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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1902
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- Deutsch
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/1k 17S, 29. Juli 1902. Nichtamtlicher Teil. 6023 hübschen parkartigen Anlage, die vom Marbacher Schiller verein im Jahre seiner Gründung, 1835, angelegt wurde und in deren Abschluß das prächtige, doppeltlebensgroße Schillerdenkmal steht. Ob es so gut geworden ist, weil es zur Enthüllung so lange gewährt hat? Der Grundstein ist 1859 gelegt worden, aber aufgestellt wurde es erst 1876. Die imponierende Figur ist von dem in Biberach geborenen Bildhauer Ernst Rau modelliert, der die Enthüllung nicht mehr erlebt hat, von Pelargus aus sranzösischcm Kanonen metall gegossen, das Kaiser Wilhelm geschenkt hatte. Nun schaut der Dichter geradeswegs auf das nur 50 m von ihm entfernt sich erhebende neue Museum, ein Werk der Stuttgarter Bauräte Eisenlohr und Weigle, deren Plan im Jahre 1900 unter 74 Konkurrenz-Arbeiten deutscher Archi tekten preisgekrönt worden war. Seine Rückseite, wenn man von einer solchen überhaupt hier sprechen kann, ist übrigens, wie das Denkmal, dem Neckar zugekehrt, und von der an der ganzen Längsseite entlang laufenden, 3^ m breiten Terrasse beherrscht das Auge ein prächtiges Landschaftsbild: das Neckarthal, den Asperg, Ludwigsburg; nach rechts sieht man auf die Stadt, den mächtigen Eisenbahnviadukt, den Wunnenstein und in das Murrthal. Von der Neckarseite hat der 41,5 in in der Länge fassende Bau das Ansehen eines Schlosses. In ernsten Formen, wie sie zu Schillers Zeit üblich waren, erhebt sich über der erwähnten Terrasse ein Vorbau, der das Haus in zwei, je 11 m lange Flügel teilt und von einer gewaltigen Kuppel gekrönt wird. Durch den Haupteingang an der Denkmalsseite gelangt man zunächst in eine durch zwei Säulen gestützte Vorhalle, ans der eine Treppe sofort zu dem, um die Terrassenhohe gehobenen Stockwerk führt. Dessen Mitte nimmt der sehr schöne, 135 gin große Ausstellungs- und Festsaal ein, der mit Reliefs zu Schillers Gedichten von Professor Hang geschmückt ist. Rechts und links von ihm find drei und zwei Räume eingerichtet, die rechts als Warte zimmer, als Zimmer für den Bibliothekar und die Bibliothek dienen; dis beiden Räume links neben dem Festsaal sollen die Schriften und Nachlässe verschiedener süddeutscher Dichter: außer von Schiller von Uhland, Kerner (dessen Nachlaß der schwäbische Schillerverein angekauft hat), Mörike, Fr. Notier, Hölderlin, Gustav Schwab, Schubart, Wieland rc. enthalten. In den Unterbau führen vom Haupteingang aus zu beiden Seiten weite Treppen, die in erster Linie zu dem sogenannten Zufluchtsraume für das besuchende Publikum führen. Dieser weist dieselben Abmessungen wie der darüber befindliche Festsaal auf, und aus ihm gelangt man direkt unter den Arkaden der Terrasse her ins Freie. Hier ist eine Terrassie rung des Geländes bis zu den hoch abstürzenden Felsen geschaffen worden Im Untergeschoß des Gebäudes befinden sich die Wohnung für den Aufwärtcr, Räume für die Dampfheizung und einige Magazine. Diesen Prachtbau hat der schwäbische Schiller verein, der sich 1895 aus dem Marbacher Verein gebildet hat, sür seine Rechnung anfführcn lassen. Der 333 L 76 gn> umfassende Bauplatz wurde für 27 325 ^ erworben; die Baukosten sind auf 212 000 ^ veranschlagt, und für gärt nerische und Wege-Anlagen sind 30000 vorgesehen. Den Grundstein legte man am 29. Mai 1901 und verband die Feier mit dem in Marbach herkömmlichen Mai-Schillerfest, und im Oktober dieses Jahres hofft man das schöne Heim für die großen Sammlungen des Vereins einweihen zu können. Zu den letzteren legte der im vorigen Jahre ver storbene Enkel Schillers, der oben schon genannte königlich bayerische Kämmerer vr. Ludwig Freiherr v. Gleichen-Ruß- wnrm im Jubeljahre 1859 den Grund durch Familien stiftungen, während er sich 1888 seines kostbarsten