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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1902
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- Deutsch
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6472 Nichtamtlicher Teil. ^ 190, 18. August 1S02. Nichtamtlicher Teil Lenau und Cotta. Zur Richtigstellung und Abwehr. Von Johannes Proelß.*) Am 13. August wird in Csatad in Ungarn eine Ge dächtnisfeier zu Ehren Lenaus begangen; dort kam vor hundert Jahren Nikolaus Franz v. Niembsch als Sohn eines königlichen Kameralbeamten zur Welt. Das Geschlecht stammte aus Strehlen in Schlesien; der Großvater, ein österreichischer Reiteroberst, erhielt im Alter seinen Adel vom Kaiser Franz mit dem Prädikat »Edler von Strehlenau« bestätigt. Lenaus Mutier, Therese Maigraber, war das Kind einer alten Pester Bürgcrfamilie deutschen Ursprungs. So war Lenau nach dem Ort seiner Geburt ein Ungar und von Herkunft ein Deutscher. Magyaren und Deutsche werden sich an dem Feste in Csatad beteiligen, werden unter den Festrednern vertreten sein. Und wie in Lenaus Heimat, wie in Oesterreich-Ungarn, wird man allüberall in der gebildeten Welt des Dichters gedenken, der die Romantik des ungarischen Volkslebens, den Widerhall der zimbal-durchklirrten Zigeunermusik, den schwermütigen Zauber der Pußta zu Elementen seiner Dichtung machte, jener Poesie, in der doch sein deutscher Ursprung, seine deutsche Bildung, sein deutsches Gemüt sich nirgends verleugneten, und die an den Freiheitskämpfen der vormärzlichen Zeit einen so leb haften und fruchtbaren Anteil gehabt hat. Gern wird man sich dabei in Deutschland die Zeiten vergegenwärtigen, in denen Lenau nach seiner Wiener Studentenzeit im sangesfrohen Schwaben, zu Stuttgart, eine zweite Heimat fand. Aber auch die tragischen Kapitel seines Lebens werden in dieser Zeit vielfach aufgefrischt und erörtert werden, und da (mir es nicht fehlen, daß auch mancher Irrtum neu auf- lebt, oer sich in die Tradition von diesem ergreifenden Dichter- schictsal eingestohlen hat. Einem solchen Irrtum entgegen zutreten, der die Ehre eines Namens berührt, dessen Träger am meisten dazu beigetragen haben, daß Lenaus Poesie zu schneller, weitreichender Wirkung kam und daß der Dichter sich bei Lebzeiten der Vorteile des Ruhmes von Herzen er freuen konnte, ist der Zweck der folgenden Darlegungen. Als ein Autor, von dem bisher nur ganz sporadisch einige Gedichte den Weg in Zeitschriften gefunden hatten, traf am 9. August 1831 der junge Niembsch in Stuttgart ein, mit der Sammlung des Reifsten seiner Jugendlyrik im Koffer. Zwanzig Tage später war von ihm mit dem Chef der I. G. Cottaschen Buchhandlung ein Vertrag über die Herausgabe dieser Gedichtsammlung abgeschlossen, der ihm für das Recht, tausend Exemplare davon zu drucken, den Wert von 500 Mark in Gold als Honorar bestimmte. Bei den folgenden Auflagen wurde das Honorar auf 1000 Gulden für tausend Exemplare erhöht, so daß dem jungen Dichter derselbe Gewinn an seinen poetischen Werken eingeräumt war, den auch Uhland bei Cotta bezog. Im Jahre 1831 stand noch der »alte« Cotta an der Spitze des großen Ver lagsgeschäfts, jener Johann Friedrich v. Cotta, der Schiller und Goethe zu bestimmen verstanden hatte, ihm den Verlag ihrer Werke zu übertragen, der Gründer der Allgemeinen Zeitung, des Stuttgarter Morgenblattes, der Politischen Annalen und vieler anderer Zeitungen und Zeitschriften, jener Buchhändler, auf den Heinrich Heine später einmal das Citat aus Goethes »Egmont« anwandte: »Das war ein Mann, der hatte die Hand über der ganzen Welt!