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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3994 Nichtamtlicher Teil. ^ 114, 19. Mai 1903. k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler aus Wien, will kommen: Wie vor sechs Jahren habe ich auch Heuer wieder mir die Ehre erbeten, den Toast auf die verehrten Gäste halten zu dürfen. Erlebe ich ja heute meinen zweiten glücklichen Tag, indem ich mein Amt, das ich vor sechs Jahren angetreten habe, heute wieder verlasse. War es damals das Gefühl der Freude, das mich bestimmte, als Österreicher zu Ihnen zu sprechen, so ist es heute das Gefühl des Bedauerns, zum letztenmal die Ehre zu haben, als Mitglied des Vörsenvereinsvorstands zu Ihnen von dieser Stelle aus sprechen zu dürfen. Ich sah in dem Umstand, daß ein Österreicher Sitz und Stimme im Börsenoereinsvorstand habe, mehr als die Ausübung einer Funktion, ich legte der Sache eine politische Bedeutung bei, weil dadurch die Zusammengehörigkeit Österreichs und Deutsch lands und das Bundesverhältnis zwischen beiden Staaten auch in unserm Stand zum Ausdruck gekommen sei. Heute bin ich nicht in so freudiger Stimmung wie damals, da ja, wie Sie wissen werden, eine Schranke zwischen dem geistigen Verkehr Deutschlands und Österreichs in Gestalt eines Zolls auf gebundne Bücher gezogen werden soll. Schon im deutschen Zoll tarifentwurf war ein Passus enthalten, der einen Zoll auf ge bundne Bücher vorgesehen hatte, und ebenso befindet sich im österreichischen Entwurf diese Bestimmung, die mit den Beschlüssen des vor zwei Jahren stattgefundnen Verlegerkongresses im direkten Widerspruch steht, da dieser Kongreß es als seine vor nehmste Aufgabe betrachtet hat, dahin zu wirken, daß jedweder Zoll auf Bücher, der heute zwischen einzelnen Kulturstaaten noch besteht, ausgehoben werde. Wir Österreicher waren erfreut, als durch die Bemühungen des Börsenvereinsvorstands diese Anmerkung aus dem deutschen Zolltarifentwurf verschwunden, und nicht sehr überrascht, als auch im österreichischen Zolltarifentwurf nach dem Vorgehen Deutschlands die gleiche Bestimmung enthalten war. Es war natürlich, daß der österreichisch-ungarische Buchhandel sofort Schritte einleitete und in Petitionen an den Ministerpräsidenten, Handelsminister und an das Abgeordnetenhaus die Bitte aus sprach , daß dieser beabsichtigte Zoll nicht Gesetzeskraft erlange. Wir hoffen, daß wie in Deutschland auch bei uns diese Schritte von Erfolg begleitet sein mögen. Ich würde Ihnen diese Mitteilung hier nicht gemacht haben, wenn die Bewegung in Österreich nicht in eminenter Weise zum Ausdruck gebracht hätte, welch namhafter werktätiger Unterstützung sich der österreichische Buchhandel seitens der Gelehrten- und ganzen gebildeten Welt zu erfreuen hat. Wenn wir anfangs besorgt waren, daß unsre Schritte vielleicht nicht voll und ganz Gehör finden würden, so waren wir beruhigt in dem Moment, als die Akademie der Wissenschaften, der Verein der Bibliothekare, die akademischen Senate der Universitäten, der Volksbildungsverein und viele andre Vereine und Körperschaften, die mit der Literatur auf gutem Fuß stehen, sich vereinigt hatten, die Schritte der Buchhändler durch separate Kundmachungen zu unterstützen. Damit sind die unvergeßlichen schönen Worte, die im vorigen Jahr Herr Hofrat Ur. Sievers von dieser Stelle aus an den Buchhandel richtete: -Wie könnte jemals Wissenschaft und Buchhandel auf den Gedanken kommen, sich voneinander loszulösen und getrennte Wege zu gehen?! Sie werden und müssen zusammenhalten als gute Freunde und getreue Bundesgenossen, die auf einander angewiesen sind, und die erst vereinigt die volle Gewähr bieten für die ungehemmte Entwicklung der in ihnen ruhenden Kräfte- — in dieser Frage zur Tat geworden. Es drängt mich, hier vor meinen Gästen und den Vertretern des Gesamtbuchhandels unfern österreichischen Vertretern der Wissenschaft öffentlichen Dank abzustatten für ihr Eintreten für die Interessen des Gesamtbuchhanoels. Mit diesen Mitteilungen glaube ich am besten unsre Gäste begrüßt zu haben, und es erübrigt mir nun noch, die Hoffnung auszusprechen, daß dies Gefühl der Zusammengehörigkeit in Stunden der Gefahr auch in Zukunft zum Ausdruck kommen möge. Namens des Vorstands des Börsenvereins danke ich allen verehrten Gästen für die Ehre, die Sie uns durch Ihr Kommen erwiesen haben, und ich fordre auch Sie meine verehrten Herren Kollegen auf, allen