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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1902
- Strukturtyp
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- Band
- 1902-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1902
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- Deutsch
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6410 Nichtamtlicher Teil. ^ 188, 15. August 1S02. »Beschreibung typographischer Seltenheiten-. Die Blätter sind in einzelnen Bruchteilen seitdem öfter faksimiliert wieder gegeben worden, und verschiedene Forscher, als erster der Franzose Duoerge, haben behauptet, in den 27 Zeilen mehrere Sorten von Typen erkennen zu können. So sollten die ersten neun Zeilen mit entweder schon sehr abgenutzten oder zu weichen Bleitypen gedruckt worden sein; dann sollten bessere Typen folgen, ferner sollten die Zeilen 19 bis 24 der Revers- scile von Blatt zehn mit neuen, noch nicht früher gebrauchten Typen gedruckt worden sein, und endlich sollten die Typen der letzten drei Zeilen aus einer bessern Mctallmischung bestanden haben. Zedler erklärt, daß für eine solche Son derung der Typen das Original keinen Anhaltspunkt biete, außer daß in den untern Zeilen weniger Abkürzungen ge braucht seien und die Buchstaben wohl aus diesem Grunde etwas besser Linie hielten. Auch im Britischen Museum in London befindet sich ein 27zeiliges Donatsragment, das aus 9 Blättern oder Blattresten besteht. Das äußere beider Donate ist zwar nicht identisch, wohl aber der Inhalt und zwar so, daß ent weder der eine vom andern abgedruckt worden ist, oder für beide eine gemeinsame Vorlage vorhanden gewesen sein muß. Da der Inhalt der Weilchen seitenweise übereingestimmt hat und der Umfang 14 Blätter — 7 Doppelblättcr betrug, so kann fcstgcstcllt werden, daß die beiden erhaltenen Blätter des Pariser Donats das fünfte nnd zehnte bildeten. Beide Donate sind seitenweise gedruckt worden, was dadurch nachgewiesen werden kann, daß die einzelnen Seiten nur je eine bestimmte Anzahl von Buchstabenzusammenziehungen, Ligaturen, auf weisen. Wurden aus einer Seite mehr Ligaturen gebraucht, so mußten sie aus den betreffenden zwei Einzelbuchstaben gesetzt werden. Der Typenvorrat war also so klein, daß die folgende Seite erst gesetzt werden konnte, nachdem die vorher gehende gedruckt und abgelegt worden war. Was die Type des Pariser Donats betrifft, so hält Zedler sie als aus denselben Matrizen stammend, wie die jenigen der 36zeiligen Bibel. Sic ist wenig scharf und zwar soll sie ihre verschwommenen Umrisse nicht ausschließlich dem Gebrauche verdanken. Zedler glaubt vielmehr zu erkennen, daß manche Buchstaben schon auf eine Beschädigung ihrer Matrize Hinweisen. Auf den Mangel guten Liniehaltens ist oben schon hingcwiesen worden. Beide Mängel, das schlechte Liniehalten und die geringe Schärfe in den Umrissen der Type, beruhen nach Zedler fraglos darauf, daß die Hilfsmittel, mit denen der Guß aus geführt worden ist, unvollkommen waren. »Die Zusammen setzung des Schristmetalls mag weniger widerstandsfähig, jedenfalls muß aber die Gießart selbst eine primitivere ge wesen sein.-- Gutenberg benutzte danach Bleimatrizen zum Guß dieser Lettern. Zedler hält nun die Type, mit welcher der Pariser Donat gedruckt worden ist, für die älteste von Gutenberg hcrgestellte. Sie zeigt den gleichen Habitus wie die Type der Sözeiligcn Bibel, doch deute ihre Beschaffenheit auf einen andern Guß aus denselben Matrizen, und da die Donat- Type unvollkommener gegossen ist als diejenige der Bibel, so wird man annchmen können, daß sie auch früher her- gestellt wurde. Aus denselben Typenmatrizen stammen aber ferner der Tllrkcukalender, der Cisianus, der Laxierkalender und außer 5 andern Donatfragmenten (2 im Britischen Museum, 1 in der Bodlcyana in Oxford, 1 in der Mainzer Stadtbibliothek und 1 von vr. Laborde nachgebildete, zur Zeit unauffindlich) der von Zedler aufgesundcne astrono mische Kalender. Kalender bieten natürlich die beste Möglichkeit der Be stimmung ihres Druckjahrs. So muß der Laxier- oder Aderlaßknlcnder, der in Mainz, ebenfalls als Umschlag zu einem Rechnungsbuche, zur Hälfte (die ersten sechs Monate und die erste Zeile des Juli) aufgefunden worden ist und sich jetzt in der Pariser Natioualbibliothek befindet, Ende 1456 gedruckt worden sein, denn er war für das Jahr 1457 bestimmt. Ein glücklicher Kalenderfund ist es also jetzt, der die dunkle Geschichte der Erfindung der Buchdruckcrkunst vielleicht einen Schritt weiter zu bringen berufen sein wird. Zedler fand den Kalender, dessen Druck er für das Jahr 1447 in Anspruch nimmt, in einer Handschrift der Landes bibliothek zu Wiesbaden. Sie gehört dem fünfzehnten Jahr hundert an und stammt aus dem Benediktinerkloster Schönau. Daß der Band auch dort gebunden worden ist, will Zedler aus einer Vergleichung des Einbands mit andern Schönauer Handschriften erkennen. Die Deckel des betreffenden Bandes waren mit einem Pergament überklebt, dessen Ende einen Falz bildete, der mit der ersten Lage der Handschrift zu- sammengchestet war. Auf diesem Falz entdeckte Zedler die Type der 36zeiligen Bibel, und als er daraufhin das Per gament der Deckel ablöste, sah er zu seiner Ueberraschnng einen Teil eines bis dahin unbekannten Einblattdrucks, eines astronomischen Kalenderdrucks vor sich. Die beiden Fragmente der Buchdeckel enthalten den Text für die Monate Januar bis April, bilden also ein Drittel des ganzen Kalen ders, dessen Umfang Zedler aus 49,41 om Höhe und etwa 6Ü om Breite ausrechnet. Der Text der einzelnen Monate, deren Namen je eine besondere Ueberschrift bilden, ist fort laufend gesetzt; die Zeilenschlüffe sind leider von dem Buch binder abgeschnittcu. Das Jahr, für das der Kalender bestimmt war, nennen die Bruchstücke nicht; aber es läßt sich aus den Angaben des Textes bestimmen. Professor v>. Bauschingcr in Berlin, der Direktor des astronomischen Recheninstituts, dem das Fragment zur Bestimmung des Jahres übersandt wurde, machte zunächst darauf aufmerksam, daß die Angabe im Februar, daß Psaffen- Fastnacht, d. i. der Sonntag Usto midi, der siebente vor Ostern, auf den vierten des genannten Monats falle, auf die Jahre 1448 und 1459 zutreffe. Das letztgenannte Jahr scheide sofort aus, sagt Professor Bauschinger, »weil in ihm der erste Neumond auf den 4. Januar fiel und nicht, wie die Ephe- meride angiebt, auf den 6. Januar-. Für das Jahr 1448 »sind dann, um seine Fixierung über jeden Zweifel zu er heben und um die Ergänzungen des lückenhaften Fragments mit Sicherheit ausführen zu können, für die ersten vier Monate die Daten der Neu- und Vollmonde, und die Oerter der Sonne und der Planeten nach den Newcomb - Hillschc» Tafeln berechnet worden». Diese Rechnung ergab die ziem lich genaue Uebereinstimmung der wirklichen Mondphasen mit den Angaben des Kalenders. »Die Uebereinstimmung der übrigen Angaben mit unseren jetzigen Tafeln», heißt es weiter in dem Schreiben, »ist so gut, als es die damaligen Hilfsmittel, d. h. zweifellos die Alphonsinischen Tafeln oder damit hergestellte Ephemeridcn, erwarten lassen.» Die Feststellung des Jahres, für das der Kalender bestimmt war, wird man einer Autorität wie Professor Bau schinger überlassen müssen. Wenn er ihn für kein andres Jahr passend erklärt als für 1448, so ist eigentlich jede weitere Erörterung über die Drnckzeit überflüssig, als welche dann nur das Ende des Jahres 1447 in Betracht kommen kann; denn den Probedruck, den Gutcnberg zur Erlangung von Geldmitteln nach einem alten Manuskript gemacht haben soll und der immer da nnstancht, wo man nicht mehr weiter weiß, halte ich für ausgeschlossen. Vorausgesetzt ist für seine eminente Bedeutung natürlich, daß cs sich bei dem Kalender um einen Druck mit beweglichen Lettern handelt. Und das scheint in der That der Fall zu sein; denn die Typen, welche der Kalender aufwcist, sind insoweit identisch mit denjenigen
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