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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-06
- Erscheinungsdatum
- 06.05.1903
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- Deutsch
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3602 Nichtamtlicher Teil. ^ 103, 6. Mai 1903. Preis in Kronen Verteuert Jetzt Mit Zoll Prozent Heines Werke (Reclam), 4 Bde. 7.— 10.30 q- 46^ „ „ (Hendel), 4 Bde. 8.78 13.28 -tz 51 Schillers Werke (Bibliogr. Inst.), 8 Bde. 18.70 32.40 -tz 73(1) Mit Absicht sind in diese Liste nur solche Bücher aus genommen, die gewiß niemand als Luxusartikel bezeichnen wird und von denen auch der überzeugteste und lauteste An hänger des Zolls nicht behaupten dürfte, daß sie jemals in einem österreichischen Verlag erscheinen würden. Es ist klar, daß der deutsche Verleger einen Zoll in solcher Höhe nicht tragen wird und nicht tragen kann. Es ist ebenso klar, daß der Absatz dieser Bücher bei einer so enormen Verteuerung sehr stark zurückgehen müßte. Die Anhänger des Zolls erwarten nun, daß die deutschen Ver leger den für Österreich bestimmten Teil der Auflage roh hereinsenden und hier einbinden lassen werden. Das wäre in der Tat ein großer Vorteil für die österreichischen Buch händler, leider muß man aber bei genauer Prüfung zu dem Schluß kommen, daß diese Erwartung vollkommen illu sorisch ist. Wir haben uns bei mehreren der großen deutschen Ver lagsgeschäfte darüber informiert, wie sie sich der Eventualität dieses Zolls gegenüber stellen. Das Bibliographische Institut (Meyer) in Leipzig, das fast ausschließlich gebundne Bücher verlegt, schreibt nun, mit der Ermächtigung, davon auch öffentlich Gebrauch zu machen: »Auch wir halten die Voraussetzung der Zollanhänger, die durch das Zollgesetz den deutschen Buchhandel zu zwingen hoffen, einen Teil seiner Buchbinderarbeiten nach Oesterreich zu vergeben, und die so auf eine erhebliche Besserung des Buchbindergewerbes rechnen, für eine irrige. Denn einmal läßt sich bei einem neu erscheinenden Buche der Absatz in Oesterreich gar nicht voraussehen, und bei bereits eingeführten Büchern wird er — je nach den Zeit läuften — auch immer mehr oder weniger großen Schwankungen unterworfen sein. Sodann ist es erwiesene Tatsache, daß der Absatz von in Deutschland hergestellten Büchern längst nicht die Höhe erreicht, die die Freunde des Zollgesetzes annehmen.« Ganz ebenso äußern sich mehrere andre Firmen. Man wird diese durchaus ablehnende Haltung leicht verstehen, wenn man auch noch berücksichtigt, daß die Herstellung der Einbände an zwei Plätzen notwendigerweise erheblich teurer kommt, als wenn man den ganzen Auftrag einem Groß buchbinder zuteilt, wobei ununtersucht bleiben möge, ob das österreichische Buchbindergewerbe überhaupt in der Lage ist, hinsichtlich der Preise mit dem deutschen zu konkurrieren. Der Umstand, daß fast alle Rohmaterialien und Maschinen importiert werden müssen, zwingt ebenso zum Zweifel, wie die keiner Erörterung bedürftige Tatsache, daß der deutsche, auf Großbetrieb eingerichtete und mit regelmäßigen Auf trägen rechnende Buchbinder eine ganz andre Kalkulations- Basis hat als der hiesige, für den die Aufträge aus Deutsch land immer nur etwas Zufälliges bleiben werden und nicht zur Grundlage seiner Kalkulation dienen könnten. Hierzu schreibt uns eine der größten deutschen Verlagsfirmen: »Die Befürworter des Zolls geben sich ohne allen Zweifel viel zu großen Hoffnungen hin, wenn sie durch denselben für das österreichische Buchbindergewerbe »erheb liche« Aufträge erwarten. Daß in einigen ganz besondern Ausnahmsfällen deutsche Verleger einen kleinen Teil der Auflage, soweit sie für denselben Absatz in Österreich mit unbedingter Sicherheit erwarten können, in Wien binden lassen würden, halte ich nicht für ausgeschlossen. Aber der Gewinn aus diesen