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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1902
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- 1902-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1902
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- Deutsch
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152, 4. Juli 1902. Nichtamtlicher Teil. 5443 seiner Schreiber gelähmt habe. Ordericus Vitalis, der in der ersten Hälfte die zwölften Jahrhunderts schrieb, schließt das vierte Buch seiner Kirchengeschichte mit der Klage, daß er sein Werk wegen des Winters beiseite legen müsse. Welche Gerätf^iasten brauste man ^nun in den Klöstern zur Diese Anwendung war auch im Mittelalter gebräuchlich. Alte Bücherschränke aus den ersten Jahren des dreizehnten Jahrhunderts finden sich in der Kathedrale zu Bayeux und in der Kirche zu Obazine in Frankreich, aus dem vierzehnten Jahrhundert in der Kirche St. Germain l'Auxerrois in Paris. In den Fensternischen englischer Klöster, z. B. der Durham und Gloucester Kathedrale, waren eigentümliche Vorrichtungen zum Lesen, sogenannte earrslls, Lesepulte mit Sitzen, angebracht. Die Bibliothek eines Klosters oder englischen College im fünf zehnten Jahrhundert war gewöhnlich ein langer schmaler, von einer Reihe gleich weit von einander entfernter Fenster erhellter Raum. Die Einrichtung bestand aus hölzernen Lesepulten. Auf diesen lagen die Bücher, jeder Band mit einer Kette an einer lich aber vor oder unter diesem befand. Die Leser saßen auf Bänken, die gegenüber jedem Fenster unbeweglich sestgemacht waren. ^ Es ist klar, daß das Lesen ziemlich bequem war, so lange von Gloucester bat, ihr eine neue Bibliothek bauen zu Helsen, ver wies sie besonders auf die dem Studium durch die Ueberfüllung des Raumes entstehenden Hindernisse. gemacht werden, wie die Breite der Bibliothek erlaubte. Dieses System der rechtwinklig zu den Mauern freistehenden Repositorien könnte man das Stall- oder Standsystem nennen, nach dem Worte alterlichen Bibliotheken häufig gebraucht wurde. In Oxford be finden sich verschiedene Beispiele dieses Systems. Es fand in England und Frankreich allgemeine Anwendung. In Italien entwickelte sich eine andere Anordnung des Pult- die nicht gebrauchten Bücher auf der Seite lagen, und außerdem war das Pult eine Vereinigung von Sitz, Pult und Büchergestell, und zwar in der Weise, daß hinter der Rückwand des Sitzes das Pult angebracht war, unter dem sich das Bücherbrett befand. Ein Beispiel dieser Anordnung findet sich in der von Domenico Malatesta Novello 1452 in Cesena in Norditalien gebauten Bibliothek. Eine besondere Stellung nimmt die vatikanische Bibliothek ein, deren ausführliche Beschreibung und Einrichtung man ebenso wie die der Bibliotheca Laurenziana oder der Mediceischen Bibliothek in Florenz bei Clark selbst Nachlesen wolle. Aus einer ungeschickten Vorrichtung, aus zwei in einem Winkel zueinander stehenden Brettern bestehend, entwickelte sich das Büchergestell zu den stattlichen Gerätschaften, die mit geringen Veränderungen noch jetzt in Gebrauch sind. Klöster, Kathedralen, Universitäten und weltliche Anstalten wetteiferten miteinander darin, Bibliotheken zu errichten, sie mit Büchern auszustatten und der Oeffentlichkeit nutzbar zu machen. So kann man das fünf zehnte Jahrhundert die eigentliche Bibliotheksära Europas nennen. Zu dieser Entwicklung bildet das sechzehnte Jahrhundert einen trüben, erschreckenden Gegensatz. In Frankreich nahm die Huge nottenbewegung die Gestalt einer heftigen Feindseligkeit gegen die Geistlichkeit an und äußerte sich nach der Sitte jener Tage in einer allgemeinen Zerstörung von Kirchen, Klöstern und deren Inhalt, während England Zeuge von der Aufhebung der Mönchs orden und der Vernichtung alles dessen war, was damit zu sammenhing. Die Klosterbibliotheken waren die öffentlichen Biblio theken des Mittelalters, ja noch mehr, die größeren Häuser waren Mittelpunkte der Kultur und Erziehung, unterhielten Schulen für Kinder und sandten ältere Schüler auf die Universitäten. In vier Jahren, 1536—1539, wurde in England das ganze System so gründlich weggefegt, als ob es niemals bestanden hätte. Die Ge bäude