Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010921
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190109211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010921
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-21
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 7427 genau, denn in dem Briefe an ihn schreibt sein Gehilfe Pech, »er habe des Verfassers Briefe versteckt«, ja noch mehr, Palm hat offenbar der Flugschrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« eine sehr große Verbreitung an gedeihen lassen wollen, denn er hatte bei Hessel in Altdorf sogleich eine zweite, vermehrte Auflage drucken lassen, eine Thatsache, die bisher völlig unbekannt geblieben ist! Wie ich an anderer Stelle*) kürzlich nachgewicsen habe, ist die Schrift »Deutschland« rc. in allen unseren Bibliographien entweder gar nicht oder unrichtig angeführt; von einer zweiten Auflage ist aber weder in diesen, noch in den Veröffent lichungen über Palm etwas erwähnt. In einem Briefe des Buchdruckers Hessel (des Sohnes) vom Jahre 1883 findet sich die nachstehende Mitteilung: »Was das Buch betrifft, wegen dessen Palm erschossen wurde, so ist vielleicht das noch nicht bekannt, daß eine zweite Auflage davon gedruckt wurde. Dieselbe wurde aber, als die Verhaftung Palms bekannt wurde, in einen in meinem Hofe befindlichen Ziehbrunnen geworfen, aus welchem sie, als der Brunnen später in eine Pumpe verwandelt wurde, als Schlamm herausgeschafft wurde.« Eine interessante Ergänzung zu dieser kurzen Angabe enthält der »Fränkische Kurier« vom 24. Juli 1888, woselbst unter der Ueberschrift »Eine Erinnerungstafel an die Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands« aus Altdorf u. a. folgendes mitgeteilt wird: »Palm wurde verhaftet, obgleich er angab und bis zu seinem Tode beteuerte, daß er den Verfasser und den Drucker nicht kenne, und obgleich man in seinem Hause kein Exemplar der Schrift finden konnte. Als Palms Gehilfe Pech von der Verhaftung seines Kollegen hörte, schaffte er nämlich die vorhandenen Exemplare beiseite und sandte einen Eilboten an den Buchdrucker B. Hessel in Altdorf, der eben die zweite Auflage der Schrift für Palm's Verlag gedruckt hatte, mit der Mahnung, alle Exemplare zu vernichten. Hessel versenkte nun den ganzen Ballen in seinen Hofbrunnen, wo er blieb, bis die Franzosen abgezogen waren, dann aber als unbrauchbar gehoben wurde. Ein heimlich aufbewahrtes Exemplar hinterließ er seinem Enkel, dem jetzigen Buch druckereibesitzer Herrn I. P. Hessel, der es leihweise einem früheren Redakteur des Fränkischen Kurier überließ, aber nach dessen bald darauf erfolgtem Tode nicht wieder erhielt. Palm kostete die Schrift das Leben. Er hätte sich vielleicht retten können, wenn er Verfasser und Drucker verraten hätte. Er that es nicht, um sie dem sicheren Tode zu entreißen Von seiten B. Hessels gehörte Mut dazu, den Druck dieser gefährlichen Schrift zu übernehmen, während französische Truppen Nürnberg rc. besetzt hielten. Dieser Umstand und vor allem die Erwägung, daß in der Geschichte der Hin richtung Palms diese Schrift der Gegenstand des Verbrechens, das Corpus delicti ist, hat den Verschönerungsverein Alt dorf jetzt veranlaßt, an dem Hause, in dem sich früher die Hessel'sche Universitätsbuchdruckerei befand, eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen zu lassen: »In diesem Hause druckte B. Hessel 1806 die Schrift: Deutschland in seiner tiefsten (!) Erniedrigung!