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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1902
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- Ausgabe
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- 1902-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1902
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- Deutsch
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8022 Nichtamtlicher Teil. 173, 29, Juli 1902, werden soll. In der That findet der Besucher dort stets einen Kranz mit einer Schleife, die diese Hanauer Stiftung bezeugt. Im letzten Jahre überbrachte ihn eine Deputation der Hanauer Gymnasiasten am Geburtstage des Dichters, Auch die Cottasche Buchhandlung übergab an Marbach 2000 Gulden und später noch einmal 2000 ^ zu Denkmals und Stiftungszwecken, und legte den Grund zu einer Schillerbibliothek, Von den weiteren, dem Marbacher Schillerverein zugewandten Stiftungen sind die reichen Ge schenke des Geheimen Kommerzienrats Du K v, Steiner in Stuttgart zu neunen, der, angeregt -von dankbarer Ver ehrung für den größten Sohn Schwaben? und in An erkennung der wirksamen und edelen Bestrebungen, welche der Schillerverein in Marbach und diese Stadtgemeinde in der Pflege des Andenkens an Friedrich Schiller bethätigen», die wertvollsten Urkunden, Briefe, Handschriften, Bücher rc, stiftete. Durch das oben erwähnte Hausthor treten wir in einen verhältnismäßig geräumigen Flur, aus dem wir gleich links in das Wohn- und Gcburtszimmer Schillers gelangen. Es ist ein mäßig großer Raum von etwa 5X4 w im Geviert, mit unregelmäßig verlausenden Wänden, angefüllt mit Erinnerungen an den Dichter und seine Eltern, In der Mitte der der Thür gegenüber gelegenen Längswand steht der Schreibtisch, den Schiller in der Karlsschule benutzt hat und an dem die Räuber entstanden sind, mit dem leder gepolsterten Stuhl davor. Der Tisch deutet übrigens ebenso wenig seine besondere Bestimmung an, wie der Arbeitstisch, den der Dichter in Weimar benutzt hat. Mehr den Charakter eines Schreibtisches zeigt das hübsche Möbel mit eingelegter Arbeit, das links nach dem Fenster zu steht und der den Eltern Schillers gedient hat. Diese letzteren sind mit guten, die getäfelte Wand zierenden Bildern vertreten, unter denen sich Auszüge aus den Kirchenbüchern über Geburt und Ver ehelichung finden. Außerdem sind noch Stühle und Sessel, Bilder und Statuen in größerer Zahl vorhanden, sowie Schillers Spiegel und ein Brief seiner Mutter von 1780 an die Base Frau Regine Wolziu in Marbach, Vom Hausflur aus führt die nächste Thür in die Küche der Wohnung, und damit sind wir auch schon mit dieser gänzlich fertig Bei Betrachtung dieser aus zwei Zimmern oder vielmehr aus einem Raume, der die Bezeich nung Zimmer verdient, und einem Luft und Licht ermangeln den Gelaß bestehenden Wohnung, wird uns so recht inne, wie sehr unsere Ansprüche betreffs des Wohnens innerhalb des neunzehnten Jahrhunderts gewachsen sind. Freilich, wenn wir sehen, wie noch über ein halbes Jahrhundert später in Weimar ein Dichter-Minister gewohnt hat, so werden wir begreifen, daß ein simpler Fähnrich, der zudem den größten Teil seiner Zeit entfernt von den Seinen zubringen mußte, sich mit einer solchen Wohnung begnügte. Hatte er sich doch von 1757—59 im siebenjährigen Kriege zu der Truppe anwerben lassen, die der Herzog Karl Eugen nach dem Brauche jener trefflichen Zeiten zur Vertretung französischer Interessen verkauft hatte und die gegen den großen Preußen- könig zu Felde zog Vielleicht war aber die Wohnung zur Zeit Schillers doch noch etwas geräumiger, denn alte Ab bildungen des Hauses zeigen statt des heutigen großen Thores ein Fenster, so daß diese Ecke vielleicht doch noch ein Zimmerchen gebildet haben mag Selbst als (rm " ihnrich nach zehnjähriger Ehe als :-s Kind sei» groß.: Sohn geboren wurde, der seinen lar.-u .nßx-ol!