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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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^ 270, 21. November 1S02. Nichtamtlicher Teil. 9613 Boten, die ursprünglich beispielsweise die Strecke von Breslau nach Leipzig in etwa acht Tagen znrücklegten, wurden bald durch reitende und fahrende Boten ersetzt, die den Weg in wesentlich kürzerer Zeit bewältigten. Den regsten Berkehr unterhielt Breslau schon damals mit Leipzig, und Leipzig ist als eins der frühesten Nachrichtencentren für Breslau anzusehen, doch ist aus den vom Bersasser mitgeteilten städtischen sowie staatlichen Post- und Boten ordnungen ersichtlich, daß sehr bald mit allen größern Städten des In- und Auslands ein ständiger reger Verkehr angeknüpst lourde, der die Nachrichtenverbreituug immer mehr begünstigte und Breslau wieder zu einem Hauptstützpunkt des Verkehrs mit dem Osten machte. Die ersten Anfänge des Breslauer Zeitungswesens sind, wie bereits ausgeführt, in Dunkel gehüllt. Außer einigen Zeitungs resten aus den Jahren 1632/33, die der Verfasser zu Tage ge fördert und die im übrigen jeder nähern Angabe des Datums entbehren und über Verleger und Verlagsort keinerlei Notiz auf weisen, fehlen thatsächliche Unterlagen, wenn man auch mit einiger Sicherheit annehmen kann, in den ausgefundenen Nummern aus Grund verschiedener Merkmale und Schlußfolgerungen Ueberreste der Zeitung des ersten Breslauer Privilcginhabers Georg Bau mann vor sich zu haben. Baumanns Nachfolger, Gottfried Jonisch, gab sogar während der Dauer seines Privilegs, wie sich urkundlich feststellen ließ, drei verschiedene Zeitungen heraus, von denen sich auch leider nicht mehr als zwei Nummern erhalten haben. So wenig auch aus diesen geringen Ueberreste» ersichtlich ist, waS einen Schluß auf den allgemeinen Inhalt des Blatts und den Standpunkt desselben zuließe, muß man doch dem Verfasser Dank wissen, daß er uns mit einer von ihm ausgefundenen Korrespondenz des Gottfried Jonisch mit einem seiner Abonnenten, dem Grafen E. von Gellhorn, bekannt macht und uns dadurch in den Stand setzt, einen Blick in den ganzen Geschäftsbetrieb des Jonisch, der nicht nur seine eignen Zeitungen verlegte, sondern in seiner Eigenschaft als Buchhändler auch andre auswärtige Zeitungen Vertrieb, zu thun, besser als es die sämtlichen Nummern der Zeitung selbst vermöchten. Wir erfahren außer den einzelnen Preisen auch Näheres über die Ausfertigung der Avisen, ihren Vertrieb, lernen den Abonnentenkreis und alle großen und kleinen Sorgen, sowie die ganze Stellung eines Breslauer »Zeitungers«, »Novellantcn« und »Avisenschrcibers« im siebzehnten Jahrhundert kennen. G. Jonisch rühmt sich im Gegensatz zu den andern Zcitungsverlegern jener Zeit, über die folgender Spottvers im Umlauf war: -Einen neue» Wechsel ich anfing, Daraus mir sehr viel Papiers ging, Ein Zeitungskrämcr, ein ehrlich Monsieur, Ein Mann auf die Nahrung ward aus mir, Im Land spargiert ich hin und her Die schönsten Lügen zentnerschwer! Darzu ward ich von Jung und Alten Zu jeder Zeit ganz wert gehalten«, »daß ich über die Korrespondenzen Sachen erdenke und ein schicken solle (wie es vielleicht wohl mancher thun möchte), ist meines Thuns nicht.« Von den Breslauer Zeitungen kostete die »Breslauer Ein kommende Freytags Postzeitung« jährlich 10 Rthlr., die »Kriegs und Welthändel- nur 4 Rthlr., in dem Zeitungsgelde waren noch inbegriffen schriftliche Zeitungen »so er im Vertraven sendet, dann Sie dem Druck nicht vertravet werden dürsen«, die nur den vornehmsten Kunden übermittelt wurden. Die Bezahlung geschah im voraus aus ein halbes Jahr: die Bestellung verpflichtete jedoch immer zum Abonnement auf ein ganzes Jahr. An Stelle des baren Geldes nahm der Ver leger auch Waren, und zwar Getreide, Geflügel, Fische, Butter, wie er es allgemein zuweilen nennt: »Küchelspeysse«, wobei z. B. 1^/z Schock Karpfen — 4 Rthlr. gerechnet wurden. Daß er seine Zeitungen nicht an alle seine Abonnenten zum gleichen Preise lieferte — der erwähnte Graf E. von Gellhorn beschwerte