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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1902
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- Deutsch
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größtenteils protestantische Prediger, die kirchliche Abhand lungen und historische Untersuchungen, hie und da auch kleine Gedichte veröffentlichten. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen, erschien der erste in der Burensprache geschriebene Text 1861, Es waren dies die »Gespräche zwischen Klaus Wahr sager und Hans Zweifler-, eine politische Agitations schrift, die zuerst in einer Zeitung, später auch in Broschüren form veröffentlicht wurde. Im Anschlüsse daran, wie schon der Titel verrät, erschienen nach längerer Pause 1873 die »Gespräche zwischen dem Onkel Hans Festhalten und dem Neffe» Daniel Loslassen« von Klaus Wahr sager juu, (Pseudonym des Dichters C, P, Hoogenhout), Auch diese wurden zunächst, wie überhaupt die meisten Geistes- kindcr afrikanischer Autoren, in einer Zeitschrift veröffentlicht, im »Zuidafrikaan«, der, 1830 gegründet, noch heute als eins der vornehmsten Tageblätter besteht, sreilich in rein hollän discher Sprache, Diese Gespräche enthalten meist nur po litische Erörterungen, Dem folgten ein paar Kinderbücher über biblische Gegenstände, unter diesen das erste größere litterarische Werk der neuen Sprache: »Die Geschichte vom Josef, für afrikanische Kinder und Familien, in deren Sprache geschrieben, von einem Freunde,- (Kapstadt 1873,) Zehn Jahre darauf erlebte das Werkchen eine zweite, ver besserte und vermehrte Auflage, Da, wie gesagt, die Buren sich meist mit der Lektüre der Bibel begnügen, suchten die Freunde und Verbreiter des neuen, schriftgerccht gewordenen Idioms vor allem eine Uebersetzung der Bibel zu erwirken. Eine alte Geschichte, die ewig neu bleibt: An der Schwelle fast jeder Kultur steht die Bibel, wie wir sehen, auch in modernsten Zeiten, Aber das Unternehmen blieb in den Anfängen stecke». Denn einerseits wachten die Prediger mit sorgfältigen Augen über jede, wenn auch noch so geringe Aenderung des heiligen Textes und waren von diesem Standpunkte aus gegen die Uebersetzung, anderseits waren die Buren au ihre alte hol ländische Bibel so gewöhnt, daß ihnen eine in der Umgangs sprache geschriebene fremd, fast pietätlos erschienen wäre. Die Unterhandlungen über diese Uebersetzung sind bis heute noch nicht abgeschlossen und scheitern gewöhnlich an der Be- dUrfnisfrage, Eine Wirkung aber hatten diese Erwägungen, Sie führten zur Gründung der »Genootskap van regte Afrikaners«, einer Gesellschaft, die sich die Ausbildung und Verbreitung der Buren-Sprache zur Pflicht machte. Die erste Publikation dieser Gesellschaft, die man nach ihren, 1876 gegründeten Organ »Die Afrikansc Patriot« kurzweg als Patriotenpartei bezeichnete, war das von Hoogen hout gedichtete Afrikanische Volkslied, Für die Zu stimmung, welche die Vereinigung fand, spricht deutlich der Umstand, daß der als Monatsschrift gegründete »Patriot« schon nach einjährigem Bestände in ein Wochenblatt um geändert werden konnte. Gleichzeitig wurde ein Almanach, nach Art unseres Krakauer, herausgegeben: »Die afrikanse Almanak-, der gegenwärtig noch besteht und außerordent lich beliebt ist. Er enthält nach H, Meyer*) -einen den südafrikanischen Jahreszeiten angcpaßtcn Kalender, allerhand praktische Notizen, unterhaltenden und belehrenden Lesestoff, auch historische Aufsätze-, Die letzteren führen uns zu der zweiten Hauptaufgabe der Patriotengenossenschaft, Um dem Volke Stolz auf die Nation eiuzuflößeu, war vor allem eine ausführliche Geschichte seiner Heldenthaten notwendig. Diese wurde frühzeitig, schon 1876, begonnen und umfaßte die Zeit von der Gründung der Kolonie durch Jan van Riebeek bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, Eine *1 -Die Sprache der Buren- (Güttingen 1901, Franz Wunder), ein Buch, aus dem ich im folgenden einige