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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1901-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1901
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- Deutsch
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4980 Nichtamtlicher Teil. 141. 20 Juni 1901. Nichtamtlicher Teil. Der Besuch des IV. Internationalen Verlegerkongreffes in Berlin. (Vgl. Nr. 133, 134, 135, 136 d. Bl.) Den Arbeiten, die die vier Kongreßtage in Leipzig, von Montag bis einschließlich Donnerstag (10.—13. Juni), mit sich gebracht hatten, waren jeweils am Abend Stunden ge selliger Unterhaltung gefolgt. Beide vereinigt, forderten naturgemäß Anstrengung nicht gewöhnlicher Art, und daß daher am Schluß des Kongresses bei manchem der Teil nehmer, insbesondere der älteren, Abspannung sich geltend machte, war nicht weiter verwunderlich. Eine rechte Er quickung waren unter diesen Umständen die beiden herr lichen Tage, die die Kongreßteilnehmer in der Reichshaupt stadt erleben durften, wohin die Korporation der Berliner Buchhändler sie eingeladen hatte Hier warteten ihrer kein Beratungspensum, kein Protokoll und keine Beschlüsse, der Kongreß hatte Feierabend gemacht, und die Mitglieder gaben sich mit berechtigtem Hochgefühl gethaner Arbeit dem Vergnügen und der Belehrung hin, die die Gastfreundschaft der Berliner Kollegen, unterstützt durch die Herrlichkeiten der Reichshaupt stadt und nicht zum geringen Teil auch durch Wohlgeneigt heit des Wetters, ihnen boten. Am Freitag den 14. Juni bei schönem, kühlem Wetter war in der Morgenfrühe die zahlreiche internationale Gesellschaft von Buchhändlern auf dem Berliner Bahnhof in Leipzig erschienen, gegen 200 Herren, die den bereit stehenden Zug bestiegen und alsbald der Reichshauptstadt zudampften. Muntere Ge spräche, voll von Erinnerungen an die Leipziger Kongreßtage, ließen die wenigen Stunden der Fahrt schnell dahingehen. In Berlin hatten der Vorstand der Korporation und der Fest ausschuß sich vollzählig auf dem Bahnhofe eingefunden, um liebenswürdigerweise ihre Gäste persönlich zu empfangen und ihnen die Hand zu reichen. Mau zerstreute sich dann zunächst wieder in alle Winde, ein jeder um zu schauen, wo er nächt licher Weile sein Haupt niederlege. Viel Zeit blieb freilich nicht, denn schon um '/,3 Uhr nachmittags begann eine herrliche Wagenfahrt durch Berlin, die zu versäumen ein großes Mißgeschick gewesen wäre. Pünktlich hatte man als Teilnehmer sich auf dem Königsplatz vor dem welt bekannten alten Krollschen Etablissement einzufinden. Der Königsplatz ist ein ausgedehnter, mit prächtigem Baum schatten gesegneter Platz vor dem Reichstagsgebäude, gärt nerisch in entzückender Weise gepflegt. In seiner Mitte ragt die Siegessäule auf, und auch das eben enthüllte Bismarck- National-Denkmal erhebt sich auf ihm, das vor den Blicken der Kongreßteilnehmer freilich noch unter der Hülle ver borgen war. Gegen fünfzig elegante Landauer nahmen je vier Herren auf, und vorwärts ging die Fahrt. Die Wagen reihe umfuhr das Reichstagsgebäude, bog in die Siegesallee ein, die bekannte, in einziger Art mit Denkmälern der Ahnen des Kaisers geschmückte Prachtstraße, die sich der Welt durch häufige Nachrichten über neuen Denkmäler- Zuwachs in Erinnerung hält; sie umfuhr weiter vom Kemperplatz aus ein Stück des Tiergartens mit dem Lessing- und dem Goethe-Denkmal und zog durch das Branden burger Thor in die Stadt. Die Fahrt ging nun mit häufigen Ausbiegungen bis zur Klosterstraße im Centrum der Stadt, wandte sich von da nach Süden dem Halleschen Thore und dem Viktoriaparke am KreuzberA zu und er reichte schließlich nach zweistündiger Dauer den Wilhelms platz, einen traulichen, mit schönen Bäumen bestandenen Platz