen, wie es sein Vorgänger glaubte. In Wirklichkeit ist die Angelegenheit durchaus rätselhaft. Ist Quentell der Drucker, so hat er nicht nur in seinen ferneren Werken seine Druckerpraxis geändert, sondern dann ist es nämlich unerklärlich, daß die Holzstöcke der Bibel so bald nach der Vollendung des Kölner Werkes verkauft worden sind. Quentell stammte aus Straßburg; er hat in Köln eine reiche Patriziertochter, Elisabeth Helmann, geheiratet und im Februar 1480 zwei Häuser erworben,***) von denen eins das Feld seiner Druckertätigkeit wurde. Ohne Zweifel war er reich, worauf ja auch seine kolossale Produktion — er hat von 1479—1500 etwa 400, darunter viele umfangreiche Werke gedruckt! — hinweist. Er war also nicht genötigt, die Holzschnitte der Bibel an Koberger zu verkaufen, wie es tatsächlich geschehen ist, trotzdem er manche davon noch für spätere Arbeiten hätte gebrauchen können. Die Randleisten dagegen sind nicht mitverkauft worden, denn sie treten in spätem Quentellschen Drucken wieder auf. Die Verfechter der Ansicht, daß Quentell der Drucker war, haben hierfür keine Erklärung. Nun hat sich aber durch den Fund Zaretzkys ergeben, daß Quentell als Verleger bei Götz hat drucken lassen. Ist nun eine Verbindung irgend welcher Art zwischen beiden gerade bei dem Druck der Bibel, die im Anfang der Druckerzeit Quentells steht, so apodiktisch von der Hand zu weisen? Bei dem Zerwürfnis, das zwischen beiden nach dem Druck einer lateinischen Bibel ausbrach, ist Götz Quentells Schuldner. Mit Götzschen Typen gedruckt gibt es vier lateinische Bibeln, von denen 2 mit dem Wahlspruch Götzens versehen sind und die Voullisme um 1475 und 1477 ansetzt; die dritte gilt als um 1475 gedruckt, und die vierte ist laut Schlußschrift am 9. Mai 1480 vollendet worden und mit dem Druckerzeichen des Götz versehen. Da von Quentell der erste Druck 1479 erschien, so ist kein Zweifel möglich, daß beide Drucker eine kurze Zeit gleichzeitig tätig gewesen sind. Welche von den 4 Bibeln nun den Anlaß zu dem Zerwürfnis gegeben hat, ist nicht festzustellen. War es die *) Der Drucker und die Ausgaben der Kölner Bilderbibel in der Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten, herausgegeben von K. Dziatzko. 13. Heft. Leipzig 1900. S. 29. **) So z. B. stellt er scheinbar völlig autoritativ fest, daß der Wahlspruch Götzens in seinem Metallschnitt »8ola spes rasa wrs s— Maria), heiße, während ich mich durch den Augenschein im Iväolpüvs Neäitatioves und im lkasoiLulus von 1478 überzeugte, daß man in dem letzten Worte auf keinen Fall wrs lesen kann, sondern daß es sich um ein ganz deutliches t handelt, so daß die Stelle in ts oder uits heißt. ***) Zaretzky, Nachr. üb. Kölner Drucker in den Kölner Bücher marken. Straßburg 1898. S. XVII. um 1477 gedruckte, so konnte Götz, wenn er der Drucker der Bilderbibel ist, entweder genötigt sein, sein neues hier gebrauchtes Typenmaterial an Quentell abzutreten, ebenso die Bordüren, während er die Bilder vielleicht erst später, als er seine Offizin aufgab, an Koberger verkaufte, oder die Typen waren überhaupt mit Quentellschem Gelde angekauft worden und gingen nun an diesen über. Ich will diese Möglichkeit nicht als die alleinige hinstellen; aber sie ist eine von mehreren. Noch ein Rätsel gibt es bei