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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1901
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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6546 Nichtamtlicher Teil. 195. 22. August 1901. andere Aufgaben zu erfüllen, als Reklame für die Pro duktion eines ihnen entfernt verwandten Geschäftszweiges zu machen Im Grunde genommen stehen sich Buch und Zeitung feindlich gegenüber, und die eifrigen Zeitungsleser pflegen in der Regel schlechte Bücherkäufer zu sein, da sie das Geräusch des Tages der stillen Einkehr in sich selbst, die jede ernstere Lektüre nun einmal erfordert, vorziehen. Schon Goethe hatte für Leute, die vom »Lesen der Journale« kamen, nicht viel übrig. Wie kann man sich also von Bücheranzeigen in Tageszeitungen einen besonderen Erfolg versprechen? Nein, der Buchhandel sollte endlich einsehen, daß es seiner unwürdig ist, sich von der Tagespresse ins Schlepptau nehmen zu lassen und mit Rezensions-Exemplaren und mehr oder minder devoten Begleitbriefen um die Gunst der Redaktionen zu betteln. Er sollte einsehen, daß er für seine Produkte auch selbst Reklame zu machen und Absatzwege zu suchen hat und sich vorab der Vertriebsmittel bedienen, die der Buchhandel gerade im letzten Jahre in mehr oder minder vollkommener Form gezeitigt hat. Außer auf die vielen Ge legenheiten, streng wissenschaftliche Bücher durch die zahlreich im Buchhandel erscheinenden Spezial-Bibliographien in geeigneter Weise dem Fachpublikum bekannt zu geben, verweise ich für die allgemeine Litteratur z.B. auf die neuen, periodisch erscheinenden, praktischen und billigen litterarischen Vertriebsmittel, wie sie die Leipziger Firmen F. Volckmar — Blätter für Bücher freunde — und K. F. Koehler — Literarische Neuigkeiten — (vergl. B.-Bl. l25 u. l69) jetzt herausgeben. Auch der gesunde Gedanke gemeinsamer Vertretung gleicher Interessen, wie er in dem bei Schuster L Lo effler erscheinenden »Monats katalog« für Belletristik und neuerdings auch durch das S. Fischersche Unternehmen zum Ausdruck gebracht ist, müßte den Herrn Kollegen vom Verlage einen Fingerzeig bieten, wo Bücheranzeigen erscheinen müssen, wenn sie auf die Be achtung wirklicher Interessenten rechnen sollen! Bei den allgemeinen Klagen über das Versagen der Tageszeitungen dürfte der Verlagsbuchhandel es wenigstens nicht unver sucht lassen, seine Erzeugnisse in sachgemäßer und unauf dringlicher Weise weiten Kreisen durch die zu diesem Zwecke neu geschaffenen Unternehmungen buchhändlerischer Firmelt bekannt zu machen. Ll. in B. Kleine Mitteilungen. Zoll auf Musikalien in den Vereinigten Staaten. — Nach einer vom -Lpzgr. Tageblatt- mitgeteilten Entschei dung der amerikanischen Zollbehörde werden künftig Musikalien mit nicht-englischem Text und nicht zu reiner Instrumental - Benutzung dienend, als «fremde Bücher- betrachtet und zoll frei eingelassen. Nicht verzollt zu werden brauchen also nunmehr z. B. alle Sammlungen deutscher Lieder, Gesangswerke mit nicht englischem Text, sowie Stimmenheftc, wenn sie keinen englischen Text haben u. s. w. Dagegen bleiben zollpflichtig alle Bände, die teilweise, besonders zu Anfang, Seiten mit reiner Instrumental musik haben. -Die Gartenlaube.» — Wie andere bedeutende Leipziger illustrierte Blätter, so wird demnächst auch die -Gartenlaube- ihre redaktionelle Vertretung in der Reichshauptstadt haben. Zu diesem Zweck siedelt in der nächsten Zeit ein Teil der Redaktion nach Berlin über, während ein anderer Teil seinen Sitz in Leipzig und Stuttgart behält. Druck und Verlag der -Garten laube- bleiben nach wie vor in Leipzig. Die Kunst im Leben des Kindes. — Unter diesem Namen veranstaltet der Deutsche Buchgewerbeverein in Leipzig eine Wanderausstellung, die in einer großen Anzahl von Städten Deutschlands und Oesterreich-Ungarns zur Schau ge bracht werden soll. Die Ausstellung enthält drei Abteilungen und zwar 1. Künstlerisch ausgestattcten Wandschmuck für Schule und Haus; 2. Künstlerische Bilderbücher, und 3. Das Kind als Künstler. In der letzten Abteilung sind zahlreiche Zeichnungen von Kindern enthalten. Die Ausstellung soll nicht nur das Inland, sondern auch das Ausland, wie England, Frankreich, Norwegen, Däne mark, Schweden, Holland u. s. w. umfassen. Die Einsendung von Gegenständen, die in den Rahmen der Ausstellung passen, wird bis zum 31. August 1901 erbeten. Karikaturen von Franz Jüttner. — Nach der -Nat.-Ztg.