wurden niedergerissen, die Bücher entweder verbrannt oder zu den niedrigsten Zwecken verwendet. Ueber achthundert Klöster und damit ebensoviel Bibliotheken wurden unterdrückt, so daß 1540 die einzigen Bibliotheken nur diejenigen der beiden engli schen Universitäten und einiger Kathedralen waren. Die fran zösische Revolution von 1789 sandte die Bibliotheken der auf gehobenen Klöster wenigstens in die nächsten Städte. Während auf diese Weise in England ein großer Teil der mittelalterlichen Einrichtung der Bibliotheken verschwand oder man sich abmühte, die mittelalterlichen Formen von Bibliotheken und Bücherbehältnissen der seil der Erfindung der Vuchdrucker- kunst rasch anwachsenden Zahl der Bände anzupassen, war auf dem Kontinent ein neues Aufstellungssystem in Aufnahme ge- könnte. Es erscheint uns so natürlich, unsere Bücherrepositorien die Mauer entlang zu stellen, anstatt im rechten Winkel dazu, daß wir uns schwer vorstellen können, daß in früherer Zeit eine solche Anordnung eine Neuerung war. Vereinzelt findet sich diese ja auch früher mehrfach, so z. B. in der Benediktinerabtei Sankt Martin in Dover, in der Vaticana, in der Bibliothek der Herzöge von Urbino u. s. w. Von vornherein wurde das Wand system in der Bibliothek des Escorial (1563—1584) und ebenso in der Bibliotheca Ambrosiana in Mailand (1603—1609) durch geführt. Die Bibliotheque Mazarine (1647) ist nach demselben System aufgestellt. Auch in England fand diese Aufstellungs weise bald Eingang, so z. B. in der Vodleiana in Oxford (1612), und wurde von Christoph Wren für englische Anforderungen ent wickelt und angepaßt (Lincoln Kathedrale, Neue Bibliothek im Trinity College zu Cambridge, St. Pauls-Kathedrale zu London, rc.). Was nun die Bibliotheken von Gelehrten, Privatpersonen u.s.w. betrifft, so finden wir über deren Einrichtung und Ausstattung in den Miniaturen alter Manuskripte wertvolle Aufschlüsse; das Schlutzkapitel des Clarkschen Werkes ist ihnen besonders ge widmet. Der von Clark rum erstenmale zusammenhängend behandelte Stoff ist so groß, daß er ganz gut in mehreren selbständigen gründlichen Untersuchungen in einem Zuge glänzend bewältigt und das über so ausgedehnte Zeiträume und Entfernungen zer streute Material in übersichtlicher Weise mit bewundernswertem Fleiße zusammengetragen. Mit wenigen Ausnahmen sind alle beschriebenen Gebäude und Einrichtungen von dem Verfasser selbst eingesehen und gemessen worden, wie auch viele Illustrationen nach seinen Skizzen angefertigt sind. Die überreiche Anzahl von wertvollen Illustrationen, Zeichnungen, Plänen und photographi schen Nachbildungen — die meisten zum erstenmale veröffentlicht — sind mit einem bemerkenswerten Aufwande von Scharfsinn und mit völliger Beherrschung des Stoffes gesammelt, und so bilden Wort und Bild ein Werk, wie ihm auf diesem Gebiete kein ähn liches zur Seite gestellt werden kann. Kleine Mitteilungen. Verbot (vergl. Nr. 118 d. Bl.). — Der Reichsanzeiger Nr. 153 vom 2. Juli bringt folgende berichtigende Bekannt machung: -Die polnische Zeitschrift -Teka-, deren Verbreitung nach meiner Bekanntmachung vom 17. Mai d. I. — -Reichs-Anzeiger Nr. 119 vom 23. Mai d. I. — auf die Dauer von zwei Jahren verboten ist, erscheint nicht in Krakau, sondern in Lemberg. — Berlin, den 27. Juni 1902. — Der Reichskanzler. Im Aufträge: (gez.) Hauß.. Zum Konkurse der Aktiengesellschaft Wiener Musik verlagshaus. — Bei der am 20. Juni stattgehabten Wahltag fahrt der in Konkurs geratenen Aktiengesellschaft -Wiener Musik- verlagshaus- wurde vr. Arnold Berl als definitiver Masse verwalter, als Gläubigerausschüffe die Herren M. Haßberg, vr. Pfob und vr. Ernst König, als Ersatzmänner M. Rosenfeld und Josef Eberle bestellt. Das Aktienkapital umfaßt 500 000 L, zerlegt in 2500 Stück Aktien ü 200 L. Die Forderungen der Kreditoren werden mit 183 487 k, die Giroverbindlichkeiten mit 30 583 L beziffert. Das Warenkonto zeigt ein Guthaben von 33 756 L, das Debitorenkonto die Ziffer von 82 592 L. (Oest.-ungar. Buchh.-Corr.) Schiller-Museums in Marbach stellt der neueste Rechenschafts bericht des Schwäbischen Schiller-Vereins zusammen. Zwar sind 713*
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