« Im vor letzten Jahre seines Lebens noch Nikolaus Lenau auf Grund *) Mit gefällig erteilter Erlaubnis abgedruckt aus der -Bei lage zur Allgemeinen Zeitung- (München) Nr. 182 vom 11. August 1902. seiner Jugendlyrik in seinem Werte sofort erkannt und den »klassischen« Dichtern seines Verlags angereiht zu haben, ge hört wahrlich nicht zu den geringsten seiner Ruhmestitel. Er hatte freilich in diesem Falle in Gustav Schwab, dem Redakteur des Morgenblattes, einen guten Berater, und die Zeit, in der dem starken politischen Freiheitsdrang der Völker die Poesie als Waffe diente, war der Lyrik, die solche Poesie bot, überaus günstig. Dies empfand auch der Sohn Johann Friedrichs v. Cotta, der Freiherr Georg v. Cotta, trotz seiner konservativeren Neigungen; dazu kam, daß sein Pietätsgefühl ihn antrieb, den Spuren des Vaters treulichst zu folgen. In einem bisher ungedruckten Briefe, den er im Jahre 1851 an Anastasius Grün, den Grafen Anton v. Auersperg, richtete, den tapferen poetischen und politischen Vorkämpfer der Frei heitsbewegung in Oesterreich, spricht sich dieses Gefühl be zeichnend aus in den Worten: Die Hoffnung, daß Euer Hochgeboren den Verlag Ihrer sämmt- lichen Schriften früher oder später der I. G, Cotta'schen Buch handlung zuzuwenden sich entschließen könnten, so wenig ermuthi- gend Ihr Schreiben in dieser Beziehung gerade ist, lasse ich, dem gewöhnlichen Gange menschlichen Denkens nach, welchen zu Folge wir die Hoffnung auf Erfüllung unserer Wünsche um so weniger aufgeben können, je lebendiger und inniger diese Wünsche sind, immer noch nicht schwinden. Ja ich wiederhole, ich wage zu wie derholen, daß diese Buchhandlung mit Vergnügen und mit der Befriedigung, auch Ihnen angenehm zu dienen, alle Bedingungen erfüllen würde, welche auf Ihrer Seite einen Entschluß dieser Art innerlich und äußerlich zu rechtfertigen im Stande wäre. Ich sehe voraus, daß Euer Hochgeboren mir auf diesen Punkt vorerst keine weitere Antwort geben können, ich erwarte darum auch keine, aber ich bitte recht angelegentlich, diese meine wenn auch zudringlich scheinenden Worte, nicht ganz in Vergessenheit fallen lassen zu wollen. Wenn ich für diese Zudringlichkeit zugleich um Nachsicht bitte, so wollen Euer Hochgeboren mich mit der Betrachtung ent schuldigen, daß ich mir selbst als ein nachlässiger und Vorwurf mit Recht verdienender Erbe der Thätigkeit und der Richtungslinie eines von mir über alles geliebten Vaters erscheinen müßte, wenn ich nicht so lebendig und so oft, als mir möglich, dem Wunsche Worte liehe, den wiederholt auszusprcchen, ich mich unterstanden habe. Dieser Brief, am 30. August 1851 von Georg v. Cotta auf seinem Landsitz Dotternhausen an Grün-Auersperg ge schrieben, enthält noch einige weitere Sätze von Wichtigkeit für unsere Darstellung. Sie lauten: Mit der Nachricht, daß Euer Hochgeboren geneigt sind, das Ordnen der Lcnau'schen Schriften für eine Gesammtausgabe der selben in die Hand zu nehmen, haben Sie mich hocherfreut. Ge wiß werden durch dieselbe die Erben des Dichters nicht minder erfreut werden. Eigentliche Eile hat die I. G. Cotta'sche Buchhand lung aber nicht; auch bin ich von hier aus nicht im Stande, Ihnen über Format, Zahl der Bände Näheres zu eröffnen, ebenso über die dankbare Erweiterung der vorhandenen Schriften. Nur soviel kann ich aus meiner Erinnerung hier beifügen, daß Herrn Schurz die Zusage gemacht wurde, daß seine Biographie des unsterblichen Dichters einen Band der beabsichtigten Sammlung abgeben solle, sowie ihm versprochen ward, sie nebenher nach Umständen auch besonders erscheinen zu lassen. Mit Bezug auf den Verfasser dieses Briefes ist in einer der in neuerer Zeit erschienenen Ausgaben der Werke Lenaus eine Klage erhoben worden, die im grellsten Gegensatz zu dem Geiste steht, der aus den eben mitgeteilten Sätzen spricht. Sie bezieht sich auf den Vertrag, zu welchem Lenau den ihm befreundeten Verleger im Sommer 1844 überredete, um seine nächste Zukunft für den Fall seiner geplanten Ver heiratung sicher zu stellen. Lenau bat Cotta, er möge ihm für das weitere Verlagsrecht an den fünf Bänden, die bis dahin von ihm erschienen waren, im voraus ein Pauschal honorar bewilligen und zwar 20 000 Gulden, zahlbar in halbjährlichen Raten von je 2000 Gulden, im Laufe der Jahre Ostern 1845 —1850. Für jeden Band, den er noch vollenden werde, ließ er sich ein Honorar von 2500 Gulden zusichern. Er hatte bei der Werbung um Marie Behrends
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