- sind in der Berliner Kunstausstellung neuerdings fünf Karikaturen aus den -Lustigen Blättern- von Franz Jüttner durch die Nationalgalerie in Berlin angekauft worden. Alle fünf sind politischer Natur, eine bezieht sich aus die Drepfus-Affaire, zwei auf die chinesischen Wirren und zwei haben den Transvaal- Krieg zum Gegenstand. Gegen die Ueberbrettl-Wirtschaft. — Eduard Pötzl, der bekannte Wiener Schriftsteller, spricht sich sehr scharf und drastisch in einem Wiener Blatte über -Die Scharfrichter- und die ganze Ueberbrettl-Bewegung aus. Er sagt unter anderem: -Einen lieblichen Geschmack züchtet unsere Zeit, das muß man sagen. Wie die Giftpilze tauchen jetzt allerorten die sogenannten Ueberbrettl auf, die sich gegenseitig an Verwegenheit des Programms zu überbieten trachten. Unter der Flagge der Satire und Persiflage werden da Dinge vorgeführt, die einfach haar sträubend sind. Plumpe Mimenspäße, förmlich dampfend nach Provinzschmiere, wechseln ab mit Cirkuswitzen, über die eigentlich nur ein Pferd verständnisinnig lachen könnte. Unsere großen Dichter werden in blödsinnigen Parodien verhöhnt, deren sich jeder Geselligkeitsverein von Darmputzern schämen würde, und da den öden Geistern keine wirklichen Scherze einfallen, so treiben sie mit Ent setzen Scherz, indem sie Verbrechertum und Scharfrichteramt zu Unterlagen für ihre Laune wählen. Natürlich ist nicht einmal dies auf ihrem Mist gewachsen, sondern jenen Pariser Cabarets nachgemacht, in denen sich die Nervenmenschen der Gegenwart zwischen Särgen und Gerippen ihres Lebens freuen. Wenn man diese Art von Vortragsstücken liest, möchte man unseren armen Wiener Volkssängern auf den Knieen Abbitte leisten für den seiner Zeit erhobenen Vorwurf, daß sie der in der Volksseele schlummern den Rohheit allzu bereitwillig entgegengekommen seien. Wie hat der Gebildete die Nase gerümpft über die Wiener Singspielhallen und mit welcher Befriedigung wurde ihr endlicher Verfall begrüßt! Was für ein Geschrei erhob sich über das frivole Wien, als die Mansfeld und Hornischer ihre Brettllieder sangen! Und wie harmlos war doch das Wiener Brettl gegen die jetzt überall wuchernden deutschen Ueberbrettl.- — Den Streit, welcher Grad künstlerischer Bedeutung dem Ueberbrettl zugemessen werden soll, hat der Polizeidirektor einer schweizerischen Kantonhauptstadt, wie aus Zürich gemeldet wird, mit einem Schlage beendigt. Als dort eine bekannte Ueberbrettl-Gesellschaft eingetroffen war und alles zu den Vorstellungen schon vorbereitet hatte, legte sich plötzlich die Polizei ins Mittel und erklärte, nur künstlerische Darbietungen seien ohne polizeiliche Erlaubnis gestattet, für andere müsse auf Grund des Hausiergesetzes ein Hausierpatent gelöst werden. Vergebens suchte der Direktor der Polizei zu erklären, daß auch seine Truppe nur künstlerische Zwecke verfolge; der Polizeidirektor wußte es besser und bewies mit Paragraph soundsoviel, daß umherziehende Sänger, Schaubuden- und Menageriebesitzer, Tierbändiger, Schlangenbeschwörer rc. unter das Hausiergewerbe fallen und zur Ausübung ihres Berufes eines Hausierpatents bedürfen. Die in ihrem Stolze tief ge kränkten Künstler kehrten der Stadt den Rücken, die deutsche Kunst jedoch darf der Stadt und ihrem polizeilichen Oberhaupt dankbar sein, daß sie einen hitzigen Streit auf salomonische Art erledigt hat. Personalnachrichten. Gestorben: am 19. August in Bad Ems, wo er seit Jahren seinen Wohnsitz hatte, im Alter von siebenundsiebzig Jahren der bekannte Lustspieldichter Emil Pohl. Er war am 7. Juni 1824 in Königsberg geboren und wandte sich frühzeitig der Schriftstellerei zu. Er war ein liebenswürdiges, leicht und glatt arbeitendes Talent und hat mit seinen zahl reichen Lustspielen und Schwänken auf deutschen Bühnen manche hübschen Erfolge geerntet. Gern erinnert man sich jener Stücke, die der älteren Generation so viel Vergnügen bereitet haben, wie -Aus eigenen Füßen-, -Eine leichte Person-, -Zahnschmerzen-, -Die sieben Raben-, -Goldonkel-, -Lucinde vom Theater-, -Die verfolgte Unschuld-, -Der Jongleur- rc. Aus seiner letzten Schaffenszeit waren am erfolgreichsten der noch heute vielfach gegebene Einakter -Die Schulreiterin- und seine Bühnenbearbei tung des altindischen Dramas -Vasautasova- (»Das thönerne Wägelchen-), das vor einigen Jahren bei seiner Aufführung im Königlichen Schauspielhause zu Berlin eine starke Wirkung er zielte.
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