mit den Denkmälern der Helden des siebenjährigen Krieges, der bewährten Kampfgenossen Friedrichs des Großen. Das Wetter war leider trübe, aber die Luft war angenehm, und der drohende Regen hielt sich zurück, ja er wich sogar gegen Ende der Fahrt dem durchbrechenden Sonnenschein Zahlreich waren die sehenswürdigen Gebäude, Denkmäler, Brunnen, Brücken, Straßen, Plätze, Parks u. a. m., an denen der Zug vorüberkam; am sehenswürdigsten aber blieb das flutende Leben der Straße selbst, das freilich den Gästen aus Paris, London, New Jork nichts Neues geboten haben dürfte, immerhin auch auf diese des Eindrucks nicht ermangelte. Auch die Sauberkeit und Nettigkeit der Straßen, das viele prangende Grün darin fanden Bewunderung und Anerkennung. — Mit herzlichem Dank und voll Lobes über die prächtige Gelegenheit, in wenigen Stunden und in vollster Bequemlichkeit ein allgemein orientierendes Gesamtbild der Stadt in sich aufzunehmen, das lange in der Erinnerung haften wird, trennten sich am Wilhelmsplatz die Gäste von ihren liebenswürdigen Gastfreunden und Führern. Aber wieder nur für kurze Zeit. Schon nach zwei Stunden sah man sich wieder, und inzwischen waren viele andere Kollegen hinzugekommen, namentlich Leipziger, die im geschäftlichen Drange den Frühzug versäumt hatten. Außerordentlich zahlreich traf man sich in der siebenten Stunde beim Hellen Schein der sinkenden Sonne im Zoologischen Garten. »Frack- war die Parole Da sah man denn in dieser großen internationalen Gesellschaft auch eine so reichliche Menge von Ordensdekorationen, wie man sie selten bei sammen findet; die breiten, farbenfreudigen Ordensbänder belebten manches korrekte Schwarz-Weiß der Gesellschafts toilette und gaben auch dem Gesamtbilde einen belebenden farbigen Schimmer. In der Hauptsache aber sorgte für farbigen Schmuck der prächtige Saal, in dem man sich zum Mahle niederließ, und der wundervolle, mit echt künstlerischem Geiste geordnete Blumenschmuck der Tafeln Ein den ganzen Boden bedeckender, dunkelroter Plüschteppich vermehrte den farbigen Eindruck und sorgte zugleich in angenehmster Weise für Geräuschlosigkeit und für vorzügliches Verstehen der Tischreden. Ein erlesenes Mahl begann, ausgezeichnet in jeder Beziehung durch Reichtum der materiellen wie der rednerischen Genüsse, am meisten aber durch den freundschaft lich-kollegialen, liebenswürdigen Ton, der jedem Worte, das in Rede oder Unterhaltung floß, ausgeprägt mar. Die lange Reihe der Tischreden, deren internattonaler Charakter sich auch bei diesem Anlaß durch bunten Wechsel der Sprachen bekundete, eröffnete der Vorsteher der Berliner Korporation, Herr Ernst Bollert. Die Korporation habe es sich nicht versagen wollen, die in den Bortagen in Leipzig versammelt gewesenen Kongreßmitglieder aus der Haupt stadt des deutschen Buchhandels nach der Reichshauptstadt zu bitten. Die Korporation sei ihren Gästen dankbar, daß sie m so erfreulicher Vollzähligkeit ihrer Einladung gefolgt seien, und heiße sie herzlich willkommen. Wie immer, wenn Deutsche zu Festen versammelt seien, so dächten auch die heute in diesem Saale Feiernden vor allem unseres ver ehrten kaiserlichen Herrn, dem alle gern ihre Huldigung dar- brächten, den die Deutschen liebten, den alle Welt ehre. Gebe er doch täglich und stündlich uns allen das Beispiel einer unermüdlichen Thätigkeit und offenbare er doch in allem, was er thue, daß ihn kein höheres Streben beseele, als das Wohl seines Landes und einen gesegneten Frieden zu sichern. Wenn die Versammlung auch nur zum Teil aus Deuischen sich zusammensetze, so sei Redner doch sicher, daß auch die Nichtdeutschen in ihr sich gern mit ihm und der ganzen Festversammlung vereinigen möchten in dem
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