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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1902
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- Deutsch
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^ 190, 18. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6475 Hochverehrtester Herr und Freund! Nach mancherlei durch unvollständige Adresse oeranlaßten Jrrgängen ist mir Ihr sehr wertes Schreiben vom 3. l. M. endlich zugestellt worden. Mit inniger Freude Hab' ich daraus ersehen, wie Ihr Wohlwollen gegen mich in edler Unstörbarkeit und nachhaltiger Freundlichkeit sortbesteht; wollen Sie dafür die Versicherung meiner unverbrüch lichen Verehrung und herzlichen Ergebenheit als Ihr gutes Recht entgegennehmen. Daß mein alter Savonarola nun endlich doch seine stille Zelle verlassen hat und in die Welt gegangen ist, freut mich nicht wenig. Wir wollen ihm, wenn es not thut, ein neues Habit bereiten, oder, falls man eine neue Auflage nicht mit diesem Namen be zeichnen kann, wenigstens im philosophischen Faltenwurf seines Habits einige Modifikationen anbringen. Was die neue Auflage meiner Gedichte im Miniaturformat betrifft, so bitte ich gütigst anzuordnen, daß mit dem Satze der ersten Bogen begonnen werde, damit ich nach meiner Ankunft in Stuttgart, welche den 3ten April stattfindet, bereits Arbeit finde, und dann durch die Korrekturen nicht allzu lange dort festgehalten werde, indem ich diesen Sommer ein Seebad zu besuchen wünsche. Mein wohlgetroffen Bild als Titelkupfer für die neue Auf lage meiner Gedichte zu erlangen, kann ich nach den bisherigen mehr oder weniger verunglückten Resultaten solcher Versuche nicht hoffen; wohl aber will ich zum Maler Schwind nach Karlsruhe reisen und ihn, wenn es Ihnen genehm ist, persönlich bewegen, irgend eines meiner Gedichte für den Kupferstecher zu zeichnen. Ich hatte diesen Winter mit manchen körperlichen und psychi schen Störungen zu kämpfen und freue mich nun dem Frühling doppelt entgegen. Ihr freundlicher Brief ist mir als wahre xriwula vsris gekommen. Mit ausgezeichnetster Hochachtung und inniger Verehrung Nicmbsch-Strehlenau. Der letzte uns erhaltene Brief des Dichters an Cotta betrifft dann den Kontrakt vom 30. Juli 1844. Er spiegelt ganz unmittelbar die herzliche Dankbarkeit, die der Dichter dafür empfand, daß Cotta sich auf sein dringendes Bitten zu diesem Vertrag verstanden hatte. Der Brief ward in Stuttgart, am 8. August, geschrieben, gleich nach Lenaus Rückkehr aus Frankfurt als glücklich Verlobter. Mit freudig und dankbar bewegtem Herzen mache ich Ihnen hier die Anzeige, daß Fräulein Marie Behrends meine erklärte Braut ist. Nachdem ich in Frankfurt einige unsäglich glückliche Tage verlebt, in welchen ich eine wahre Wiederverjüngung meines Herzens und meines Lebensmutes feierte; nachdem ich dort in festlicher Versammlung der Verwandten Glückwünsche und den Strauß des Bräutigams empfangen und am folgenden Tage mit meiner geliebten Braut einen Spaziergang Arm in Arm durch Stadt und Promenade gethan hatte, fuhr ich vorgestern, abends 9 Uhr, unter starkem Gewitter von der gelobten Stadt nach Stuttgart ab. Die gloriosesten Blitze, die ich jemals gesehen, durchflammten die Schwärze des Gewölks, und das Wetter hallte, als wollte mir der Himmel ein donnerndes Bravo! rufen. Groß, teurer, innigst verehrter Freund, ist Ihr Anteil an der Begründung meines Glücks, groß und nie verjährend Ihr Anrecht auf meinen wärmsten, tiefsten Dank. Leben Sie wohl und herzlich vergnügt auf Ihrem Landsitze, bis wir uns Wiedersehen. Morgen reise ich nach Wien und bald zurück nach Frankfurt und in den Himmel. Ich bitte meine angelegentlichsten Empfehlungen an Ihre Damen zu bringen. Euer Hochwohlqeboren innigst ergebener Niembsch-Lenau. Erschütternd wirkt im Schluffe dieses Briefes die Hoff- nnngsseligkeit — »nach Frankfurt und in den Himmel« — wenn man das so bald danach über Lenau zusammen brechende Unheil bedenkt, das ihn so jäh den Höllenqualen ausbrechenden Wahnsinns überantwortete. Mit welchen Gefühlen mag Georg v. Cotta dann vernommen haben, wie schnell dem ihm so nahestehenden Dichter die Freude an dem Vertrag aus der Seele geschwunden war! Auf den vorstehenden Brief nahm Anastasius Grün Bezug, als er in seiner kurzgefaßten Lenau-Biographie für die Gesamt ausgabe der Werke des Freundes vier Jahre nach dessen Tode, die Sätze niederschrieb: »Der Dichter fühlte sich als Kapitalist und richtete nachträglich noch einen Brief voll Dankes an den Freiherrn v. Cotta; erst später in Wien wurde er auf den Umstand, daß, da keine Verzinsung des Kapitals bedungen sei, er zunächst einer regelmäßigen Rente entbehre, von besseren Rechnern aufmerksam gemacht.