anwesenden Vertretern der Armee, der staat lichen und städtischen Ämter, der Kunst und Wissenschaft Ihren Dank auszusprechen, indem Sie mit mir einstimmen in den Ruf: Alle unsre verehrten Gäste leben hoch, hoch, hoch! Es war natürlich, daß der Willkommgruß des Börsen vereins die Beredsamkeit der Gäste in Bewegung brachte. Als erster von ihnen erhob sich seine Excellenz Herr Generalleutnant von Raben Horst, der Kommandierende der 2. Division des 19. Armeekorps, um mit schlichten Worten den Dank der Gäste auszusprechen. Dem Wirken des deutschen Buch handels zolle er hohe Anerkennung. Mit großer Freude habe er insbesondere den Ernst hervorzuheben, mit dem der deutsche Verlagsbuchhandel die Militär-Literatur pflege. Die deutsche Militär-Literatur stehe auf einer unerreicht hohen Stufe. Für den Fachmann sei sie von großer Bedeutung. Die tüchtigsten Offiziere, bewährte Männer der Kriegswissen schaft zählten zu ihren Autoren; von berühmten Namen brauche er an dieser Stelle keinen zu nennen. Der deutsche Buchhandel habe das Verdienst, daß er mit dem Ver lag und der Verbreitung dieser Werke an seinem Teil zur Ausbildung des Heers erfolgreich beitrage. Sein dankbar aufgenommenes Hoch galt dem deutschen Buchhandel. Der Leipziger Oberbürgermeister Herr Justizrat vr. Tröndlin betonte in seinem Trinkspruch den Wert, den er darauf lege, in der langen Neihe dieser alljährlich wieder kehrenden Feste einer der ältesten Besucher zu sein. So kenne er diese aus ihrer frühesten Zeit und habe alle Stufen ihrer Entwicklung vor Augen. Dem jetzigen ruhigern Charakter des Festes gebe er vor der etwas allzu lebhaft gewordenen Festfreudigkeit der letzten Jahre für seine Person den Vorzug. In dieser äußerlich hervortretenden größern Geschlossenheit bekunde sich auch die innere Geschlossenheit, die der schon immer in straffer Haltung marschierende Börsenverein zurzeit noch mehr zu festigen bemüht sei. Mit Recht! Denn je ernster die Zeiten seien für Handel und Gewerbe, um so mehr bedürften diese des engsten Zusammenschlusses. Der Buchhandel sei grade in jüngster Zeit wieder in vermehrtem Grade der Gegenstand heftiger Angriffe gewesen. Er brauche nicht zu verzagen. In der starken Organisation seines Börsen vereins habe er die Gewähr, seine Ziele, die den höchsten Kulturbestrebungen gälten, unentwegt weiter verfolgen zu können. Dem Ernst, mit dem der Börsenverein für diese Ziele eintrete, werde niemand seine Anerkennung versagen. Er selbst zolle ihm uneingeschränkte Hochachtung. Mit lebhaftem Beifall entsprach die Versammlung seinem Hoch auf den Vorstand des Börsenvereins. Der Gemeinsamkeit der Interessen des Buchhandels und des Publikums widmete Herr Oberreichsanwalt vr. Ols- hausen seinen beifällig begrüßten Trinkspruch.. Der Kampf der Interessen, der sich gegenwärtig überall geltend mache und unter dem insbesondre auch der Buchhandel zu leiden habe, könne nicht von unbegrenzter Dauer sein. Gerade je lebhafter er sich zeige, um so näher werde der Ausgleich sein, der ein friedliches Nebeneinander und Miteinander gewähr leiste. Das Verlangen nach einem Ausgleich bestehe auf beiden Seiten; Autoren, Verleger, Sortimenter, Bücher käufer, sie alle seien aufeinander angewiesen, keiner könne die Mitwirkung des andern entbehren. Dieser Gemeinsamkeit der Interessen, idealer und realer, und ihrer unausbleiblichen friedlichen Wirkung bringe er sein Hoch. Dem Ober-Reichsanwalt folgte der I. Schriftführer des Börsenvereins Herr vr. Wilhelm Ruprecht-Göttingen mit einem gedankenreichen Trinkspruch, dem die Festversammlung aufmerksam folgte und lebhaften Beifall zollte. Seine Rede sei nachfolgend im ungefähren Wortlaut wiedergegeben: Meine hochgeehrten Herren! Cs ist dem Vorstand und auch mir persönlich Bedürfnis, dem Herrn Oberbürgermeister unfern Dank auszusprechen für die freundlichen Worte, die er als alter Freund des Börsenvereins an uns gerichtet hat. Er hat ganz recht mit dem Ausdruck seiner Empfindung, daß ihm ine allgemeine Wetterlage im Börsenverein in der letztvergangnen Zeit etwas gewitterschwül vorgekommen sei. Auch mir ist diese Empfindung in letzter Zeit nicht fremd gewesen. Die über Erwarten weitgehende Erregung, die eine im Auftrag der vorjährigen Hauptversammlung vom Vorstand ausgeführte Maßnahme zur Festigung unsrer Organi sation im Börsenverein und außerhalb des Börsenoereins hervor-
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