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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1901
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1484 Nichtamtlicher Teil. 46, 20. Februar 1901. große Anzahl von Abhandlungen und Promemorien, darunter eine Arbeit über die französische Revolution, Robespierre und Mirabeau, mit langen Polemiken gegen Voltaire, worin der Ver fasser sich als Feind der Republik und des französischen Volkes zeigt, daS er -das unwissendste, frivolste und grausamste aller Völker- nennt. Dann eine polenfreundliche -Histoirg <lu eovssil xsrwansut stabil ä Vareovis par la äiäts <is l'annss 1775-, ein umfangreiches philosophisches Werk in Dialogsorm u. a. m. Unter den vierundzwanzig Veröffentlichungen über Casanova, die Ottmann aufführt, stoßen wir auch auf einen Buchhändler als Autor. Der Verfasser des 1899 unter dem Titel »Casanova, der vcnetianische Eulenspiegel, als Erzieher- in Bremen erschienenen Merkchens soll der Buchhändler und Dialektdichter Karl Tannen sein. Mit einer von ihm veranstalteten Uebersetzung von Casanovas Tragikomödie -DaS Polemoskop- schließt Ottmann seine biblio graphisch interessante Veröffentlichung. Polemoskop ist eine Lorg nette, die so eingerichtet ist, daß man mit ihr gewissermaßen um die Ecke sehen kann, indem sie nicht das Bild des Gegenstandes zeigt, auf den sie gerichtet ist, sondern einen andern, der sich links oder rechts von jenem befindet. Dadurch giebt cS bei zwei Damen, die sich von demselben, das Polemoskop besitzenden Offizier ge liebt glauben, eine Unsicherheit über den eigentlichen Gegenstand seiner Zuneigung. Das Werk zeigt ein großes Talent in der leichten, feinen Dialogführung und wäre auch leicht bühnenfähig zu machen. ES giebt eine Probe der Schätze, die noch ungchoben in Dux ruhen, lieber den Memoirenschreiber Casanova aber ur teilt F. W. Barthold, der die geschichtlichen Persönlichkeiten in dem Hauptwerke festgcstellt hat, wie folgt: -Wahrhaft bewun- dernswert ist, mit welcher objektiven Treue und Wahrheit unser Geschichtsschreiber die persönlichsten Verhältnisse beachtet. So viel Probiersteine uns zu Gebote standen, um den Goldgehalt seiner Angaben zu prüfen, so ist es doch unter den Hunderten von geschichtlichen Zeugen kaum ein halbes Dutzend, in denen er irrt, kaum einer, in dem er einer geflissentlichen Fälschung über führt werden kann! ... So steht Casanova, der Schriftsteller, Sittcnmaler und Geschichtsschreiber, unendlich hoch über dem Aben teurer. so veredelt sich ein LebcnSroman, nach der gewöhnlichen Auffassung nur voll der unzüchtigsten Bilder, die aber selbst dem abgestumpftesten Lüstling durch cynische Beseeltheit noch einen Kitzel erregen*), zu einem Werke der ernsten Klio, dergleichen die neuere Litteratur kein anderes aufzuweisen hat! Casanovas Me moiren sind das vollendetste, ausführlichste Gemälde nicht allein der sittlichen und der Gesellschaftszustände des Jahrhunderts, welches der französischen Staatsumwälzung vorausging, sondern auch der Spiegel des Staatslebens in seinen individuellsten Zwei gen, der Kirche, der Denkweise der Nationen, der Vorurteile der Stände; der Abdruck der Philosophie, also des innersten Lebens des Zeitalters. Wir möchten behaupten, daß, wenn alle anderen Schriftwerke zur Kenntnis des achtzehnten Jahrhunderts verloren gingen, wir in Casanova hinlänglichen Stoff besäßen, um die un ausbleibliche Notwendigkeit einer allgemeinen Umwälzung zu er messen.- Diese begeisterte Lobrede kann man einem Schriftsteller zu gute halten, der sich eingehend mit Casanova beschäftigt hat, und dem bei dieser Gelegenheit das passiert, waS in den meisten ähn lichen Fällen vorzukommen pflegt, daß er sich nämlich in den Gegenstand seiner Forschung verliebt. Wenn der italienische Abenteurer aber auch nur einen Teil von der Bedeutung gehabt hat. die ihm Varthold zuschrcibt, so wird die Frage seiner Weiter- vcrbreitung berechtigt sein. In dieser Beziehung spricht Ottmann -angesichts der Thatsache, daß die Ausgaben von Schütz und Buhl selten geworden sind und hinsichtlich ihrer Redaktion so außer ordentlich viel zu wünschen übrig lassen-, die Hoffnung aus, -daß die Firma VrockhauS sich in nicht zu ferner Zeit entschließen möchte, auf Grund des Originalmanuskriptes eine vollkommen authentische und kommentierte Ausgabe letzter Hand zu veranstalten-. Eine solche würde aber, was auch Ottmann einsieht, auf große Schwierigkeiten stoßen. Ich glaube nicht, daß unsere Zeit über die Erlaubnis zur Herausgabe solcher Schlüpfrigkeiten, wie sie Casanova bietet, freier denkt als das erste Viertel des vorigen Jahrhunderts: ging doch noch kürzlich eine Notiz durch die Zeitungen, daß in Berlin Casanova im sogenannten objektiven Verfahren konfisziert worden sei. Der Hinweis Ottmanns auf die Herausgabe der deutschen Ausgaben deutet aber an, daß er eine vollständige, ungekürzte und unbearbeitete deutsche Aus gabe für wünschenswert hält. Daß eine solche