Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Fertige Bücher. 5605 ^ 'mitt > Wochenschrift für Kunst und Volkstum. Allwöchentlich ein Heft von 2 Bogen. Vierteljahrspreis 1 Mark ord. » Für den Privatgebrauch, für Lesezirkel, Leihbibliotheken offeriere ich ein Exemplar des eben begonnenen Quartals mit 5()o/g. Sehr geehrter Herr Kollege, kennen Sie sie eigentlich schon, die Deutsche Heimat? Nicht näher? Dann bitte ich sreundl. um Gehör für zwei Worte. Sehen Sie. diese merkwürdig billige Wochenschrift für Kunst und Volkstum verfolgt den ganz gewiß nicht seltenen Zweck, gute Litteratur ins Volk zu bringen, mehr: unsere Volkskultur durch das Hinaustragen künstlerischer Anregungen mannigfacher Art zu klären und zu befruchten. Ach! sagen Sie, das thun andere Blätter ja auch. Alle kommen sie und wollen das Publikum „erziehen". Die Leute aber sind des ewigen Erziehens müde, und halten sich, Wenn sie etwas halten, lieber Blätter, die nicht, aber auch garnicht erziehen wollen, sondern ganz im Gegenteil — Ganz recht, lieber Herr Kollege. Fragt sich nur, auf welcher Seite finden Sie, der geplagte und verklagte Sorti menter, Ihren Vorteil? Etwa bei Ihrer Deutschen Heimat? Die vierteljährlich 13 mal expediert werden muß und eine ganze Mark kostet?! Alles was recht ist, lieber Herr Georg Heinrich Meyer, aber rechnen Sie doch mal meinen Verdienst dran aus. Da halt ich's immer noch lieber mit der „Woche"; ergiebt's auch nicht viel — die Masse muß es eben bringen; das ist eine Wünschelrute fürs neue Jahrhundert. Ich befürchte leider, Verehrtcster, jene Masse thut Ihnen auf die Dauer den Gefallen nicht, weder die Masse des Stoffes noch die Masse der Abnehmer. Wohl aber sind Massenartikel solcher Art nur zu sehr dazu angethan, den Leuten auch die letzte Lust zum Bücherkaufen totzuschlagen. Und, sehen Sie, das ist der gemeinsame Grund, auf dem wir beide stehen und arbeiten müssen. Wir wollen, daß Bücher gekauft werden! Durchblättern Sie, bitte, einmal ein paar Hefte der Deutschen Heimat, und Sie werden verstehen, warum wir Verbündete sein müssen. Lesen Sie den oder jenen Beitrag, so werden Sic auch erkennen, warum wir dieses billige Volks blatt andern Blättern mit verwandten Bestrebungen zugesellt haben. Die Deutsche Heimat hat den Ehrgeiz, selber etwas zu sein, etwas, das in dieser Form noch nicht da ist, aber notwendig da sein muß. Und nun: Wenn die Deutsche Heimat für die Hcimatkunst eintritt, so gräbt sie Ihnen nicht das Wasser ab, sondern leitet es Ihren Mühlen zu. Wenn sie für die stolzen Geistesschätze der Nation ficht, so ermüdet sic die tausend Köpfe nicht mit den tausend Kleinigkeiten des Tags, sondern regt die müden Alltagssinne an zur erquicklichen Freude an Allem, was die Kunst uns Schönes schuf, und zwar zur Freude am Besitz. Sie aber, der Sie zum Mittler bestellt sind der Geistes- und Sinnenspcise, Sie sind es auch, der sein Teil, seinen baren Verdienst hat an der Frucht, die wir zu bestellen uns mühen: an der Empfänglichkeit aller Volkskreise für gute Litteratur, gute Kunst. Und darum, Herr Kollege, rechnen Sic diesmal nicht nur mit dem reinsten knappen Verdienst an unseren Heften, sondern rechnen Sie ein wenig in die Ferne mit jenem Ertrag, der hinter diesen Heften Ihrer wartet. Die künstlerische Bedürfnislosigkeit vieler, allzuvieler Kreise gilt es, urbar zu machen. Nicht für mich, nicht für Sie, noch für die Verleger allein, sondern uns Allen, unserem Volke, unserem Reiche zum Gewinn. Mit kollegialer Hochachtung Berlin SW. 46, im Juli 1901. Georg Heinrich Meyer.