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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. 3993 .1? 114. 19. Mai 1903. abend am Kantate-Sonnabend ein außergewöhnlich leb haftes Bild. Die Säle des Buchhändlerhauses waren dicht gefüllt mit Gästen und Wirten, Fremden und Heimischen. Allen sah man das offenkundige Behagen an, nach der Anstrengung des Tags, wie sie von stundenlangen Be ratungen untrennbar ist, beim Schoppen zu sitzen, in zwang loser Unterhaltung sich geben zu dürfen, Freunde wiederzusehen, bekannte Gesichter von neuem zu begrüßen, intime Begeben heiten zu erfahren und zu berichten. Berufliche Fragen haben hier keinen Raum. Jeder gibt sich familiär, man fühlt sich daheim im geselligen Kreis, gute Laune und muntrer Witz beherrschen mit ihrer Heiterkeit die Unter haltung. Das dauert manche Stunde, bis sich in vor- geschrittner Zeit ein Tisch nach dem andern leert und Schar auf Schar die Hospitalstraße hinabpilgert zum »Sachsenhof« dem schönen Hotel und Restaurant am Johannisplatz, oder zur innern Stadt, wo bei Aeckerlein, Baarmann, im »Römer« und anderswo berühmte Quellen fließen und trinkfeste Männer zu neuer, meist ausgedehnter, immer fröhlicher Sitzung verlocken. Hier ist auch für Freund Petters aus Heidelberg ein überraschend ergiebiges Feld seines dankens werten wohltätigen Wirkens. Es hat sich auch diesmal als fruchtbar bewährt. Den Hauptteil der Kantate-Festlichkeiten pflegt das Festmahl am Sonntag mittag zu bilden, das sich mit dem Kaffeestündchen gewöhnlich bis in den Abend hinauszieht. Es begann auch diesmal, wie schon im vorigen Jahr, das zuerst mit dem Herkommen brach, erst um 3 Uhr. Diese Stunde hat sich als zweckmäßig erwiesen. Bei lange dauernden Hauptversammlungen, deren wir manche in Er innerung haben, hat sich der Beginn um 2 Uhr als reichlich früh erwiesen. Man wünscht etwas freie Zeit nach der Verhandlung. Der übliche Galaschmuck des äußern Menschen, nicht minder die von vielen begehrte innerliche Stärkung bedürfen der Pause; mancher auch liebt einen Spazier gang vor dem Essen zur Wahrung der Gesundheit und zur geistigen Sammlung; andre wieder werfen gern einen wohlbemessnen Blick in die Ausstellungen des benachbarten Buchgewerbehauses und tun übrigens sehr wohl daran. Nicht unwahrscheinlich, daß man dazu über geht, die Servierung der Suppe noch weiter hinauszurücken, nachdem sich Sünden langer Jahrzehnte erwiesen haben und der Börsenverein auch in Zukunft zur Umkehr vom bisher eingeschlagenen Pfade genötigt sein wird. Diesmal er folgte die heilsame Umkehr noch in letzter Stunde. Seit un vordenklicher Zeit war es um 9 Uhr, daß der Börsenverein seine Hauptversammlung am Kantatesonntag eröffnet hat. Da es im eignen Haus geschah und diese frühe Morgenstunde herkömmlicher Brauch war, so hat niemals jemand Ärgernis daran genommen, obwohl auf dem Wege dahin keiner die mahnenden Kirchenglocken überhören konnte. Nun aber hat ein Wohlwollender diesem Brauch ein Ende gemacht. Unter Hinweis auf ein sächsisches Gesetz von anno 1870 hat er kurz vor Kantate die Behörde angerufen, und als notwendige Folge ergab sich die Verlegung des Hauptversammlungs beginns auf '/j.11 Uhr. Zum Glück erledigte die Versamm lung ihre Verhandlungen schnell. Bald nach 12 Uhr ging sie auseinander, und beinahe drei Stunden Pause bis zum Beginn des Mahls dürften auch den Anspruchsvollsten zur gründ lichen Ausnutzung, Sammlung und Schmückung genügt haben. Aber was diesmal gelungen ist, darf nicht auch für die Zukunft als Regel angenommen werden. Das Festmahl wurde, wie zum erstenmal im Vorjahr, im engern Kreis der Handlungschefs, Prokuristen und Ehrengäste gehalten. Gleichwohl war der Hauptsaal dicht besetzt. Nur die Benutzung der beiden Nebensäle, die sich als störend erwiesen hat, war ausgeschlossen. Einer davon, der