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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1902
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- Deutsch
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9612 Nichtamtlicher Teil. 270, 21. November 1902. eine langatmige historische Kritik zu geben; sein Hauptaugenmerk war lediglich auf archivalische Feststellungen gerichtet, und wenn auch die Ausbeute seiner Forschung im Verhältnis nur gering war, so hat er doch viele für die Geschichte des Zeitungswescns im allgemeinen und für das Breslauer Zeitungswesen vor 1742 im besondern interessante Einzelheiten zu Tage gefördert, aus die ich im Verlauf meiner weitern Ausführungen noch zurückkommen werde. Ein abschließendes Urteil über die erste Breslauer Zeitung konnte der Verfasser in Ermangelung thatsächlichcr un trüglicher Beweise in Gestalt der ersten Nummern nicht geben, wenn auch seine Ermittlungen die denkbar einleuchtendsten Schlüsse zulassen. Es soll ihm auch kein Vorwurf gemacht werden, daß er sich aus die Durchsicht der zunächst in Frage kommenden Breslauer rc. Bibliotheken und Sammlungen beschränkt hat, ob gleich meiner Ansicht nach die Möglichkeit endgiltiger Fest stellungen über den Ursprung speziell der ersten Breslauer Zeitung nur nach Heranziehung der meisten, auch der kleinsten deutschen und unter Umständen auch österreichischen Bibliotheken, Sammlungen und Archive gegeben ist, eine Arbeit, die füglich kein Sterblicher allein auf sich nehmen könnte. Wohl am ehesten wäre bisher noch unbekanntes Material über diesen Gegenstand in der Wiener Hofbibliothek und in den österreichischen Staatsarchiven zu vermuten. Ich weiß nicht, ob der Verfasser nicht wenigstens den Versuch gemacht hat, bezüg liches Material von dort zu erlangen. Zunächst sei noch bemerkt, daß der Titel des vorliegenden Werkchens Zweifel über den Inhalt zuläßt, insofern als sich der Verfasser nur mit den eigentlichen Zeitungen im modernen Sinne, mit jenen politischen Erscheinungen in der Litteratur, die wir noch heute als solche bezeichnen und deren wesentlichstes Merkmal das regelmäßige Erscheinen ist, beschäftigt und die schriftlichen Zeitungen, Einzeldrucke und sonstigen zeitungsähnlichen Ver öffentlichungen ausscheidet. Man kann ja zweierlei Ansicht darüber sein, ob man die letztgenannten Veröffentlichungen unter dem speziellen Begriff »Zeitungswesen« zu verstehen habe; da jedoch ganz zweifelsohne aus ihnen die regelmäßig er scheinenden Zeitungen hervorgegangen sind, so wäre es meiner Ansicht nach doch geboten, auch sie in den Bereich der Unter suchungen zu ziehen, einesteils, weil sie in der Geschichte des Zeitungswesens eine wesentliche Rolle spielen, anderseits, weil es unter Umständen durch sie möglich wäre, die Spuren aufzu finden, die aus den Anfang des vom Verfasser im Auge ge habten Zeitungswesens deuten. Noch 1732 (nicht 1632, wie E. Weigelt in »159 Jahre Schlesische Zeitung, Breslau 1842« angicbt) gab es in Breslau eine vom Sekretär des Grafen von Berg namens Senfftlcben redigierte »handschriftliche« Zeitung unter dem Titel: »Immer was Neues und selten was Gutes, oder schlesisches Journal«. Sie war in etwa 200 Abschriften in der Stadt verbreitet, kostete für das Lesen vierteljährlich einen, für den eignen Besitz zwei Thaler und zeichnete sich, da sie nur unter der Hand geschrieben und ausgegeben wurde und somit der Zensur entging, durch eine äußerst freie Sprache, durch scharfe Kritiken und starke Ausfälle gegen die Obrigkeit, die Religionsparteien re. aus. Zweifellos ist diese Zeitung für die Geschichte des Breslauer Zeitungswescns von wesentlicher Bedeutung; sie wird von Schierst jedoch auch nur vorübergehend erwähnt. Die älteste von Schierst aufgefundene Nummer einer ge druckten »Wöchentliche (Breslauer) Zeitung« ist eine nach dem Datum des erstgenannten Ortes unter den Nachrichten der Zeitung vom 3. September des Jahres 1632; er stellte jedoch aus den Archiven fest, daß der Breslauer Buchdrucker Georg Baumann