Thatsachen, sür die ich heute keine anderweitige Bestätigung habe, mit vollster Reserve entnehme. Fortsetzung dazu schrieb M, de Vries, indem er die Ge schichte der letzten Zeit bis 1880 behandelte. Denselben Zweck, nämlich Hebung des Nalionalgesühls, hatte auch die Veröffent lichung mehrerer Gedichtbändchen, selbstredend größtenteils patriotische Poesien, aber auch anderes. Lyrische Gedichte standen, gerade so wie bei uns, auch in Afrika jeder Zeitung in reicher Fülle zur Verfügung. Unter dem Titel »Asri- kaanse Gedigte« veröffentlichte der speziell burensprachlichc Verlag Dutoits bereits 1878 eine mehrfach aufgelegte Samm lung von meist bereits in Zeitungen veröffentlichten Ge dichten, der dann mehrere (nach Viljoen") sechs) andere Anthologien folgten. Am meisten bekannt und für uns am leichtesten zugänglich sind die »Fünfzig ausgewähltcn Gedichte« (1888) von Reitz, der selbst einer der frucht barsten kapholländischen Dichter ist. Die Beiträge sind fast durchwegs anonym. Viele lehnen sich an englische Vorbilder an, namentlich unter den »launigen« Gedichten, welche oft auf recht schwachen Füßen stehen. Mehr selbständiges Gefühl verraten die patriotischen Lobeshymneu und die Gedichte, welche die Heldenthaten der Buren in den Kriegen gegen die Kaffern und Engländer besingen, Hand in Hand mit dem Aufblühen der Poesie ging die Pcosalitteralur, Ans Grund eines Preisausschreibens der »Genossenschaft« wurden 1879 der Redaktion des »Patriot« mehrere Novellen eingereicht, denen man die tendenziöse Färbung allerdings sofort ansieht. Sie behandeln fast durch- gehends ein und dasselbe Motiv***): Irgend ein schurkischer Engländer weiß durch falsche Liebesschwllre und neumodische Kleider ein schönes, reiches Buren - Mädchen seinem recht schaffenen afrikanischen Verlobten zu entfremden, verführt sie und läßt sie sitzen. Den Preis gewann Klaus Wahrsager juu., der Verfasser der früher genannten »Gespräche«, mit der Novelle »Catharina, die Tochter des Advokaten«, dis im allgemeinen recht hübsche Milieuschilderungen giebt, frei lich nach afrikanischen Verhältnissen beurteilt. Sie wurde 1879 im »Patriot«, später auch in Buchform veröffentlicht. In demselben von Dutoit begründeten Wochenblatt er schien eins der bedeutendsten Litteraturwcrke der Buren, die »Hauptsünden«, von Jan Lion Cachet (1882—1892), »Das Verdienst dieser Novellen-, sagt Hesseling, »liegt nicht in dem Reichtum von Phantasie oder Knust, womit der Dichter dem Ursprung und der Entwickelung gewisser Sünden nachgeht. Auch au sogenannte Psychologie hat er glücklicher weise nicht gedacht. Er nimmt einfach eine Person, die Neigung zu einem bestimmten Fehler hat, und stellt sic in eine Reihe von Vorfällen, denen man aus den ersten Blick ansieht, daß sie möglich sind. Dann erzählt er, was aus dem Manne geworden ist, Lion Cachet ist Moralist, aber man kann nicht sagen, daß er in den Predigerton verfällt.« — Das heißt also, nach unseren Begriffen sind die »Haupt sünden«, unter denen er den Geldteufel, Trankteufel, Lügen - teufel, Schwatzteufel und Prahlteufcl anführt (vgl, unsere mittelalterlichen Bühneuspiele), moralisierende Dorfnovcllen, die gleichzeitig kleine realistische Genrebildchen aus dem Fa milienleben der Buren bieten. Neben Lion Cachet ist vor allem Dutoit zu nennen, den wir bereits als Begründer und Herausgeber des »Patriot kennen gelernt haben. Die belletristischen Fähigkeiten dieses Mannes vor allem ermöglichten es, daß der »Patriot« für den litterarischen Teil ein eigenes Organ gründete, ein Monatsblatt »Ons Klyntji«, das am 1, März 1896 vor das Publikum trat und reißenden Absatz fand. Da diese Zeitung rein künstlerische Zwecke verfolgte und die Politik **) W. I. Viljoen: -Beiträge zur Geschichte der kaphollän dischen Sprache-, Straßburg 1888, ***) Nach H. C Hesseling: -Ovar äa Dual eu l-sttoriruuäo van 2ui<l-ä.krilra-, (laut au lsttarsn-, Band X, 1900.)
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