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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1902
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- 1902-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1902
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- Deutsch
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6474 Nichtamtlicher Teil. ^ 190, 18. August 1902. bei Wien waren nicht erheblich höher. Die Einrichtung der herrlich in einem Park auf hohem Donauufer gelegenen Anstalt bezeichnet Schurz als »splendider gegen die Pfleg linge«, aber Lenau war hier kein Ausländer, und der In haber, vr. Görgen, war ein alter persönlicher Freund und Verehrer des Dichters. Die Kosten haben sich also in den sechs Jahren zusammen auf 3000 — 4000 Gulden belaufen! Danach war der Kurator nach Lenaus Tode in der Lage, fast das ganze Kapital von 20 000 Gulden den Erben aus zuzahlen, da ja vom Jahre 1844 her noch etwa 4000 Gulden zur Disposition gestanden hatten. Für Lenau, wie für seine Erben gereichte also der Kontrakt, diese glückliche Fügung, daß Cotta sich Ende Juli 1844 zu den Vorschlägen Lenaus verstanden hatte, nur zum Segen. Als nach Lenaus Tod, einem vom Dichter während seiner Krankheit ge äußerten Wunsche entsprechend, Anastasius Grün den Nach laßband mit dem Don Juan-Fragment und kleineren Ge dichten herausgab, erhielten die Erben — dank jenem Kontrakt — weitere 2800 Gulden von der Cotta'schen Buchhandlung ausgezahlt, nachdem Schurz geltend gemacht hatte, daß für den »Don Juan« allein 2500 Gulden fällig seien. Wie steht es aber mit jenen »gemeinsten Verleum dungen« gegen Schurz und seine Frau, die die Allge meine Zeitung »wie zur Einschüchterung der billigen Vor schläge von Lenaus Verwandten« gebracht haben soll? Auch darüber giebt Schulzens Buch berichtigend Auskunft. Als Schurz im Mai 1847 in Winnenthal erschien, um den kranken Freund und Schwager in die Heimat, nach Ober döbling, zu überführen, erhielt die Augsburger Allgemeine Zeitung eine Korrespondenz aus Stuttgart, in der den Ver wandten Lenaus allerdings der ungehörige Vorwurf ge macht wurde, daß sie aus eigennützigem Interesse diese Ueberführung des Kranken aus Schwaben in die Wiener Anstalt vornähmen; dort sei der Kranke wohlfeiler zu er halten. Die Redaktion hatte diese Korrespondenz mit einer einschränkenden Nachschrift zum Abdruck gebracht, die dem empörten Schurz aber nicht genügte. In »Lenaus Leben« teilte er seine Entgegnung samt einem damals von ihm an seine Gattin geschriebenen Briefe mit. Darin heißt es, Cotta sei in Verzweiflung über jene Einsendung. »Er und Rein beck gaben ebenfalls eine schützende Erklärung in die Allge meine Zeitung.« Man sah damals in Württemberg vielfach in der Ueberführung des kranken Dichters von Winnenthal nach Döbling ein Mißtrauensvotum und erwiderte dieses mit Mißtrauen. Der Stimmenaustausch in der Allgemeinen Zeitung brachte Klarheit über die wahren Motive und Verhältnisse. Die »Verwandten Lenaus« fanden dabei volle Genugthuung. Der jetzige Chef des Cotta'schen Verlagsinstituts, Adolf Kröner, hat, für die Feststellung des wirklichen Verhaltens Georgs v. Cotta zu Lenau aufs wärmste interessiert, mir freundlichst Einsicht in die Papiere gewährt, die sich als Dokumente des Verkehrs zwischen Georg von Cotta einer und Lenau, Anastasius Grün, Anton Schurz andererseits erhalten haben. Sie bestätigen in jeder Weise das rühmliche Verhalten des Verlegers dem von ihm in seiner Bedeutung voll gewürdigten Dichter gegenüber. Die mir vorliegenden Briefe Lenaus an Cotta bezeugen aber auch, daß Lenau im geschäftlichen Verkehr mit letzterem keineswegs der ideali stische Träumer war, in dessen Art es gelegen hätte, seine materiellen Interessen außer acht zu lassen. Es geht aus ihnen weiter hervor, daß Lenaus Gedichte keineswegs von Anfang an so gut »gingen«, wie der schnelle Aufschwung seines Ruhms vermuten läßt. Nachdem Ostern 1832 die erste Sammlung der Gedichte, »dem Dichter G. Schwab« gewidmet, erschienen war, erfolgte die zweite Auflage 