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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-17
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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»V 243, 17. Oktober 1912. Nichtamtlicher Teil. Mrs-N»l»t> ,. d. DNchn, «uchband-: 12591 gegen den ß 129 des neuen Strafgesetzbuches verstoße, sie sandte daher das Exemplar an das Zensurlomitee in St. Petersburg, das dann gegen die drei genannten alten, ehr würdigen Herren Anklage wegen Aufreizung zum Umsturz erhob. Herr Efron hätte als Verleger eines periodischen Un ternehmens bei Vorhandensein des Verfassers und Heraus gebers nicht zur Verantwortung gezogen werden können, doch wurde das Buch als selbständiges Werk und nicht als erster Band einer Sammlung angesehen. Höchst interessant ist die Begründung der Anklage. Es heißt darin: der Verfasser Köttritz sei strafbar, weil der Inhalt tendenziös sei und nur die Reden der Linken, nicht aber die der Rechten der ersten Reichsduma zitiert seien. Der Verleger aber müsse bestraft werden, weil schon der Titel allein »Die erste Reichsduma« strafbar sei. Zudem müsse er zur Verantwortung gezogen werden, obgleich der Verfasser bekannt sei, da es sich hier nicht um ein periodisches Unternehmen handle. Aus diese glän zende (!) Motivierung erwiderten die Verteidiger, daß das Buch durchaus nicht tendenziös sei, da neben den Reden der linken Abgeordneten darin auch die Reden der Oktobristen und Minister abgcdruckt seien. Wenn das Buch keine Reden der äußersten Rechten enthalte, so sei das nicht die Schuld des Verfassers, denn in der ersten Reichsduma hätte es keine äußerste Rechte gegeben. Ebenso unerklärlich sei es, weshalb der Titel »Die erste Reichsduma« verbrecherisch sein solle. Die Verteidiger verzichteten, gegen die Auffassung des Gerichts zu polemisieren. Daß das Buch endlich der periodischen Lite ratur zugehöre, stehe schwarz auf weiß auf dem Titelblatt und dem Umschlag. Der Gerichtshof konnte die Angeklagten na türlich nur freisprechen. Es ist aber doch nicht uninteressant, zu lesen, wie man in Rußland Literaturprozesse macht. Während in Deutschland der Kampf um das Ausnahme gesetz zugunsten des Parzival tobt, rüstet man sich in Ruß land zu einer Aufführung dieses größten und erhabensten Werkes Richard Wagners. Leider aber hat die Zensur in St. Petersburg, der das Werk eingereicht wurde, die Auf führung nicht gestattet. Auch Schönherrs »Glaube und Hei mat« verfiel dem gleichen Schicksale. Es klingt fast wie Hohn, wenn man unter diesen Zensurverboten die Nach richt liest, daß es gelungen sei, in St. Petersburg die Er laubnis zur Ausführung von Stierkämpfen zu erhalten. Meiner Meinung nach dürsten diese Schaustellungen viel mehr zur Verrohung des Volkstums beitragen, als eine Auf führung von Schönherrs »Glaube und Heimat«, über das Verbot der Parzivalaufführung kann ich nur mit den Ach seln zucken — man hört auf, sich zu Wundern. Das vor kurzem erschienene »Statistische Jahrbuch für Rußland. 8. Jahrgang 1911« bringt einige interessante Zah len über den Bildungszustand der gesamten Bevölkerung im russischen Reiche. Er hat sich in den letzten Jahren nur wenig geändert und ist nach wie vor ein recht niedriger. Im eigentlichen russischen Reiche, außer Finnland, verstehen von 1900 Personen nur 211 zu lesen und zu schreiben, also nur zirka 21 Prozent. Etwas besser liegen die Verhältnisse in den Ostseeprovinzen, wo die des Schreibens und Lesens Kundigen zirka 71—80 Prozent ausmachen, und zwar in Livland 77,7 Prozent, in Kurland 70,9 Prozent und in Est land 79,9 Prozent. Die Zahl der Deutschen beträgt nach diesem Jahrbuche 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung Ruß lands. Mit dem hier schon erwähnten allrussischen Kongreß für Frauenbewegung, der Anfang 1913 in St. Petersburg statt finden wird, soll auch eine Ausstellung verbunden sein, die ein erschöpfendes Bild der Frauenbewegung in Rußland geben soll. Besondere Abteilungen werden der Schulhygiene und den Lehrmitteln gewidmet sein. Ferner sollen Arbeiten weiblicher russischer Architekten u. a. m. ausgestellt werden. Der Kongreß dürfte einer sehr starken Beteiligung sicher sein, da sich bis heute schon weit über 1000 Damen angemeldet haben. Unsere russischen Zeitungen sind voll von Kriegsgeschrei und Schimpfereien auf Österreich und Deutschland; nur Frankreich und England lassen sie als die großen Freunde gelten. Da mir die Anschauungen der russischen Zeitungen sehr einseitig erscheinen, hatte ich die Absicht, mich in auslän dischen Zeitungen etwas zu orientieren, und ging daher zu einem Zeitungsverkäufer, von denen an jeder Ecke drei stehen, um nach deni Matin, dem Berliner Tageblatt und den Times zu fragen. »Ausländische Zeitungen haben wir nicht«, bekam ich zur Antwort. Ich suchte den ganzen Newski an jeder Straßenecke ohne Erfolg ab, dis ich schließlich er fuhr, daß nur einige Buchhandlungen ausländische Tages zeitungen führen. Man sollte diesen Mangel in einer Zwei- Millionenstadt mit einem ausgeprägten Fremdenverkehr ein fach nicht für möglich halten. St. Petersburg. Erich Haake. Der deutsch-lateinische Büchermarkt nach den Leipziger Ostermetz-Katalogen von 1740, 1770 und 1800 in seiner Gliederung und Wand lung. Von Rudolf Jentzsch. (Beiträge zur Kultur- und Universalgeschichte, herausgegeben von Karl Lamprecht, Zweiundzwanzigstes Heft.) Leipzig 1912. R. Voigtländers Verlag. 8°. XI u. 404 S. und 3 Tafeln. Preis drosch. 12 ^ ord. II. Kür die größeren Büchergruppen ergibt sich solgende Einteilung: 1. Theologie. L. Jurisprudenz. 3. Medizin. 4. Allgemeine Gelehrsamkeit. 5. Geschichte, Geographie. 8. Staatsmissenschasten. 7. Philosophie. 8. Erziehung und Unterricht im allgemeinen. 9. Klassische Philologie. 10. Außerklassische Philologie. 11. Schöne Künste und Wissenschaften. 12. Populär-moralische oder philosophisch-satirische, oermischte Schriften. 13. Populäre periodische Schriften. 14. Praktische Hausbücher. 15. Mathematik und Naturwissenschaften. 18. Landwirtschaft, Technik, Gewerbe. Dieses Grundschema ist für Sie drei Jahre 1740, 1770, 1800 das gleiche; im Jahre 1800 ergibt sich durch die Sondergruppe »Schriften für das Volk« eine 17. Abteilung. Aus den bcigegebenen Tafeln wird dies Schema für jedes der drei Jahre durch die nötigen Unterabteilungen <z. B. bei der Theologie: Fachmännisch gelehrte Schriften sAllgemeine Theologie, Kirchengeschichte, Exegese, Pastoral- thcologiej; Erbauungs-, Predigt- und Andachtsliteratur; Religions- literatur) aus gegen 80 Einzelgruppcn erweitert. In dieses Gerippe ist das sorgfältig untersuchte Material eingegliedert. Der Unter suchung im einzelnen zu folgen ist in diesem Referat unmöglich; der Gang, den sie nimmt, ist schon dargelegt. Suchen wir deshalb ihre Ergebnisse zu skizzieren. Zunächst fällt das starke guantitative Wachstum der Produktion auf, 1740: 755 Schriften, 1770: 1144, 1800: 258», ein Beweis für die gewaltige Zunahme und Verbreitung des literarischen Bedürfnisses. Aber auch die Verschiebungen innerhalb des Büchermarktes sind be deutend. Wir finden Kruppen, deren Tendenz beharrend, andcrc, deren Tendenz veränderlich ist. Die Zahlen zeige» die prozentuale Stellung im Gesamtbüchcrmarkt der drei Jahre. 1838»
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