Besitzes, des gesamten Bestandes des in Greifenstein befindlichen Schillerarchivs, zu gunsten des Goethe-Schiller-Archivs in Weimar entäußerte. Die Marbacher Sammlungen aber sind seitdem in großartiger Weise gewachsen. Die Zahl der Schiller-Erinnerungsstücke beläuft sich auf 163, die Samm lung von Schillerbildsrn, -Büsten, -Medaillons, -Statuetten, -Münzen rc. zählt 522 Nummern, darunter äußerst wertvolle Oelportraits; die Bibliothek umfaßt über 2000 Bände, ist in einzelnen Teilen von großer Vollständigkeit und hat eine hervorragende Bedeutung sür die Schillersorschung. Nach dem neuesten, vor wenigen Wochen erschienenen Rechenschafts berichte des Schwäbischen Schillervereins umfaßt sie schon jetzt eine ungemein wertvolle Sammlung von 249 ersten Drucken der Schillerschen Werke und Schriften (das Geschenk einer Dame im Jahre 1895), die für Feststellung des Textes so wichtig sind wie die Manuskripte; ferner mehrere Sammel- stistungen des Geheimen Kommerzienrats vr. von Steiner- Stuttgart, nämlich: 89 seltene Schillecsche Drucke, 365 Schiller betreffende Bücher und Schriften, 186 Bücher und Schriften der schwäbisch-mundartlichen Dichtung, 282 Druckwerke schwäbischer Dichter; weiter besitzt der Verein die von vr. von Steiner gestiftete, 142 Nummern sassende Wieland-Bibliothek des verstorbenen Professors vr. L. F. Ofterdinger in Ulm und ferner über 700 Nummern Einzelgeschenke, bezw. zum Teil Erwerbungen vom früheren Schillerverein Marbach, eine Anzahl von Kompositionen Schillerscher Lieder u. a. m. Diese reichhaltige Bibliothek soll sich aber noch zu einer, nach Umfang und Vollständigkeit einzigartigen Quellen- und Materialiensammlung für die gesamte schwäbische Litteratur auswachsen, und diese Aufgabe wird eine der ersten Aufgaben für den demnächstigen Direktor des Museums, wahrscheinlich des Herrn vr. Ernst Müller in Tübingen, werden. Die Handschriftensammlung zählt jetzt etwa 15000 Nummern, von denen etwa 1000 aus die Handschriften Schillers und seiner Familienmitglieder und auf Urkunden über sie entfallen. Ferner enthält sie aber auch Handschriften der andern schwäbischen Dichter, im besonderen den z. Z. in Stuttgart befindlichen Ludwig Uhland - Nachlaß, ein Ge schenk zweier Vereinsmitglieder aus 1897 Der Nachlaß ist sehr wertvoll, außerordentlich umfangreich und umfaßt außer den eigentlichen Handschriften des Dichters eine Sammlung von Briefen an Uhland von 1468 Nummern, die von den bekanntesten Dichtern und Schriftstellern seiner Zeit stammen. Von einem Freunde Berthold Auerbachs wurde dessen Nachlaß von der Familie erworben und dem Museum ge widmet. Die in ihm befindliche sehr reiche, einen Zeitraum von fünfzig Jahren umfassende Sammlung von Briefen be deutender Männer ist sür die kulturhistorische Forschung von größtem Wert. In dieses Jahr fällt auch der Ankauf des Justinus Kerner - Nachlasses durch den Verein von Hofrat vr. Theobald Kerner in Weinsberg; auch hierbei befindet sich eine Briefsammlung von etwa 3000 Num mern. Von der Witwe des Dichters und Schriftstellers Friedrich Notier erhielt der Verein 1900 dessen Nachlaß, und gleich bei seiner Gründung wurde ihm von der Familie Gustav Schwads dessen litterarische Hinterlassenschaft an vertraut. Er besteht im wesentlichen aus der eigenhändigen Niederschrift seiner Gedichte und Aufsätze in 16 Heften von 1806 bis 1850, in 5 Heften eigenhändiger Notizen zu seinem »Der Bodensce nebst dem Rheinfall» , in llebersetzungen Horazischer Oden, 17 Briefen an Ferdinand Fteiiigrath von. 1835—38 u. a. m. Der I. G. Fischer - Nachlaß, soweit er sich im Besitze der Tochter, Frau Bertha Ncuscher-Stuttgart befand (18 Manuskripte), ging 1898/99 in den Besitz des Vereins über. Aus Karl Geroks litterarischcr Hinterlassen schaft gelangte eine Sendung von Manuskripten und Briefen an den Verein, und in sicherer Aussicht steht die Erwerbung einer Sammlung von 1294 Manuskripten und 2616 Briefen 790»
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