« (Nebenbei sei hier erwähnt, daß auch in Erlangen an dem Hause, in dem Palm sich einige Tage verborgen hatte, 1886 eine Gedenktafel angebracht wurde.) Das im Vorstehenden erwähnte, einzig erhalten gebliebene Exemplar der zweiten Auflage gelangte vor einigen Jahren aus dem Nachlaß eines Geistlichen in meinen Besitz. Ich habe in dem schon erwähnten Aufsatz in der »Zeitschrift für Bücherfreunde« über die Abweichungen des Textes der zweiten von dem der ersten Auflage bereits genau berichtet, und es *) Zeitschrift für Bücherfreunde 1901, September-Heft. sei deshalb hier nur noch hervorgehoben, daß die zweite Auf lage 174 Seiten umfaßt, gegen 144 der ersten, und sich ins besondere durch einen 26 Seiten umfassenden Anhang mit dem Titel »Deutschlands tiefste Erniedrigung, durch die Ver- theidiger des Gegentheils bestättigt« unterscheidet, der in der ersten Auflage nicht enthalten ist. In einem Artikel der »Vosstschen Zeitung« in Berlin, Jahrgang 1883, ist u. a. gesagt: »Es wird behauptet, Palm hätte sich retten können, wenn er den Verfasser der Broschüre genannt hätte. Auch das ist durchaus unrichtig. Durch Nennung des Verfassers würde er diesen nur mit sich ins Verderben gerissen haben, ohne sich zu retten.« In dem gleichen Artikel findet sich noch der Satz: »Was von Palm vor dem Kriegsgericht in Braunau verschwiegen wurde, war der Verfasser der inkriminierten Broschüre, nach dem Napoleon hauptsächlich fahnden ließ.« Zur richtigen Beurteilung Palms in dieser Hinsicht möchte ich auf eine, in den Veröffentlichungen über ihn bisher nicht berücksichtigte Schilderung des Abschieds Palms von seiner Familie Hin weisen, die Palms Tochter, Frau Sophie Lechner, dem könig lichen Bezirksgerichts-Registrator Pedrazzi in Nürnberg am 12. Oktober 1864 gegeben hat.*) Diese erzählte u. a.: »Mehrmals fiel die Mutter dem Vater um den Hals und bat ihn weinend und händeringend, ihr den Verfasser zu sagen, allein derselbe entgegnete immer: »»ich kann ihn Dir nicht nennen, er ist Familienvater wie ich, und es kostet ihm sein Leben, wenn ich ihn verrate; wenn er sich stellen würde für mich, dann wäre es gut; allein stellt er sich aber nicht, so mag er es jenseits verantworten««. Wenn also Palm bei den wiederholten Vernehmungen und bis zu dem letzten Augenblicke seines Lebens aussagte, er habe die fragliche Schrift von unbekannter Seite in ver schlossenen Paketen zur Weiterexpedition erhalten, so geschah dies sicher in der Zuversicht einerseits, selbst straffrei aus zugehen, und anderseits, um der Frage nach des Verfassers Namen vorzubeugen oder dessen angebliche Unkenntnis erklärlich zu machen. Daß er die Ueberlebenden geschont und nicht einmal den Versuch gemacht hat, sich selbst zu retten durch die Nennung des Verfassers, das deutet auf ein bewunderungswürdiges Maß von Edelmut und Geistes stärke, die im großen Gegensatz stehen zu der Zurückhaltung des Verfassers, der auch nach dem Sturze Napoleons es nicht gewagt hat, sich öffentlich zu bekennen. Palm starb als ein Opfer Napoleonischer Tyrannei, als ein Märtyrer seines Berufes, und sein Name wird in der Geschichte des deutschen Buchhandels für alle Zeiten glänzen. Kleine Mitteilungen. Stenographie-Unterricht an Bnchhandlungsgehilfen in Leipzig.—Der vom Buchhandlungsgehilfenverein zuLeipzig eingerichtete Sonderkursus in Stenotachygraphie hat Anklang ge sunden; doch ist den Teilnehmern der Sonnabend als Unterrichts abend erwünschter, als der anfänglich in Aussicht genommene Mittwoch. Die erste Unterrichtsstunde findet daher am Sonnabend, den 21. September (abends 9 Uhr, Buchhändlerhaus, linkes Portal) statt. Alle diejenigen, die sich noch nicht angemeldet, aber ein Interesse dafür haben, seien hierdurch nochmals zum Besuche eingeladen. Sozialdemokratische Parteipresse. — Ueber die geschäft lichen Erträgnisse der sozialdemokratischen Parteipresse entnehmen wir dem Berichte des Parteivorstandes über das Geschäftsjahr Juli 1900 bis Juni 1901 folgende Zahlen: Der Gesamt-Reingewinn stieg gegen das Vorjahr um 22 000 ^ und bezifferte sich auf 80 447 ^6. Den Ausgaben in Höhe von 617 531 standen Ein nahmen im Betrage von 697 978 gegenüber. Die Abonnements gelder, 503 426 wurden zum weitaus größten Teile durch die Expedition vereinnahmt, nur 39 008 gingen durch die Post ein. Die Inserate brachten 193 690 ^ ein. Die Redakteure bezogen *) Mitgeteilt im -Korrespondent von und für Deutschland«. Nürnberg. Jahrgang 1864. 980'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder