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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1903
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- Deutsch
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128, 6. Juni 1903. Nichtamtlicher Teil. 4511 tung beglückt in Romanen usw. Dahin werden wir kommen, wenn es den Sortimentern nicht möglich wird, gewissermaßen die buchhändlerisch wissenschaftliche Position in der Provinz überall einzunehmen. Nun sagt Herr Prager, man müsse die Leistungsfähigkeit des Sortiments vergrößern durch größern Umsatz. Meine Herren, bei größerm Umsatz stehen wir nicht besser, denn im Buchhandel ist es einmal so, daß wir Bücher nicht verkaufen können wie Salz oder Gewürz. Der Kundenkreis ist ein bestimmter, die Zahl der Buchhandlungen hat sich nicht ver größert gegenüber dem Bedürfnis; aber es kann heute einer mit einem dreidrittel Absatz nicht bestehen, während er vor vierzig Jahren mit einem zweidrittel Absatz bestehen konnte. Darin besteht die Gefährdung des Sortiments. Es ist gewiß ein rednerisch höchst glücklicher Griff, zu sagen: warum führt man nicht Tatsachen an? — Nun, ich kann doch nicht die heutige Versammlung mit Tatsachen über schütten. Eine Tatsache will ich anführen. Alle Sortimenter sind sich einig: seit einigen Jahren setzen wir zu, und dabei kommt es vor, daß wir uns heute von einem Weltverlag 20, 30 Bände eines teuren Werks auf Lager legen, und morgen bekommt unser Konkurrent eine neue Auflage, und bleiben die 20, 30 Bände liegen und (mit erregter Stimme) der Verleger gibt einen Schundrabatt. Das sind Tatsachen, und ich könnte viele solcher Tatsachen nennen; wir wollen uns aber doch nicht durch Aufzählung derartiger Tatsachen entrüsten. Ich bin dazu momentan gedrängt worden, ich wollte es eigentlich nicht tun. Ich bitte Sie nochmals, in eine wohlwollende Erwägung unsers Antrags einzutreten. Herr Kommerzialrat Wilhelm Müller-Wien, II. Schatz meister des Börsenoereins: Meine Herren, wie ich als Vor standsmitglied zu dem Antrag Lehmann stehe, wissen Sie aus dem Mund des Herrn vr. Ruprecht. Wie ich als Sor timenter zu der Frage stehe, dürften Sie wissen aus einer Rede, die ich vor zwei Jahren zu dem Antrag Heinze ge halten habe. Ich habe damals den Antrag Heinze sehr ernst genommen, nehme auch jetzt den Antrag Lehmann sehr ernst. Nicht, daß es möglich wäre, daß er in dieser Form Annahme finden könnte, das ist ganz ausgeschlossen: aber da nach ver- schiednen Reden doch nicht zutage getreten, worauf ich wartete, muß ich meine schon vor zwei Jahren ausgesprochene Ansicht auch heute wiederholen: daß die Hilfe nur bei den Kreis vereinen, nur bei den Sortimentern liegen könne. Es wurde auf die Verhältnisse bei uns in Österreich verwiesen. Ich will Ihnen beweisen, daß die Sortimenter sich helfen können, wenn sie nur etwas Mut und Selbstvertrauen haben und wenn sie wollen. Wir haben in unsrer Verkehrsordnung für den österreichisch-ungarischen Buchhandel die Bestimmung, daß jeder Sortimenter berechtigt ist, auf Artikel, die mit weniger als 25 Prozent geliefert werden, einen Zuschlag zu erheben. Damit ist der Ladenpreis nicht gefährdet, der Laden preis bleibt bestehen. Das Buch kostet z. B. einen Gulden, ich kriege es mit 15 oder 20 Prozent geliefert und, nachdem ich mindestens 20 Prozent Geschäftsspesen habe, kann ich doch nicht darauf zahlen, sondern ich verkaufe das Buch mit 1 Gulden 10 Kreuzer. Ich schlage eine kleine Besorgungsgebühr bei den Büchern jener Verleger darauf, die nicht die nötige Rücksicht auf die Lage des Sortimenters nehmen, der nicht mit 15 Prozent arbeiten kann. Meine Herren, es gibt kein Statut, keine Verkehrsordnung, die den Sortimenter zwingen kann, auf ein Buch drauf zu zahlen; es gibt auch keinen Börsenverein, der einen Sortimenter dazu zwingen kann. Er soll nur nicht den Ladenpreis ändern; er soll klipp und klar sagen: ich kann das Buch für 1 Gulden nicht verkaufen, meine Mittel erlauben mir das nicht. Wir haben bei uns in Österreich eine bessre Organisation; die kann sich aber jeder Kreisverein schaffen. Den Ladenpreis zu erhöhen, wäre eine bedenkliche Sache; aber Sie können in ähnlicher Weise verfahren, wie wir es in Wien getan haben. Bei Schulbüchern kann man freilich nicht so radikal verfahren, da muß man sich korporativ an den Verleger wenden, ihm sagen: lieber Herr, Du hast nicht das Einsehen, daß ich nicht mit 15 Prozent arbeiten kann, bitte erhöhe den Ladenpreis und den Rabatt. Wir haben die widerharigsten Verleger auf diese Weise umgestimmt, nicht durch Drohungen mit einem Paragraphen oder durch Resolutionen, sondern durch mündliche Vorstellungen rc. Dem nächst wird wieder eine Deputation zu der Direktion des Schulbücherverlags gehen, um den letzten Rest ihrer un genügenden Rabattbestimmungen zu beseitigen, und wenn wieder ein Jahr ins Land gegangen ist, wird wahrscheinlich der ganze Schulbücherverlag mit 25 Prozent Rabatt expediert werden. Ich bin mit meinen Kollegen vom Vorstand auch vor mehreren Jahren einmal bei dem damaligen llnter- richtsminister gewesen, und wir haben ihm gesagt: Exzellenz, ist es wirklich Ihre Absicht, dem Geschäftsmann vor zuschreiben, wie er den Preis bestimmen soll? Ist das nicht unsre Sache? Wir wissen doch, was unsre Ge schäftsspesen betragen; Sie, Exzellenz, wissen das nicht, das können Sie auch gar nicht untersuchen, aber es ist be leidigend für den Verleger, daß man ihm sagt: ein Buch, das nach genauer Kalkulation einen Gulden kosten sollte, dürfe nur mit 90 Kreuzer verkauft werden. Aus welchem Grund tun Sie das, Exzellenz? Wir sprechen, wie Sie sehen, etwas freimütig auch mit den Ministern. (Bravo!) Das Resultat war, daß die Verleger vom Unterrichts ministerium nicht mehr so gedrückt wurden. Sie sehen also auch hieraus: der einzig richtige Weg ist der Weg der Selbsthilfe, des Zusammenwirkens, der freundlichen Vor stellungen an die Verleger mit der Bitte, doch die Verhält nisse der Sortimenter berücksichtigen zu wollen. Daß die Rabatte der Verleger gedrückt werden, das kommt sehr oft auch wieder von der leidigen Konkurrenz der Verleger unter einander. Der eine verkauft sein Buch mit 1 der andre denkt: wenn ich meins für 90 H verkaufe, so wird mein Buch das andre verdrängen, also beschneide ich den Buchhändler rabatt. — Ich selbst war nicht in der Lage, die General stabskarte, die früher mit nur 10 Prozent geliefert wurde, gleich mit 25 zu liefern, aber doch mit 20 Prozent. Ich habe von Anfang an erklärt, daß wahrscheinlich mehr Exemplare verkauft würden, wenn der Sortimenter durch bessern Rabatt veranlaßt würde, sich für den Verkauf zu interessieren, und ich habe den Verkauf der Karten bekommen, obwohl ich der teuerste war. O'sst 1s tov, gal kalt 1a waslgas. Es kommt auf die Schritte an, die man unternimmt, um einen Übelstand, den niemand bestreiten kann, zu beseitigen. Es ist ganz zweifellos ernpörend, wenn uns von dem Ver leger zugemutet wird, mit 15 Prozent zu arbeiten; aber das abzustellen, dazu ist die Selbsthilfe der einzige Weg, unddiese empfehle ich Ihnen nach dem Beispiel in Österreich. (Leb hafter Beifall.) Herr Heinze (Dresden): Ich habe mit lebhaftem Inter esse aus den Ausführungen des Herrn vr. Ruprecht ent nommen, daß er, obwohl grundsätzlich auf dem entgegen gesetzten Standpunkt stehend, doch bei der Behandlung des Antrags Lehmann ziemlich zu denselben Konsequenzen ge kommen ist wie ich. Ich habe mir erlaubt, im Börsenblatt meine Anschauungen niederzulegen und habe gefunden, daß wir bis auf das Endresultat konform gehen. Herr vr. Ru precht geht von der Anschauung aus, daß es von seiten des Herrn vr. Lehmann falsch gehandelt sei, daß er als einzelner diesen Antrag gestellt hat, und er hat empfohlen, daß die Mitglieder des Börsenvereins, wenn sie derartige oder ähn liche Anträge stellen wollen, sich zunächst an die Kreis- und Ortsvereine wenden mögen. Ich erlaube mir daran zu er- 000'
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