der staatsanwaltlichen Fürsorge entschlüpfen würde, halte ich für wenig wahrscheinlich; *) Diesen Zwischensatz unterdrückt Ottmann in dem Abdruck dieses CitateS, wahrscheinlich, weil er darin einen leisen Tadel seines Helden herausliest. Da die Auslassung gar nicht kenntlich emacht ist, so muß man gegen diese willkürliche Art des Citierens inspruch erheben. denn das litterarische Gefühl unserer Staatsanwälte pflegt nicht so sein zu sein, daß eS die bibliophilen Freuden an dem Besitz eines berühmten Buches verstehen würde. Wäre also der Erfolg, ja sogar die Möglichkeit einer solchen Ausgabe sehr zweifelhaft, so kann ich auch ihren besonderen Wert nicht einsehen. Die Buhlsche Ausgabe, die nach Ottmann -auf annähernde Voll ständigkeit Anspruch erheben darf-, ist wirklich schon reichlich saftig genug, und ich wüßte wirklich nicht, wozu diese Obszöni täten noch vermehrt werden sollten. Das kulturgeschichtliche Interesse, das den Memoiren ja ihren Wert verleiht, gestattet leider nicht, die Lascivitäten zu unterdrücken, aber die einzelnen breit ausgesponnenen Scenen einer wollüstigen Phantasie mildern heißt meines Erachtens nicht den Wert des Buches beeinträch tigen, um so weniger, als man gar nicht weiß, wie viel davon auf die Rechnung einer eitlen Rcnommierlust des alten Aben teurers zu setzen ist. Ich halte aus diesen Gründen im Gegen satz zu Ottmann gerade die Herausgabe einer die krassen Stellen mildernden Ausgabe für wünschenswerter als eine solche, die mit dem Original wörtlich übereinstimmt, und auch, weil ich bei aller Liebe zu Büchern doch auf ihren Inhalt mehr Wert lege als auf Aeußerlichkeiten, wohin ich auch die sakrosankte Konservierung offenbarer Fehler oder die Verwahrung gegen jede offensichtliche oder opportune Verbesserung rechne. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Frachtbriefe. — Das Centralblatt für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 15. d. M. bringt folgende Bekanntmachung, betreffend die Verwendung von Frachtbrief-Formularen. Durch Bekanntmachung vom 1. November 1899 (Centralblatt S. 366) wurde bestimmt, daß die in den Anlagen 0 und O der Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. Novem ber 1892 vorgeschriebenen Frachtbrief-Formulare auch nach Ein führung der neuen Eisenbahn-Verkehrsordnung vom 26. Oktober 1899 (Reichs-Gesctzbl. S. 557 ff.) noch bis zum 31. Dezember 1900 einschließlich verwendet werden dürften. Da noch jetzt größere Bestände von den alten Formularen vorhanden sind, so wird die Frist für deren Aufbrauch hierdurch bis zum 31. Dezember 1901 einschließlich erstreckt. Berlin, den 11. Februar 1901. Der Präsident des Reichs- Eisenbahn-Amtes: Schulz. Postkonferenz. — Am 18. d. M. traten im Sitzungssaale des Reichspostamts in Berlin unter dem Vorsitz des Staats sekretärs Herrn von Podbielski höhere Postbeamte und Vertreter von Handelskammern und anderen kaufmännischen und gewerb lichen Körperschaften zur Postkonserenz zusammen. Tie Tages ordnung umfaßte acht Beratungsgegenstände; davon betrafen vier Verbesserungen und Fragen des Telegraphenbetriebs. Den letzten Punkt der Beratungen bildete die Einführung des Postcheck. Verfahrens. Staatssekretär von Podbielski entwickelte, unterstützt von den zuständigen Referenten des Reichspostamts, die Absichten der Verwaltung und nahm die Anregungen und Wünsche der anwesenden Vertreter des Handels und der Gewerbe entgegen. Litteraturarchiv-Gesellschaft. — Die Litteraturarchiv- Gesellschaft in Berlin, von der in diesen« Blatte schon mehrfach berichtet worden ist, hielt, wie der Beilage zur Allgemeinen Zeitung geschrieben wird, an« 17. Februar ihre General- versainmlung in Berlin ab. Es ist ihr gelungen, in den neun Jahren ihres Bestehens fast 17 000 Briefe und etwa 700 Manu skripte deutscher Dichter und Gelehrter zu sammeln, die nun wohl- geordnet zunächst den Mitgliedern, aber auch anderen Forschern zugänglich sind. Hauptsächlich sind die Berliner Kreise aus dem Ende des 18. und dein Anfänge des 19. Jahrhunderts in den Schätzen des Litteraturarchivs zahlreich vertreten, neben Schleiermacher und den beiden Humboldts Niebuhr, Nico- lovius, Schadow, Süvern, weiter die Dichter Raupach und Sallet, Ramler, W. Alexis, Hoffmann von Fallersleben u. a. m. — Die Gesellschaft giebt für ihre Mitglieder Mitteilungen aus dem Litteraturarchive heraus, von denen kürzlich der zweite Band vollendet worden ist. — Der bisherige Vorstand wurde mieder- gewählt und besteht aus den Herren Geheimrat vr. Weinhold und Professor Or. Mommsen als Vorsitzenden, Oberbibliothekar vr. Meisner als Schriftführer, Bankier Alex. Meyer-Cohn als Schatzmeister und Geheimrat vr. Dilthey, Schulrat vr. Jonas, Geh. Justizrat Lessing, Prof. vr. Erich Schmidt und Geheiiner Legationsrat Or. von Wildenbruch als Beisitzern. Verein jüngerer Buchhändler -Paderborn-, — Zum Samstag Abend den 9. Februar hatte der Verein jüngerer Buch-
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