Eingangs- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. saal an Portal III, der kürzlich eine notwendige Auffrischung und dazu eine geschmackvolle Ausmalung erfahren hat, diente nach Aufhebung der Tafel der Behaglichkeit des Kaffee- Plauderstündchens. Die Längswand des Hauptsaals nach der Straße zu war von der Ehrentafel eingenommen, die andern Tafeln liefen im rechten Winkel auf sie zu; die Rednerbühne stand an der Längswand der Gartenseite, also der Ehrentafel gegenüber. Das hatte Vorzüge und Nachteile. Vorzüge für den inmitten des Saales Sitzenden; denn da man den Gästen nicht zumuten konnte, zu einem Toast den weilen und drangvollen Weg zur Rednerbühne zu beschreiben, so sprachen sie vom Platze aus, während die andern Redner die Kanzel betraten. Wer sich nun mit taktischem Glück in die Mitte gesetzt fand, hörte von beiden Seiten (möglich immerhin auch, daß er bei der unverbesserlichen Akustik des Saales von keiner Seite hörte!); andre, die sich, wie der Berichterstatter, ein geschicktes Plätzchen an der Rednerbühne gesichert hatten, vernahmen wohl die hier geübte Bered samkeit, nicht aber die von der Ehrentafel, die ihrem lauschenden Ohr vielmehr völlig verloren ging. Ebenso mag es den Gästen mit jenen Tischreden ergangen sein, die von der Rednerkanzel erklangen und deren Sätze über die ganze Versammlung hinweg ihnen vermutlich uur brockenweise zuge flogen sind. Der Börsenverein hatte auch diesmal die Ehre hochge stellte Persönlichkeiten als Teilnehmer an seinem Fest be grüßen zu dürfen, unter ihnen seine Excellenz Generalleutnant von Rabenhorst, den kaiserlichen Oberreichsanwalt vr. Ols- hausen, den Landgerichtspräsidenten vr. Hagen, den Amts gerichtspräsidenten Schmidt, den Oberstaatsanwalt Boehme, den kaiserlichen Oberpostdirektor Rührig, den Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin, den Polizeidirektor Bretschneider, den Stadtverordnetenvorsteher vr. Junck, den hochbetagten Generalkonsul a/D. Lorck, Direktor vr. Willem Smitt und andre verdiente Männer, Vertreter hoher Behörden und Körperschaften, die dem Buchhandel wohlgesinnt sind und seinen Bestrebungen Interesse entgegenbringen. Der erste Trinkspruch galt Ihren Majestäten König Georg von Sachsen und Kaiser Wilhelm II. Der I. Vorsteher des Börsen vereins, Herr Albert Brockhaus, brachte ihn mit herzlichen Worten aus. Mit tiefem Ernst lieh er dem teuren Andenken an Sachsens unvergeßlichen König Albert Worte, den warmen Freund und Beschützer des Buchhandels, dem noch im vorigen Jahr von dieser Stelle aus die treuen Wünsche des Börsen vereins ausgesprochen werden durften, der aber nun, tief betrauert von seinem Sachsenvolk, zur ewigen Ruhe ein gegangen ist. Dann, den kunstvollen Silberpokal des Börsen vereins emporhebend, brachte der Redner die Segenswünsche des Börsenvereins und aller Versammelten für Seine Majestät König Georg von Sachsen zum Ausdruck, des hohen Schirmherrn der Wissenschaft und der Kunst, des blühenden Handels und Gewerbefleitzes seines schönen Landes, nicht zuletzt auch des Buchhandels und seines Börsenvereins. Er knüpfte daran Worte inniger Verehrung für Seine Majestät Kaiser Wilhelm II., den unermüdlich tätigen, machtvollen Herrscher, um den die Welt uns beneide, dessen starke Regierung dem deutschen Volk die friedliche Ent wicklung seiner Kräfte gewährleiste und dessen weit voraus schauender Blick ihm neue Bahnen schaffe für ausgedehnte Erweiterung seiner Betätigung im friedlichen und segen bringenden Wettkampf der Völker. Seinem Hoch auf Ihre Majestäten König Georg und Kaiser Wilhelm entsprach die festliche Versammlung mit lebhaftem Zuruf und Anstimmung der Nationalhymne. Die Gäste der Tafelrunde hieß der II. Schatzmeister des Börsenvereins, Herr Kommerzialrat Wilhelm Müller, 532
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