bereits im Jahre 1629 um Konfirmation seines alten Buch druckereiprivilegs und um die Genehmigung, »wöchentliche Avisen drucken zu dürfen, gebeten hatte. Baumanns Schreiben ist zwar nicht mehr erhalten, dagegen befindet sich im Breslauer Staats archiv ein Schreiben des Kammerfiskals George Schönborner vom 28. Dezember 1629 an die Kammer, worin er empfiehlt, dem Baumann ein Privileg für gedruckte Zeitungen zu erteilen, da »solches nicht allein dem Novellanten zur Ersparung vielen Schreibens, sondern auch denen vom Adel, vom Lande und den andern in ganz Schlesien gelegnen Städten sehr bequem und zu träglich wäre», freilich nicht ohne eine von der Kammer oder vom Kaiserlichen Rathe vorher geübte Censur. Widerspräche nicht in gewisser Hinsicht ein aus Wien den 20. April 1639 datiertes Schreiben des Kaisers Ferdinand III. an den Rath der Stadt Breslau, in dem »Als Antwort aus ein Jntcrcessionsschreiben des Rathes in Sachen eines zweifellos wegen Uebertretung der für ihn in Frage kommenden Vorschriften verhaffteten Zeitungskrämers« ein von seiten des letzlern als Verteidigung angeführter Passus, daß er bereits »in die neunzehn Jahr derlei Krämerei alda bey der Stadt getrieben- vorkommt, so könnte man mit einiger Sicherheit behaupten, daß in den Jahren 1629/30 der Ursprung der ersten regelmäßig er scheinenden Breslauer Zeitung zu suchen wäre. Ob sich diese »neunzehnjährige Zeitungskrämerei« des betreffenden Zeitungs krämers, die demnach bereits seit 1620 ausgeübt worden wäre, nur aus den Handel mit Einzeldrucken, sogenannten »Newen Zeitungen«, bezog, ist nicht erwiesen, und da der Verfasser selbst meint, daß es ohne weiteres denkbar wäre, daß auch schon vor 1629 ohne Privileg eine Breslauer Zeitung bestand, so halte ich es um so mehr für geboten, das Breslauer Zeitungswesen weiter zurück zu verfolgen, d. h. also über die Vorläufer der eigentlichen Zeitung, die geschricbnen Zeitungen, Einzeldrucke -c. nähere Unter suchungen anzustellen. Immerhin hat man jetzt, nachdem bisher das Jahr 1656 als Entstehungsjahr der ersten Breslauer Zeitung angenommen werden mußte, untrügliche Beweise dafür, daß Breslau mindestens schon 1632 eine Zeitung besaß, und ich glaube, daß folgende Zusammenstellung deutscher Städte, wie sie in Bezug auf Zeitungs gründungen auf Grund der bisherigen Funde und Feststellungen nach einander rangieren, von Interesse sein dürfte: Slraßburg 1609 Basel 1610 Frankfurt 1615 Berlin 1617 Zürich 1620 Regensburg 1620 Hildesheim 1621 Wien 1623 (1610?) Magdeburg 1626 Augsburg 1627 München 1628 Rostock 1628 Breslau 1629 (1632) Leipzig 1630 Hamburg 1631 Schasfhausen 1633 Prag 1657 Nürnberg 1668 (1620?) Hanau 1678 Lübeck 1692 Wismar 1701 Altenburg 1707 Schwerin 1757 u. s. s. Auf die unerquicklichen Konkurrenznianöver und die Machen schaften, die von den jeweiligen Bewerbern behufs Erlangung des Privilegiums zum Drucken der »wöchentlich einkommenden Avisen« in Scene gesetzt wurden, und die uns der Verfasser in einen: Kapitel »Aktcnmäßige Geschichte des Breslauer Zeitungsprivilegs von 1629—1742« vorführt, will ich hier nicht weiter eingehen. Von allgemeinem Interesse erscheint mir dagegen das Kapitel über das Postwesen und die Nachrichtenverbreitung im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. War doch die verhältnismäßig schnelle Entwicklung des Post- und Botenwesens und der Nachrichtenüber mittlung überhaupt von ganz wesentlichem Einfluß auf die Ent stehung der regelmäßig erscheinenden Zeitung, ja war es doch erst durch die streng geregelten Postverbindungen, die von seiten des Staates sowie der einzelnen Städte selbständig ins Leben gerufen und unablässig verbessert und erweitert wurden, möglich, regel mäßig Nachrichten zu erhalten und in bestimmten Zwischenräumen zu veröffentlichen. Die erste städtische Post- und Botenordnung von Breslau datiert vom Jahre 1578. Sie wurde im Laufe der Zeit mehr fach umgeändert beziehungsweise verbessert, und die laufenden
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