Quentell zu lösen. Mit den Typen der Bibel liegen in den Jahren 1479—82 22 Werke vor, von denen 15 die Druckadresse Quentells tragen. Von 1482—89 verschwindet dann plötzlich sowohl die Bibeltype, die nicht mehr erscheint, sowie sein Name in Drucken, der aber im letztgenannten Jahre wieder in Werken auftritt. Da nun eine ganze Anzahl Kölner, teilweise datierter Drucke dieselbe Type aufweist, mit denen 1489 Quentells bezeichnete Drucke hergestellt sind, so kann man diese Anzahl von etwa 50 dem Quentell zuschreiben, ohne einen sechsjährigen Stillstand seiner Pressen annehmen zu müssen. Allerdings bleibt der Grund, weshalb Quentell seinen Namen verheimlicht hat, dunkel. Unter den Kölner Druckern des fünfzehnten Jahr hunderts befinden sich auch einige anonyme. Zwei von ihnen hat Proctor in dem 1898 erschienenen »Inäsx to tüs so-rl^ printsä üooüs in tüs Uritisü Nnssnrn« die Drucker des Dictys und des Dares genannt (Voullisme sagt »man« habe sie so genannt) nach den Verfassern zweier Drucke üistoris. llroj-i.nL. Daß Voullisme in seiner Publikation eine wertvolle Monographie geliefert hat, kann nicht in Abrede gestellt werden, wenn auch wirklich Neues, noch nicht Bekanntes sich nur sehr spärlich darin findet. Die Zusammenstellung der Bibliographie bietet die Annehmlichkeit, die verstreuten Beschreibungen der Drucke hier zusammen zu haben; um so mehr ist es aber zu bedauern, daß das umfangreiche Buch doch nicht auf eignen Füßen steht, insofern man bei seinem Gebrauch andre Hilfsmittel nicht entbehren kann. Wohl ist zu ersehen, wieviel Typenarten in einem Druck Vorkommen, aber wer wissen will, welche, d. h. wie sie aussehen, muß zu andern Büchern greifen. In der heutigen Zeit, wo die Reproduktionen so einfach und billig geworden sind, mußte diese umfassende Arbeit mit veranschaulichendem Ma terial versehen werden. Die Kosten hätten doch hierbei nicht entscheidend in die Wagschale fallen dürfen. Gegen Schluß seiner Einleitung kommt Voullisme auf den Charakter der ältesten Kölner Literatur des fünf zehnten Jahrhunderts zu sprechen. Sie ist mit der Ent wicklung der 1389 eröffneten Universität gewachsen. Wie diese, so ist auch die Literatur, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vorwiegend theologischen Charakters. Nach Voullisme entfallen u. a. auf Bibel u. Exegese 3,7 Prozent, Patres u. spätere Kirchenlehrer 5,9 Prozent, Asketik 3 Prozent, Litur gik 7 Prozent, Homiletik 5,6 Prozent, Heilige (Marien kultus etc.) 4,8 Prozent, Ablaß (Briefe, Bullen etc.) 1,7 Pro zent; im ganzen berechnen sich die theologischen Disziplinen auf 51 Prozent. Wie heutzutage, so nahmen auch schon damals die Pädagogik und Philosophie in der Zahl der Ver öffentlichungen die erste Stelle ein, ihre Zahl beträgt 12,6 Pro zent; dann folgt das Lateinische (Grammatik, Vokabulare etc.) mit 10 Prozent, die Politik und Rechtswissenschaft mit 7 Prozent, Geschichte und Geographie mit 2,6 Prozent, Rhetorik und Stilistik mit 2,3 Prozent usw. Werke der volkstümlichen Unterhaltungsliteratur, z. B. der deutschen Heldensage, in der die oberdeutschen Städte so großes ge leistet haben, fehlen in Köln gänzlich. Die Sprache ift .jn 96 Prozent lateinisch und nur in 4 Prozent deutsch. 799*
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