1834, und zwar, ohne daß die erste vergriffen war, die dritte 1838, die vierte 1840. Für die »Neueren Gedichte« stellte der Dichter 1838 an Cotta Forderungen, die dieser zunächst zurückweisen zu sollen glaubte, worauf Lenau für diese . Sammlung in dem damals frisch aufstrebenden jungen Stuttgarter Verleger Eduard Hallberger einen Verleger fand. Den Vertrag mit diesem gestaltete er aber so, daß 1841 Cotta den Inhalt dieser zweiten Sammlung mit dem der ersten in einer Ausgabe vereinigen konnte. Als sich aus Lenaus Vertrag mit Hallberger dann für die Cotta'sche Buch handlung Unannehmlichkeiten ergaben, sprach der Dichter über seine »unglückliche Abirrung« brieflich sein lebhaftes Bedauern aus mit der für sein kavaliermäßiges Wesen bezeichnenden Schlußwendung, er bitte die I. G. Cotta'sche Verlagshandlung zugleich, dieser Sache »nicht mehr Gewicht einräumen zu wollen, als mit ihrer Würde verträglich ist und der meinigen«. Viel weniger Absatz als die »Gedichte« fanden die größeren Dichtungen »Faust«, »Savonarola« und »Die Albigenser«. Von »Faust« erschien die erste Auflage 1836, die zweite 1840, die dritte 1847; von »Savonarola« die erste Auflage 1837, die zweite 1844, die dritte 1849, von den »Albigensern» die erste Auflage 1842, die zweite 1845. Von den Gedichten hatte es 1844 die erste Sammlung auf sieben, die zweite Sammlung auf fünf Auslagen gebracht. Bei dem höchst vorteilhaften Durchschnittshonorar von 1000 Gulden für tausend Exemplare eines Bandes hatte Lenau in den Jahren 1831 bis zum Abschluß des Vertrags vom 30. Juli 1844 nach meiner Berechnung etwas über 13 000 Gulden von Cotta an Honoraren bezogen. Es läßt sich danach ermessen, in welchem Grade der vielbesprochene Kontrakt für Cotta ein Risiko in sich schloß. Im Charakter der Werke Lenaus lag es, daß jede politische Reaktion in Deutschland ihre Ver breitung auf dem Wege der Censur zu verhindern bestrebt war, wie es in Oesterreich bis 1848 dauernd geschah. Lenaus in der Zeit seines Aufschwunges so tapfer energischer Geist, seine edle, fein empfindende Natur gelangten in seinen Briefen an Cotta wiederholt zum Ausdruck. Leb haft äußert sich in ihnen der Dank für die große Förderung, die ihm durch Cotta zu teil ward. Den Antrag der »Neueren Gedichte« leitete er am 21. Juni 1838 mit folgenden Sätzen ein: Möge mir die I. G. Cotta'sche Verlagsbuchhandlung vergeben, daß ich sie mit meinen Propositionen so oft heimsuche! Was kann ich dafür, daß ich selbst von meiner Muse so oft heimgesucht worden? Das einmal Fertige mag ich nicht gerne liegen lassen in unseren Tagen, wo alles drängt und stürmt und wo ich meinem Namen, der eben mitten in der litterarischen Feld schlacht steht, von Zeit zu Zeit einige Hilfstruppen nachschicken muß, damit er in dem nächsten Tumult sich einigermaßen behaupte. Am 25. Juli 1842 schrieb Lenau aus Stuttgart an Cotta: Hochverehrtester Herr und Freund! Wenn ich bei meinen Gesinnungen und Bestrebungen nicht ohne Kampf und manche leidige Berührung mit der Außenwelt meinem öffentlichen Dichterberufe leben kann, und wenn ich in dieser Hinsicht, wie jeder mir Verwandte, gewisse Schattenseiten der Publizität zu beklagen habe, so muß ich andrerseits freudig bekennen, daß ich hinwiederum Entschädigung und Ermunterung finde in der persönlichen Stellung, in welcher ich zu Euer Hochwohlgeboren zu stehen die Ehre habe, und in dem ausgezeichneten Wohlwollen, womit Sie meinen schriftstellerischen Verkehr mit Deutschland mir zu erleichtern und annehmlich zu machen bemüht sind Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für die schöne und glänzende Gabe aus dem Cotta'schen Verlage, sowie für alle Zeichen Ihrer gütigen Freundschaft, die Sie mir bis jetzt in so reichem Maße haben zu teil werden lassen. Sollte ich vor Ihrer Zurückkunft Stuttgart verlaßen, so will ich meinen Weg über Dotternhausen nehmen, um nicht ohne persönlichen Abschied von Ihnen zu scheiden. Ein froh gestimmter Brief aus München, vom 30. März 1844, lautet:
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