sich Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. mehrmals darüber —, hat wohl seinen Grund darin, daß der eine oder andre Abonnent mehr oder weniger »schriftliche« Zeitungen zugesandt erhielt. Die Abonnenten des Jonisch aus seine Zeitungen gehörten zumeist den gebildeten und wohlhabenden Kreisen an, und zwar in und außerhalb Schlesiens, »etliche Hundert mehr ausser als in dem Landt Schlesien, Vornehme, Fürsten, Grafen, Frey- und Edle Herren«. Bei den verhältnismäßig schlechten Verkehrsverhältnissen war für den weiten Abonnentenkrcis an einen einheitlichen Versand durch den Verleger noch nicht zu denken. Das Blatt wurde von den Abonnenten in der Stadt und denen in der Provinz, welche des öfter» regelmäßige Boten nach Breslau sandten, abgeholt; die andern bezogen es durch die Post. Infolge des unregel mäßigen Eintreffens insbesondre der Privatboten, denen keine allzugroße Zuverlässigkeit nachgerühmt wird, die manchmal erst beim Verlassen der Stadt bei dem Verleger vorsprachen und dann manchmal lange aus die Zusammenstellung ihres Paketes warten mußten, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Jonisch und seinen darüber ärgerlichen Abonnenten. Jonisch suchte sich so gut es ging zu entschuldigen unter Hinweis aus die Nach lässigkeit der Boten, und gar ergötzlich wirkt es, wenn wir von einer in der erwähnten Korrespondenz des Verlegers befindlichen »Newe Zeitung von keinem Menschen Sondern einer Blume von Petcrsswalde« erfahren, in welcher in humorvoller Weise erzählt wird, daß der alte Peterswaldauer Bote (genannt die -Blume von Peterswalde«) sich wieder einmal »besoffen« habe und Breslau nicht verlassen wollte, ein Umstand, der am Nichteintreffen der Zeitungen Schuld sei. Ionisch selbst hatte unter der Un zuverlässigkeit des Botenverkehrs sehr zu leiden. Er stellt in der Korrespondenz Mißverständnisse, betreffs nicht erfolgter Zahlung der Abonnenten, richtig, konstatiert mangelhafte und nur Teil zahlungen, wo der Abonnent behauptete, alles bezahlt zu haben, und findet überdies bei der überbrachten Summe zuweilen falsches Geld, wenn der Bote nicht etwa das zu überbringende Zeitungs geld einfach ganz unterschlug. Die weitaus größten Sorgen und Unannehmlichkeiten machte dem Jonisch jedoch die Erlangung der Abonnementsgelder von seinen Abonnenten überhaupt, und nament lich der erwähnte Gras von Gellhorn gehörte zu den säumigsten Zahlern; die stattliche Zahl der erhaltenen Mahnbriefe beweist dies zur Genüge. Jonisch mußte oft froh sein, an Stelle des Geldes, wie bereits angegeben, Waren zu erhalten, oft auch erst nach verschiedenen Mahnungen, und dabei schacherte man unaus gesetzt und suchte die Summe des zu erlegenden Zeitungsgeldes herabzudrückcn. Man braucht sich daher angesichts dieser wenig erquicklichen Zustände nicht zu wundern, wenn Jonisch mehrmals äußerte, daß er »nunmehro mit hiesiger Aussfertigung in Druckerey der Zeitung nicht mehr fortsahren werde, Sinteniahlen er dieses Jahr ein ziemblich Stück Geldt zugesezzet und zu großem Schaden kommen ist«. Die Absicht wurde allerdings nicht ausgeführt; wundern muß man sich jedoch darüber, daß er trotz seiner Verluste seinen Abonnenten oder vielmehr deren Bedienten auch noch Geschenke machte. Aber er mußte dies thun, um nur zu seinem Gelde zu kommen und die »vornehmen Clienten« nicht zu verlieren. Fast unglaublich erscheint es, wenn wir erfahren, daß Jonisch trotz der mißlichen Verhältnisse sogar die Absicht hatte, 'ein »täglich« erscheincndes Blatt herauszugeben. Von der Ausführung dieses Vorhabens ist jedoch nichts bekannt. Für die weitern Perioden des Breslauer Zeitungswesens steht kein ähnliches unschätzbares Quellenmaterial zu Gebote, doch lassen sich nunmehr die reichlich, oft ganz vollständig erhaltenen Zeitungsjahrgänge selbst als Quelle benutzen. Aus Mangel an Raum vermag ich den interessanten Ausführungen des Verfassers hier nicht so ausführlich zu folgen und begnüge mich damit, zu erwähnen, daß der Nachfolger des G. Jonisch, der Buchhändler Georg Seydel, mit dem übrigens der protestantische Charakter der 1266
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