« Und wenige Zeilen weiter heißt es: »Leidend, nervös und geistig aufgeregt, in qualvoller Unruhe weilte Niembsch seit 20. September in Stuttgart. Nagende Sorgen für seine und der erwählten Braut künftige Existenz scheinen ihn un unterbrochen verfolgt zu haben; es fanden sich später unter seinen Papieren ganze Bogen mit Ziffern besäet, auf denen er seine möglichen Jahreseinkünfte berechnet hatte.« Am 29. September traf den Dichter der Schlaganfall, der den völligen Ausbruch seiner Geisteskrankheit einleitete. In Bezug auf den ersten Satz von der fehlenden Ver zinsung schrieb der ungemein gewissenhafte Grün-Auersperg an Cotta, daß es »wohl auch dem ärgsten Grübler nicht gelingen werde«, aus seinen Worten »eine Verdächtigung der Verlagshandlung herauszudeuteln«. Wie Anton Schurz, mit seiner Frau der Haupterbe Lenaus und ein vorzüglicher Rechner, was schon sein Beruf als k. k. Rechnungsbeamter mit sich brachte, über den Ver leger seines Schwagers dachte, hat er mit besonderer Feier lichkeit in einem Glückwunschschreiben an diesen ausgesprochen. Cotta war im Dezember 1853 vom Kaiser von Oesterreich durch eine Ordensverleihung ausgezeichnet worden. Schurz schrieb ihm, daß darin auch eine verdiente Anerkennung von seiten Oesterreichs dafür liege, daß Cotta »Oesterreichs ersten Dichter zu einer Zeit, wo noch niemand denselben erkannt, und dann immer wieder und wieder auf glänzende Weise der Welt vorgeführt und solcherweise kein Geringes zur Steigerung österreichischer Ehre beigetragen« habe. »Ihre und Ihres Herrn Vaters Verdienste schmelzen in dieser Be ziehung in Eines zusammen, immer ist und bleibt es die I. G. Cotta'sche Buchhandlung, welcher Oesterreich zu großen Schulden verpflichtet ist.« Hätte auch nur der geringste Verdacht zu Annahmen bestanden, die jenen unbegreiflichen Angriff begründen könnten, wie hätte Schurz in der frischen Trauer um den verstorbenen »Freund und Bruder« den folgenden Dank an Cotta richten können: Ihr gütiger, zuvorkommend freundlicher Beileidsbrief war mehr als nur Ein linder Balsamtropsen in die Wunde unseres großen Verlustes. Meine Frau fühlt sich ungemein geschmeichelt durch Ihr ver bindliches Bedauern, ihrer Bekanntschaft irre gegangen zu sein. Gewiß, bei einem zweiten Besuche, dessen sich Wien von Ihnen zu erfreuen hätte, würde sie sich über einen solchen Verlust um so weniger zu trösten wissen, als sie sich damals schon Ihrer glücklicherweise erhaltenen Karte wie einer Trophäe bemächtigte und pries. Beehren Sie uns zur schöneren Zeit, so müssen Sie, — Sie müssen, sage ich, dann ohne Pardon nach dem herrlich gelegenen, wälderumgürteten und zugleich rebenumhügelten Weidling, das sich nun, wie des edelsten österreichischen Weines, so nun auch des Besitzes des größten aller österreichischen Dichter rühmt. Gerade gegenüber seiner friedevollen Schlummerstätte blickt aus den akazienumschatteten Fenstern eines kleinen Häuschens das feuchte Auge seiner treuen Schwester auf die nickenden Blumen seines Hügels. Kleine Mitteilungen. Post. — Unter der Ueberschrift -Unzulässige Drucksachen macht die -Deutsche Verkehrszeitung- auf folgende, vielfach vor kommende Verfehlungen des Publikums und auch der Post auf merksam: Ein Nachrichtenbureau hatte seinen gedruckten Aufsätzen, die es an Zeitungsredaktionen mit dem Anheimstellen um Aufnahme in ihr Blatt übersandte, Matrizen mit beigegeben, die durch Eindruck des Typensatzes in eine weiche, sich später verhärtende Papiermasse hergestellt waren und nur mit Letternmetall aus gegossen zu werden brauchten, um einen für die Presse fertigen Druckstoff zu liefern. Derartige Sendungen sind nach einer Ent scheidung des Reichspostamts zur Beförderung gegen die er mäßigte Drucksachentaxe nicht geeignet. — Unzulässig sind ferner bedruckte Blechstücke. Eine Fabrik von Metallplakaten, die zu ihren eigenen gedruckten Geschäftskarten dünnes Blech benutzt 851*
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