eventuellen Aufträgen würde nicht etwa, wie die Zollfreunde anzunehmen scheinen, dem gesamten österreichischen Buchbindergewerbe zugute kommen, sondern nur einer oder zwei speziellen Großbuchbindereien, die auf Massenaufträge eingerichtet sind. Der großen Zahl der kleinen und Mittlern Buchbindereien — dem Bürgersland dieses Gewerbes — würde ganz ohne Zweifel durch den Zoll auf gebundne Bücher nicht nur kein Vorteil, sondern im Gegenteil durch die Groß buchbindereien eine neue scharfe Konkurrenz erwachsen. Diese Logik ist meines Erachtens so klar, daß ich Ihre Mitteilung, nach welcher auch die kleinern Buchbindereien für den Zollentwnrf eintreten, einfach unbegreiflich finde und viel eher geglaubt hätte, daß die tausende Buch- bindereibesttzer wie Ein Mann gegen den Zollentwurf ein- treten würden. Sollten vielleicht unter diesen spekulative Köpfe der Hoffnung leben, daß die Buchbinderaufträge aus Deutschland so beträchtlich würden, daß eine ganze Anzahl von Großbuchbindereien entstehen könnte? Das wäre gar eitler Wahn, denn ich bin der festen Über zeugung, daß eine einzige hiesige Großfirma wie Hübel L Denk oder H. Sperling in der Lage wäre, den ganzen Bedarf für Österreich allein zu binden.« In diesem Schreiben findet sich die erste Andeutung einer Gefahr, die den Anhängern des Zolls offenbar noch unbekannt ist, und die milzuteilen nicht ohne Nutzen sein dürfte. Von zwei Seiten, und zwar von einer der hervorragend sten Verlagsfirmen und einem der bedeutendsten Barsortimenter (d. h. Großhändler mit gebundnen Büchern), kommt die übereinstimmende Mitteilung, daß auf den Hauptplätzen des deutschen Buchhandels, in Leipzig, Stuttgart und Berlin, die feste Absicht besteht, im Fall der Einführung des Zolls auf gebundne Bücher eine genossenschaftliche Großbuchbinderei in Wien zu errichten, um den für Österreich bestimmten Teil der Auflagen durch diese Buch binderei einbinden zu lassen. Daß dadurch auch der geringste Vorteil für das österreichische Gewerbe aufgehoben würde, ist klar. Ebenso klar ist es, daß diese von vornherein über mächtige Fabrik durch die Macht der Verhältnisse dazu ge drängt und auch in der Lage sein wird, den hiesigen Buch bindern auf ihren jetzigen Erwerbsgebieteu eine übermächtige Konkurrenz zu machen. Diese Gründung ist gewiß weder eine Phantasie noch ein Schreckschuß. Sie wäre im Fall der Einführung des Zolls nur die logische Konsequenz dieser hochschutzzöllnerischen Übertreibung. Wir wollen hoffen, daß dieses Argument die Anhänger des Zolls noch im letzten Augenblick überzeugen werde, daß ihr Beginnen nicht nur dem öffentlichen Wohl schadet, sondern geradezu selbstmörderisch ist. Allerdings er warten die Anhänger noch einen zweiten Vorteil oder sie tun wenigstens so, als wäre er zu erwarten. Es soll nämlich durch diesen Zoll bewirkt werden, daß in Zukunft mehr Bücher in Oesterreich verlegt werden, weil der österreichische Verleger bisher unter der erdrückenden Konkurrenz des deutschen nicht aufkommen konnte! Als ob der österreichische Verlagshändler nicht auch jetzt schon auf manchen Ge bieten ganz Bedeutendes leistete, und zwar überall dort, wo unsre geistige Produktion Bedeutendes leistet! Auf allen übrigen Gebieten wird aber auch der höchste Schutzzoll ganz gewiß nicht imstande sein, eine Treibhauskultur hervor- zubringeu. Mau übersieht auch und will nicht sehen, daß der österreichische Verleger den weitaus größten Teil seiner Bücher nicht an unsre neun Millionen Deutsche, sondern an die fünfzig Millionen im Reiche verkauft. Das Verhältnis dürfte im günstigsten Fall AU ^ sein. Daß der Sorti ments-Buchhändler und das Antiquariat durch diesen Zoll nahezu erschlagen würde, darauf soll nur kurz hingewiesen werden. Aus den vorstehenden Tatsachen und Erwägungen geht
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