-' , ! sollte, befand sich der Vater nicht zu v-nseru t„ dem Uebungslager bei Cannstatt, Schillers Biographen erzähle», daß, als Frau Schiller den Gatten im Lager besucht habe, sich die ersten Zeichen der bevorstehenden Niederkunft gezeigt hätten Sie habe eiligst nach Hause fahren müssen, Sonnenburg erzählt sogar in seinen -Heroen der Litteratur», Frau Schiller habe cs so eilig gehabt, daß sie nur noch das Haus ihrer Eltern erreicht habe, und hier habe Friedrich Schiller das Licht der Welt erblickt Das bedeutete denn nichts andres, als daß unser Dichter gar nicht in der elterlichen Wohnung geboren worden sei Wenn auch Sonnenburg nicht ganz unrecht hat, so bleibt das bezeichnete Haus doch der Geburtsort Schillers, Seine Eltern wohnten nämlich in dem Hause der Schwiegereltern, die es wenige Jahre vorher angckauft hatten So war also die Schillersche Familie vielleicht aus das eine, höchstens aber zwei kleine Zimmer zum Wohnen und Schlafen angewiesen, denn der Küchenraum konnte als Aufenthaltsort nicht in Betracht kommen. Er mißt etwa 3,20X2,55 UI und empfängt ein ganz unzureichendes Licht aus dem Hausflur lediglich, wenn die Thür offen steht, Uebrigens war dies noch nicht einmal die Wohnung armer Leute, denn Schillers Vater war ein strebsamer, tüchtiger Mann, der Ersparnisse mit in die Ehe gebracht hatte, und die »Löwen»-Tochter Elisabeth Dorothee Kodweiß hatte eine gute Aussteuer, allerdings nur in Grundstücken bestehend, mitbekommen. Im Herbst 1759 war er zum Leutnant avanciert, sechs Jahre später wurde er zum Hauptmann befördert. Im Alter von vier Jahren schied der kleine Fritz von Marbach, da sein Vater zunächst nach Cannstatt und in der Folge noch nach verschiedenen Garnisonsorten versetzt wurde. Aber gern kehrte Schiller später noch zum großelterlichem Hanse zurück, welche Besuche zu seine» freundlichsten Jugend- eriunerungen gehörten, Bestand auch die Schillersche Wohnung, wie gesagt, nur aus den Räumen im Parterre, so ist doch auch das Oberstockwerk des Hauses, in dem also die Schwiegereltern gewohnt haben müssen, neben der jetzigen Wohnung des Portiers zu einem Sammelort für Erinnerungen aller Art eingerichtet worden. Zwischen dem Kiichenraum des Parterres und den Ställen sllhrt die knarrende Holztrcppe aufwärts zu einem, jetzt durch eine Holzwand geteilten Raume mit einer schiefwinkeligen Wand, Unter den, mannigfachen Schillerreliquien findet sich unter anderen z, B, ein Strang seiner seinen braun-blonden Haare, ein dreieckiger Lederhut, seidene Westen, Kniehosen und Strümpfe, Uhr, Tabaksdose, Trinkglas, Büsten, Medaillons, Schillermünzen, Bücher, Das Schillerbild der Frau Ludovika von Simanowitz, das als das beste gilt, zeigt den Dichter in seinem 35, Lebensjahre, das Pendant dazu Charlotten im 28, Jahre, Im Bilde sind weiter dargestellt seine beiden Söhne Karl Friedrich Ludwig, der als Oberförster a, D, 1857 starb und Ernst Friedrich Wilhelm, der Appellationsgerichtsrat, der 1841 in Vilich bei Bonn kinderlos starb. Weiter sehen wir seine Tochter Emilie Friederike Henriette, die einzige Stammhalterin, die 1828 den Freiherr» von Gleichen - Rußwurm heiratete. Da der Sohn des Oberförsters, Friedrich Ludwig Ernst von Schiller, 1877 als österreichischer Major kinderlos gestorben ist, so ist ihr Enkel, der den Namen Karl Alexander Schiller von Gleichen - Rußwurm führt und als Leutnant in Darmstadt lebt, der einzige, in dem der Name des Dichters erhalten geblieben ist. Sein Vater, vr, Ludwig Reichsfreiherr von Gleichen-Rußwurm, ist im Juli vorigen Jahres auf dem Stammsitz der Familie, Schloß Greifenstsin in Untersranken, gestorben. Ein Teil der in dem Geburtshanse des Dichters be wahrten Erinnerungen wird bald in das neue Schiller museum und -Archiv übergcführt werden, das man noch in diesem Jahre der Benutzung zu übergeben hofft. Es erhebt sich als imposanter, soeben fertig gewordener Bau auf der schon erwähnten Schillerhöhe südlich von der Stadt, einer
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